Harry Potter und die Kammer des Schreckens22.11.2002, Paul Kautz
Harry Potter und die Kammer des Schreckens

Im Test:

Er zaubert und zaubert und zaubert: Harry Potter, jüngster und gleichzeitig bekanntester Magier der Welt, und gerade wieder im Kino mega-erfolgreich, ist natürlich auch wieder pünktlich auf dem PC vertreten. Wie sich die Kammer des Schreckens im Vergleich zum Vorgänger schlägt und ob das zweite Schuljahr in Hogwarts einen Besuch wert ist, erfahrt Ihr im Test.

Peitschende Weiden und Monsterstimmen

Das Spiel folgt der Handlung des Buches bzw. des Films nur sehr lose: es ist Harrys zweites Jahr auf der Zaubererakademie Hogwarts. Anfangs ist alles noch einigermaßen normal, aber kurze Zeit nach seiner Ankunft hört er merkwürdige Stimmen, die ihm damit drohen, ihn zu zermalmen. Außerdem werden eine Katze und mehrere Mitschüler versteinert - natürlich glauben wieder mal die meisten, dass Herr Potter dahintersteckt.

Eine Eurer Aufgaben ist es daher, den wahren Schuldigen aufzudecken und wieder Frieden nach Hogwarts zu bringen. Diese Story wird im Zeitraffer abgespult, Ihr kommt lediglich an Schlüsselstellen zum Einsatz. Die restliche Zeit verbringt Ihr damit, Verstecke zu suchen, Jump-and-Run-Passagen zu überstehen, sowie diverse Tests hinter Euch zu bringen.

Die ersten paar Abschnitte dienen als Tutorial: Euer Kumpel Ron muss aus der peitschenden Weide, einem renitenten Baum, der es nicht mag, wenn man mit einem fliegenden Auto in ihm landet, befreit werden, danach ist steht Hüpf- und Klettertraining auf dem Fitness-Plan. Die Steuerung entspricht zum großen Teil der des Vorgängers, hat aber eine entscheidende Verbesserung erfahren: Harry kann endlich strafen, was dem flüssigen Spielalltag sehr zugute kommt.

__NEWCOL__Viel Altes, viel Neues

Grafisch erinnert die Kammer des Schreckens auf den ersten Blick erschreckend genau an den ersten Teil, der schon vor einem Jahr veraltet aussah: Ihr dürft unter drei Auflösungen wählen, Ewiggestrige benötigen nicht mal eine 3D-Karte. Die Texturen und 3D-Modelle aller Akteure sind nach wie vor grob, außerdem trüben massig Clipping-Fehler die Optik. Nichtsdestotrotz gibt es auch Gutes zu berichten: die aus der Schulterperspektive gezeigten Zauber-Effekte sind immer noch schön anzusehen und wurden noch weiter ausgebaut, die Umgebungen sind abwechslungsreich und die Hardwareanforderungen sehr moderat.

Wie gehabt, müsst Ihr erst Zauber erlernen, bevor Ihr sie in den weitläufigen Ländereien Hogwarts´ anwenden dürft. Dabei gibt es einen großen Unterschied zu <4PCODE cmd=DGFLink;name=Teil 1;id=1411>: ihr müsst keine Strukturen mehr mit der Maus nachmalen. Stattdessen gilt es wie bei einem Tanzspiel im richtigen Moment eine bestimmte Pfeiltaste zu drücken, wobei die Kombinationen mit fortgeschrittenen Zaubern immer wilder werden - das Ganze ist dennoch wesentlich einfacher zu handhaben als die vorhergehende Methode.

Nach jedem erlernten Zauber folgt automatisch ein Trainingsparcours, in dem Ihr den neuen Spruch ausgiebig testen dürft. Abhängig davon, wie schnell Ihr den Parcours schafft, werden jede Menge Punkte für euer Haus Gryffindor gutgeschrieben.

Zu den Waffen!

Die Zauber umfassen anfangs Klassiker wie »Flipendo« (Dinge umwerfen), »Lumos« (Licht machen) und »Alohomora« (Türen öffnen). Zusätzlich lernt Ihr im Laufe Eures Schuljahres noch weitere nützliche Hexereien: dazu zählen »Entschleimen«, um mit giftigem Ektoplasma verschmierte Gänge wieder begehbar zu machen, »Diffindo«, um blockierende Pflanzen oder Seile zu durchschneiden, und »Rictusempra«, den Duellierzauber.

Das Duellieren ist nämlich seit neuestem in Hogwarts angesagt: Ihr könnt unter drei Sprüchen wählen, die Ihr Eurem Kontrahenten um die Ohren werft. Derjenige, der als erster keine Energie mehr hat, hat verloren - so einfach ist das. Ihr dürft jederzeit neue Duelle annehmen, um zusätzliche Bohnen zu gewinnen. Natürlich habt Ihr auch so schon genug Gegner zu bekämpfen: Risenschnecken, Spinnen, Gnome, Wichtel, fleischfressende Pflanzen und vieles mehr.

Wie schon im Vorgänger braucht Ihr Euch keine Gedanken darum zu machen, wie Ihr die Zaubersprüche anwendet. Sie werden, abhängig vom zu verhexenden Objekt, automatisch vom Programm gewählt - Ihr müsst lediglich die Maustaste klicken. Die meisten der neuen Zauber haben sich die Entwickler aus den Fingern gesaugt, so dass es sehr bedauerlich ist, dass sie nicht auch an einen »Verwandle Malfoy in einen Frosch«-Zauber gedacht haben, mit dem man Harrys nervenden Erzrivalen Draco Malfoy schnell und unkompliziert aus dem Weg räumen könnte.

__NEWCOL__Bohnen und Schleim

Forschernaturen dürften in <4PCODE cmd=DGFLink;name=Harry Potter und die Kammer des Schreckens;id=2481> allerlei Freudentänze aufführen, denn es gibt viel zu entdecken - sehr viel. Als Erstes wären da natürlich Bertie Botts´ Bohnen aller Geschmackrichtungen, die nach einem herzhaften »Flipendo« aus Kesseln, Ritterrüstungen, Flaschen usw. hervorspringen. Diese Bohnen könnt Ihr dann gegen andere Dinge tauschen, denn seit neuestem treiben sich überall in Hogwarts Schüler herum, die mit Euch handeln wollen.

Zweitens sind wieder überall insgesamt 101 Zauberer-Sammelkarten versteckt, die sich nach einem warmen Platz in Eurem »Folio Magi«-Album sehnen - aber erst mal gefunden werden wollen. Diese in drei Farben auftretenden Karten haben jetzt mehrere Bedeutungen: Für je zehn bronzene Karten bekommt Harry eine zusätzliche Energieleiste. Und für alle 40 der schwer zu findenden Silberkarten wird ein neuer Abschnitt in Hogwarts geöffnet. Die nächsten Such-Objekte sind Flubberwurmschleim und Mega-Power-Rinde - beides in einem der vielen in Hogwarts herumstehenden Kessel kombiniert, ergibt einen praktischen Heiltrank mit dem konsequenten, aber dennoch fürchterlichen Namen »Mega Power Trank«.

All diese Dinge liegen nur selten offensichtlich im Weg herum, sondern müssen mal mehr, mal weniger einfach gefunden werden - manche lassen sich erst mit fortgeschrittenen Zaubern erreichen. Praktischerweise seid Ihr an keine feste Storyline oder einen Zeitplan gefunden, d.h. Ihr dürft machen was Ihr wollt, wann immer Ihr es wollt.

Besenreiten

Kein Harry Potter-Spiel ohne das obligatorische Quidditch-Match: selbstverständlich dürft Ihr auch dieses Mal wieder den Besen besteigen und auf die Jagd nach dem goldenen Schnatz gehen. Das wurde ebenfalls vereinfacht, Harry folgt und nähert sich dem flinken Ding jetzt automatisch. Ihr müsst nur noch auf die gegnerischen Klatscher aufpassen, und den Konkurrenten möglichst effektiv aus dem Weg rempeln.

Um Euch die Sache noch ein wenig leichter zu machen, könnt Ihr für eine beachtliche Zahl Bohnen einen Nimbus 2001-Besen erwerben, mit dem Ihr schneller unterwegs seid. Wie gehabt, bekommt Ihr für bestandene Prüfungen oder sonstige Herausforderungen Hauspunkte für Gryffindor.

Die werden auch bitter benötigt, denn im Spiel gibt es regelmäßig eine Auswertung der Punkte. Liegt Euer Haus vorne, darf Harry für eine bestimmte Zeit (abhängig vom Vorsprung zum Zweitplatzierten) in einen Bonusraum, in dem es massig Bohnen abzustauben gibt.

__NEWCOL__Harry bleibt allein

Während Ihr die Zeit mit dem Lösen von Aufgaben und dem Suchen nach versteckten Boni verbringt, müsst Ihr allerlei Jump-and-Run-Sequenzen hinter Euch bringen. Harry kann (auf Wunsch auch automatisch) springen und klettern, was auch sehr oft gebraucht wird, um einen tiefen Sturz zu vermeiden.

Leider dürft Ihr auch dieses Mal nicht frei speichern, sondern müsst spärlich verteilt Bücher aufnehmen, woraufhin automatisch ein Spielstand gesichert wird. Angesichts weniger nerviger Hüpfpassagen und leichter Schalterrätsel ist das aber kein allzu großer Wermutstropfen. Falls Ihr Euch verlaufen haben solltet, dürft Ihr neuerdings auch eine Karte einblenden, auf denen die wichtigsten Locations eingezeichnet sind.

Akustisch sind vor allem die sanften Musikstücke hervorzuheben, die den Zauber von Hogwarts passend untermalen. Ganz im Gegensatz dazu ist die deutsche Sprachausgabe weder von den Original-Sprechern vorgetragen noch irgendwie bemerkenswert. Ganz im Gegenteil, die Kinder-Stimmen gehen nach einiger Zeit gehörig auf die Nerven und klingen viel zu verkrampft.

Auch dieses Mal bleibt das Abenteuer einer Person vorbehalten - ein Multiplayer-Quidditch-Match oder kooperatives Durchstreifen von Hogwarts bleibt nach wie vor Wunschträumen vorbehalten.

Fazit


Auf der einen Seite ist Harry Nummer 2 wieder ein zauberhaftes Spiel: leicht zu bedienen, motivierend, mit allerlei Mini-Spielchen garniert und irgendwie einfach knuffig. Auf der anderen Seite ist die Technik trotz aller Verbesserungen immer noch von vorgestern, der Schwierigkeitsgrad sehr niedrig, und das Abenteuer immer noch nur allein spielbar. Doch die klar definierte Zielgruppe, junge Potter-Fans, wird wunderbar bedient. Falls Ihr also gelegentlich ein Stündchen oder zwei entspannt durch Hogwarts stöbern wollt, dann ist die Kammer des Schreckens ein willkommenes Ausflugsziel. Hardcore-Zocker werden sich hingegen gackernd abwenden, Spieler, die eine echte Herausforderung suchen sowieso.

Pro

<li>einfache Bedienung</li><li>viel zu Entdecken</li><li>nette Grafikeffekte</li><li>hübsche Umgebungen</li><li>sehr motivierend</li><li>viel Freiheit</li><li>niedrige Hardwareanforderungen</li><li>viele kleine Verbesserungen</li><li>atmosphärische Musik</li>

Kontra

<li>kein Multiplayermodus</li><li>wenig genutzte Lizenz</li><li>altbackene Grafik</li><li>lieblose Sprachausgabe</li><li>sehr einfach</li>

Wertung

PC

Unkompliziertes Action-Adventure für jüngere Potter-Fans.

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