Heile, heile Gänschen
Anders als Edna-Schöpfer "Poki" mag der Projektleiter von Satinavs Ketten, Matthias Mangelsdorf, keine Minispiele. Daher gibt es diesmal nur klassische Umgebungs- und Inventarrätsel.
Obwohl Geron kein Magier ist, beherrscht er als Magie-Dilettant ebenfalls ein kleines Kunststück: Er kann kleine Glasflaschen, Krüge und andere Gefäße mit Gedanken zum Zerspringen bringen. Im Laufe des Abenteuers muss ich oft davon Gebrauch machen. Ein Grüppchen finsterer Häscher will Geron z.B. mit einem Puppenkopf voller Magnesium ablenken. Doch da die improvisierte Leuchtgranate sich nicht entzündet, muss er nachhelfen: Ich hole das Inventar ins Bild, indem ich den Cursor an den unteren Bildrand bewege, klicke auf den Zerstörungs-Zauber und dann auf Puppenkopf. Mit einem Knall geht er in Flammen auf und die Helden können fliehen.
Nuris Feenmagie lässt sich auf ähnliche Weise einsetzen. Von solchen Spezialitäten abgesehen sind die Rätsel aber sehr klassisch gestrickt. Ich steuere stets nur Geron. Kombinationsrätsel gibt es nur, wenn Nuris Zauber gefragt ist. Besonders cool ist, dass sie kurzzeitig das Mondlicht bündeln kann und so dem in einer Mühle gefesselten Geron Licht macht. Hier macht es richtig Spaß, nach und nach mit kleinen Magie-Experimenten an
Im Gegensatz zu den detailverliebten Zeichnungen wirken die Animationen hölzern. Die Figuren laufen nicht so abgehakt herum wie in Edna bricht aus, besitzen aber trotzdem nur wenige Animationsphasen.
Scherben und andere spitze Gegenstände zu gelangen, bis die Fesseln schließlich durchtrennt sind.
Hinweismangel
An anderer Stelle gibt es aber auch frustrierende Kopfnüsse. Am schwierigsten wird es, wenn ich mich im späteren Spielverlauf in die speziellen Naturgesetze von Feen und anderen Wesen hineinversetzen muss. Dort muss ich die Regeln zu Wetter, Jahreszeiten und Düften befolgen und sogar optische Täuschungen überlisten. Ähnlich wie in
The Book of Unwritten Tales gibt es auch hier an MC Escher angelehnte obskure Bauwerke. Anders als bei der Konkurrenz knausern die Entwickler hier aber zu sehr mit Hinweisen. Auch wenn ich das Inventar gründlich untersuche und sämtliche Dialoge abklappere, gibt es zu wenige Denkanstöße. Schade, dass Daedalic sich beim Rätsel-Design nicht so viel Mühe gegeben hat wie bei Harveys Neue Augen. Dort bekam man als hartnäckiger Spieler fast immer einen kleinen Tipp.
Schade auch, dass ich mich in einigen heiklen Situationen für eine Antwort entscheiden muss, diese aber keinen Einfluss auf den weiteren Spielverlauf nehmen. Davon abgesehen sind die Gespräche aber genauso gut gelungen wie die einfach animierten, aber stimmungsvollen Zwischensequenzen. Ich hatte richtig Spaß daran, die Einwohner Aventuriens auszufragen und immer mehr über ihre wundersame Welt zu erfahren. Es herrscht ein deutlich ernsterer Ton vor als in The Whispered World. Im Gegensatz zu Sadwicks ständigen sarkastischen Kommentaren reißt hier nur ab und zu jemand einen Witz. Auch die
Anstelle von Hilfe-Funktionen gibt es lediglich ein kurzes Tagebuch. Der Mauszeiger signalisiert, welche Objekt-Kombinationen sinnvoll sind. Diese Kombinationshilfe und die Hotspot-Taste lassen sich auf Wunsch ausschalten.
gelungen Synchronisation trägt viel zur Stimmung bei. Sascha Draeger ist zwar nicht die beste Besetzung für Geron, liefert aber wie der Rest der Sprecher einen richtig guten Job ab. Vor allem die Betonungen passen fast immer bemerkenswert gut.
Bedächtige Piano-Klänge
Eine weitere Stärke ist der Soundtrack. Als ich das Spiel gestern Abend durch hatte, musste ich sofort die beiliegende Soundtrack-CD hören, weil mir die ruhigen Piano- und Gesangs-Melodien immer noch im Kopf herumgeisterten. Weniger gut in Erinnerung geblieben sind mir die technischen Probleme. Auch die Retail-Fassung muss zwingend bei Steam aktiviert werden. Da es zunächst einen Bug gab, ließ sich das Spiel in den ersten Tagen überhaupt nicht starten. Außerdem legt die Engine fast immer eine kurze Denkpause ein, sobald ich einen neuen Bildschirm betrete. Dann stockt der Mauszieger für rund eine Sekunde und manchmal hängt sogar der Sound. Das Problem lässt sich verschmerzen – nervig ist es natürlich trotzdem.