Im Test: Archaisch, anspruchsvoll, genial
Faszinierende Urzeit
Exotische Vogelschreie hallen aus den Boxen. Sie wirken wie bunte Tontupfer auf dem zwielichtigen Klangbild, das den Spieler in einen leisen Rhythmus der Gefahr wiegt. Hat sich da hinten nicht etwas im Schatten bewegt? Wie animierte Scherenschnitte wanken Bäume, Sträucher und Lianen im Hintergrund, ein wogendes Meer aus Schwarz und Safrangelb, vor dem man als akrobatischer Krieger spaziert. Manchmal will man sich zurücklehnen, um diesen düsteren Dschungel der hinteren Ebenen zu erforschen. Aber hier gibt es kein 3D, weder als
Egal ob Dschungel, Unterwelt, Festungen oder Himmel: Die verschnörkelten Zeichen, die erhabenen Statuen und die verwobenen Muster erinnern auf den ersten Blick an urige Mythen der Antike, an Babylonier und Sumerer. Oder sind es eher mittelamerikanische Hochkulturen, die da als Inspiration für all die Bauten, Monster und Zeichen dienten? Azteken und Maya? Wie auch immer – es ist die rätselhafte Symbolik, die neugierig macht; es ist der gelungene Kontrast aus Dunkelheit und Licht, der visuell immer wieder aufs Neue verlockt. Und die Story trägt mit ihren Andeutungen eines urzeitlichen Machtkampfes zwischen Gut und Böse ein wenig zur rätselhaften Atmosphäre bei. Welche Rolle spielt man in diesem Konflikt zweier Schwestern, die die Welt erschufen? Das finnische Team entführt in ein interessantes Abenteuer, ein paar Zehntausend Jahre vor unserer Zeit.
Klassische Plattformreize
Man bewegt doch bloß einen Helden wie in Pionierzeiten von links nach rechts - springend und gleitend, mit dem Schwert kämpfend und zwischendurch Gold sammelnd. Hüpffreudige Klassiker wie der persische Prinz haben es schon vor Jahrzehnten vorgemacht und dessen Spielseele scheint hier immer wieder durch. Die Klingenaction ist schnell, schnörkellos und kurzweilig: Schön ist, dass man Monster mit Aufwärtshieben in die Luft katapultieren und später Bomben quasi Volley über große Distanz schleudern kann. Je weiter man vordringt, desto akrobatischer, stärker und mächtiger wird der menschliche Kämpfer, kann Aufwärtshiebe, Stampfattacken und Superschläge einsetzen oder mehr Lebensenergie gewinnen – man wächst von nichts ahnender Unschuld zum alles könnenden Helden heran. Auf dem Weg dahin begegnet man allerdings einer alles andere als klassischen Gefahr.
Die Ästhetik des Sidescrollers
Denn hier gesellt sich eine Modernität hinzu, die die archaische Bildsprache wunderbar kontrastiert: Die Ästhetik des Sidescrollers. Es sind nicht nur Dornen oder Speere, krabbelnde Monster oder gerüstete Krieger, die den Helden von links und rechts bedrohen, sondern auch blau oder rot glimmende Mächte – sie strömen mal wie zischende Laser, mal wie Plasmastrahlen oder riesige pulsierende Fächer in die ansonsten düstere Dschungelkulisse. Man fühlt sich fast an Spiele wie R-Type erinnert, wenn dieses gefährliche Arcadeglimmen von
Denn diese zwei Prinzipien der Macht streiten zwar miteinander, aber man kann sie irgendwann auf Knopfdruck beherrschen – das bereichert das Spiel um eine Taktik- und Timing-Note: Dann kann man gezielt die Farbe tauschen, um sich entweder vor der identischen Farbe zu schützen oder Feinde der anderen Farbe zu verletzen. Auch dieses duale Prinzip ist nicht neu, aber das Leveldesign verlangt Schritt für Schritt den immer effizienteren Wechsel der Macht, so dass der Anspruch vom angenehmen Ausprobieren bis zum punktgenauen Einsatz steigt. Manchmal muss man in einem zwischen blau und rot wechselnden Regen optimal in mehreren Phasen die Macht ändern, um nicht getroffen zu werden; oder inmitten eines Sprungs von Rot auf Blau schalten, damit sich die rettende Plattform darunter aktiviert – es ist ungeheuer befriedigend, wenn man so einen Glimmrutenlauf mit multiplen Wechseln lebend besteht!
Fordernder Schwierigkeitsgrad
Dabei ist das Spiel nie unfair: Es gibt erstens genug Kontrollpunkte und zweitens bedeutet eine Kollision noch nicht den sofortigen Tod, denn man baut über gesammeltes Gold an heiligen Schreinen seine Lebenskraft aus. Auch die fünf hervorragend inszenierten Bosskämpfe sind sehr gut ausbalanciert und verlangen clevere Taktik – den ersten behäbigen Golem erledigt man noch recht einfach, aber danach wird es schon kniffliger, zumal auch dort der clevere Wechsel der Macht gefordert wird. Dass man selbst nach dem ersten Durchspielen gerne in die Welt zurück kehrt, liegt an den Erkundungsreizen und den Geheimnissen, die man beim ersten Abenteuer gar nicht alle befriedigend bzw. finden kann. Es ist zwar unheimlich schade, dass man das Ganze nicht auch offline im Duett spielen kann, aber dafür kann man online kooperativ loslegen – und da gibt es zusätzlich innerhalb der normalen Spielwelt einige exklusive Level, die man nur mit einem Partner über das Internet meistern kann.
Fazit
Sie haben bereits für den Amiga entwickelt. Sie haben sich mit SuperStardust HD auf der Playstation 3 verewigt. Und sie haben mit Dead Nation viele Zombiefreunde gewonnen. Jetzt erobern die Finnen auch den PC mit Outland - zwar drei Jahre nach den Konsolen, aber das Warten hat sich gelohnt. Dieses mythisch angehauchte Jump’n Run versprüht auch am Rechner eine einzigartige Videospiel-Ästhetik, die das Archaische und das Moderne sowohl visuell als auch inhaltlich verbindet. Da trifft die entspannte Atmosphäre des Zen-Gamings auf die gnadenlose Spielmechanik der ersten Hüpfabenteuer, da treffen glimmende Sidescroller-Laser auf urzeitliche Schwertkämpfe im düsteren Dschungel. Natürlich wird auch viel von dem zitiert, was man seit dem ersten Prince of Persia kennt, aber erstens wird hier nur das Beste des Bekannten inszeniert und zweitens wird es um den cleveren Wechsel der Macht bereichert, der schon Ikaruga auszeichnete. Auch auf dem PC ist Outland eines des besten Jump'n Runs der letzten Jahre.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Mysteriös, anspruchsvoll, genial: Das ist auch auf dem PC eines des besten Jump'n Runs überhaupt.
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