Die Steuerung meistern
Aber bevor Ihr Euch fragen könnt, ob Lara tatsächlich die Mörderin und wer das Monster ist, begrüßt Euch das Tutorial auf der Flucht in den Pariser Hinterhöfen. Eine dezente Frauenstimme gibt die ersten Bewegungsanweisungen, die Ihr wahlweise per Tastatur und Maus oder Gamepad ausführen könnt. Letzteres empfiehlt sich wärmstens, denn es ist wesentlich bequemer zu bedienen.
Maus-Liebhaber werden sich ohnehin fragen, warum man sich mit dem Nager nur seitwärts, aber nicht nach oben und unten umschauen kann - ein unverständlicher Designfehler. Und schon nach wenigen Minuten des Laufens, Springens und Kletterns wird klar: Lara hat nicht nur die Polizei und ein Monster im Nacken, sondern auch die wenig intuitive und unpräzise Steuerung. Auch der später spielbare Kurtis Trent muss damit kämpfen.
Zunächst fühlt man sich an alte Tomb Raider-Zeiten erinnert, denn Lara dreht sich so steif als hätte sie ein Korsett an. Und obwohl die Rollen inklusive Drehung sowie Rückwärts- und Seitwärtssalti aufgrund der einwandfreien Ausführung eher wohlige Erinnerungen wach rufen, hemmen dilettantische Macken den Bewegungsdrang: Schon das gerade Aufstellen vor einem Sprung kann in Fummelei ausarten - steht Lara nur wenige Millimeter falsch, springt sie Meter vorbei.
Auch nervig: Trotz eingeblendetem Aktions-Icon muss man oft nachjustieren, um Kisten oder Schalter zu bewegen. Und manchmal dreht sich Lara bei Treppenaufgängen abrupt im Kreis, als hätte sie einen Anfall. Auch die Kamera weigert sich in bestimmten Situationen, die freie Sicht zu offenbaren, so dass man ab und an blind springen muss. Selbst der manuelle Rundumblick wird einem hier verwehrt.
Springen & Schleichen
Einwandfrei funktioniert dagegen das neue Schleichen, das Lara ganz à la Sam Fisher eng an die Wand geschmiegt auch um Ecken schauen lässt. Pirscht Ihr Euch an einen Gegner heran, kann es trotzdem passieren, dass ein falscher Druck plötzlich zu einer wilden Drehung führt - die strunzdumme KI ignoriert das glücklicherweise und hält still. Neu und sinnvoll ist auch eine Anzeige, die Laras langsam schwindende Kraft bei langen Hangelpartien an den vielen Simsen darstellt.
Hinter der düsteren Story-Kulisse verbirgt sich allerdings immer noch das einfache Gerüst eines 3D-Jump`n Runs. Trotz einiger Stealth-Einlagen heißt es daher: Plattform hoch, Abgründe überwinden, Türen öffnen, Hebel aktivieren. Die Suche nach dem richtigen Weg wird ab und zu durch wegbrechende Brücken oder einstürzende Mauern gewürzt, so dass einige fordernde Passagen entstehen, mutiert aber aufgrund der nervigen Steuerung teilweise zur Tortur - viele Abstürze und Neuversuche inklusive.
Nur, wer viel Geduld mit- und die Steuerungstücken stoisch hinnimmt, wird mit Lara einigermaßen warm werden. Erkundungsexperten finden natürlich wieder viele Bonus-Items, wenn sie sich die Mühe machen akrobatische Sonderschichten einzulegen und Rückwege in Kauf nehmen.