Im Test:
Schrottplätze und Videospiele
Spätestens seit die Ludolf-Bruder mit Ihrer Schrottplatz Reality-Soap auf DMAX Kultstatus erlangt haben, ist das Thema gar nicht so uncool. Einen eigenen Schrottplazt managen? Warum eigentlich nicht? Das "Szenario" hat ja bereits in einigen Spielen Verwendung gefunden: In Manhunt ging man Bösewichten per gezieltem Schwung mittels Magnetkran und daran befestigten Kühlschränken ans Leder. Unlängst durfte man in Mafia II eine Schrottpresse bedienen um gestohlene Autos zu Geld zu machen. Neu ist jedoch ein komplettes Spiel, indem sich alles um das Thema dreht. Macht es denn Spaß? Oder artet es wie die allermeisten Spiele dieses Typs in unbezahlte Telearbeit aus? Mit der Maus "drehe" ich das nicht wirklich runde Drehrad der Schrottpresse zu.
Sprachausgabe! Es hat Sprachausgabe!
Zwei positive Dinge fallen zu Beginn auf: Erstens gibt es ein Tutorial, was alles andere als selbstverständlich für Spiele dieser Art ist. Und zweitens existiert eine Sprachausgabe! Jede der zehn Tutorialmissionen wird doch tatsächlich von einem professionellen Sprecher eingeleitet, der mir mitteilt, um was es im Folgenden geht und was ich zu tun habe. Was es grundsätzlich schon auf dem Amiga vor etwa 20 Jahren gab, hat endlich Einzug bei den Berufssimulationen gefunden. Wahnsinn...ein gutes Omen? Nein! Einbetonierter PKW? Nein, nicht wirklich...nur einer von vielen Bugs - aber lustig, oder?
Schon der erste Auftrag lässt keine Zweifel darüber aufkommen, womit ich es auch diesmal wieder zu tun habe: Grässliche Grafik aus der Videospiel-Steinzeit gepaart mit Aufgaben, die in unbezahlte Telearbeit ausarten, mit Spaß aber soviel zu tun haben wie die Ludolf-Brüder mit Take That. Was ist zu tun? Per Kran sollen zunächst Autowracks von einer Ladefläche aufgenommen und zu einer anderen bugsiert werden. Dazu navigiere ich den am Kran befestigten Elektromagneten direkt über das Fahrzeug und aktiviere ihn mittels Druck auf die Leertaste. Nun drehe ich den Kran nach links über die Abladefläche und entlade den Magnet erneut mittels Leertaste, um das Fahrzeug abzuladen. Hört sich schon langweilig an, wenn man es nur liest? Glaubt mir...es ist auch nicht spannender, wenn man es spielt.
Mache dies, mache jenes ...
Neben dem Kran bediene ich später das "Drehrad" einer Schrottpresse, indem ich den Deckel auf die dort per Kran deponierten Autos mittels kreisenden Drehbewegungen der Maus absenke. Interessant zu wissen, dass moderne Schrottpressen offensichtlich auch heute noch per Muskelkraft betrieben werden. Der ausgeschiedene Metallblock der Presse wird anschließend per Gabelstapler zum Förderband eines Schredders transportiert. Das Förderband wiederum wird genauso wie die Presse bedient, indem ich ein Drehrad mit kreisenden Mausbewegungen ankurbele. Auch hier wird anschließend etwas ausgespien, was nun wiederum per Radlader aufgelesen und in ein Schmelzbecken geschüttet wird. Anschließend wird der geschmolzene Stahl in ein Abkühlungsbecken geleitet, wo er schließlich zu einer Stahlplatte erkaltet, die dann per Kran in gewohnter Manier herausgelöst und abgeladen wird, wo sie dann schließlich per Gabelstapler in ein Lagerhaus bugsiert wird. Fertig. Spaßig? Nein! Mit dem Kran lade ich Schrottpakete aus der Presse, hurra!
Was für ein Schrott
Im Spiel klappere ich dann 20 Schrottplätze mit jeweils vier Missionen ab, mache aber immer dasselbe: Eine Station nach der nächsten abarbeiten. Ich erledige meine Arbeit , abhängig vom gewählten Schwierigkeitsgrad, zwar unter Zeitvorgaben, aber im Grunde kommt nach dem Tutorial nichts Neues mehr. Es kommt lediglich noch der Punkt "Ausschlachten" dazu, was aber ebenso unspektakulär vonstatten geht wie alles andere. Ich fahre lediglich mit dem Radlader, der mit einem Schneidbrenner ausgestattet wurde, an das betreffende Fahrzeug heran, drücke wie immer bei Aktionen die Leertaste und schon poppen die herauszulösenden Teile wie von Geisterhand heraus. Nicht wirklich anspruchsvoll, hier hätte sich zumindest ein kleines "Mauszeiger-entlang-einer-Linie-herabfahren- Spielchen" angeboten. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass es einen rudimentären Wirtschaftsteil gibt, indem ich mein Altmetall an den Mann bringen und vom Erlös Fahrzeuge sowie Schrott erwerben kann. Mehr als eine simple "Bestand-Angebot-Nachfrage-Preis" - Zugabe darf man sich hier aber nicht erhoffen. Schließlich hat noch ein Editor den Weg ins Spiel gefunden, indem ich eigene Schrottplätze und Zeitvorgaben für die Aufgaben erstellen kann...aber wer will das schon? Die fahre ich dann mit dem Gabelstapler so umher...
Fazit
Ich hatte es befürchtet. Das Wortspiel mit dem "Schrott" drängt sich förmlich auf und es ist nach dieser Spielerfahrung sehr schwer zu widerstehen. Aber es handelt sich hier nicht um kompletten Software-Schrott, wie ihn UIG unlängst mit dem Agrar Simulator ablieferte. Und selbst einem Vergleich mit deren Notarzt Simulator kann man durchaus standhalten - das war es dann auch schon. NBG hat mit diesem "Einstand" eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass man nicht beabsichtigt, das Niveau in diesem Segment zu steigern - im Gegenteil: Sprachausgabe schön und gut, aber Charakterbildung? Komplette Fehlanzeige! Ich darf "meinem" Schrottplatz nichteinmal einen Namen geben! Spannende Aufträge? Nein! Hat man das Tutorial gespielt, hat man im Grunde alles gesehen. Mit dem deutlich besseren "Demolition Company " hat Giant Software im Sommer gezeigt, dass man sich der Thematik auch etwas anspruchsvoller widmen kann. Wer also unbedingt Dinge zerlegen möchte, fährt mit diesem Spiel deutlich besser. Dieser "Simulator" ist einfach nur ein weiterer Trittbrettfahrer, der nichts besser macht und vieles sogar noch ein gutes Stück schlechter als Mitbewerber Astragon. Jede Folge der Ludolfs ist unterhaltsamer.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Aua, Aua...Das Genre steht schon am Abgrund und auch dieser Neueinsteiger bringt es keinen Schritt weiter.
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