Viel Masse, wenig Klasse
Allerdings leidet der beeindruckende Spielumfang auf den zweiten Blick am laschen Spannungsbogen, mehr Aha- als Wow-Erlebnissen und der fehlenden Seele. Trotz der Tatsache, dass alle Missionen von einer im Ansatz epischen Erzählung eingerahmt werden, die euch zwischendurch immer mal mit kleineren Missionen entlässt, will keine echte Rollenspielatmosphäre aufkommen.
| Das Tutorial weiht euch ausführlich in die tiefsten Winkel der Steuerungsfinessen ein - geübte Spieler können es getrost überspringen. |
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Die Nebenquests bieten nur wenige interessante Highlights, dafür viel zerstörerische Standardkost und klassische Hol-und-Bring-Dienste mit einschläfernd langen Laufwegen. Außerdem fehlt ab und an die innere Logik: Man ist der prophezeite Runen-Krieger, aber der Oberbösewicht überlässt unsere Hinrichtung einem nichtsnutzigen Boten, den wir mit einem Schlag ins Jenseits befördern? Ein Portal wird erst dann für uns geöffnet, wenn man den Dolch eines Goblin-Anführers beschafft?
Diablo lässt grüßen
Die Story ist nicht mehr als eine Ansammlung von altbekannten Klischees, es fehlt die erzählerische Klasse und die Zwischensequenzen sorgen eher für Gähnen als für Dramatik. Selbst die Dialoge mit Bewohnern und Schlüsselfiguren bleiben an der Oberfläche der Nützlichkeit und Questvergabe. Insgesamt vermittelt die Welt eher den spröden Charme von Online-Rollenspielen als dichtes Fantasyflair, so dass die Identifikation mit dem Helden schwer fällt. Trotzdem: Wer auf die Story pfeift, und sich bis zum Abwinken aufrüsten will, kommt durchaus auf seine Kosten.
Held und Feldherr
Denn irgendwann ist Schluss mit der Spinnen- und Goblinjagd, ganze Orkhaufen, furchterregende Dämonen und düstere Armeen stehen euch gegenüber. Dann hilft nur noch der Aufbau einer schlagkräftigen Truppe. Es gilt, die wichtigsten der sieben Rohstoffe zu ernten, Gebäude zu bauen und Krieger zu erschaffen - ganz à la
WarCraft 3 . Und je nach Runenstein entscheidet ihr, welches Volk ihr zur Hilfe ruft. Dann müsst ihr zunächst Arbeiter an einem Portal beschwören, sie Holz hacken, Steine brechen, Eisen abbauen oder Rotwild jagen lassen.
Leider wiederholt sich diese langatmige und spielerisch altbekannte Prozedur sehr oft, denn nach jeder Portalreise startet ihr ohne Ressourcen. Vollkommen unverständlich ist zudem, dass der gesamte Aufbau verloren geht, wenn man zwischendurch auf eine bereits erforschte Karte reist, um sich besser auszurüsten.
| Die NPCs haben Quests parat, beschränken sich aber meist auf wenige Dialogzeilen. Lippenbewegungen gibt`s nicht und die Gestik wirkt puppenhaft. |
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Euer Held ist also an den Aufbau gebunden und darf in dieser Zeit ab und an streunende Monster vertreiben, die in die junge Siedlung einfallen. Leider müsst ihr die Karten manuell erforschen, eine automatische Scoutfunktion sucht man vergeblich. Ihr könnt natürlich auch Türme zur Verteidigung bauen, dieses aber nicht bemannen - schade. Auch eine Alarmglocke, Mauern oder Palisaden fehlen komplett, was angesichts der ständigen Überfälle einfach nervt. Und dass die eigenen Arbeiter selbst dann noch Holz hacken, wenn ein Goblin ihnen gerade den Dolch in den Rücken rammt, deutet schon düster auf die vergeigte KI.