Confrontation13.04.2012, Bodo Naser
Confrontation

Im Test:

In unserer Vorschau konnte Confrontation (ab 4,75€ bei kaufen) mit spannenden Kämpfen Vorschusslorbeeren einheimsen. Jetzt ist der Rollenspiel-Mix von Cyanide (A Game of Thrones) erschienen und katapultiert Anführer kleiner Gefechtsgruppen in eine brutale Fantasy-Welt. Welchen Eindruck hinterlässt das Spiel in der finalen Version?

Dunkle Zeiten

Greifen und Skorpione sind nicht gut aufeinander zu sprechen, weshalb sie sich bis aufs Blut bekämpfen.
Greifen und Skorpione sind nicht gut aufeinander zu sprechen, weshalb sie sich bis aufs Blut bekämpfen.
Im finstreren Reich Aarklash tobt ein tödlicher Kampf zwischen vier höchst unterschiedlichen Völkern: Greifen, Skorpione, Wolfen und Orks ringen um die Macht. Insbesondere die Greifen und Skorpione stehen sich als Erzfeinde gegenüber, da Erstere auf Licht, weiße Magie und den wahren Glauben setzen, während Letztere ihre Wissenschaftler Monster züchten lassen. Mit Hilfe der verfluchten Technomantrie erzeugen sie Mischwesen, die halb Mensch halb Maschine sind. Diese Klone wirken zwar bedauernswert, sind aber für den Krieg wie geschaffen, da sie verschiedene Eigenschaften vereinen. Ein solcher Klonkrieger ist nicht nur besonders stark und schnell, er hält auch noch was aus. Und ein Magus der Skorpione, der Biopsist, hält den Willenlosen z.B. mit schwarzer Magie bei der Stange.

Neben Mythen und Magie basiert die abwechslungsreiche Welt von Confrontation auch auf futuristischer Technologie, von der die Völker unterschiedlichen Gebrauch machen. Die Skorpione nutzen alles, was sich ihnen an Unheiligem bietet, während die Guten mehr Skrupel haben. Ihre heiligen Templer sind aber nicht derart fundamentalistisch, dass sie ganz gegen Technik sind. Sie verwenden primitive Feuerwaffen, verzichten aber auf weitergehendes gottloses Gebaren. Zudem gibt es in Aarklash auch Anleihen beim Altnordischen, da sich verschiedene Götter bekämpfen und Ragnarök vorkommt. Die Welt bietet einen vielfältigen, in sich interessanten thematischen Hintergrund.

Machbare Missionen

Wenn Darius sich auf den Endgegner stürzt, wird das im Video gezeigt.
Wenn Darius sich auf den Endgegner stürzt, wird das im Video gezeigt.
In der einzigen Kampagne beginnt man zwar mit den Greifen, kann aber später auch andere Völker spielen. Ob man aus einem Gefängnis flieht, ein Labor erkundet oder einen übergroßen Endgegner besiegt - die Ziele der Missionen sind stets klar. Der auf Deutsch vertonte Rollenspiel-Mix gibt sich betont einfach, was Vor- und Nachteile mit sich bringt: Man findet z.B. immer den Weg, da der Ausgang rot markiert ist.  Der einfache Level-Aufbau führt aber auch dazu, dass man kaum etwas entscheiden kann, da sich nur selten Wege kreuzen. So entsteht eher der Eindruck eines Parcours, auch wenn man mal einen Schalter drückt, um ein Tor zu öffnen. Die Tür, die aufgeht, wird sogar noch im Video abgebildet. Zwischen den Aufträgen gibt‘s dann längere Zwischensequenzen, die den Kriegsverlauf illustrieren.

Obwohl es keines ist, erweckt Confrontation oberflächlich den Eindruck eines Action-Rollenspiels. Statt Dauergeklicke auf der Angriffstaste ist hier jedoch die Planung der Kämpfe angesagt, was es eher zu einem Taktik-Rollenspiel macht. Die vierköpfige Gruppe muss schon vorbereitet sein, um in de Dungeons kein Debakel zu erleben. Vorne müssen gestandene Kämpfer wie Darius stehen, während hinten Magier und Schützen unterstützen. Immer wieder muss man seine Paladine heilen, damit ihnen im Gefecht mit einer Feindgruppe nicht kontinuierlich die Puste ausgeht.  Sonst nutzt es einem auch nix, dass man Tote nachher quasi wiederbeleben kann, da sie nur halbtot sind. Beißt der letzte der Gang ins Gras, ist das Spiel aus und man muss neu laden.           

Freund und Feind

Blutige Kämpfe gibt's statt, auch wenn sie die Heldengruppe selten in Verlegenheit bringen.
Blutige Kämpfe gibt's satt, auch wenn sie die Heldengruppe selten in Verlegenheit bringen.
Die Gefährten kämpfen allerdings fast von alleine, sobald sie den Feind erblicken, wobei man nur noch Spezialattacken auslöst. Das funktioniert ganz gut, auch wenn man mal das Feuer auf einen Gegner konzentrieren muss. Diese Macke haben aber auch andere Rollenspiele, wo sich die eigene KI meist den nächstgelegenen Feind schnappt, anstatt jenen zu attackieren, der am schwächsten erscheint. Einer Ausnahme gibt’s aber, denn sobald ein Feind besiegt ist, bleiben insbesondere Fernkämpfer öfter mal passiv, anstatt sich selbst einen neuen Feind zu suchen. Sie brauchen dann ein aktualisiertes Ziel per Rechtsklick mit der Maus.

Feinde gibt es in ganz unterschiedlichen Variationen: Muskulöse Nahkampfklone, elegante Armbrustschützen oder sinistere Vikare mit langen Klingen. Sie treten aber selten in Massen auf, so dass sie, so wild sie aussehen, unterm Strich besiegbar bleiben. Selbst wenn’s mal brenzlig wird, weil ein Endkampf mit starken Gegnern ansteht, wird's eigentlich selten lebensgefährlich. Wer auf Stufe „normal“ spielt, bekommt Feinde also fast immer in bezwingbaren Dosen. Gerade so, dass man zwischen zwei Anstürmen immer noch etwas Zeit zum Heilen hat. Zwischen den Gefechten heilt die Gruppe übrigens besonders rasch, so dass man die Bandagen kaum braucht, die man sonst fürs Heilen braucht.

Die Pausentaste, dein Freund und Helfer

Wenn's eng wird, blockieren sich die Recken schon mal gegenseitig. Dann ist ein Päuschen angesagt, das für Ordnung sorgt.
Wenn's eng wird, blockieren sich die Recken schon mal gegenseitig. Dann ist ein Päuschen angesagt, das für Ordnung sorgt.
Manche würden vielleicht rundenbasierte Kämpfe erwarten, wie sie Heroes of Might & Magic bietet, aber bei Confrontation laufen sie in Echtzeit. So wird die Pausenfunktion zum unverzichtbaren Unterstützer, da sie für Übersicht sorgt. Sie lässt sich jederzeit einschalten, was das Spiel vor Kämpfen sogar selbständig macht. Dann kann man Befehle erteilen, als gäbe es sie nicht. Es gilt immer, zur richtigen Zeit die Spezialattacken auszulösen, was eine der Hauptaufgaben ist.  Die Anweisungen werden in der Regel erfüllt, es sei denn es fehlt Mana, das sich manchmal erst regenerieren muss.

Die Gruppe findet meist umgehend ihren Weg durch die spärlich beleuchteten Gänge, da die Wegfindung außerhalb der Kämpfe vergleichsweise gut klappt. Allerdings kommt es vor, dass sich die Krieger im Weg rumstehen, was den engen Dungeons geschuldet ist. Dann ist es wichtig, dass nur einer vorne in die Nahkampf geht, während die anderen von hinten mit Fernwaffen oder Feuerbällen unterstützen. Das ist gar nicht so einfach, da die Helden die Formation nur selten halten. Korrigieren ist notwendig, etwa wenn ein Gefährte mal wieder auf den Falschen zielt oder meint, gar nicht feuern zu müssen.

Jedem Helden sein Pläsierchen

Jeder Held steigt irgendwann auf, wobei man wie im richtigen Rollenspiel Punkte verteilen darf.
Jeder Held steigt irgendwann auf, wobei man wie im richtigen Rollenspiel Punkte verteilen darf.
Jeder Recke hat sein Spezialgebiet: Darius motiviert sich mit dem Soldatengebet, der Templer kann einen heiligen Schutzwall formen, andere können sich unsichtbar machen und die Magierin kann Feuer regnen lassen. Wer will, kann die gespielten Charaktere auch ausbauen, was für einen Hauch von Rollenspiel sorgt. Jeder Kämpe sammelt im Kampf Erfahrung, die ihn irgendwann aufsteigen lässt. Dann bekommt jeder Punkte, die man verteilen kann. Man kann verschiedene Kampfwerte steigern, damit Darius & Co noch stärker, geschickter, ausdauernder oder klüger werden.  

Der Aufstieg geht recht flott: Nach dem ersten Endgegner, einem oberfetten Klon, hat etwa Darius schon Stufe fünf. Zudem lässt sich seine Spezialaktion verbessern, wobei man sich auf eines konzentrieren sollte. So sollte man Feras Unsichtbarkeit verlängern, damit sie länger getarnt bleibt, da das die Assassinen einzigartig macht. Einzig die Bewaffnung ist etwas gewöhnungsbedürftig, da man die Rüstung nicht wie gewohnt direkt im Inventar anlegen kann, sondern nur deren Werte verbessert. Dafür kann man sich den Fokus aussuchen, und ob man magische oder normale Waffen will. All diese Werte lassen sich übrigens jederzeit ändern und anders zusammensetzen, was eine große Stärke darstellt.      

Dennoch spannend 

Dass man trotz der Anspruchslosigkeit weiterspielt, liegt am finsteren Hintergrund mit seinen skurrilen Gegnern.
Dass man trotz der Anspruchslosigkeit weiterspielt, liegt am finsteren Hintergrund mit seinen skurrilen Gegnern.
Obwohl man in den Arealen kaum echte Entdeckungen machen kann, bleibt der erbitterte Kampf der Fantasy-Völker dennoch unterhaltsam. Die Neugier wird daraus gespeist, dass man wissen will, wie alles weitergeht. Wie tickt diese oder jene Kriegspartei? Was haben sie vor? Je mehr man in die Kampagne vorstößt, desto mehr erfährt unsereiner, da man statt virtueller Orden mit Infos belohnt wird. Im Index kann man sich nicht nur die oft skurrilen Unholde genauer anschauen, um deren Stärken und Schwächen zu studieren. Zudem findet man auch noch Texte zu früheren Ereignissen auf Aarklash oder Beschreibungen der Fraktionen. Die Welt des Tabletop besitzt also einige Tiefe.

Leider gibt es kaum Waffen oder Rüstungen, die man für eine Verbesserung bräuchte. Da die Waffen immer dieselben bleiben, hat man ohnehin kaum Veranlassung, danach zu suchen. Ein Problem ist nämlich, dass viele Sachen, die so rumstehen, bloße Staffage sind. All die Säcke, Körbe und Gefäße kann man gar nicht anklicken. Ganz gelegentlich kann man mal eine Kiste öffnen, die aber dann nur Bandagen enthält. Für Beutejäger gibt’s bei Confrontation wenig zu plündern, auch weil Feinde außer Blutflecken nichts hinterlassen              

Gefechte zu mehreren

Beim Online-Multiplayer darf man ebenfalls ein Volk wählen, wenn man  in der Lobby zum Gefecht aufgefordert wird. Dann sucht man sich vier Kämpfer aus, die auch dem Einzelspieler entsprechen. Die ziehen dann für einen ins Gefecht, wobei es online keine Pause gibt. Daher ist es nicht ganz einfach, immer die richtigen Spezialattacken zu starten, weshalb man sich schon gut auskennen muss. Je mehr Erfahrung man sammelt, desto bessere Einheiten bekommt man.  Zudem kann man mittels des Armeebaukastens die Einheiten nach Gusto verändern, was insbesondere für deren Farbe gilt. Es bleibt noch zu erwähnen, dass man spätestens für den MP Steam braucht.              

Fazit

Confrontation ist ein interessanter Mix aus Taktik und Rollenspiel. Die Umsetzung des gleichnamigen Tabletops ist auf den ersten Blick gelungen, denn sie vermittelt einen guten Eindruck vom vielschichtigen Fantasy-Hintergrund. Alles ist recht unheimlich, es gibt verrückte Technik und die Monster sind nicht von dieser Welt. Und in Aarklash tobt ein besonders alptraumhafter Krieg zwischen Gut und Böse, der einen erzählerisch neugierig macht. Leider ist das Spiel viel zu leicht: Bei den taktisch angehauchten Echtzeit-Kämpfen muss man zwar darauf achten, im richtigen Moment zu reagieren, wobei die Pause gute Dienste leistet, aber die Gegner sind kaum eine Herausforderung – nur in den Bosskämpfen ist der Einsatz der Heldeneigenschaften wichtig. Deren Werte und Fokus‘ darf man dann auch ausbauen, wie man das von richtigen Rollenspielen kennt, aber es gibt kaum etwas zu plündern und Waffen sind Mangelware. Leider stehen sich die Gefährten in den engen Gängen bisweilen im Weg oder reagieren nicht. Hardcore-Taktiker werden mit Confrontation also keine große Freude haben, da es für sie abgesehen vom Szenario zu wenig Anspruch gibt. Wer einen Zeitvertreib für zwischendurch mit interessantem Szenario und vier komplett unterschiedlichen Völkern sucht, wird dennoch solide unterhalten.      

Wertung

PC

Leicht zu beherrschende Kämpfe in einer außergewöhnlichen Fantasy-Welt.

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