Alien Breed: Impact02.07.2010, Jan Wöbbeking
Alien Breed: Impact

Im Test:

Die Moral von Ridley Scotts Alien-Filmreihe ist einfach: Außerirdisches Leben ist hungrig, extrem schlecht gelaunt und überlebt alle Waffen und Initiativen, welche einfältige Zweibeiner auffahren. Auch Team 17 fand zu Beginn der Neunziger Jahre Gefallen an HR Gigers düsteren Kreaturen. Das damals noch junge Softwarehaus schuf ein paar knackige Amiga-Shooter, in welchen die Außerirdischen dem Leinwand-Vorbild stark ähnelten. Nach langer Pause belebten die Briten die Reihe im Dezember auf der Xbox 360 wieder und diesmal sieht die Weltraumplage Ripleys Feinden nicht ganz so ähnlich. Ob Team 17 Rechtsstreitigkeiten aus dem Weg gehen wollte? Wie dem auch sei: Mittlerweile ist die überarbeitete Steam-Version erhältlich - die PS3-Umsetzung soll folgen.

Die ewige Plage

Da sich die XBLA-Version mit dem Titel Alien Breed Evolution laut den Entwicklern nicht all zu gut verkaufte, wurde es im vergangenen halben Jahr überarbeitet. Damit die Frischzellenkur auch ja nicht unbemerkt bleibt,

Es hat sich ausgekreischt...
haben die Fassungen für Steam und PS3 sogar einen anderen Namen verpasst bekommen: Alien Breed: Impact (ab 1,66€ bei GP_logo_black_rgb kaufen). Genau genommen handelt es sich um die erste Episode der neuen Serie - Details zu den Nachfolgern sind noch nicht bekannt.

Wieder einmal geht es actionlastig zur Sache: Die verwinkelte Raumstation ist mit Aliens verseucht und nur mein grummelnder Marcus-Fenix-Verschnitt ist in der Lage aufzuräumen. Nach wie vor gilt es, die angriffslustig durchs Schiff trippelnde außerirdische Brut mit diversen Wummen zu plätten. Zwischendurch gibt es auch ruhige Momente, wenn man durch menschenleere Flure den Wegpunkten nach zu diversen Terminals stapft. An den Zugängen zum Sicherheitssystem löscht man den Weg versperrende Feuer, installiert automatische Geschütze und erledigt andere Aufgaben, welche den Alltag eines Space Marines angenehmer gestalten. Die futuristischen Gänge werden beim Grillen der eiweißreichen Rieseninsekten jetzt noch romantischer von Sturmgewehr und Flammenwerfer beleuchtet. Inhaltlich haben sich nur Details geändert, auf welche wir in diesem Nachtest eingehen. Wer Genaueres über Details und Spielgefühl erfahren möchte, sollte im Bericht zur Xbox-360-Fassung schmökern.

Feintuning

Eine Neuerung ist die Möglichkeit, an Computerterminals zu shoppen. Serienkenner hatten in der 360-Version noch das Fehlen von Einkaufsmöglichkeiten bemängelt. Schränke und Uniformen menschlicher Leichen sind wahre Goldgruben: In ihnen lassen sich neuerdings Geldbündel finden, welche sich für blaue Bohnen, Medi-Packs, Granaten oder Erweiterungen für die fünf Totmacher wie z.B. den Flammenwerfer investieren lassen. Hat man Feuerfrequenz und Nachladezeit des SciFi-Sturmgewehrs aufgebohrt, lassen sich die im Rudel angreifenden Monsterspinnen um einiges effektiver abwehren. Andererseits liegen dramatisch weniger Munition und Verbandskästen in den Fluren herum. Insgesamt wird die Action dadurch einen Deut anspruchsvoller, trotzdem fällt der mittlere Schwierigkeitsgrad recht entspannt aus - vor allem in Vergleich zu hektischen, harten Zweistick-Shooter-Brocken wie Geometry Wars

Wieder dabei: Die drei Koop-Missionen vorm Rechner oder übers Internet.
Nur auf der schweren Stufe wird auch der Krieg gegen die Aliens knifflig. Ein Autosave speichert neuerdings von Zeit zu Zeit den Fortschritt, ohne dass man ein Terminal benutzen muss.

Neu ist auch die Maus-und-Tastatur-Steuerung. Sie wirkt ein wenig durchdachter und feinfühliger als die ursprüngliche Controller-Variante, welche alternativ ausgewählt werden darf. Bei der neuen Kombo bewegt man den Helden mit den Tasten, wodurch sich das Spiel nun etwas mehr wie ein Shooter mit Ego- oder Schultersicht "anfühlt". Mit dem Nager lässt sich ein Zielkreuz präzise im Level umher bewegen - die Projektile treffen bei Tastendruck alles, was davor oder dahinter liegt und vom Laservisier-Strahl berührt wird. Die Kamera kann nicht mehr nur im 45-Grad-Schritten gedreht werden. Stattdessen lässt man sie stufenlos rotieren, indem man das Zielkreuz an den Rand des Bildschirms bewegt, was das Absuchen der Umgebung entspannter macht.

Schattenspiel

Wir machen den Weg frei: Zwischendurch müssen immer mal wieder Brände mit Hilfe des Zentralcomputers erstickt werden.
Auch die Unreal-Engine-3-Kulisse wurde in vielen kleinen, aber feinen Details aufpoliert: Die Übergänge zwischen gleißend hell beleuchteten und stockfinsteren Räumen sind nun fließender und wirken dadurch realistischer. Des Weiteren bewegen sich meine Figur und ihre Widersacher etwas geschmeidiger. Die Monster ähneln ihren Verwandten von der Xbox 360, sind aber nicht mehr so knallrot oder spinatgrün. Stattdessen wird die matt glänzende Haut nun von dezenteren und feineren Farbverläufen überzogen. Clipping-Fehler wurden ebenfalls reduziert. Schraubt man die Auflösung und die Grafikeinstellungen hoch, wirken Texturen und die Raumstation insgesamt ein wenig detailreicher und auch die Framerate liegt bei einem halbwegs aktuellen Rechner (z.B. ein Intel-Quadcore Q9300 mit 2,5 Ghz und eine GeForce 8800GT) über den rund 30 Bildern von Alien Breed Evolution. All das sind wie bereits erwähnt nur Kleinigkeiten - wenn man beide Versionen nebeneinander laufen lässt, macht die Steam-Version aber einen stimmigeren Eindruck.        

Fazit

Die Wiederbelebung der Alien-Breed-Reihe ist auch auf dem PC ein Beispiel dafür, wie viel Spaß ein einfaches, aber klassisch gutes Spielprinzip machen kann. Als ich nur noch mal kurz in die 360-Fassung reinschnuppern wollte, war plötzlich schon wieder eine komplette Stunde vergangen. Alien Breed: Impact ist spielerisch ebenso konservativ wie ideenarm und auch das Szenario wirkt ausgelutscht - trotzdem versinke ich sofort in einer anderen Welt, wenn ich mich auf die Jagd nach Außerirdischen begebe. Vermutlich liegt es daran, dass die Mischung aus schnellen Gefechten und dem ruhigem Entdecken verwaister Flure für einen ungemein motivierenden Spielfluss sorgt - kombiniert mit einer guten Portion Nostalgie. Und natürlich daran, dass die Raumstationen so stimmungsvoll inszeniert sind. Die Maschinen surren, Energietranformatoren fliegen unvermittelt in die Luft und die spinnenähnlichen Widersacher springen aufdringlich aus dem Lüftungsschacht - so muss Arcade-Action im All aussehen! Auf dem PC sind die SciFi-Kulissen sogar noch etwas hübscher gelungen. Nicht nur die Auflösung lässt sich höher schrauben, auch die Texturen und Animationen wurden einer dezenten Frischzellenkur unterzogen. Kleine spielerischen Neuerungen wie die Maus-Steuerung und das Aufmotzen der Waffen wirken ebenfalls sinnvoll. Die Entwickler hätten aber ruhig etwas mehr Abwechslung ins Spiel bringen können, z.B. durch mehr Bosskämpfe oder Rätsel. Besitzer einer Xbox 360 brauchen sich übrigens nicht zu ärgern, denn das Spielgefühl hat sich trotz der dezenten Neuerungen nicht geändert. Hier macht die Alien-Hatz immer noch beinah genau so viel Laune wie am PC.

Update zur PS3-Version vom 7.9.2010:

Mittlerweile ist auch die PS3-Version im PSN-Store eingetrudelt. Inhaltlich entspricht sie der Steam-Fassung mit ihren Extras wie den Shop-Terminals, den grafisch verbesserten Aliens sowie den stimmiger beleuchteten Hintergründen. Besitzer der Sony-Konsole müssen allerdings mit kleinen technischen Abstrichen leben: Die Maus-Steuerung wurde natürlich gestrichen und stattdessen die Handhabung des Xbox 360-Originals übernommen. Auf der PS3 läuft der Held sogar eine Spur geschmeidiger durch die Raumstationen und auch die Bildrate ist höher als auf der Xbox 360 - allerdings nur so lange man nicht die Taschenlampe einschaltet. Das Licht überfordert offenbar die Grafik-Engine, so dass es beim Einsatz der Funzel zu Tearing und leichten Slowdowns kommt. Die technischen Mängel halten sich in einem erträglichem Rahmen, trotzdem sollten Grafik-Fetischisten zu den älteren Fassungen greifen, weil dort auch die Metalloberflächen in der Raumstation schärfere Texturen zu bieten haben.

Pro

<P>
spannendes Alien-Metzeln
launige Koop-Action on- und offline
guter Rhythmus aus Ballern und Erforschen
technisch ansehnliche Raumstationen
stimmungsvolle Beleuchtung
gruseliger Soundteppich
atmet die Atmosphäre der Vorgänger
clever designte, feinfühlige Maussteuerung</P>

Kontra

<P>
konservativer, einfach gestrickter Spielablauf
nur wenige dicke Gegner
Perspektive im Online
Koop nicht immer ideal</P>

Wertung

PC

Einfach, aber spannend: Alien Breed: Impact knüpft gelungen an die klassischen Amiga-Shooter an und bietet in der PC-Version ein paar neue visuelle sowie spielerische Feinheiten.

PlayStation3

Die PSN-Version besitzt das Shop-System und die grafisch verbesserten Aliens der PC-Fassung, leidet aber unter leichten Slowdowns und Tearing.

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