Delta Force: Task Force Dagger24.07.2002, Marcel Kleffmann
Delta Force: Task Force Dagger

Im Test:

Nova Logic legte mit Delta Force den Grundstein für das Genre der Taktik-Shooter. Mit dem Fokus auf der realitätsnahen Kampfsimulation verkaufte sich Delta Force sowie die Folgeteile recht gut. Red Storm Entertainment sprang mit Rainbow Six auf den Zug auf und Operation Flashpoint perfektionierte das Spielprinzip. Nun schickt Nova Logic den neuesten Teil der Serie, Delta Force: Task Force Dagger (ab 9,99€ bei kaufen), in den Kampf und verliert, soviel schon mal vorweg, an nahezu jeder Front.

Kampf gegen die Taliban

Das Szenario des Taktik-Shooters versetzt Euch als eines der ersten Spiele überhaupt nach Afghanistan. Im Rahmen der Operation Enduring Freedom müsst Ihr zahlreiche Einsätze in den Weiten der Wüste durchführen. Durch die Medien bekannt gewordene Schauplätze und militärische Aktionen spiegeln einen gewissen Grad an Realität wieder und lassen den mehr oder weniger gerechtfertigten Krieg gegen Terror zumindest virtuell wieder aufleben. In Kandahar müsst Ihr beispielsweise SAM-Raketenstützpunkte ausschalten, in Mazar-e-Sharif einen feindlichen Kommandeur gefangen nehmen und in Bagh-e Daud einen Journalisten aus der Gefangenschaft befreien.

Spielprinzip

So unterschiedlich sich die Missionsziele anhören, so langweilig gestalten sich diese Aufgaben im Spiel. Denn nahezu jeder Einsatz läuft, trotz der verschiedenen Ziele, in etwa gleich ab: Der Spieler läuft durch die grenzenlose Steriltät der Wüste, findet ein kleines Lager, nietet die Kommandoposten um, sucht die Gebäude ab, erledigt noch mal ein paar böse Jungs und die Mission ist beendet. Danach werden dann die Geiseln befreit, Dokumente gestohlen oder sonstiges in die Luft gesprengt. Meistens steht es Euch frei, wie Ihr die Mission ausführt. Entweder Ihr lauft schnurstracks durchs Level und haucht allen virtuellen Gegnern das Lebenslicht aus, oder Ihr robbt über den Wüstensand bis zum Ziel. Die Chance entdeckt zu werden ist bei letzterem eher unwahrscheinlich.

Gegner

Würde die Intelligenz der Computergegner der Wirklichkeit entsprechen, dann könnte jeder x-beliebte deutsche Bundeswehr-Rekrut nach seiner Grundausbildung ganz alleine mehrere Terroristenlager ausräuchern, ohne jemals überhaupt getroffen zu werden. Eine feindliche Dreiergruppe aus Soldaten bemerkt Euch nicht einmal dann, wenn Ihr zwei der Kämpfer umlegt. Außerdem könnt Ihr in der feindlichen Basis Granaten schmeißen oder anders Lärm erzeugen, ohne dass die Gegnerschar, die im letzten Gebäude lauert, auf Euch aufmerksam wird. Falls Euch doch mal ein Gegner trifft, dann wohl nur aus purem Zufall oder weil Ihr im Tarnanzug mitten auf einer asphaltierten Strasse liegt.

Spezialeinheiten

Zehn verschiedene Spezialeinheiten stehen zur Auswahl: 2/75th RANGER, SEAL Team 6, CIA Spec Ops, UK SAS 22, SFOD-SF Viper Team (Green Berets), SASR (Australien), JTF-2 (Kanada), Marine Force Recon, USAF CSAR (Air Force Fallschirmjäger) und die SFOD-DELTA. Jede dieser Einheiten hat im Kampf einzigartige Vor- und Nachteile, die sich aber irgendwie nicht auf das Spiel auswirken. So halten die Marines im Kampf ein wenig mehr Treffern stand als Ihre Kollegen. Anderen Parteien können länger und besser schwimmen - eine wirklich sehr sinnvolle Fähigkeit in der endlosen Wüste. Außerdem hat jede Truppe eine Lieblingswaffe mit der sie besser umgehen kann.

Waffen

Geballert darf mit fast jeder Waffe, die im US-Arsenal bereit liegt: Die schon aus Soldier of Fortune 2: Double Helix bekannte OICW mit eingebauten Granatwerfer oder anderen hinlänglich bekannten Maschinengewehren und obligatorischen Scharfschützengewehren. Bei letztern reicht es jedoch nicht aus, einfach den Gegner durch den Sucher mitten im Fadenkreuz zu haben, denn auch der Wind und seine Richtung muss im erweiterten Spielmodus mit einberechnet werden. Realismus wird auch mit Rückstoß der Knarren, Verziehen des Fadenkreuzes oder einem immer höheren Streuungsfeld bei längeren Ballerorgien geschaffen. In einigen Missionen habt Ihr auch eine Panzerfaust (LAW) mit dabei und könnt damit über 5 km - ohne Pause - durch die brennendheiße Wüste kriechen - überaus realistisch. Erweitert wird das Waffenarsenal durch einige Granaten, die klitzekleine Explosionen erzeugen, aber von der Wirkung unschlagbar sind, denn sie haben dieselbe Stärke wie die von Flugzeugen abgeworfenen Bomben.

Grafik & Sound

Grafisch basiert das Spiel auf einer leicht (starke Betonung auf leicht) verbesserten Delta Force Land Warrior-Engine. Die Landschaft bei dieser Engine basiert auf Voxeln und macht daher einen realistisch runden Eindruck. Die Gebäude, Einheiten, Panzer sowie Charaktere bestehen aus einem handelsüblichen Polygonmodell mit Texturüberzug. So rund die Wüstenlandschaft auch ist, so steril sieht sie aus. Die Wüste ist einfach nur gelb-braun das war´s, kein verrotteter Busch, keine Kakteen oder Steine die für etwas Abwechslung sorgen. Ähnlich trist sieht es bei den Gebäuden aus, die im Innenraum fast alle gleich aussehen. Inneneinrichtung der Häuser gibt es sowieso nicht. Außerdem schwabbelt die gesamte Landschaft irgendwie sehr merkwürdig auf und ab, wenn Ihr auch nur einige Schritte geht. Der altbekannte Treppchen-Effekt ist nichts gegen diesen grotesken Grafik-Schnitzer der Engine.

Halbwegs gelungen hingegen sind die Charakter-Modelle sowie die realistischen Nachbauten der Waffen. Auch beim Sound gibt es nicht viel zu beanstanden, die Waffen- und sonstige Effekte sind okay, aber keinesfalls berauschend. Auffällig ist nur, dass die Wüste einen Echo-Effekt auf die Sprache hat, so könnt Ihr sprechende Terroristen über Kilometer einwandfrei belauschen und der Sound abgefeuerter Waffen hallt nur so über den Wüstensand.

Mehrspieler-Modus

Im Vergleich zum Einzelspieler-Modus, ist der Multiplayer ganz ordentlich gelungen, sei es im LAN oder im Internet bei Novaworld. Denn das Spiel gegen menschliche Gegner lässt nicht so viel Langeweile aufkommen, wie eine Einzelspieler-Partie gegen die Schnarchnasen-KI. Besonders die Sniper-Belagerungen sind recht spannend. Neben dem Domination oder Capture the Flag-Modus gibt es natürlich auch das obligatorische Deathmatch. Bei Search & Destroy müsst Ihr in die feindliche Basis eindringen und bestimmte Objekte in die Luft jagen. Eine Partei greift dabei an, während das andere Team verteidigt. Fast die gleichen Ziele erwarten Euch bei der Attack & Defend-Variante.

Mit dem beiliegenden Editor könnt Ihr selbst Karten für den Einzel- und Mehrspieler-Modus basteln. Für Kartennachschub durch die Community ist also auf jeden Fall gesorgt.

Fazit

Delta Force: Task Force Dagger spielt sich wie eine Erweiterungs-CD zu dem zwei Jahren alten Land Warrior. Gravierende Änderungen halten sich in Grenzen. Selbst die äußerst magere Intelligenz der Gegner wurde nicht überarbeitet und wirkt im Vergleich zur Konkurrenz bestenfalls lächerlich. Das Missionsdesign ist zwar auf dem ersten Blick abwechslungsreich, doch irgendwie ist jeder Einsatz fast gleich vom Aufbau. Warum Nova Logic außerdem auf den aktuellen Krieg gegen den Terror gesetzt hat, ist fast so kontrovers wie die schwabbelnde Grafik-Qualität des Spiels. Vielleicht soll das Szenario, vor allem in den USA, die Käuferschaft anziehen. Doch trotz allen Fehlern machen einige Missionen gegen die hirnlosen Gegner kurzfristig Spaß und der Mehrspieler-Modus ist sogar einen zweiten Blick wert. Alles in allem lohnt der Griff zu diesem Spiel nicht, denn bessere Titel wie Der Anschlag oder Rainbow Six Raven Shield stehen bereits in den Startlöchern.

Pro

<li>gelungenes Szenario</li><li>viele Spezialeinheiten</li><li>realistische Waffen</li><li>netter Mehrspieler-Modus</li><li>Editor</li><li>mit einem UVP von 29,99 Euro relativ günstig</li>

Kontra

<li>überholte Grafik</li><li>triste Umgebung</li><li>kaum Details</li><li>langweilige Level-Gestaltung</li><li>Mission-Design oft gleich</li><li>druchschnittlicher Sound</li><li>Realismus nicht immer vorhanden</li><li>extrem dumme KI</li><li>keine Neuerungen zu Landwarrior</li>

Wertung

PC

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