The First Templar25.05.2011, Benjamin Schmädig
The First Templar

Im Test:

Allzu wichtig schien den Machern ihre Geschichte nicht zu sein. Gleich zu Beginn jeder Filmszene wird jedenfalls die Taste eingeblendet, mit der man die bemühten C-Movie-Schnipsel abbrechen kann. Man verpasst ohnehin nichts: Ein Kreuzritter sucht den Heiligen Gral und allerlei Bösewichter stehen zwischen ihm und dem Becher. Es folgen Wegelagerer, Bosskämpfe, eine Verschwörung - und jede Menge peinlicher Dialoge.

"Hörst du das?"

"Nein, es ist ganz ruhig."

"Genau. Es ist zu ruhig."

Habt ihr den unterirdischsten aller Spannungstöter tatsächlich gerade ohne jede Ironie vorgetragen? Haben sie tatsächlich! Zu allem Überfluss hat sich irgendjemand sogar die Mühe gemacht und diesen Schmarren komplett synchronisiert. Schade um den Aufwand.

Kurz, knackig, gut?

Manchmal verstecken sich hinter diesen sperrigen Altbau-Kulissen richtig stimmungsvolle Schauplätze: verwunschene Wälder, geheimnisvolle Höhlen, brennende Häuser - für einen Abenteuerurlaub zu wenig, für einen Kurztrip aber gerade genug. The First Templar (ab 4,95€ bei kaufen) ist nicht mehr als ein Happen Action-Adventure, das auf geraden Wegen durch viel Action und ein wenig Abwechslung führt. Für brachialere Action tauscht man Erfahrungspunkte gegen neue Angriffe oder mehr Gesundheit. In Geheimgängen entdeckt man zusätzliche Erfahrungspunkte.

Zugegeben: Der Begriff "Geheimgang" ist zu hoch gegriffen. Es sind Pfade, die deutlich sichtbar vom klar erkennbaren Hauptweg abzweigen. 30 Sekunden latscht man da auf eine Truhe zu, in der Erfahrung (!) versteckt ist, latscht wieder zurück und kämpft weiter. Neue Schwerter oder Rüstungen findet man kaum, und wenn doch, ändern sich lediglich kosmetische Feinheiten. Spielerisch bleibt alles beim Alten. Das passt zur Charakterentwicklung: Die führt man erstens blindlings aus, weil auf den vier Entwicklungszweigen nur die nächstmöglichen Verbesserungen angezeigt werden. Man weiß aber nicht, ob man sich damit auf dem der Technik, der Stärke oder der Ausdauer befindet. Zweitens hält sich die Menge neuer Fähigkeiten und Werte in allzu überschaubaren Grenzen.

Action Miniatura

Das größte Problem ist aber nicht das kleine Rollenspiel, sondern die mickrige Action. Ausweichen, Blocken, Spezialattacken - alles da. Trotzdem sieht das dröge Säbeln nicht nur so aus, sondern spielt sich auch wie der banale Mausklick-Kampf eines betagten Action-Rollenspiels. Deren moderne Vertreter wirken sogar deutlich brachialer als diese lausigen Ritter-Imitate. Ich würde mich nicht an dem einfallslosen Gekloppe stören, wenn man den Kampf zugunsten eines anderen Elements geopfert hätte. Hat man aber nicht, denn die Kämpfe stehen im Mittelpunkt. Was soll man auf tausend einspurigen Feldwegen auch sonst erleben?

Gut, man kann schleichen - hin und wieder mal. Dann bückt man sich händereibend am Gegner vorbei oder dreht ihm von hinten den Hals um. Der Genickbruch klingt dabei allen Ernstes wie der Schuss einer kleinen Pistole. Es ist ein schnelles Knien&Töten ohne Spannungsaufbau, ohne clevere Gegner und ohne jede Gefahr; im Notfall zieht man einfach das Schwert. Ach, und manchmal muss man Spuren folgen. Man drückt dann eine Taste und schon weisen blütenweiße Fußspuren den Weg durch die schnurgeraden Levels. An Abzweigungen ist der Weg ohne die Spuren der Geheimgang - ausgefuchst!

Online? Off!

Halbwegs zeitgemäß ist das Zusammenführen von zwei Spielern, schließlich wird man auf der Suche nach dem Gral erst von einem Kameraden, dann von einer holden Braut begleitet und darf jederzeit zwischen den Figuren wechseln. Gesellige holen also am geteilten Bildschirm einen Kumpel ins Boot oder eröffnen ein Onlinespiel. Nach Letzteren darf man natürlich auch suchen - einen eigenen Charakter darf man allerdings nicht in die fremden Abenteuer mitnehmen. Man darf auch nicht jederzeit zwischen Online- und Offlinespiel wechseln, sondern nimmt die Einstellung ausschließlich im Hauptmenü vor. Immerhin: So ist man schneller in der Nähe des "Zurück zum Desktop"-Klicks.

Fazit

Ein interessanter Gewissenskonflikt: Nehme ich den Schild eines toten Ritters und entehre ihn damit, wie es der Partner meines Ritters vorschlägt? Oder lasse ich ihn liegen, wie es das Gewissen meines Alter Ego verlangt? Egal! Schild geschnappt, weiter gezogen - die potentiell spannende Entwicklung spielt überhaupt keine Rolle. Spätestens an diesem Punkt irgendwann zu Beginn des Abenteuers hatte The First Templar schon seinen erzählerischen Tiefpunkt erreicht. Dabei sind das Schleichen, das Spurenlesen, die Action, die Entwicklung mehrerer Charaktere und das gemeinsame Erleben die Zutaten eines ambitionierten Cocktails. In ihrer Summe wirken sie allerdings wie die Aneinanderreihung halbfertiger Versatzbrocken - spielerisch gehaltlos und müde inszeniert. Die meisten Action-Rollenspiele sind inhaltlich stärker, die steife Inszenierung ist eines modernen Actionspiels kaum würdig. Dieser erste Templer wird hoffentlich der letzte sein.

Pro

kooperatives Spielen online oder auf Splitscreen
technische altbackene, aber stimmungsvolle Kulissen
halbwegs abwechslungsreicher Ablauf

Kontra

schnurgerade Einbahnstraßen
kein Spielelement wirkt ausgereift
einfallslose Dialoge, dünne Handlung
kein Wechsel zwischen Online
und Offlinepartie im Spiel
unübersichtliche, eingeschränkte Charakterentwicklung
Erforschen wird mit schnöden Erfahrungspunkten belohnt
unausgereifte Gamepad-Steuerung
Pfeile schießen durch Felsen und andere ärgerliche Kleinigkeiten

Wertung

PC

Müder Mix aus Action und Rollenspiel - der auf keiner Ebene begeistern kann.

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