Alleine im Wahnsinn
Stellt euch vor, nicht nur die Twin Towers, sondern ganz New York wäre einem einzigen Terroranschlag zum Opfer gefallen: eure Familie, eure Freunde, eure Heimat – alles nur noch entfernte Partikel im Staub der Vernichtung. Und stellt euch vor, ihr hättet nicht nur die Möglichkeit, die Urheber dieses Massenmords zur Strecke zu bringen, sondern auch die Macht, das politische Schicksal der Erde zu bestimmen.
| Ein Kapuzenmann, eine Bombe - Chicago kurz vor dem Kollaps. Das Render-Intro ist filmreif. (PC) |
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Genau diese bittersüße Konstellation aus Wahnsinn und Chance erwartet euch in der Haut von Alex D., als Chicago im Jahr 2072 von der Nanobombe eines Selbstmordattentäters pulverisiert wird. Denn der junge Tarsus-Agent hat Glück im Unglück und kann gerade rechtzeitig mit wenigen Freunden und Wissenschaftlern seiner Akademie nach Seattle fliehen.
Spannende Eröffnung
Aber auch an der amerikanischen Westküste bleibt keine Zeit für Trauer, und schon gar nicht für ein gemütliches Tutorial. Die dramatische Eröffnung versetzt euch sofort einen Adrenalinschub, denn schon nach wenigen Sekunden seid ihr umgeben von Explosionen und Toten, Kapuzenmänner schleichen durch Korridore und ein weibliches Hologramm flüstert euch mit sanfter Stimme ein, dass ihr nur ein Versuchsobjekt seid, welches gerade vom "Orden" befreit wird. Wieso, weshalb, warum? Neugierig, irritiert und aufgeregt stürzt man sich in ein Labyrinth aus Antworten - so muss ein Einstieg aussehen!
Taktisches Schauspiel
Deus Ex 2 ist ein Action-Rollenspiel im Shooterpelz. Zwar bewegt ihr euch in Egoperspektive, und mit dem Fadenkreuz visiert ihr im Ernstfall eure Ziele an. Aber ihr erforscht eine lebendige Spielwelt, die nicht auf stupiden Bodycount, sondern auf kluge Taktik ausgelegt ist. Theoretisch müsst ihr bis zum Finale keinen einzigen Blutstropfen vergießen.
Den Kopf möchte man angesichts der umherschwirrenden Fragezeichen trotzdem einziehen: Wer steckt hinter der Katastrophe? Warum sollt ihr befreit werden? Wer ist diese mysteriöse Frau? Am Ende der futuristischen Odyssee, die euch bis nach Kairo, Trier und in die Antarktis führt, wartet kein Bildschirm füllender Endgegner, sondern eines von vier möglichen Gesellschaftsmodellen.
| Statt Handy und Telefonzellen gibt`s Hologramme und News-Terminals. (PC) |
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Ideologischer Spielball
Gegen Ende des 21. Jahrhunderts gibt es allerdings keine schwarz-weiße Welt mit Schurkenstaaten, die mal eben überrollt werden. Nationen wie die USA oder China sind längst verschwunden, stattdessen buhlen globale Organisationen in den letzten Metropolen um die Gunst der Bevölkerung – darunter Kapitalisten, Gläubige, Fundamentalisten, Sektierer, Genmanipulierer und Kaffeekartelle.
Die Mächtigen der Welt schmieren auch euch fleißig Honig um den Mund. Sie locken mit der Wahrheit über Chicago, mit Geld und denunzieren ihre Widersacher.