F1 200228.06.2002, Paul Kautz
F1 2002

Im Test:

Blitzschnelle Reaktionen, Nerven wie Stahlseile und technisches Verständnis auf höchstem Niveau - diese Tugenden zeichnen Formel 1-Piloten aus. Vor dem Monitor benötigt Ihr lediglich einen möglichst schnellen Rechner und Electronic Arts´ neuesten F1-Streich, um Schumi und Co. mal so richtig den Auspuff zu zeigen.

Alles, was Ralf kann..

..das kann ich viel besser. Dieses Motto gilt ganz besonders für <4PCODE cmd=DGFLink;name=F1 2002;id=2820>. Denn im Gegensatz zum direkten Konkurrenten <4PCODE cmd=DGFLink;name=Grand Prix 4;id=2346> hat sich Electronic Arts die aktuelle 2002er Lizenz fürs Spiel geschnappt. Im Klartext bedeutet das nicht nur, dass der neue (kürzere) Hockenheimring und die Teams Toyota und Renault integriert sind. Es bedeutet auch, dass Ihr die noch laufende Saison quasi mitspielen könnt! Wer also mal wissen möchte, wie die Geschichte verlaufen wäre, wenn Barichello keine Anweisungen aus der Box bekommen hätte, kann das hier gerne ausprobieren.

Neben Rubens, Michael und Ralf sind 19 weitere echte Fahrer anwählbar. Die Entwickler legten sehr viel Wert darauf, die Fahreigenschaften der virtuellen Piloten möglichst vorbildgetreu zu gestalten. Nichtsdestotrotz fahren die Raser auf der höchsten Realismus-Stufe sehr aggressiv - besonders beim Start schepperts oft gewaltig, was meist ein Viertel des Feldes gleich zu Beginn rauswirft. Falls Ihr den Blümchenpflück-Modus bevorzugt, könnt Ihr im Optionsmenü aus den wilden Wölfen brave Lämmchen machen: Neben Stärke und Aggressivität der KI-Fahrer lassen sich dort auch viele Fahrhilfen aktivieren. Dazu zählen Lenk-, Bremspunkt- Handling- sowie Abfanghilfe, die in mehreren Stärken einstellbar sind. Auch Traktionskontrolle, Unverwundbarkeit oder ABS sorgen dafür, dass der eigene Lack kratzerfrei bleibt.

__NEWCOL__Die fabelhafte Welt der Formel 1

Der Einstieg ins Spiel gestaltet sich ein wenig enttäuschend: Zum einen ist das Introvideo lange nicht so rasant, wie sonst bei EA üblich. Zum anderen ist das Hauptmenü konfus aufgebaut; grundlegende Dinge wie Ändern der Grafikauflösung oder Telemetrie-Analyse finden gar außerhalb des Spiels statt. Einsteiger dürfte das nicht so stören, Renn-Experten knirschen mit den Zähnen und stürzen sich auf vielerlei weitere Einstellmöglichkeiten: Flaggenregeln, Benzinverbrauch, technische Defekte, prozentuale Rennlänge - alles ist regelbar.

Seid Ihr schließlich im Spiel gelandet, sieht die Welt gleich ganz anders aus: Die hochglanzpolierten Boliden spiegeln die Sonne, etwas eckige Boxenluder stehen breit grinsend auf der Fahrbahn und die realen Strecken wurden bis ins kleinste Detail nachgebaut - sieht man einmal von kleinen Fehlern wie den immer noch vorhandenen D2-Werbebannern ab. Dank der enormen Weitsicht sind Kurven rechtzeitig zu erkennen, dazu gibt es realistischen Schattenwurf und einige Grafikeffekte wie dichten Rauch, plastisch wirkende Reifenspuren (beispielsweise in Gras und Sand) oder Regen. Letzterer lässt sich in Punkte Stärke und Häufigkeit ebenfalls in den Optionen regeln, allerdings gibt es keine teilweise trocknende Strecke wie beim großen Konkurrenten.

Leider trüben einige Schnitzer den ansonsten tadellosen grafischen Eindruck: Das Papp-Publikum wirkt sehr aufgesetzt, und es gibt keinerlei Hitzeeffekte, so dass die gesamte Strecke stets etwas leblos wirkt. Merkwürdigerweise bleiben die Reifen auch stets blitzeblank, selbst wenn man einige Runden durch Sand oder Dreck gedreht hat. Wenigstens wird jede Strecke von einem Realfilmvideo eingeleitet, welches Lust auf die Location macht.

Anschnallpflicht

Formel 1-Neulinge dürfte die integrierte Fahrschule interessieren: Pro Strecke gilt es vier Prüfungen zu absolvieren, die je nach erreichter Leistung mit einem goldenen, silbernen oder bronzenen Stern belohnt werden. In jedem Fall muss man die Bronze-Auszeichnung erhalten, damit die nächste Prüfung freigeschaltet wird. Bei jedem Test fährt der Fahrlehrer auf Wunsch die Strecke vor und übergibt dann fliegend die Lenkung. Ärgerlicherweise zählt er minimal falsch, das heißt, Ihr bekommt die Kontrolle schon einen Sekundenbruchteil, bevor Ihr sie eigentlich haben solltet - was Spieler mit zittrigen Fingern durchaus in Verlegenheit bzw. in gefährliche Nähe der Bande bringen kann. Bei der Fahrt wird hilfreicherweise eine Ideallinie eingeblendet, die mit grün anzeigt, wann man rasen sollte, und mit rot, wann Bremsen angesagt ist. So lernen Fahrschüler schnell die wichtigen Bremspunkte kennen - schade, dass diese nützliche Hilfe nicht auch im eigentlichen Rennen verfügbar ist.

Strategen gefragt

Bevor es ernst wird, bietet das Hauptmenü noch weitere Übungsmöglichkeiten: Beispielsweise dürft Ihr auch einen einfachen Testtag fahren, mit allen Optionen der Meisterschaft, aber eben nur zum Üben.__NEWCOL__

Einen richtigen Arcade-Modus zum schnellen Rasen gibt es nicht, das Rennen kommt dieser Variante aber am nächsten. Schließlich gibt es noch die Multiplayer-Variante. Über Modem, LAN oder Internet (via Gamespy ) dürft Ihr Euch mit bis zu 15 Spielern aus aller Welt messen. Einen Karrieremodus oder etwas Vergleichbares gibt es leider nicht.

Die Königsdisziplin ist und bleibt natürlich die Meisterschaft. Hier dürft und solltet Ihr Euch auch ein wenig in die Formel-1-Materie einarbeiten, wobei das deutsche Handbuch eine große Hilfe ist. Denn Ihr werdet nicht um eigene Strategien herumkommen: Wie viele Boxenstopps sind geplant und wann sollen die sein? Welche Reifen sind am Besten geeignet? Wie hart sollen die Stoßdämpfer sein? Und optimieren wir die Schaltung eher auf Beschleunigung oder Höchstgeschwindigkeit? Ihr könnt dem Programm vertrauen und bereits integrierte Setups benutzen, oder aber eigene anlegen und speichern. Schlussendlich liegt es auch in Eurer Hand, ob Ihr das komplette Programm inklusive vierfachem Training, Qualifying und Warm-Up durchzieht, oder gleich zum Rennen springt, und auf Euer Geschick vertraut.

Fest im Griff

Die Güte eines Formel 1-Spiels steht und fällt mit der Qualität der Steuerung, schließlich muss der Wagen zuverlässig und präzise auf die kleinsten Lenkungen reagieren. Und in diesem Punkt gibt sich <4PCODE cmd=DGFLink;name=F1 2002;id=2820> nicht die geringste Blöße; selbst mit der an sich für Rennspiele nur mäßig brauchbaren Tastatur hat man die Rennwagen sicher in der Hand. Natürlich ist ein gutes Lenkrad samt Pedalerie nicht zu schlagen, Besitzer von Force-Feedback-Lenkern dürften sich gar im Rappel-Himmel wähnen: Dank der fein dosierten Effekte bekommt man jede Bodenwelle, jeden Curb und jeden Rempler hautnah mit. Man spürt sogar, wenn der Wagen auszubrechen droht, noch bevor man es sieht, und kann dementsprechend reagieren - klasse! Ein Crash lässt den ganzen Tisch erzittern, danach spürt man deutlich, dass dem Boliden etwas fehlt. Leider wirkt sich das nicht immer auf die Fahreigenschaften aus: Beispielsweise ist es oft genug möglich, trotz hoher Realismusstufe und verlorenem Reifen mit Höchstgeschwindigkeit in die Box zu fahren. Gegnerische Piloten lassen sich beim Start problemlos wegrammen, oder veranstalten das mit uns - das sind ärgerliche Patzer.__NEWCOL__

Andere Kleinigkeiten sind ebenso unnötig: Wenn man im Rennen gewohnheitsmäßig auf »Esc« drückt, um zu pausieren, oder die Optionen zu ändern, ist das Rennen gleich komplett vorbei! Wieso wird die Strecke jedes Mal neu geladen, wenn man sie nur mal kurz verlässt? Gerade bei den hiesigen, recht langen Ladezeiten ist das auf Dauer nervend.

Rennstall im Wohnzimmer

An der Akustik gibt es zum Glück nur wenig zu mäkeln: Das Menü wird von sehr fetziger Musik untermalt, jede Strecke wird während des Ladevorgangs wissenswert kommentiert. Im Spiel dominieren dann die Rennsounds, die zweifelsfrei zu den Besten des Genres gehören. Hohe Umdrehungen bringen die Motoren zum wahnsinnigen Jaulen, das dumpfe Dröhnen beim Abbremsen zeugt von Kraft. Dazu gibt es noch ständigen Funkverkehr mit der Boxencrew, die einem mitteilt wann und wo sich Unfälle ereignet haben, wann ein Boxenstopp einzulegen ist, wie viel Abstand man zum Führenden hat und vieles mehr - näher als mit <4PCODE cmd=DGFLink;name=F1 2002;id=2820> kann man der Formel 1 wohl nur noch in echt kommen.

Pro

  • sehr gute Grafik
  • hervorragender Sound
  • exzellente Steuerung
  • 2002er Lizenz
  • gute Fahrschule
  • massig Optionen
  • umfangreiche Fahrhilfen
  • sehr gute FF-Effekte
  • __NEWCOL__Kontra

  • konfuse Menüführung
  • unnötige Patzer
  • KI-Schwächen
  • gelegentliche Physik-Schwächen
  • lange Ladezeiten
  • Vergleichbar mit:

    F1 2001, Grand Prix 4

    Fazit


    Entscheidungen, Entscheidungen: Früher war alles so einfach - Geoff Crammonds Grand Prix-Serie stand stets auf dem Siegertreppchen, und danach kam eine ganze Weile erst mal nichts. Mit dem neuen F1 2002 hat Electronic Arts einen sehr heißen Anwärter auf die Pole Position am Start, der aber leider wegen kleinerer bis mittlerer technischer Mängel doch nur auf dem zweiten Platz landet. Das ist sowohl ärgerlich als auch unnötig, da F1 2002 alles hat, was ein exzellentes F1-Spiel braucht: Grafik, Sound, Steuerung und Spielgefühl stimmen einfach, dazu noch die aktuelle Lizenz. Letzten Endes bleibt GP4 aber die erste Wahl für Profis, die die beinharte Simulation ohne Schnickschnack suchen. Einsteiger und Fortgeschrittene sind mit F1 2002 mehr als sehr gut bedient.

    Wertung

    PC

    0
    Kommentare

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