Crusader Kings 222.02.2012, Bodo Naser
Crusader Kings 2

Im Test:

Das wär’s doch: Einmal ein ruhmreicher König sein, der seine Macht verteidigt, Intrigen spinnt und Rivalen besiegt! Crusader Kings 2 (ab 29,99€ bei kaufen) von Paradox bietet den mittelalterlichen Job jetzt exklusiv an, bei dem man insbesondere die eigene Familie in Echtzeit managen muss. Bereitet das Herrschen auch Freude?

Wer kriegt die Insel?

Thronstreit um Engeland. Wilhelm will die Insel, während Harold sie nicht hergeben will.
Thronstreit um Engeland. Wilhelm will die Insel, während Harold sie nicht hergeben will.
Wilhelm der Eroberer war der Letzte, der erfolgreich eine Invasion in Großbritannien wagte.  Viele von Phillip II über Napoleon bis Hitler wollten es nachmachen, aber alle sind kläglich gescheitert – oft am Durchhaltewillen der Briten. Der Normanne hatte mehr Kriegsglück, denn nach der Überfahrt über den Ärmelkanal besiegte er seinen Widersacher Harold bei Hastings. Der unglückliche Angelsachse bekam einen Pfeil ins Auge und starb, womit der Thronstreit entschieden war. Wilhelm wurde zum englischen König gekrönt, obwohl ihm noch längst nicht die ganze Insel gehörte. Um seine Macht zu zementieren, errichtete er mehrere Zwingburgen, wozu auch der Tower von London gehörte. Die Basis brauchte er auch, denn nach 1066 kam es immer wieder zu Aufständen, die aber scheiterten.

Genau diese heiße Phase des Mittelalters kann man in Crusader Kings 2 spielen, denn dem Kampf um England sind gleich die ersten beiden Kampagnen gewidmet.  Man startet recht bescheiden als Herzog mit wenigen Tausend Kämpfern in der nordfranzösischen Provinz, die Nachschub liefert. Immer wieder muss man Zufallsereignisse überstehen, die Folgen haben: Eine Affäre führt beispielsweise zur Tochter, die man anerkennen kann. Wer will kann natürlich auch Harold oder sogar den norwegischen König Harald Hardråde spielen. Das ist der Vorteil des jederzeit pausierbaren Echtzeit-Strategiespiels, denn es zeigt alles aus mehreren Perspektiven. Der Norweger und der Angelsachse haben ihre Armeen etwa schon in England, während Wilhelm erst noch hin schippern muss. Dafür muss er erst eine Flotte ausheben, die auch genug Männer transportiert.

Kreuz des Barbarossa

Barbarossa wartet nicht nur auf den Ruf des Papstes. Er muss auch noch ein Riesenreich und die liebe Familie managen.
Barbarossa wartet nicht nur auf den Ruf des Papstes. Er muss auch noch ein Riesenreich und die liebe Familie managen.
Wem das zu mickrig ist, der kann auch auf einen Kreuzzug gehen. Als zweiter Startpunkt dient nämlich der Dritte Kreuzzug, als Philipp II von Frankreich, Friedrich Barbarossa und Richard Löwenherz Richtung Heiliges Land zogen. Kommt der Spieler weiter als der greise deutsche Kaiser, der 1190 auf halbem Wege im Fluss ertrank?  Für historische Korrektheit spricht, dass wer England nimmt, noch Heinrich II spielt, den weniger prominenten Vorgänger des berühmten Richard I. Neben diesen bekannten Herrschern kann man auch Byzanz, Ungarn oder Jerusalem wählen, was besonders spannend ist, da man ein Pulverfass im Nahen Osten regiert, wo man gleich gegen den mächtigen Saladin kämpft, der auch im Spiel ziemlich geschickt attackiert. Sonst muss man warten, bis der Papst den Kreuzzug offiziell ausruft, was leider recht selten vorkommt.

Bevor man loszieht, ist es wichtig, in der Heimat für Ruhe zu sorgen. So ist etwa das Heilige Römische Reich Deutscher Nation ein von vielen Völkern bewohnter Flickenteppich, der von der Ostsee bis nach Norditalien reicht. Wie soll man da allen gerecht werden? Wird irgendein Provinzfürst nicht berücksichtigt, gibt es gleich einen Aufstand. So muss etwa Friedrich I Truppen in die Lombardei schicken, um dort für Ruhe zu sorgen. Wen schickt man als Anführer? Der Herzog von Schwaben könnte sich hier seine ersten Sporen verdienen, da er mal Barbarossa auf den Thron folgen soll. Er ist erst 20 Jahre und muss noch erfahrener werden, um ein guter Kaiser zu werden. Nach und nach sammelt jeder Charakter positive wie negative Eigenschaften, wenn er etwa im Krieg verletzt wird. So ist es durchaus gefährlich, den König oder seine Sippe in die Schlacht zu schicken, da er sterben kann. 

Politisch unkorrektes Handeln

Alle kann selbst der Kaiser nicht beglücken, weshalb es zum blutigen Aufstand kommt.
Alle kann selbst der Kaiser nicht beglücken, weshalb es zum blutigen Aufstand kommt.
Wären die Regierungsgeschäfte nicht schon genug ist Barbarossa auch noch mit der lieben Sippe beschäftigt. Damit man hier nicht den Überblick verliert, gibt es eine Auflistung der wichtigsten Dinge, die allerdings Übersetzungsfehler aufweist. Obwohl  alles auf Deutsch ist, ist manche Aufgabe nur mit Mühe zu entziffern. Zu Beginn ist der Staufer unverheiratet, was sich natürlich nicht ziemt; nicht mal mit in seinem fortgeschrittenen Alter. Er braucht eine Nachfolgerin für seine verstorbene Gattin, wie man dem Stammbaum entnehmen kann. Einzige Bewerberin ist eine zwölfjährige Adelige aus Frankreich. Was heute ein  Skandal wäre, war im 12. Jahrhundert fast normal, denn die meisten Ehen waren arrangiert. So kann man Sechsjährige im Spiel durchaus verloben, wenn es sich um einen Partner von Stand handelt.

Weitere wichtige Aufgabe als Familienpatron ist das Abwenden von Ärger von der eigenen Familie, was ähnlich wie in Sengoku funktioniert: Je nachdem, ob man einen fähigen oder schlechten Spionagechef besitzt, bekommt Meldungen über die Intrigen, die laufen. Was ist geplant, wer ist beteiligt und wieweit ist die Planung? Hier stehen auch Ränke gegen die eigene Sippe, etwa wenn jemand den dritten Thronfolger umbringen will. Den Sechsjährigen hat man vielleicht gerade erst zur Ausbildung zum Bischoff nach Mainz geschickt, wofür man auch noch zuständig ist. Und jetzt will ihm der Graf von Schwerin ans Leder, was man verhindern möge. Man kann Verschwörer verhaften, was aber riskant ist. Klappt es, landet der Unhold im Reichsgefängnis, wo er nicht mehr so schnell raus kommt. Gelingt es nicht, taucht er unter und es wird schwer, ihn zu fassen. Hat man jemand gefasst, kann man ihn hinrichten lassen, was aber unehrenhaft ist.                    

Wiederspielbarkeit

 

Man kann alles spielen, das im Mittelalter Rang und Namen hatte, was förmlich nach neuen Partien schreit.
Man kann alles spielen, was im Mittelalter Rang und Namen hatte, was förmlich nach neuen Partien schreit.
Als vierte Kampagne dient der Hundertjährige Krieg, der ab 1337 zwischen England und Frankreich tobte, die sich um den französischen Thron balgten. Hiermit schließt sich der Kreis, da man wieder zu den beiden größten Rivalen des Mittelalters zurückkehrt, die sich um die nordfranzösischen Provinzen der britischen Krone zanken. Auch ein gutes Beispiel dafür, wie man sich bei Crusader Kings 2 um teils weit verstreute Ländereien kümmert, die man entweder geerbt, als Mitgift bekommen oder erobert hat. Es herrscht im Spiel generell freier Zug, so dass man die enzfernten Provinzen auch erreicht, wenn man die Länder nicht alle hat. Wem die vorgeschlagenen Herrscher nicht reichen, der kann auch jedes andere Adelsgeschlecht nehmen.  So ist es quasi unendlich wiederspielbar, auch weil die Partien nicht immer gleich laufen.

Wer noch größere Herausforderungen sucht und auch mal gegen richtige Mitspieler zocken möchte, kann sich beim Multiplayer verlustieren. Hier können bis zu 32 Spieler online oder per LAN gegeneinander antreten, um herauszufinden, wer der größte König ist. Wie schon beim Vorgänger gibt es zudem Downloads für den Singleplayer, wo man auch mal die Mongolen zocken kann. Ob man für zusätzlichen DLC gutes Geld ausgeben möchte, muss jeder selber wissen. Crusader Kings 2 bietet jedenfalls auch so genug, da man immerhin den mittelalterlichen Hochadel ganz Europas, Russlands, Ägyptens und des Nahen Ostens spielen kann.          

Angriff aus dem Nichts

Ein Krieg gegen den großen Saladin ist nur mit Geduld und Spucke zu gewinnen.
Ein Krieg gegen den großen Saladin ist wenn überhaupt nur mit Geduld und Spucke zu gewinnen.
Hauptmittel zur Ausdehnung der Herrschaft ist der Krieg, der im Spiel teils wie eine Naturgewalt über einen kommt. Wie aus heiterem Himmel erklärt einem ein Nachbar den Krieg, so muss man als König von Jerusalem mehrmals islamische Invasionen abwehren.  Das zieht einen rein, geht aber ziemlich an die Substanz, da das bis 1291 christliche Jerusalem im Vergleich zu Saladins Land wenig Macht hat.  Allein durch seine ganzen Provinzen hat er  viel mehr Steuereinnahmen, die der einzige Rohstoff im Spiel sind, das sich sonst nicht um Handel schert.  Einziger Vorteil ist die größere Anzahl von schweren Reitern, so dass man geschickt agieren muss. Leider hat man den eigenen Nachschub schnell ausgeschöpft, weshalb sich der Import von Kreuzritten empfiehlt. Dafür muss man wiederum genug religiöses Prestige besitzen, was sich nicht so leicht aus dem Ärmel schütteln lässt, weil für Pietät der Geistliche im Kronrat zuständig ist.

Sagt sich ein Vasall von einem  los und macht gar ein eigenes Fürstentum auf, kommt es ebenfalls zum Kampf.  Kann man einen langwierigen Bürgerkrieg für sich entscheiden, bekommt man die Provinzen, um die der Streit ging. Für Sieg und Niederlage gibt es extra eine Anzeige, die Prozente angibt, die man schon hat. Belagert man erfolgreich eine Stadt, steigt das Konto um einen Punkt, verliert man, sinkt es, was auch negativ werden kann, wenn der Feind gewinnt. Sonst gibt es noch lokal Bauernaufstände, die aber schneller niedergeschlagen sind, weil sie schlechter organisiert sind. Mit Hilfe des Marschalls vom Rat lässt sich die Wahrscheinlichkeit von Aufständen senken, wofür er aber Zeit braucht. Das ist eine der Spezialaufträge der Ratsmitglieder, wie es sie auch schon in Sengoku gab.

Automatik-Schlachten

Die automatisch ablaufenden Schlachten enttäuschen insbesondere Total War-Fans.
Die automatisch ablaufenden Schlachten enttäuschen insbesondere Total War-Fans.
Obwohl man zahllose Schlachten schlagen muss, um sich zu behaupten, laufen diese doch wenig taktisch ab. Das liegt sicher mit daran, dass Kämpfe automatisch ablaufen, wie man das von der Europa Universalis-Reihe kennt, von der sich auch Crusader Kings 2 ableitet. Trifft man auf eine feindliche Armee, kommt es unweigerlich zur  Schlacht. Man muss also schon vorher abschätzen, wie viele Soldaten man braucht, was nicht immer ganz einfach ist, da der Feind aus dem Rückraum neue Truppen heranführt. Da man sich nicht selbständig zurückziehen darf, entwickelt sich ein Gefecht so oft zum Himmelfahrtskommando. Bei der automatischen Flucht bleibt oft nicht viel von der einst stolzen Streitmacht übrig.

Andere Spiele wie zuletzt King Arthur 2 bieten hier schmucke Echtzeit-Kämpfe an, bei denen man sich mitten im Kampf wähnt, während hier nur Zahlen runterlaufen. Dass der Krieg einen trotzdem fordert und man am Ball bleibt, liegt an der KI, die je nach Schwierigkeitsgrad aggressiv vorgeht. Abgesehen von wenigen hyperaktiven Vorstößen mit nur ein paar Mannen bringen einen die Feinde immer dann in die Bredouille, wenn sie über genug Truppen verfügen. Um zu siegen, sind daher eher ein fähiger General und eine Überzahl an Kämpfern entscheidend - weniger ein wohlüberlegter Plan. 

Statische Einheiten

Man kann zwar grob einzelne Bereiche verbessern, aber es ändert sich kaum was.
Man kann zwar grob einzelne Bereiche verbessern, aber es ändert sich kaum was.
Es gibt zwar typische Einheiten wie Infanterie, Bogenschützen oder schwere bzw. leichte Reiter, aber diese unterscheiden sich kaum von Volk zu Volk, auch wenn man mal die Muslime nimmt. Obwohl das Spiel von mittelalterlicher Musik untermalt ist, gibt es weder normannische Reiter noch britische Langbogenschützen oder deutsche Schwertkämpfer, noch nicht mal als teure Söldner. Stattdessen muss man von Anfang an mit Standardeinheiten vorlieb nehmen, die sich auch durch Forschung nicht ändern lassen. Die Soldaten ändern sich auch im Laufe der Zeit kaum, so dass man im Spätmittelalter immer noch fast dieselben hat als zu Beginn. Hier wäre größere Vielfalt wünschenswert.

Zwar existiert ein Technologiemenü, allerdings ist das weder übersichtlich noch gut zu bedienen und man sieht auch kaum Fortschritte. Man kann theoretisch militärische, steuerliche und kulturelle Sachen erfinden, was aber eigentlich nicht mehr als eine Verbesserung des Istzustands ist.  So kann man etwa die Offensivkraft der Kavallerie verbessern, aber keine neuen Reiter erfinden. Das heißt  im Umkehrschluss, dass technisch das ganze Spiel über eigentlich alles beim Alten bleibt. Und das obwohl man sich sowohl den Entwicklungsstand des Reiches als auch jeder einzelnen Provinz anzeigen lassen kann, was man sich sparen kann.

Erobern und Aufbauen

Städte und Provinzen lassen sich ausbauen, was aber recht teuer kommt.
Städte und Provinzen lassen sich ausbauen, was aber recht teuer kommt.
Sonst kann man Festungen belagern, was aber auch nicht mit viel mehr Tiefgang abläuft. Statt durchdachter Taktik braucht man eher Sitzfleisch, da es je nach Besatzung dauern kann. Es dauert also Jahre, bis Wilhelm ganz England eingenommen hat, das aus unzähligen Provinzen besteht. Ein Sturmangriff empfiehlt sich kaum, weil er zu viele eigene Leben kostet. Selbst wenn eine Stadt kurz vor der Aufgabe steht, es kaum noch Verteidiger und die Moral ganz unten ist, kann ein Angriff zum Desaster werden. Vorsicht empfiehlt sich immer dann, wenn man nur wenig mehr Einheiten als der Gegner hat; ohne Überzahl darf man gar nicht belagern, was wiederum durchdacht ist.

Bei Crusader Kings 2 muss ein Feldherr gleich mehrere Orte einnehmen, um eine Provinz ganz zu kontrollieren, was man an den Flaggen im Menü sieht. Hat man eine Stadt eingenommen, darf man sie ausbauen. Je nach Entwicklungsstand gibt es dort schon Bauten, was meist der Fall ist, oder man fängt von null an, was eher selten ist. Empfehlenswert ist in erster Linie der Bau von Burgen, die die Verteidigung eines Landstrichs stärken. Auch solche, die mehr Soldaten oder Steuern bringen, können nützlich sein, wenn nur man wenig hat. Immerhin sorgt der Verwalter dafür, dass Gebäude schneller erreichtet werden, auch wenn sie immer noch teuer sind. So kostet eine Kirche, die auf Deutsch warum auch immer Tempel heißt, stolze 750 an Geld, was etwa das Dreifache des Jahreseinkommens eines Kleinstaats ist.

Postenschacher  unter Adeligen

Ehen sind das Mittel, um zwei Adelsgeschlechter aneinder zu binden.
Ehen sind das Mittel, um zwei Adelsgeschlechter aneinder zu binden.
Auch bei der Diplomatie wird deutlich, dass Crusader Kings 2 sich mehr um die Personen als um diplomatische Floskeln kümmert.  So kann man zwar Verlöbnisse schließen, jemanden zum Lehrer seiner Kinder machen oder Gefangene austauschen, aber richtige Bündnisse sind nicht möglich. Vielmehr kann man Hilfe nur aus der eigenen Sippe anfordern, wenn man Krieg führt. Gleich zu Beginn wird etwa Wilhelm gefragt, ob er seinen niederländischen Vetter um Beistand anrufen will.  Gespräche mit den einzelnen Akteuren kann übrigens man auf zwei Arten führen, übers Menü und direkt, wenn man auf Bild klickt.

Bei Verhandlungen hilft der Kanzler, der eine möglichst hohe Ahnung von Diplomatie haben sollte, da er die Beziehungen verbessert. Durch ihn wird wahrscheinlicher, dass jemand zustimmt.  Dabei geht es meist nachvollziehbar zu, denn es ist logischerweise davon abhängig, was man für einen Vorschlag macht. Kann sich der Gesprächspartner verbessern, ist die Zustimmung sicher. Wer einem Grafen einen Posten als Herzog anbietet, wird sein Herz im Sturm erobern. Andererseits wird eine waschechte Prinzessin nicht glücklich sein, wenn sie einen Hanswurst aus Nicäa heiraten soll. Gerade im Kronrat sollte man sich keine Feinde machen,  was sich durch Geschenke, Land oder Auszeichnungen befördern lässt.

Der König ist tot…

Man sollte stets darauf achten, wer mal das Land erbt, sonst kann es böse Überraschungen geben.
Man sollte stets darauf achten, wer mal das schöne Land erbt, sonst kann es böse Überraschungen geben.
Es wurde bereits angesprochen, dass man sich rasch um seinen Nachfolger kümmern sollte, da man im unsicheren Mittelalter oft früh das Zeitliche segnet. Grundsätzlich geht die Macht auf den erstgeborenen männlichen Erben über, so dass alle Brüder und Schwestern leer ausgehen. Ist der nicht alt genug, kommt ein Vormund an die Macht, wobei das Kind aber Oberhaupt bleibt, was durchaus der historischen Wirklichkeit entspricht. Gibt es keinen Jungen, geht das Reich an ein Mädchen, wenn es so Brauch ist, was von Volk zu volk variiert. Im Heiligen Land kann man schon nach wenigen Jahren eine siebenjährige Königin haben, die wenig Ansehen genießt, da sie zwar das Land aber nicht die Werte ihres Vaters erbt. Jeder neue König muss sich erst einen Namen machen, um anerkannt zu werden.

Damit man überhaupt erben kann, muss zuerst ein Erbe vorhanden sein. Daher bekommt man extra eine Meldung, wenn jemand keinen Nachfolger hat. Meist liegt das daran, dass der Erblasser keine Frau hat und so auch keine Kinder. Hier kann man helfen, indem man eine Ehe vermittelt. An dem biologischen Grundsatz können auch die komplexen Erbregeln wenig ändern, die im Menü Gesetze zu finden sind. Änderungen am Althergebrachten sind im Spiel allenfalls schrittweise möglich, brauchen eine Zustimmung und können so Gegnerschaft provozieren. Eigentlich hat ein König schon genug Feinde, so dass er sich nicht noch welche machen muss.

Fazit

Crusader Kings 2 ist besser, als ich erwartet hatte. Trotz einiger Schwächen zieht es mich in den Sog der Herrschaft, was bei Sengoku nicht so der Fall war. Mehr als einmal ertappe ich mich dabei, wie ein mittelalterlicher Fürst zu denken, wozu auch das authentische Ambiente sowie die wuchtigen Klänge beitragen. Die Reichsbildung läuft erfrischend politisch unkorrekt: Ohne mit der Wimper zu zucken, heirate ich Minderjährige, unterdrücke ganze Völker und lasse Widersacher umbringen, obwohl es schlechte Presse bringt. Die langwierigen Kriege fordern den ganzen König,  da man für genug Nachschub sorgen muss, auch wenn die automatischen Schlachten mehr taktische Möglichkeiten bieten müssten. Die Computerwidersacher sorgen mit geschicktem Entgegenhalten immerhin dafür, dass eine Eroberung dennoch nie langweilig wird. Wer nicht gleichzeitig auf die richtige Antwort auf Zufallsfragen oder Intrigen achtet, hat bald einen waschechten Aufstand an der Backe. Darüber hinaus muss ich Multitasking beweisen, wenn ich mich auch noch um meine Familie kümmere, die dringend Ehepartner, Erben und Geld braucht. Natürlich wollen auch ausländische Adelige mit Geschenken, Posten oder Land bestochen sein, damit sie einem wohlgesonnen sind. Das gilt auch für den praktischen Kronrat, für die man die Besten des Landes als Berater kürt. Es gibt so viel zu tun, dass die fehlende Forschung und Übersetzungsfehlerchen nicht stark ins Gewicht fallen. Wer ins Mittelalter abtauchen will, wird hier strategisch gut unterhalten!

Wertung

PC

Bietet nicht nur heilige Kriege, sondern eine komplexe Simulation des Adels im Mittelalter.

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