Blood & Lace26.04.2002, Bodo Naser
Blood & Lace

Im Test:

Ein opulentes 3D-Adventure mit Vampir-Story, das im Paris Marie Antoinettes spielt - hört sich irgendwie nach französischem Spiel an!? Weit gefehlt, denn auch im sonnigen Italien produziert man grafisch in Szene gesetzte Abenteuer mit leichtem Inhalt. Dort bei GMMEntertainment entstand das erotisch angehauchte Blood & Lace (ab 9,69€ bei kaufen), das uns jetzt Asylum Games präsentiert. Ob das Adventure, dessen Titel schon ein wenig nach Pein klingt, ähnlich enttäuschend ist wie die meisten aus Frankreich, wisst Ihr nach unserem Test.

Revolution der Blutsauger

Barbara Cagliostro ist so etwas wie die Lara Croft des späten 18. Jahrhunderts: Sie trägt unschickliche Kleidung, lässt keine Romanze aus, liest seltsame Bücher, versteht sich auf den Gebrauch des Degens und ist immer auf der Suche nach einem Abenteuer. Im 3D-Grafik-Adventure Blood & Lace versucht die Gräfin das magische Buch Picatrix zu finden, mit dessen Hilfe das böse Oberhaupt des Vampir-Clans die Macht im vorrevolutionären Frankreich an sich reißen will. Auf ihrer Suche quer durch Europa meistert Barbara so manche tödliche Gefahr. Sie begegnet dabei Mannsbildern, die ihr nicht immer wohl gesonnen sind und es stattdessen nur auf ihren schönen Körper abgesehen haben...

Gameplay

Über 13 Kapitel hinweg dürft Ihr die flotte Gräfin in 3rd-Person-Perspektive durch das Abenteuer steuern. Ganz wie bei einem klassischen "Point & Click-Adventure" kommt es auch in Blood & Lace in erster Linie auf das Lösen von Rätseln an. Die Puzzles sind allerdings nicht all zu schwer, da es oft nur wenige Kombinations-Möglichkeiten gibt. An der richtigen Stelle verwendet, bringen Euch gefundene Gegenstände recht schnell zum Erfolg. Wer gerne knackige Rätsel wie etwa in der Genre-Referenz Myst 3 löst, der wird hier leider unterfordert sein.

Bisweilen gibt es im Spiel spärliche Actioneinlagen, bei denen Ihr z.B. versuchen müsst, einen Gegner mit dem Degen zu besiegen. Die Steuerung per Tastatur ist unnötig kompliziert und zusätzlich noch ungenau. Warum ein Hieb sitzt und der nächste nicht, bleibt im Dunklen. Und warum Ihr den Fight schließlich doch noch gewinnt ebenfalls! Sei`s drum, die nächste "Aktionsstelle" im Spiel kommt bestimmt und sie ist auch nicht viel aufschlussreicher: Die zu absolvieren bleibt ebenfalls reine Glückssache.

Nicht ganz so flott wie die Heldin sind allerdings die ziemlich öden Dialoge, die zusätzlich an der miesen Qualität der Sprachausgabe leiden. Da ergeht sich so manch Charakter in langweiligen Monologen über die uninteressantesten Themen, die man sich nur vorstellen kann. Abbrechen lässt sich das - wie auch der Vorspann - leider nicht und wer neu lädt, muss sich alles noch einmal anhören. Bisweilen darf Gräfin Cagliostro auch etwas sagen, das Ihr aus mehreren Möglichkeiten auswählen dürft. Klingt interaktiv, ist es aber nicht - auf den Spielverlauf hat die Wahlmöglichkeit nämlich keinen Einfluss.

Wenig Erotik

Zwei Dinge sind äußerst dünn gesät in Blood & Lace - Erotik und Grusel. Und das klingt merkwürdig: Sind es doch die Themen, die Euch bei dem Titel als erste einfallen dürften. Die Erotik besteht im Wesentlichen aus dem hüpfenden Vorbau der Hauptdarstellerin in Kombination mit dem Wackeln ihres ausladenden Hinterteils. Ganz gelegentlich gibt sie sich auch eine verschämte Blöße, die an die Schulmädchen-Schmuddelstreifen der 70er-Jahre erinnert - peinlich! Ähnlich traurig ist es in puncto Horror: Richtig gruselig ist hier eigentlich nur das einfallslose Gameplay!

Grafik

Die 3D-Grafik von Blood & Lace ist allenfalls mittelprächtig, da sie auch in den höheren Auflösungen zu wenig Details bietet. Auch die animierten Charaktere wirken grob und insgesamt puppenhaft. So kommt das Gefühl auf, sich eher in einer Aufführung der "Augsburger Puppenkiste" zu befinden, als in einem Adventure zu Geforce 4-Zeiten. Ständig in Bewegung ist dagegen die stark übertriebene Oberweite der Protagonistin. Das Ganze ist in die Vampir-Story eingebetet, die durch teils recht ansehnliche Zwischensequenzen vorangetrieben wird. Leider kann das zwischen den Kapiteln auftauchende Tagebuch nicht gelesen werden, da es gleich wieder verschwindet.

Sound

Der Sound des Vampir-Adventures kann nicht überzeugen. Die Musik besteht im Wesentlichen aus schlechten Midi-Sounds, die anscheinend jemand hobbymäßig in seinem Keller zusammen gebastelt hat. Noch laienhafter kommt nur die deutsche Sprachausgabe rüber, bei der offenbar völlig unprofessionelle Sprecher eingesetzt wurden. Die ohnehin langweiligen Dialoge klingen so noch ein Stufe nervtötender.

Pro:

  • flotte Vampir-Story
  • nette Zwischensequenzen
  • Kontra:

  • langweilige Dialoge
  • simple Rätsel
  • wenig Interaktion
  • komplizierte, ungenaue Steuerung
  • Actioneinlagen sind Zufall
  • erotikarm
  • kaum Grusel
  • detailarme Umgebung
  • hölzern animierte Charaktere
  • unprofessionelle Sprachausgabe
  • kein Handbuch beiliegend
  • Tagebuch unlesbar
  • Vergleichbar mit:

    Casanova, Versailles-Reihe

    Fazit

    Das Vampir-Adventure Blood & Lace liefert quasi den Beweis dafür, dass italienische Grafik-Abenteuer nicht per se besser sein müssen als ihre halbgaren "Vettern" aus Frankreich. Was GMMEnterainment hier abliefert, ist unterste Schublade und eigentlich ein Fall für die "Geschmacks-Polizei": Miese Steuerung, öde Dialoge, viel zu simple Puzzles sowie "Marionetten-Optik", das Ganze gewürzt mit einem winzigen Schüsschen Schlüsselloch-Erotik. Ein gewisser Grusel stellt sich allenfalls nach dem käuflichen Erwerb des Machwerkes im Austausch für harte Euros ein. Daher - lieber Finger weg!

    Wertung

    PC

    0
    Kommentare

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