Pax Romana09.12.2003, Bodo Naser
Pax Romana

Im Test:

Das Strategiespiel Pax Romana (ab 29,95€ bei kaufen) lässt euch als Politiker am Aufstieg der römischen Republik teilhaben. Ihr müsst schmutzige Tricks bis hin zu Intrige, Bestechung und Mord anwenden, um an der Macht zu bleiben. Denn nur wer ein Regierungsamt in Rom ausübt, hat auch wirklich etwas zu sagen. Warum das hochkomplexe PC-Spiel von DreamCatcher trotzdem hart an der Grenze zur Unspielbarkeit taumelt, erfahrt ihr im Test!

Aufbruch eines Weltreichs

Die Zeit von 275 v.Chr. bis 44. v.Chr. ist wohl mit die interessanteste in der Geschichte des Römischen Reiches, da hier der Grundstein für die spätere Macht des Kaiserreichs gelegt wurde. Rom, das damals noch eine städtische Republik war, eroberte von Italien aus den gesamten Mittelmeerraum.

In der militärischen Ansicht Italiens bewegt ihr eure Legionen.

Gefährliche Feinde wie Karthago, Griechenland oder Gallien wurden nach und nach in langen Kriegen in die Knie gezwungen. Riesige Mengen an Waren und Schätzen ergossen sich so in die Stadt am Tiber, deren reiche Bürger immer korrupter wurden. Politiker wie Scipio, Pompeius oder Caesar nutzten die ihnen verliehene Macht rücksichtslos, und einige strebten sogar die Alleinherrschaft an.

Allmacht oder Machtteilung?

Die antike Epoche lebt in Galileas neuem Echtzeit-Strategiespiel Pax Romana wieder auf, das zwei Singleplayer-Modi sowie einen zu vernachlässigenden Multiplayerteil umfasst. Nach dem langen, aber wenig aufschlussreichen Tutorial, könnt ihr zwischen strategischem und politischem Spiel wählen. Bei Ersterem, das viel einfacher ist, habt ihr zumindest theoretisch die volle Kontrolle über alle Staatsgeschäfte und regiert Rom wie ein König.

Im zweiten Modus besitzt ihr nur die Macht, die eure Partei bei der letzten Wahl erringen konnte. Das ist viel realistischer, zugleich aber auch viel komplexer, da ihr ständig auf den Erhalt eurer Macht achten müsst. Lästige Zeitbeschränkungen während der Wahl und die unnötig umständliche Bedienung zehren ebenfalls an der Motivation.__NEWCOL__

Historische Szenarien

In Pax Romana könnt ihr die Punischen Kriege nachspielen, in denen ihr die Seemacht Karthagos im westlichen Mittelmeer brechen müsst, oder auch die Eroberung Griechenlands, die mit am einfachsten ist, da die Griechen heillos zerstritten sind. Auch der blutige Eroberungskrieg gegen Gallien steht auf dem Plan, mit dem Caesar die keltischen Stämme im heutigen Frankreich gefügig machte. Schließlich gibt es noch einen fiktiven Feldzug Caesars im Osten, zu dem es nicht mehr kam, da er 44 v.Chr. ermordet wurde. Neben dem berühmten Feldherrn könnt ihr auch 50 historische Staatsmänner wie Kriegsheld Scipio Africanus, Karthager-Hasser Cato oder Volksfreund Gracchus übernehmen. Hinter jedem Führer steht eine Partei, die meistens die Interessen einer gesellschaftlichen Gruppe vertritt (z.B. die des Adels).

Strategischer Modus

Im strategischen Modus habt ihr -wie ihr es von anderen Spielen gewohnt seid- volle Kontrolle über alle staatlichen, militärischen, wirtschaftlichen und diplomatischen Belange des Reichs. Auf einer farbigen 2D-Karte des antiken Mittelmeergebiets baut ihr Bauernhöfe, Produktionsstätten und legt neue Handelsrouten fest.

Am Anfang könnt ihr euch einen Politiker und seine Partei aussuchen.

In neuen Kolonien rodet ihr den Wald, legt Straßen an und errichtet Festungen. Daneben könnt ihr an andere Staaten Gesandte schicken, den Krieg erklären oder Frieden schließen. Der Anführer eurer Partei verfügt über so genannte Stratagems, die nichts anderes als Spezialeigenschaften sind: So könnt ihr flugs eine Provinz romanisieren, Kriegselefanten erschrecken oder ausländische Söldner anwerben. Hört sich spannend an – ständig aufpoppende Meldungen und das trotz einstellbarer Geschwindigkeit rasch

ablaufende Geschehen, machen es aber zu keinem Vergnügen.

Langweilige Schlachten

Die epischen Schlachten, die eigentlich bei einem derartigen Strategiespiel das Salz in der Suppe sein sollten, sind leider völlig unspektakulär geraten. Wann immer eure Legionen, Reiter und Flotten auf feindliche Truppen oder Galeeren treffen, kommt es zum Gefecht, das in einem hässlichen Menü dargestellt wird.

Vor der Schlacht legt ihr in einem verwirrenden Menü die Taktik fest.

Hier fechten zwei pixelige 2D-Männchen miteinander und ein Pfeil neigt sich in die Richtung desjenigen, der gerade im Vorteil ist. Dabei seid ihr fast jeglicher Einflussnahme beraubt, denn die Taktik wird vorher festgelegt und kann dann nicht mehr geändert werden. Einzig der schmähliche Rückzug bleibt als Option. Zu allem Überfluss läuft auch noch die Uhr, so dass ihr nicht mal in Ruhe auswählen könnt. Die Macher sollten sich wirklich mal Spiele wie Rome oder Praetorians ansehen, um zu sehen, wie opulent so etwas aussehen kann!

Politischer Modus

Auf den ersten Blick interessanter ist der hochkomplexe politische Modus, bei dem ihr nur das bestimmen dürft, für das ihr auch vom Volk gewählt wurdet. Dazu muss man sich ein wenig mit der römischen Staatsverfassung auskennen, bei der es grob gesagt Magistrat, Senat und Tribune gibt. Der Magistrat ist eine Art von Regierung, der zwei leitende Beamte, die Konsuln, vorsitzen.

Im Privathaus könnt ihr Arbeiten an diese netten Herren deligieren.

Jedes Jahr finden in Rom Wahlen statt, bei denen ihr Volkes Stimmung mit Geschenken beeinflussen könnt. Ihr könnt aber auch ein Stratagem spielen und auf die Art eine schmissige Rede für euren Kandidaten halten. Über Einrichtung wie Bäder, Kneipe oder Tempel könnt ihr vor der Sitzung des Senats Einfluss auf Senatoren, Priester oder Militärs ausüben, was aber wieder zeitlich begrenzt ist. __NEWCOL__Abstimmung im Senat

Dann müsst ihr, sofern ihr den passenden Beamten kontrolliert, die Tageordnungspunkte festlegen, über die anschließend im Senat abgestimmt werden soll. Hier werden Statthalterposten verteilt, Kriege erklärt und das römische Bürgerrecht an fremde Völker verliehen. Kommt es zur Abstimmung, ist es wie in der Realität nicht immer ganz einfach ist, die eigene Partei zum optimalen Abstimmungsverhalten zu bringen.

Hier kommen auch die mächtigen Tribune ins Spiel, die wie Joker gespielt werden und die per Veto verhindern, dass überhaupt über ein Thema abgestimmt wird. Auch hier nervt wieder die völlig unnötige Zeitbegrenzung, die dazu auch noch unverschämt kurz ist. Wem das zu viel ist, der kann wenigstens in seinem schmucken Privathaus einen Teil der Regierungsgeschäfte der KI überlassen.

Historische Darstellung

Zugegeben: Die altbackene 2D-Grafik von Pax Romana ist nicht gerade sehenswert. Dennoch hält sich die Darstellung an die historischen Vorbilder, so dass die gerenderten Hintergründe, die Gebäude und die Kleider durchaus dem Stil der antiken

Epoche entsprechen.

Die Karte der damals bekannten Welt gleicht einem Flickenteppich. Rot ist Rom.

Auch die gezeigten gesellschaftlichen Verhältnisse, Kriege und geschichtlichen Ereignisse sind korrekt

wiedergegeben. Das ist für ein Computerspiel keinesfalls selbstverständlich, da diese ja meistens in einer Art Pseudohistorie

spielen.

Die Musik erinnert wieder eher an Historienschinken über das antike Rom. Was dem lokalisierten Spiel aber ganz sicher fehlt, sind anständige Filmchen, die das Geschehen etwas auflockern – wenigstens gibt es ein Intro mit deutscher Sprachausgabe.

Fazit

Wehe den von Zeitlimits Besiegten! Denn eigentlich wäre Pax Romana ein interessantes Echtzeit-Strategiespiel, bei dem man sogar noch -fast nebenbei- etwas über Politik im antiken Rom lernen könnte. Doch leider ist das neue Spiel von Galilea aufgrund seiner verwirrenden Unübersichtlichkeit, übertriebenen Komplexität und schlechten Bedienbarkeit beinahe unspielbar. Der Alleinherrscher-Modus funktioniert da ein wenig einfacher, er ist jedoch lang nicht so spannend wie sein Polit-Gegenstück. Wenn jemand viel Zeit und Geschichtsinteresse besitzt, könnte man mit gutem Willen vielleicht noch so etwas wie Spielspaßreste entdecken. Aber wer heutzutage ohne gutes Tutorial, ohne interaktive Hilfe, ohne intuitive Bedienung und ohne auflockernde Grafik oder Filme Strategenherzen gewinnen will, ist schon von Beginn an zum Scheitern verurteilt. "Die Todgeweihten grüßen Dich", fällt mir da nur noch ein!

Pro

unverbrauchtes Szenario
interessanter Politik-Modus
historisch korrekt dargestellt

Kontra

<P>
nervige Zeitlimits
verwirrende Bedienung
weitgehend unzugänglich
langweilige Schlachten
schlechtes Tutorial
keine Filme
Zeit läuft nicht weiter
statische Grafik
kaum Sound</P><P>&nbsp;</P>

Wertung

PC

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