America's Army18.08.2002, Marcel Kleffmann
America's Army

Im Test:

Damals reichte noch ein simples Plakat mit der Aufschrift "I want you for the US Army". Heute muss die Armee dickere Geschütze auffahren, um überhaupt Leute für den Militärdienst begeistern zu können. Nun hat die Army eine Rekrutierungssoftware in Form eines Taktik-Shooters veröffentlicht. Grund genug für uns, dem Spiel mal ordentlich auf den Zahn zu fühlen - mehr dazu im Test!

In Zeiten des immer noch andauernden Krieges gegen den Terror in Afghanistan braucht die US-Armee wohl neue Soldaten, die das eigene Land verteidigen. Um die mögliche Zielgruppe der Jugendlichen anzusprechen hat das Militär nun ein Taktik-Actionspiel, basierend auf der Unreal-Engine, veröffentlicht. So kann der Spieler erstmals einen virtuellen Lehrgang machen und sehen, was Ihn in der Armee erwartet. Da das Spiel kostenlos ist, glühten die Serverleitungen der US-Army binnen weniger Stunden und über eine Million Downloads wurden weltweit registriert. So fragwürdig der eigentliche Sinn dieser kostenlosen Anwerbesoftware auch ist, so gelungen ist die Umsetzung des Spiels.

Kommt zur Armee, haben sie gesagt...

Zu Beginn gilt es, wie in der echten Army, einen Lehrgang beim Drill-Sergeant zu bestehen. Zuvor müsst Ihr Euch auf der offiziellen Site anmelden und einen Spiel-Account erstellen. Einige Minuten später flattert die Bestätigungs-Nachricht in das E-Postfach, dann könnt Ihr mit dem Tutorial beginnen. Die erste Aufgabe besteht darin, mit der M16 ein paar Pappsoldaten über den Haufen zu ballern. Die verschiedenen Schussmodi sowie andere Waffenfunktionen werden Euch vom Drill-Sergeant in typischer Army-Manier erklärt. Danach nehmt Ihr die Ziele im Stehen auf´s Korn und später liegend. Habt Ihr genug rumgeballert, müsst Ihr eine bestimmte Anzahl an Pappzielen durchlöchern, damit Ihr in das nächste Tutorial kommt.

Dort dürft Ihr dann einen echten Army-Hinderniskurs bewältigen. Tätigkeiten wie Springen, Kriechen, Ducken, Laufen und Schleichen werden dort trainiert. Um diesen Abschnitt zu beenden, müsst Ihr den Parcours in einer festgelegten Zeit schaffen. Danach dürft Ihr noch Granaten werfen üben und zum krönenden Abschluss alle trainierten Fähigkeiten in einer kleinen Mission unter Beweis stellen. Erst jetzt könnt Ihr den wahren Kern des Spiels antesten: den Mehrspieler-Modus.

Mehrspieler-Modus

Bevor es jedoch richtig losgeht, müsst Ihr fünfmal einen Team-Sieg auf der MOUT-Karte (Military Operations in Urban Terrain) erringen. Hierbei gilt es einfach nur, einige bestimmte Objekte zu sichern. Geschossen wird allerdings nur mit einer Art Laserwaffe, da auch dieser Einsatz noch mit zum Training gehört. Nach dieser Grundausbildung dürft Ihr Euch im Mehrspieler-Modus austoben. Nur magere fünf Karten sind enthalten, dafür ist jede einzelne aber prima gestaltet und in einem abwechslungsreichen Szenario angesiedelt.

Zwei Teams stehen sich in bester CounterStrike-Manier feindlich gegenüber. Zu Beginn der Spielrunde könnt Ihr Euch eine originale Army-Waffe aussuchen und dann geht es los in Richtung Feind. Hierbei kommt es hauptsächlich auf Teamplay und vorsichtiges Vorgehen an. Sinnlose Rambo-Angriffe werden meistens von einem Scharfschützen beendet. Daher ist es sinnvoller, wenn Ihr langsam vorrückt und an strategisch günstigen Punkten mit Granaten um Euch werft. Besonders die normale HE-Granate ist im Vergleich zu CS deutlich stärker und überaus effektiv gegen Ziele, die sich hinter Ecken verstecken. Die Blend- sowie die Rauchgranate, die übrigens wunderschönen Nebel erzeugt, gehören ebenfalls zum explosiven Wurfwaffen-Arsenal. Wie bei CS muss der Spieler nach dem virtuellen Ableben den noch spielenden Mitgliedern zuschauen, bis ein Team komplett ausgeschaltet wurde.

Feindbild und Teamplay

Richtig clever hat die US-Army das Gegner-Design hinbekommen, denn Ihr spielt immer einen US-Soldaten und die Gegner sind wirklich böse Terroristen; die Spieler auf der anderen Seite sehen Euch übrigens als Terroristen. Um dieses grafisch besser umzusetzen, haben Eure Gegner tatsächlich Terroristen-Kleidung an und anstatt der amerikanischen Waffen seht Ihr die charakteristische AK-47.

Solltet Ihr im Verlauf des Einsatzes mal aus Versehen ein Teammitglied beschießen, ermittelt das Spiel automatisch ob es sich wirklich um ein Versehen handelt und falls ja, bekommt Ihr eine geringere Anzahl an Strafpunkten. Übersteigt Euer Strafkonto eine bestimme Anzahl, beispielsweise durch Amokläufe, kann es sogar vorkommen, dass Euer Account für offizielle America´s Army-Server gesperrt wird.

Markmanship-Update

Mit dem kürzlich veröffentlichten Markmanship-Update habt Ihr die Möglichkeit einen Scharfschützenlehrgang abzuschließen. Zwei Missionen müsst Ihr bestehen, bis Euch die entsprechenden Gewehre auch in den Mehrspieler-Modi zur Verfügung gestellt werden.

Realismus

Sämtliche in America´s Army auftauchenden Waffen basieren auf realen Vorbildern und wurden detailliert nachgebaut. Ausklappbare Stützen beim Scharfschützengewehr (im Liegen) dürfen auch nicht fehlen. Während des Liegens verzieht der Spieler beim Ein- und Ausatmen übrigens immer ein wenig das anvisierte Ziel. Beim Fortbewegen im Liegen winkelt der virtuelle Protagonist die Ellenbogen an und legt sogar die Waffe realistisch auf den Arm. Ansonsten sind vor allem die äußerst realistischen Nachladevorgänge der Waffen erwähnenswert.

__NEWCOL__Grafik und Sound

America´s Army basiert auf der neuesten Unreal-Technolgie und lässt daher die gesamte Konkurrenz alt aussehen. Weitreichende Landstriche, detaillierte Bäume, hochauflösende Texturen und komplexe Spieler-Modelle schaffen ziemlich geniale Szenarien. Zwar sehen die Explosionen nicht so toll aus und Clipping-Fehler nerven auch häufig, dafür entschädigt aber schon allein der geniale Nebel bei Rauch-Granaten oder das dicke Mündungsfeuer. Jedoch nur, so lange die Hardware mitspielt, denn die Anforderungen sind schon recht hoch. Ein Rechner mit mehr als einem GHz und mindestens GeForce 3-Grafikkarte ist schon nötig um die Grafikpracht des Spiels überhaupt genießen zu können. Auch vom Sound her kann sich das Spiel durchaus hören lassen. Die Waffengeräusche sind realistisch, die Sprachausgabe ist gelungen und sämtliche anderen Effekte ebenso; musikalische Untermalung gibt es nicht.

Fazit

America´s Army ist trotz der nicht zu leugnenden US Army-Propaganda und des eigentlichen Sinns, nämlich neue Rekruten zur Army zu bringen, ein rundum gelungener Taktik-Shooter der ersten Klasse. Zwar sind die sechs Karten sehr schnell bekannt, dennoch macht das Spiel auch nach einigen Wochen noch Spaß, da das Gameplay äußerst ausgeglichen ist. Auch die konsequente Auslegung auf Teamplay und die Bestrafung der Teamkiller ist gut gelungen. Wichtigster Pluspunkt ist allerdings die atemberaubende Grafik, die trotz einiger nerviger Clipping-Fehler die Konkurrenz wirklich alt aussehen lässt. Außerdem ist das Spiel komplett umsonst und daher sollten Genre-Fans ruhig mal einen Blick auf America´s Army werfen.

Pro

<li>hoher Realismus</li><li>prima Leveldesign</li><li>System gegen Teamkiller</li><li>realistische Waffen</li><li>teambasiertes Gameplay</li><li>gutes Tutorial</li><li>hervorragende Grafik</li><li>schöne Animationen</li><li>toller Sound</li><li>umsonst</li><li>Updatemöglichkeiten</li><li>minimale Gewaltdarstellung</li>

Kontra

<li>US-Pathos</li><li>Clipping-Fehler</li><li>zu wenige Karten</li><li>sehr hohe Hardwareanforderungen</li><li>oft schwer zu unterscheidende Gegner-Modelle</li>

Wertung

PC

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