Etherlords II13.03.2004, Marcel Kleffmann
Etherlords II

Im Test:

Etherlords überzeugte vor drei Jahren mit einem seinerzeit äußerst ungewöhnlichen Spielkonzept. Das rundenbasierte Fantasyspiel mit Trading Card-Charakter konnte sich schnell eine feste Fangemeinde sichern, die gespannt auf den zweiten Teil wartet. Wir haben der deutschen Version ausführlich in die Karten geschaut und verraten euch, warum der Spielspaßfunke wieder überspringt!

Innovative Inhalation

Herzlich willkommen in der heutigen Ausgabe der Hobbythek mit Jean Pütz. Thema heute: Wir bauen uns eine innovative Fantasy-Welt! Dazu inhalieren wir zunächst handelsüblichen Äther in. Danach…okay, sparen wir uns die Details.

Aber genauso, oder vielleicht ein bisschen anders, wurde die Etherlords-Welt erschaffen. Urknall und Atome? Totaler Quatsch! Stattdessen besteht das gesamte Universum halt aus Äther. Erfahrene Spieler wissen schon seit Teil 1, dass sich alles um diesen Urstoff dreht. Daher etwas Aufklärung für interessierte Neuzugänge:

Möge der Äther mit Dir sein, denn ich habe ein Laserschwert!
Aus der Mitte des Universums entspringt ein großer Fluss aus Weißem Äther, der sich in vier gleichmäßige Strömungen aufteilt. Diese nutzen wiederum vier verschiedene Rassen als Kraft-, Lebens- und Magiequelle. Da jede Strömung einzigartig ist, verfügensie über spezielle Fähigkeiten. An den individuellen Vorteilen und Kampfstilen der vier Parteien (Chaosianer, Kineten, Vitali und Syntheten) hat sich aber kaum etwas geändert.

Der Äther könnte also mit der bekannten und allseits beliebten Macht aus Star Wars verglichen werden: Denn ähnlich wie dort die Jedis, gibt es auch hier besondere Personen, in deren Händen der Äther besondere Kräfte entfaltet. Diese Gestalten nennen sich Lords und natürlich übernehmt ihr im Spiel die Rolle über so einen Etherlord. Aber nur über einen Lord! Ihr befehligt in Teil 2 keine Gruppe mehr.__NEWCOL__

Schickes Abenteuerland

Im ersten Teil wurde euer Lord über eine sterile Heroes of Might & Magic-ähnliche 2D-Karte geschickt. Dies haben die Entwickler nun entschlackt: Statt durch die angestaubte zweite stapft euer Lord jetzt in Echtzeit durch die hübsche dritte Dimension. Schöne Landschaften und nette Details warten hier auf euch - lediglich die Wasseranimationen und Reflektionen lassen zu wünschen übrig.

Die neue Welt-Sicht besticht mit hübscher 3D-Grafik.
Auf der Karte führt ihr Gespräche mit den NPCs, erkundet die Welt auf eigene Faust, fangt an zu handeln oder sucht euch den nächsten Gegner aus. Richtig Mühe gegeben hat sich Deep Silver bei der Lokalisierung, denn die gesamte Sprachausgabe erschallt in gutem Deutsch; auch Soundeffekte und Musik sind gelungen. Die ehemals sieben unterschiedlichen Rohstoffe sind übrigens auf drei reduziert worden, was das Management vereinfacht..

Aber wozu braucht so ein Etherlord eigentlichen die ganzen Rohstoffe? Nun ja, sie dienen als Zahlungsmittel und können bei Händlern in neue Zaubersprüche investiert werden. Diese neuen Sprüche landen dann logischerweise im Inventar. Dort habt ihr die Qual der Wahl, welche 16 Sprüche ihr mit in den Aktionspool aufnehmt. Denn nur dieses aktive Deck kann im Kampf verwendet werden – ähnlich wie in Sammelkartenspielen à la Magic The Gathering. Daher müsst ihr je nach Art des Gegners und des Kampfes vorher den Pool entsprechend ändern.

Dreidimensionale Kämpfe

Kommt ihr einem Gegner auf der Karte in die Quere, wechselt das Spiel in eine 3D-Sicht. Dort seht ihr auf der einen Seite euren Lord und auf der anderen die feindliche Kreatur. Der Kampf läuft rundenbasiert ab, also mit abwechselnden Zügen auf beiden Seiten.

Je nach Level, Erfahrungszustand und Spezialfähigkeiten bekommt ihr jetzt Runde für Runde einen oder mehrere Zaubersprüche aus eurem vorher definierten Aktionspool in wahlloser Reihenfolge zugeteilt. Daher wisst ihr nie, welcher Zauber euch in der nächsten Runde zur Verfügung stehen wird.

Nicht nur das Schwert ist scharf...
Für die Durchführung eines Zauberspruches benötigt ihr genügend Äther, der euch durch Ätherströmungen immer wieder rundenweise zugeführt wird. Es gibt ebenfalls Sprüche, die eure Ätheranzahl innerhalb einer Runde in die Höhe schnellen lassen, damit ihr selbst komplexere Zauber zu Beginn durchführen könnt; sofern euch der Zufall hold ist.

Taktisch anspruchsvoll

Euer Lord kämpft nicht persönlich - das wäre ja zu primitiv! Stattdessen beschwört er oder sie Kreaturen, Helfershelfer, attackiert mit Zaubern oder nutzt passive Verstärkungen für der Truppe. Insgesamt über 300 verschiedene Sprüche stehen im Zauberbuch bereit. Bei solch einem gigantischen Arsenal gestalten sich die Kämpfe sehr abwechslungsreich und liefern eine große taktische Vielfalt, die kaum ein anderes Spiel in dem Genre bietet.

Die Taktik-Entscheidung liegt aber immer noch bei euch. Beschwört ihr nun ein Level 1-Monster mit einem schwachen Angriffswert, aber guter Verteidigung? Oder verbessert ihr eine eurer bestehenden Kreaturen?__NEWCOL__

Oder versucht ihr es mit einem passiven Manöver und hindert gegnerische Beschworene an einem direkten Angriff? Diese taktische Tiefe sorgt für phänomenale Motivation vor jedem Kampf. Spätere Duelle mit Drachen und Wasserelementaren sorgen des Öfteren für nasse Hände an der Maus. Aber wenn es zu heikel wird, könnt ihr die Kampf-Steuerung der sehr fähigen Künstlichen Intelligenz übergeben. Wer jetzt Angst hat, von der Komplexität erschlagen zu werden, soll beruhigt sein, denn kurze Erklärungen zu den Zaubern schaffen Abhilfe.

Erfahrung für die Kampagnen

Konntet ihr einen Kampf für euch entscheiden, werdet ihr mit Erfahrungspunkten oder eventuellen Artefakten bzw. Zaubern beglückt. Erreicht ihr ein neues Level, steigt logischerweise eure Lebensenergie an, aber auch spezielle Fähigkeiten können ausgebaut werden, die den Helden im Kampf unterstützen; sogar einzigartige Spezialisierungen sind möglich.

Genau dieses packende, komplexe und schnell süchtig machende Konzept verfolgt ihr in insgesamt fünf verschiedenen Kampagnen. Dort bekommt ihr von NPCs typische RPG-Aufgaben aufgebrummt und müsst diese lösen. Mehr Abwechslung als im Vorgänger kommt zudem durch geskriptete Ereignisse und neue Transportmittel wie Boote oder Tunnel ins Spiel.

Die Drachen gehören zu den stärksten Kampf-Kreaturen.
Multiplayer-Modi

Neben der Kampagne und einem Duell-Modus, bei dem ihr direkt einen Kampf bestreitet, gibt es zahlreiche Multiplayer-Modi, die hauptsächlich auf dieses Duell-Kampfsystem ausgelegt sind. So könnt ihr euch automatisch vom Online-Server die Gegner zuweisen lassen und dann spannende Zweikämpfe austragen. Für kurze Gefechte zwischendurch ist eine HotSeat-Partie an einem Computer empfehlenswert.

Fazit

Nival Interactive ist es hoch anzurechnen, einen Nachfolger zum eher wenig massenmarkttauglichen Etherlords zu entwickeln - und dann hat das Team noch auf das Feedback der Fans reagiert! Was möchte der Äther-Fan mehr? Nicht viel! Denn die Kämpfe sind immer noch superspannend, abwechslungsreich und absolut mitreißend. Viel getan hat sich bei der Weltkarten-Ansicht, da das gesamte Rohstoffsystem vereinfacht wurde. Auch die Interaktion mit der Umgebung und den NPCs fallen wesentlich besser aus als im Vorgänger. Lediglich die lineare und ziemlich unspektakuläre Kampagne bleibt anzukreiden. Dafür entschädigen die spannenden Mehrspieler-Duelle und die hammerharte KI, die bereits auf "Mittel" jeden Fehler gnadenlos ausnutzt. Taktik-Zocker, Fans des Vorgängers oder von Trading-Card-Games können bedenkenlos zugreifen!

Pro

+ tolles Trading-Card-Kampfsystem
spannende Duelle
komplexes Gameplay
schöner Weltmodus
verbessertes Ressourcen-System
nettes Erfahrungssystem mit vielen Fähigkeiten
abgedrehtes, aber stimmiges Szenario
vier Rassen und "bleiche Rasse"
über 300 Zaubersprüche
viele Monster
absolut überzeugende KI
passende Musik
spaßiger Multiplayer-Modus

Kontra

schwerer Einstieg
auf Dauer etwas eintönig
Zufallsprinzip könnte an der Motivation knabbern
teilweise unspektakuläre, lineare Kampagne

Wertung

PC

Knackige Fantasy-Taktik für alle, die Sammelkarten-Action auch am PC erleben wollen!

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