King Arthur 2 - The Role-Playing Wargame08.02.2012, Bodo Naser
King Arthur 2 - The Role-Playing Wargame

Im Test:

Stellt euch vor, es gäbe ein britannisches Total War, mit dem sich König Artus‘ Kriege nachspielen lassen! King Arthur 2: The Role-Playing Wargame von Neocore will genau ein solches episches Rundenstrategiespiel mit Echtzeitkämpfen im frühen Mittelalter sein. Allerdings gilt es einige Haken und Ösen zu überwinden, bis man die ersten Siege einfährt.    

Artus, der Römer?

Obwohl jedes Kind seine illustre Tafelrunde, sein magisches Schwert Excalibur oder seinen Hof in Camelot zu kennen scheint, weiß man doch recht wenig über den historischen Artus.  Zwar weiß jeder, wie der Sage nach seine Frau hieß, wer sein Magier war und wer sein bester Freund, aber über ihn als Person weiß man noch weniger als über Jesus. Hieß er überhaupt Artus? Man weiß noch nicht mal, zu welcher Zeit er lebte: War es die späte Römerzeit, die Völkerwanderung oder doch das noch junge Mittelalter, als er seine berühmten Ritter in den Kampf schickte? Und gegen wen kämpfte er überhaupt? Im Mythos sind es  Morgane und Mordred, die dem König der Briten ans Leder wollen. Kämpfte er wirklich gegen Sachsen und Pikten?

Vielleicht war Artus sogar ein römischer Heerführer, der Kommandeur einer berittenen Spezialtruppe oder ein anglo-romanischer König – wahrscheinlich war er ein bisschen von allem, da ein Mythos meist mehrere Ursprünge hat. Ganz klassisch geht man auch in King Arthur 2 davon aus, dass er um 500 n.Chr. lebte, als die Römer Britannien bereits verlassen hatten. Nicht umsonst spielt man im atmosphärisch inszenierten Prolog die Vorgeschichte eines römischen Adeligen, der sich gegen innere und äußere Widersacher behaupten muss. Ziel ist die Kontrolle über Nordengland, das aus knapp zehn Provinzen besteht. In einer Mission muss er sogar den Senat der Stadt Eboracum (heutiges York) von sich überzeugen, was so auch in Rome: Total War vorkommen könnte.       

Erbe der Tafelrunde

Als Artus' Nachfolger muss man sein Reich neu aufleben lassen. Notfalls mit Gewalt.
Als Artus' Nachfolger muss man sein Reich neu aufleben lassen - notfalls mit Gewalt.
In der zweiten und letzten Kampagne kommt man Artus etwas näher, da er zumindest vorkommt, auch wenn man den König nicht direkt spielt. Man spielt seinen jungen Nachfolger, Willam Pendragon, der dieses Mal ganz England erobern muss. Artus‘ Macht ist nur noch ein Schatten ihrer selbst, da er im Sterben liegt und niemand  weiß, wie es weiter geht. In diesem finsteren Szenario geht es deutlich mittelalterlicher zu als noch im Prolog, so dass King Arthur 2 sowohl was für Antiken- und als auch Ritterfans bietet, auch wenn Letztere mehr davon haben. Vor Beginn muss man einige Fragen beantworten, die die Grundzüge der Kampagne bestimmen; sonst gibt’s nur noch ein paar Szenarien.

Zentrum der Macht ist Camelot, das aber auf der Karte nur einige Provinzen umfasst.  Dieses Land soll William vergrößern, wozu er Krieg, Ränkespiele und Verhandlung verwenden kann. Schon aufgrund der Größe der Aufgabe ist das nur was für Durchhaltewillige, da man lange braucht, bis man alle Provinzen hat. Die Rahmenhandlung läuft weiter, so dass man mehrere Stränge zu verfolgen hat. Lieber einen Heiler für den kranken Artus suchen oder doch den Aufstand in Sherwood niederschlagen? So wird der neue König immer erfahrener und irgendwann steigt er auf, was grob wie im Rollenspiel funktioniert. Zusätzlich kann man auch noch Artefakte wie Schwerter oder Ringe anlegen, die im Kampf Vorteile bringen.

Quests mit Konsequenzen

Gut oder Böse? Die Quests machen Spaß, auch weil das Ganze mal Auswirkungen hat.
Gut oder Böse? Die Quests machen Spaß, auch weil das Ganze mal Auswirkungen hat.
Während man England erforscht, stößt man immer wieder auf Aufgaben, die einen als Herrscher, Senator oder Richter fordern. Die textbasierten Quests sind nicht nur eine Abwechslung, sie sind auch noch recht spannend: Hier stehen nicht nur Schlachten an, man muss sich etwa um eine mysteriöse Seuche kümmern, die harte Entscheidungen erfordert. Per Multiple-Choice kann man wählen, was der König jeweils tun soll, dessen Macht noch brüchig ist. Soll man die Ländereien des Vasallen offen oder verdeckt betreten? Wer sich hier nur für einen Spähtrupp entscheidet, findet möglicherweise Sachen heraus, die er nicht erfährt, wenn er im Ornat durchs Burgtor reitet. Steckt gar eine mächtige Familie hinter der Krankheit? Mit ihr sollte man es sich nicht verscherzen.

Wie verhält man sich, wenn man die Ursache nach wendungsreicher Suche  gefunden hat? Alle umbringen, ihr Dorf abbrennen oder doch lieber einen Heiler rufen?  All das hat Konsequenzen, da es eine Moral-Anzeige gibt, in die alles eingetragen wird. So sollte man nicht zum Tyrannen mutieren:    Entscheidungen sollten immer überdacht sein, gerade was den Glauben angeht. Nicht umsonst waren die Ritter der Tafelrunde auf der Suche nach dem Heiligen Gral, so muss man sich auch im Spiel zwischen Heiden und Christen entscheiden. Wer öfters mal die weisen Frauen statt der Mönche befragt, wird ebenso als Schützer der alten Götter gelten wie einer, der nie betet. Wer sich als besonders mildtätig zeigt, wird vielleicht irgendwann durch Geschenke belohnt. 

England regieren

Das karge Baumenü spricht Bände, denn aufs Bauen ist King Arthur 2 nicht fixiert.
Das karge Baumenü spricht Bände, denn aufs Bauen ist King Arthur 2 nicht fixiert.
Sonst macht man das, was man sonst noch so als König macht – über das Land herrschen und selbiges entwickeln. Man kann etwa neue Gebäude  errichten, was aber nur im Winter geht. Es gibt wie aktuell in Total War: Shogun 2 vier Jahreszeiten, wobei man in der kalten nicht mehr im verschneiten Land umherziehen kann. Dafür ist es bei Eis Zeit für Bauarbeiten oder den Ausbau der Armee, was natürlich reichlich Gold kostet – die wichtigste und fast einzige Ressource in einem Spiel, das sich nicht sehr um den Handel kümmert. Zwar kann man hier Bauten wie Kornkammer, Schmiede oder Trainingsplatz errichten, was aber nicht an die Komplexität eines Total War heran reicht. Zudem ist die Wirkung meist beschränkt, weshalb sich die Bauten kaum lohnen.

Darüber hinaus kann man auch Forschung betreiben, die das Mittelalter etwas mehr erleuchten. Auch das klappt nur im Winter, wenn alles ruht. Dann kann man Dinge wie bessere Waffen, Zauber oder neue Gebäude erfinden, was immer eine bestimmte Menge Wissen erfordert - eine weitere Ressource. Leider ist auch diese geistige Entwicklung nicht sonderlich ausgefeilt, da es nur eine Hand voll Erfindungen gibt, die auch nicht derart ins Gewicht fallen wie  bei der Konkurrenz von Creative Assembly. Die vornehmste Aufgabe bleibt also der stete Ausbau der Armee, die immer die neusten Einheiten umfassen sollte. Auch die steigen auf, wobei sich ihre Kampfwerte verbessern lassen.

Unrealistische Kämpfe

Auch wenn die Schlachten äußerlich  an Total War erinnnern, laufen sie doch wenig taktisch ab.
Auch wenn die Schlachten äußerlich an Total War erinnnern, laufen sie doch wenig taktisch ab.
Zwar erinnern die Echtzeit-Schlachten durchaus an den großen Bruder Total War, aber es fehlt ihnen deutlich an Raffinesse. Es gibt zwar Formationen, aber diese spielen kaum eine Rolle: So ist es durchaus egal, in welcher Aufstellung man die Kavallerie einsetzt, da sie immer gleich agiert. Zudem sind manche Einheiten fast unverwundbar wie die Leibwache eines Heerführers, die sich zwar stets im Getümmel befindet, aber trotzdem kaum Schäden einsteckt. Zwar geht es in Ordnung, dass jede Einheit ihre Stärken und Schwächen hat. So sind Speerträger besonders gut gegen Reiter, aber manches ist schlicht unlogisch wie etwa die Schützen, die im Nahkampf quasi keinen Stich machen. Sie sind zwar nicht auf Nahkampf spezialisiert, aber ein wenig müssten sie doch anrichten.

Die mangelnde Authentizität führt leider dazu, dass die Kämpfe trotz verschiedener Schwierigkeitsgrade zu einfach laufen. Die feindlichen Armeen zeigen sich zudem handzahm, da sie an einem vorbei ziehen statt zu attackieren. Die Konsequenz: Man gewinnt eigentlich stets, auch wenn man in der Unterzahl ist oder auf bessere Einheiten trifft. Leider vermag auch die Magie die Kämpfe nicht abwechslungsreicher gestalten, auch wenn King Arthur Arhtur 2 wie der Vorgänger Fantasy-Bestandteile hat. Die Monster sind ebenfalls zu einfach zu töten, so dass sie keine große Herausforderung  darstellen: Ums Flattergetier kümmern sich Bogenschützen und die Trolle bleiben an den Pikenieren hängen. Die paar Kampfzauber braucht man eigentlich gar nicht, da der König auch ohne Magie fast unbesiegbar ist.

Verbündete gewinnen   

Im Spiel gibt's viele lokale Herrscher, die erst noch vom Mitmachen überzeugt werden müssen.
Im Spiel gibt's viele lokale Herrscher, die erst noch vom Mitmachen überzeugt werden müssen.
Statt der Kämpfe kann man auch aufs Verhandeln setzen, um mögliche Rivalen an sich zu binden. Das läuft meist als Quest ab, in der man den Herrscher davon überzeugt, künftig  an der Seite des Königs zu reiten. Öfters muss man dazu eine Aufgabe erfüllen, die der zukünftige Staatsfreund erfüllt haben will. Kriegt man das hin, hat man einen Stein bei ihm im Brett. Derart eng Verbündete zählen dann zum eigenen Land, auch wenn sie sich immer noch selbst verwalten.

Darüber hinaus gibt es die Möglichkeiten der normalen Diplomatie, die auf Verträgen basiert. Man kann Allianzen schmieden, Wissen austauschen oder Handelsverträge schließen, um den Warenaustausch anzukurbeln.  Auch hier wird man wieder gefragt, wie man sich den Handel vorstellt. Wie öfters im Spiel gibt‘s drei mögliche Antworten, die unterschiedlich teuer sind sowie eine andere Wirkung entfalten. Eine wichtige Sache ist noch die Kriegserklärung, denn ohne darf man die lieben Nachbarn nicht mit einer Invasion belästigen.

Wenig einladende Legende

Das Schlachtfeld wirkt größer und düsterer als im Vorgänger.
Das Schlachtfeld wirkt größer und düsterer als im Vorgänger.
Obwohl das Spiel einiges an mythisch-historischer Atmosphäre bietet, macht es einem den Einstieg nicht gerade leicht: Trotz integrierter Hilfe wirkt es eher abweisend. Das liegt zum einen sicher daran, dass es derzeit nur auf Englisch zu haben ist. Paradox, Koch Media oder via Steam - egal welche Version man wählt, es ist immer auf Englisch. Selbst mit guten Sprachkenntnissen wird man seine Probleme haben, da man auch viele Spezialbegriffe kennen muss. Außerdem gibt der wuchtige Sprecher einen Mischmasch aus Latein und Englisch zum Besten, was das Verständnis nicht leichter macht. Schließlich muss man Verhandlungen mit Verbündeten führen, gerade in den Nebenquests, die nicht in die Hose gehen sollten.

Darüber hinaus gibt es technische Probleme, die schon mit dem Runterladen beginnen: Der Download ohne Patches dauert mit DSL 3000 derzeit gute zwölf Stunden, was in etwa die vierfache Dauer von Schwergewicht Skyrim ist. Leider fragt man sich, was überhaupt herunter geladen wird, denn King Arthur 2 macht technisch und inhaltlich nicht den Eindruck eines absoluten Schwergewichtes; es gibt etwa auch keinen Multiplayermodus.

Auch die Updates beseitigen nur nötigste Fehler, denn das Spiel hat immer noch Macken. So kommt es beim Laden der Kampagne regelmäßig zu Aufhängern, da es eine Datei nicht findet. Hier half lange nur der Windows-Taskmanager weiter; mit dem dritten Patch haben die Macher dieses Problem endlich beseitigt. Die Perfomanceeinbrüche, die manch einer beklagt, bleiben aber bestehen.   

Fazit

King Arthur 2 hat durchaus seine Stärken, aber an Total War kommt es nicht ran, da ihm der Tiefgang in der Entwicklung des Reiches und der militärische Anspruch beim Kampf fehlt. Das rundenbasierte Epos ist allerdings sehr stimmungsvoll, da es die Finsternis, Unsicherheit und Sinnsuche der nachrömischen Epoche überzeugend widerspiegelt. Zudem sorgen die spannenden Textquests für Abwechslung, die man überall auf der britischen Insel findet. Was man in den Abenteuern entscheidet, hat zudem Auswirkungen auf die Moral, die einen zu einem Helden, Geistlichen oder Tyrannen macht. Daneben verblassen die schnöde Regierungsarbeit, die oft nur das Nötigste bietet, und der Rollenspielpart, der trotz Artefakten, Zauberei und Aufstieg nicht sonderlich vorankommt. Auch die mittelalterlichen Echtzeit-Schlachten wirken nicht ausgefeilt genug: Anders als bei den Quests macht man die Kämpfe halt, weil man muss, nicht weil man will. Selbst in Unterzahl sind sie zu leicht, da man auch ohne große Taktik zum Sieg kommt. Fantasy-Generäle können sich auch nicht am Einsatz der Magie erfreuen, denn er ist eigentlich nicht nötig, da auch Monster nur Kanonenfutter sind. Fans des legendären Königs können durchaus einen Blick riskieren, aber Freunde von Kriegsspielen werden nur mäßig unterhalten.

Wertung

PC

Trotz atmosphärischer Präsentation kein zweites Total War, da vor allem die Kämpfe zu simpel sind.

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