Rainbow Six 3: Raven Shield01.03.2003, Marcel Kleffmann
Rainbow Six 3: Raven Shield

Im Test:

Der erste Rainbow Six-Teil sowie das folgende Spiel Rogue Spear konnten innerhalb kürzester Zeit eine große Fan-Gemeinde aufbauen und schufen eine neue Unterkategorie im Genre: den teambasierten Taktik-Shooter. Ende März schicken Euch Red Storm Entertainment und UbiSoft wieder als Mitglied der Anti-Terroreinheit Rainbow in den Einsatz. Diesmal sollen allerdings Actionfans und Taktikfreunde gleichermaßen angesprochen werden. Ob diese Mischung wirklich aufgehen kann, erfahrt Ihr im Test!

Anti-Terrortruppe in Aktion

Wie bereits bei Rogue Spear, so übernehmt Ihr auch bei Raven Shield das Kommando über eine multinationale Anti-Terrortruppe, die immer dann zum Einsatz kommt, wenn die Situation höchst gefährlich ist oder gar die ganze Welt am Rande des Abgrunds steht.

In insgesamt 15 umfangreichen Einsätzen müsst Ihr Euch als Anführer dieser Elite-Einheit bewähren und werdet kreuz und quer über den Globus geschickt, um den weltweiten Terrorismus zu bekämpfen - egal ob in Südamerika, der Schweiz, auf fernen Ölplattformen, Flughäfen, Frachthäfen oder sogar in Fleischverarbeitungsfabriken.

Ein ausführliches Missions-Briefing vor dem Startschuss führt in den Auftrag ein. Ihr bekommt dort eine hübsche 3D-Ansicht des Ziels präsentiert, könnt mit einigen virtuellen Beratern sprechen und somit einen Eindruck vom Einsatzort gewinnen, die Missionsziele klarstellen und einige Tipps & Tricks ergattern. Selbst der weltpolitische Hintergrund der Geiselnehmer oder Terroristen wird erläutert.

__NEWCOL__Planung oder Action?

Nach der Missionseinführung könnt Ihr Euer Team individuell zusammenstellen, ausrüsten und in drei Gruppen zu jeweils maximal vier Mitstreitern aufteilen. Für Freunde des sofortigen Einstiegs wird zu Beginn direkt ein vordefiniertes Ausrüstungsschema der Marke Action angeboten. Ist Euch dies zu plump und einfallslos, könnt Ihr natürlich selbst die Ausrüstung der Truppe übernehmen.

Dabei stehen Euch diverse internationale Sturmangriff-Spezialisten, Sprengstofftechniker oder Scharfschützen zur Verfügung. Jeder dieser Kämpfer weist individuelle Vor- und Nachteile auf und kann von Euch in eine der drei Gruppen eingeteilt werden. Habt Ihr das Team zusammengestellt, geht die Ausrüstungsorgie los, denn jeder der Mitstreiter muss im Einsatz natürlich mit einer passenden Waffe sowie zusätzlichem Equipment ausgestattet werden.

In der Waffenkammer liegen insgesamt 57 realistisch nachgebildete Waffen bereit: angefangen bei Pistolen über Sturmgewehre und Schrotfinten bis hin zu großkalibrigen Maschinen- sowie Scharfschützengewehren. Zu den weiteren Gegenständen gehören Granaten, Türsprengsätze, Tränen- und Rauchbömbchen sowie der berühmt berüchtigte Herzschlagsensor, der Euch die Position von Feinden selbst durch Wände hindurch verrät.

Ein Nachtsichtgerät darf ebenso wenig fehlen wie ein Thermalsichtverstärker für das Scharfschützengewehr. Jedes Mitglied der Spezialeinheit kann übrigens nur eine große Waffe, eine Pistole sowie zwei Zusatzgegenstände mit sich schleppen.

Planung ist das halbe Leben

Bei den Vorgängern schieden sich die Geister an dem Planungs-Modus. Während viele Action-Fans diesen Modus einfach nur langweilig und unnötig komplex fanden, gab es ebenso Taktiker, die komplett auf die Mission an sich verzichtet haben und das gesamte Spiel nur mit Hilfe des Planungsmodus durchgespielt haben.

Bei Raven Shield werden beide Parteien zufriedengestellt, denn Ihr könnt den Planungs-Modus komplett überspringen und somit direkt in die Mission einsteigen oder den Einsatz bis ins kleinste Detail vorplanen. Mit Hilfe des wirklich übersichtlichen Interfaces kann eine Mission effizient vorbereitet werden. Selbst komplexe Aktionen, wie Granaten in einen Raum zu werfen, um Ecken schauen oder Türen nur einen Spalt zu öffnen, könnt Ihr planen und später bei der Ausführung in Echtzeit begutachten.

__NEWCOL__Gameplay

Im Einsatz übernehmt in der Regel selbst die Rolle eines Teammitgliedes und seht Euer Team neben bzw. hinter Euch automatisch die Umgebung absichern. Dann bewegt Ihr Euch langsam vorwärts, schaut um die erste Ecke und könnt keinen Gegner erspähen. Weiter geht es, fest den Plan im Kopf, die Terroristen auf dem Flughafengelände komplett zu eliminieren. Zwei Ecken weiter habt Ihr immer noch keinen Feind zu Gesicht bekommen, aber Unheil verkündende Schritte, durchlöcherte und mit Blut beschmierte Polizeiwagen deuten auf Ärger hin.

Nichtsdestotrotz geht es langsam weiter den Hangar entlang, bis zur nächsten Ecke. Dort schaut Ihr flott um das Hindernis und plötzlich passiert es: ein Schuss fällt, Eure Sicht verwischt langsam, Ihr fallt in Richtung Boden und Eure Kameraden können nur noch schreien: "Mann am Boden". Prompt springt Ihr automatisch in die Rolle des nächsten Protagonisten und solltet Euch nun eine andere Strategie überlegen, um nicht noch einen Mann zu verlieren.

Damit Ihr nicht andauernd Opfer eines solchen Missionsfehlers werdet, müsst Ihr meistens vorsichtig vorgehen und nicht alleine vorausstürmen, sondern Euer Team in den Kampf einbeziehen.

Das Team

Wenn Ihr eine Aktion nicht selbst durchführen wollt, könnt Ihr Eurem Team bestimmte Befehle geben. Ein Tastendruck auf den Boden genügt und Euer Team läuft automatisch dort hin. Besonders beeindruckend ist dabei, dass die Spezialeinheit von selbst immer die gesamte Umgebung so realistisch wie möglich absichert, automatisch in Deckung geht und Feinde sofort eigenständig unter Beschuss nimmt.

Des Weiteren könnt Ihr Euren Kollegen befehlen, entweder die Stellung zu halten oder Euch auf Schritt und Tritt zu folgen. Sogar umfangreiche Aufgaben könnt Ihr dem Team zuteilen - beispielsweise eine Tür leise zu öffnen, danach eine Blendgranate hineinzuwerfen, in den Raum zu stürmen und anschließend die Feinde auszuschalten.

Künstliche Intelligenz

Knackpunkt eines teambasierten Taktik-Shooters ist ganz klar die künstliche Intelligenz der Gegner und der eigenen Kameraden. Obwohl der Begriff "Intelligenz" bei den meisten Spielen eher ein Fremdwort ist, dürft Ihr Euch bei Raven Shield gegen ziemlich schlaue, clever agierende Feinde behaupten. Eure Gegenspieler verstecken sich hinter Objekten im Level, treten schon Mal die Flucht an, kämpfen im Team, suchen selbstständig alternative Wege und sofern Ihr eine Geisel-Befreiungsaktionen etwas ungeschickt durchführt, kann es unter Umständen sogar vorkommen, dass die Terroristen tatsächlich Ihre Drohung wahr machen und die Geiseln töten. Ahnungslos patrouillierende Gegner findet Ihr aber trotzdem in den Missionen. Erschwerend kommt hinzu, dass sämtliche Gegner bei jedem Level-Restart neu positioniert werden. Damit spielt sich die gleiche Mission immer ein wenig anders. Aber nicht nur die Gegner stellen sich geschickt an, auch Eure eigenen Teammitglieder agieren äußerst clever, vorsichtig und alles in allem wirkt das Verhalten rundum real.

__NEWCOL__Gefechte und Mehrspieler-Modi

Die 15 Missionen der Kampagne habt Ihr im Actionmodus an einem Wochenende locker hinter Euch gebracht und könnt diese Einsätze dann im Gefechts-Modus noch einmal ausprobieren oder Euch auf den sechs Mehrspieler-Karten mit KI-Feinden austoben. Spielt Ihr die Kampagne eher taktisch und mit intensivem Einsatz des Teams sowie möglichst wenig Verlusten auf den Seiten der Rainbow-Truppe, fesselt das Spiel für Tage. Anschließend könnt Ihr Euch dann im Mehrspieler-Modus austoben und zusammen mit Gleichgesinnten die Kampagnen-Einsätze bestreiten.

Grafik und Sound

Das grafische Grundgerüst für Raven Shield bildet die Unreal 2-Engine. Erwartungsgemäß gibt`s ein phänomenales Grafikfeuerwerk auf dem Monitor, das momentan nur von Splinter Cell sowie Unreal 2 getoppt wird. Hochkomplexe Gebäudestrukturen mit einer Schar nicht Enden wollender kleiner Details sorgen für eine Umgebungsgrafik, die derzeit ihresgleichen sucht. Ebenso gelungen sind die nicht allzu übertriebenen Explosionen, die Rauchschwaden, die Verwischeffekte bei Tränengas oder dem Ableben sowie die genial nachgebildeten Schießprügel. Absolut hochdetaillierte Spieler-Modelle mit lebensecht wirkenden Animationen runden das grafische Erscheinungsbild ab. Auch physikalisch macht Raven Shield einen klasse Eindruck, denn die Karma-Engine sorgt für realitätsnahe Gravitationseffekte im Level.

Akustisch gibt es ebenso kaum etwas zu meckern. Die Sound-Effekte bieten dank EAX-Unterstützung räumlichen Klang und wirken durchweg realistisch, nicht übertrieben, wobei hauptsächlich die Geräusche der Knarren richtig überzeugen. Musikalisch wird das Spiel interaktiv untermalt, denn manchmal beginnt mitten in einer Mission auf einmal ein Stück vom Soundtrack. Das sorgt für plötzliche Atmosphäresteigerung und macht das ohnehin schon spannende Gameplay noch packender.

Fazit

Mit Rainbow Six: Raven Shield ist UbiSoft ein großer Wurf gelungen. Schon allein die beeindruckende Grafik mit zahlreichen kleinen Details, hochdetaillierten Charakteren, wunderbar geschmeidigen Animationen und tollen Spezialeffekten ist schlichtweg phänomenal. Auch der Sound sowie die musikalische Untermalung können vollends überzeugen und unterstützen das packende Spielgeschehen gekonnt. Am Missionsdesign gibt es auch nichts auszusetzen: Die Szenarios sind abwechslungsreich gestrickt, geschickt gestaltet und bieten viele verschiedene Lösungsansätze. Auch der Wiederspielfaktor ist enorm, da das Spiel die Gegner nicht immer an der gleichen Stelle generiert, sondern neu im Level verteilt. Zwar wiederholen sich die Einsatzziele einige Male, trotzdem hat das Team von Red Storm Entertainment die spielerischen Möglichkeiten der Anti-Terror-Einsätze in meinen Augen vollkommen aufgeschöpft. Auch die knifflige Gradwanderung zwischen Action, Realismus und Taktik ist einwandfrei gelungen - selbst Hardcore-Actionspieler haben nun bei Raven Shield eine Überlebenschance, während Taktik-Fans vorher gewohnt die Mission durchplanen können. Sogar die Künstliche Intelligenz wirkt absolut glaubwürdig und auch das neue Interface weiß zu überzeugen. Für viel Spaß sorgt schließlich der Mehrspieler-Modus, bei dem Ihr sogar die Einzelspieler-Missionen mit Euren Freunden zusammen durchspielen könnt. Alles in allem bleibt nur zu sagen, dass Raven Shield definitiv die neue Genre-Referenz der teambasierten Taktik-Shooter ist. Fans des Genres kommen an diesem Schwergewicht nicht vorbei!

Pro

<li>hochspannende Team-Kämpfe</li><li>wahlweise actiongeladene Kämpfe oder taktische Gefechte</li><li>fordernde taktische Planung</li><li>lange Spielzeit als Taktiker</li><li>gelungene Team-Interaktion</li><li>hoher Grad an Realismus</li><li>hervorragend gestaltete Karten</li><li>einwandfreies, umfangreiches Tutorial</li><li>57 verschiedene Waffen</li><li>schönes Zusatz-Equipment</li><li>hervorragende KI</li><li>umfangreicher Gefechts-Modus</li><li>phänomenale Grafik</li><li>hochdetaillierte Charaktere und Animationen</li><li>beeindruckende Nebel & Verwischeffekte</li><li>tolle Physik-Engine</li><li>spannungsgeladene Musik</li><li>knallige Sound-Effekte</li><li>tolle, ungeschnittene Lokalisierung</li>

Kontra

<li>Actionfans haben die 15 Missionen flott durch</li><li>nur sechs echte Mehrspieler-Karten</li><li>recht hohe Hardwareanforderungen</li><li>Innovationsarmut</li>

Wertung

PC

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