Jerusalem - Die Heilige Stadt05.03.2002, Bodo Naser
Jerusalem - Die Heilige Stadt

Im Test:

Ein neues Grafik-Adventure wendet sich vor allem an die historisch Interessierten unter Euch. Es wurde von Arxel Tribe für den französischen Publisher Cryo kreiert und wird Euch hierzulande von Modern Games präsentiert. Natürlich trägt es, wie fast immer bei derartigen Adventures, auch einen gewichtigen Namen: Jerusalem - Die Heilige Stadt (ab 6,70€ bei kaufen). Wir haben es eingehend für Euch getestet. Ob das Geschichts-Adventure wirklich etwas taugt und ob Euch Cryo damit endlich Innovatives bietet, erfahrt Ihr aus unserer Review.

Abenteuer im Heiligen Land

Das historische Grafik-Adventure Jerusalem - Die Heilige Stadt entführt Euch ins Jerusalem des Jahres 1552, das zu jener Zeit eine Metropole des mächtigen Osmanischen Weltreiches war. In eben diese Epoche verschlägt es erneut den schottischen Zeitreisenden wider Willen Adrian Blake, bekannt aus dem Vorgänger Pompeji - Die Legende des Vesuvs. Der Forscher ist immer noch auf der Suche nach seiner Verlobten Sophia, die - für Cryo-Adventures typisch - unter mysteriösen Umständen verschwunden ist. Zusätzlich soll Blake auch noch für den Statthalter des türkischen Sultans eine Verschwörung aufdecken, bei der Schurke Hayyat Unfrieden im labilen Gleichgewicht der drei Religionen stiften will. Daher muss er das Geheimnis um einen sagenhaften Dolch des Gründervaters Abraham lüften. Zu diesem Zweck soll Blake das Unmögliche schaffen: Ein Zusammenwirken aller Glaubensrichtungen vom Felsendom über die Klagemauer bis hin zum Heiligen Grab...

Gameplay

Das religiös angehauchte History-Adventure entstand durch eine Kooperation von Publisher Cryo, dem Entwickler Arxel Tribe und der Arbeitsgemeinschaft der Staatlichen Museen Franreichs. Als Kulisse für den interaktiven Film dient das historische Jerusalem des 16. Jahrhunderts, das geschichtlich korrekt dargestellt wird. In Ego-Perspektive wandert Ihr durch die Paläste, Gärten, Gassen und Plätze der Stadt - stets auf der Suche nach Hinweisen auf die Lösung des großen Rätsels. Immer dort, wo sich der intelligente Mauszeiger verändert, sind Aktionen möglich. Nach und nach sammelt Ihr so fleißig Gegenstände ein, die Ihr in Eurem übersichtlichen Inventar aufbewahren könnt. Die Sachen müsst Ihr dann bei den zum Teil sehr kniffligen Puzzles einsetzen. Viele der Logik- und Kombinations-Rätsel sind überhaupt nur mit religiösen Vorkenntnissen zu lösen.

Jerusalem - Die Heilige Stadt ist selbst für ein klassisches Adventure reichlich linear und leider nur wenig interaktiv. Zwar sind Gespräche mit den Personen im Spiel möglich. Die finden dann aber zumeist in der Form von Monologen statt, bei denen Ihr nur stumme Zuhörer seid. Zudem handelt es sich oft nur um historische oder religiöse Belehrungen, die bisweilen aber etwas arg trocken ausfallen. Wer will, kann die auslassen, da sie farblich abgehoben sind. Die von Cryo zuvor groß angekündigte uneingeschränkte Handlungsfreiheit ist leider nicht in die Tat umgesetzt worden. Im Besucher-Modus könnt Ihr zwar die Original-Schauplätze (z.B. den Felsendom) auch nur anschauen, wenn Ihr nicht rätseln wollt, dies ist aber eigentlich keine In-Game-Funktion mehr.

Eindeutig gelungen ist jedoch das eingebaute Lexikon, das in 75 kurzen Artikeln die historischen und religiösen Belehrungen im Spiel sinnvoll ergänzt. Hier könnt Ihr noch mehr über Jerusalem, das Heilige Land und die drei Weltreligionen erfahren. Überhaupt ist es recht löblich, dass Jersualem - Die Heilige Stadt eine Atmosphäre von Toleranz gegenüber fremden Religionen und Kulturen vermittelt. In unseren turbulenten Tagen ist solche Aufklärung wohl notwendiger denn je. So könnte man das Spiel fast auch als Lernmittel in der Schule einsetzen. Wohl einmalig in der oft zynischen Computerspiele-Welt: Politisch korrekt wird ein Euro des bezahlten Entgelts für ein Entwicklungshilfe-Projekt in Burkina Faso verwendet!

Grafik

Echte 3D-Elemente sucht Ihr im Spiel zwar vergebens, Jerusalem - Die Heilige Stadt bietet Euch aber die aus dem Hause Cryo fast schon obligatorische Render-Grafik, die vor allem prächtige Hintergründe schafft. Die einzelnen Schauplätze wirken jedoch manchmal arg leer und hätten ein wenig mehr Leben vertragen können. Auch die häufig auftretenden animierten Zwischensequenzen sind detailreich und schön anzusehen. Nur die animierten Figuren sehen bisweilen wie Marionetten aus und nicht wie lebendige Menschen, die sie ja darstellen sollen.

Sound

Angenehm fällt auch der arabische Soundtrack mit tollen Klängen von den bekannten französischen Musikern Benoit de Mesmay und Olivier Louvel auf. Diese Musik ist - entgegen landläufiger Meinung - auch auf Dauer nicht aufdringlich und bleibt im Hintergrund. Wie überhaupt das ganze Adventure, so wurde auch die Sprachausgabe gut lokalisiert.

Pro:

  • historisches Jerusalem-Adventure
  • geschichtlich korrekt
  • Atmosphäre der Toleranz
  • lehrreich
  • historisches Lexikon
  • Besucher-Modus
  • prächtige Hintergründe
  • deutsche Sprachausgabe
  • arabische Musik
  • schöne Filmchen
  • Spende für Entwicklungshilfe
  • Kontra:

  • zu linear
  • wenig Interaktion
  • schwere Rätsel
  • teils trocken
  • wenig belebt
  • hölzern animierte Personen
  • Vergleichbar mit:

    Pompeji - Die Legende des Vesuvs, Atlantis-Reihe

    Fazit

    Jerusalem - Die Heilige Stadt ist wieder ein geradezu typisches Adventure aus dem Hause Cryo: Grafiklastig, wenig interaktiv, aber mit recht anspruchsvollen Logik-Rätseln. Neu ist eigentlich nur der historische Anspruch, mit dem das Adventure entwickelt wurde. Das Spiel ist nämlich äußerst lehrreich, was nicht zuletzt durch die In-Game-Lektionen und auch durch das eingebundene Lexikon erreicht wird. Fast zwangsläufig geht aber so der Spielspaß verloren. Historisch und religiös Interessierte werden sich trotzdem daran erfreuen.

    Wertung

    PC

    0
    Kommentare

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