Im Test:
Da steh' ich nun, ich armer Tor...
In der Tiefe seines Herzens ist der Sonnenbrillenträger ganz der alte geblieben: Noch immer bestimmen Gefechte gegen wahnwitzig viele Gegner das Tagesgeschehen - man betritt ein auffällig großes Areal, von allen Seiten stürmen Feinde schreiend, grunzend und galoppierend heran, die Magazine werden leer geschossen, der Nebel des Todes verzieht sich. Danach: Aufmunitionieren, Heilpakete suchen, das Ganze bitte von vorn - kennt man, mag man, wenn man’s mal etwas weniger anspruchsvoll haben möchte.
Weg mit diesem Kopf!
Es gibt auch Neuerungen: Man darf jetzt sprinten und sich ducken, wobei Letzteres nicht nur komplett sinnlos ist, sondern auch dem auf der Packung prangenden »No Cover. All Man.«-Motto irgendwie entgegen steht. Auch das Zielen über Kimme und Korn ist in einem Shooter, in dem de facto keine Einzelschüsse abgegeben werden, reichlich fehl am Platze. Sehr neu und ausgesprochen merkwürdig ist der »Nahkampf«: Bereits auf mehrere Meter Entfernung kann man die E-Taste drücken, woraufhin Sam zum Wolf wird - er kickt den Feind weit weg, reißt ihm das Auge raus oder gleich den Kopf ab. Das ist zwar nützlich, aber tatsächlich sogar zu nützlich: Bei den meisten Gegnern ist der Nahkampf ein One-Hit-Kill. Im Gegensatz dazu stehen Gegner, die selbst auf weite Entfernung oder durch Rauch- und Nebelschwaden hindurch mit tödlicher Präzision ihre Schrotgewehre abfeuern, während man sie selbst noch nicht mal sieht - wirklich lästig!
Einst gehörten die Serious Sam zu den technischen Vorreitern, gerade was die schiere Größe der Spielfelder anbelangt. Diese Zeiten sind vorbei: SS3 sieht nicht übel aus, aber auch nicht gut. Die Explosionen sind ansehnlich, die Gegnermassen beeindruckend, die Weitsicht ist gut, die Welt ist wieder auf Größe und Weitläufigkeit ausgerichtet. Außerdem läuft die Engine wieder mal sehr schnell, während die Hardwareanforderungen moderat sind. Auf der anderen Seite mangelt es erheblich an Details, die Umgebungen sind immergleich und langweilig, die Figuren simpel designt - damit lockt man niemanden von Battlefield 3 weg.
Fazit
Im Großen und Ganzen bleibt Sam immer noch Sam: Die Action ist angemessen hohl und wuchtig, die Sprüche sind trocken, die Kamikazebomber schreien energischer als je zuvor. Das Spiel hat nach wie vor seine befriedigenden Momente: Etwa wenn man eine Horde heranschreiender Suizidler mit einem Mal in einer gigantischen Explosion zerfetzt. Oder ein Kloppediklopp-Vieh an sich vorbei springen lässt, um danach mit dem mächtigen Vorschlaghammer nur noch ein paar einsam kullernde Knochen am Boden zurück zu lassen. Und dennoch fühlt es sich fremd an: Realistisch gestaltete Szenarien, dunkle Abschnitte mit der Taschenlampe, übermächtiger Nahkampf - warum nicht gleich noch Schleichlevels und Erfahrungssysteme? Für den Zwischendurch-Krachbumm ist Sam der Dritte noch immer brauchbar, aber das gilt auch für die HD-Remakes der ersten beiden Teile - und die liefern die vermisste geradlinige Comic-Action. Wenn man spüren möchte, wie sich eine moderne Wahnwitz-Ballerei anzufühlen hat, führt gegenwärtig kein Weg an (der internationalen Version von) Bulletstorm vorbei. Serious Sam 3 ist ein blasser Abklatsch früherer Großtaten, gegen den sogar der Duke wie eine echte Bombe wirkt. Man verpasst nichts, wenn man das verpasst.
Wertung
PC
Sam ist nur noch ein Schatten seiner selbst - ihr verpasst nichts, wenn ihr dieses Spiel verpasst.
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