Im Test:
Diesmal in der Offensive
Anders als in den "Tower Defense"-Spielen müsst ihr diesmal einen kleinen Konvoi von maximal sechs Militäreinheiten, unter der Führung einer Kommandoeinheit, durch einen Parcours voller Geschütztürme geleiten. Dieses Eliteteam wird zunächst ins virtuelle Bagdad beordert, denn dort ist ein Bruchstück eines Raumschiffes abgestürzt. Um diesen Schauplatz herum hat sich eine mysteriöse Anomalie in Form eines Energiefeldes gebildet und es sprießen Geschütztürme aus dem Boden.
Ja, die Story klingt nicht sonderlich überraschend oder gar mitreißend, aber sie reicht aus, um die Kampagne zusammenzuhalten und stellenweise gibt es sogar kleine Überraschungen. Präsentiert wird die Geschichte vorrangig in Ingame-Zwischensequenzen bzw. mit Kameraflügen aus der auch im Spiel verwendeten Vogelperspektive, während wirklich gelungene Funksprüche in englischer Sprache (mit deutschen Untertiteln) zu hören sind. Dennoch ist die Story eher Beiwerk, denn das Herz des Spiels ist das durchdachte Angriffssystem, das sich aus Truppenmanagement, Spezialfähigkeiten des Kommandanten sowie taktischen Manövern zusammensetzt und erstaunlich gut funktioniert.
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Routenplaner für den Konvoi
Den Anführer der Truppe könnt ihr jederzeit frei auf der Karte herumdirigieren. Bei dem feuerkräftigen Truppenkonvoi, der aus Panzern, Jeeps, Raketenwerfern etc. bestehen kann, sieht die Sache anders aus. Diese Einheiten kontrolliert ihr nur indirekt und zwar legt ihr auf einer taktischen Karte à la Routenplaner fest, welchen Weg die Truppen durch das Stadtareal nehmen und an welchen Kreuzungen sie wohin abbiegen sollen. Anhalten, langsamer Fahren oder Gas geben können die Fahrzeuge nicht und das ist schade, denn solche (limitierten) Sonderfähigkeiten hätten die Taktik-Möglichkeiten erweitert.
Ein Blick auf die Routenplanung: Welchen Weg sollte der Konvoi nehmen, um möglichst unbeschadet und effektiv die Missionsziele zu erreichen? Die unterschiedlichen Turmtypen werden durch charakteristische Symbole dargestellt. |
Habt ihr die Route mit wenigen Mausklicks festgelegt, wechselt ihr wieder auf das Schlachtfeld und schon tuckert euer Konvoi unaufhaltsam fleißig los - steuern könnt ihr dann lediglich den Kommandanten. Passiert aber etwas Überraschendes, wie z.B. wenn neue Türme auftauchen, könnt ihr sofort die Route verändern bzw. an der nächsten Kreuzung woanders abbiegen oder die Zusammenstellung des Konvois verändern. In der Planungsphase - mit Puzzlecharakter - wird das Spiel übrigens gestoppt. Im Kampf gegen "normale Türme" bietet es sich zum Beispiel an, einen "Schadensfresser" wie einen Panzer in erster Reihe zu haben und diesen womöglich durch ein Schutzschildgenerator-Fahrzeug zu schützen oder ihr packt die stärkeren Schadensverursacher in die Frontposition der Kolonne, um möglichst schnell viel Schaden anzurichten. Nichtsdestotrotz fällt der taktische Handlungsspielraum eher überschaubar aus, weil es trotz Upgrades zu wenig unterschiedliche Truppentypen gibt (ein halbes Dutzend Einheiten).
Der Kommandant und seine Truppe
Nicht zu unterschätzen ist die Rolle des Kommandanten, denn neben dem Aufsammeln von Power-Ups kann er vier Spezialfähigkeiten in begrenzter Anzahl einsetzen, ohne die der Kampf gegen die Türme kaum machbar wäre. Neben einer Fähigkeit die mehrere Sekunden lang alles in einem bestimmten Umkreis repariert, könnt ihr ein Sichthindernis auslegen oder ein Fake-Ziel platzieren, das gegnerische Schüsse automatisch anzieht.
Die von einem Schutzschild umgebenden ersten Fahrzeuge des Konvois beginnen den Angriff auf die feindlichen Türme. |
Tolle Missionen
Dass das Spielkonzept letztendlich aufgeht, liegt an den wirklich hervorragend gestalteten Missionen, die sich größtenteils um Abwechslung bemüht zeigen. So könnt ihr meistens mehrere unterschiedliche Wege durch die Straßenschluchten nehmen, die Türme von verschiedenen Seiten aus angreifen und euch möglicherweise Bonusgeld durch bestimmte Routen sichern (z.B. für Upgrades der Truppen) oder auch nicht. Häufig zahlt es sich aber aus, möglichst viele Türme zu zerbröseln, da im Anschluss neue Power-Ups eingeflogen werden könnten. Ansonsten gibt es neben den typischen Zerstörungsangriffen ebenfalls Missionen mit Zeitlimit, das ihr allerdings dank des Timers bei der Routenplanung problemlos schaffen solltet und wenn ihr nicht mal einige verschollene Einheiten zusammensuchen müsst, dürft ihr einen langsam fliegenden Transporter beschützen - stellenweise müsst ihr dies sogar an einer Stelle machen, an der der Konvoi nicht vorbeifährt. Zudem werden einige der insgesamt 14 Missionen im laufenden Einsatz erweitert.
Trotz des scheinbar automatisch rollenden Konvois ist relativ viel los auf dem Schlachtfeld, da ihr immer wieder die Route anpassen, Power-Ups aufsammeln und einsetzen müsst bzw. mit dem Kommandanten über das Schlachtfeld flitzt. Für Action mit ein wenig Hektik ist also gesorgt. Die taktische Planung der Route in Kombination mit dem geschickten Einsatz von Power-Ups und den richtigen Einheiten an den richtigen Positionen sind der Schlüssel zum Sieg. Da stört selbst die eingeschränkte Speicherfunktion kaum, schließlich wird nur an automatischen Punkten gesichert, die meistens gut gesetzt sind, aber halt nicht immer. Abseits der 14 Einsätze in der Story-Kampagne gibt es noch zwei fordernde Bonus-Szenarios und damit geht der Umfang für ein zehn Euro-Spiel mehr als in Ordnung.
Fazit
Mit Anomaly: Warzone Earth demonstrieren die Entwickler von den 11 bit Studios, dass das Tower Defense-Konzept auch umgekehrt funktioniert. Die Mischung aus taktischer Routenplanung, Truppenmanagement und Einsatz von Power-Ups durch den Kommandanten funktioniert wirklich gut und lässt sich vortrefflich steuern. Gerade das Auffinden der idealen Route durch die Geschütztürme in den Häuserlandschaften gleicht einem kleinen Puzzlespiel mit taktischen Kampfaspekten, die allerdings noch etwas tiefer gehen könnten. Gut wird das Spiel aber erst durch die Missionen in der Kampagne, die sich um Abwechslung bemüht zeigen und erstaunlich viel aus dem Konzept herausholen. Und für knapp zehn Euro ist der Umfang von 14 Missionen plus zwei Szenarios wirklich fair. Abgesehen davon, dass ich mir etwas reichhaltigere taktische Möglichkeiten und mehr Vielfalt bei den Einheiten gewünscht hätte, ist die "Tower Offense" rundum gelungen und eine lohnende Alternative für Turmbauer.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Planung, Action und seichte Taktik in einer Tower Offense mit tollen Missionen.
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