Delta Force: Black Hawk Down29.03.2003, Paul Kautz
Delta Force: Black Hawk Down

Im Test:

3. Oktober 1993 - ein Datum, das nicht nur den US-Army-Rangern, sondern auch vielen Kinogängern ein Begriff ist. An diesem Tag wurden in Somalia zwei Black Hawk-Helikopter niedergeschossen, die Soldaten saßen in der Falle, und eine einzigartige Rettungsmission wurde gestartet. Novalogic, die mit der Delta Force-Reihe schon einige Landkämpfer-Erfahrung haben, schicken Euch mitten in diesen Hexenkessel.

Eine Frage der Ehre

Das Leben eines Army Rangers ist kein Zuckerschlecken. Stets an vorderster Front und dabei stets den Ehrenkodex »Keiner bleibt zurück!« im Hinterkopf. Genau wie im Film mit Ewan McGregor und Josh Hartnett habt Ihr hier die Aufgabe, die Besatzung eines abgeschossenen Helikopters zu retten.

Das ist allerdings nur ein kleiner Teil des mit gerade mal 16 kurzen bis mittellangen Aufträge nicht eben umfangreichen Programms. Die ersten elf Missionen drehen sich um Ereignisse vor dem Abschuss, der letzte Auftrag hat mit der Geschichte an sich nichts zu tun, da er drei Jahre nach dem markanten Datum spielt - allerdings im selben Szenario.

Wie bei Novalogic üblich, habt Ihr nicht von Anfang an Zugriff auf alle Missionen, sondern müsst Euch höhere Aufträge freispielen. Erst wenn ein Auftrag geschafft ist, rückt der nächste nach. Darüber hinaus müssen die ersten zehn Aufgaben erledigt sein, bevor ihr das elfte Level überhaupt anwählen dürft - das gehört alles zur Kampagne. Bereits erledigte Missionen dürft Ihr jederzeit im »Instant Action«-Modus nachspielen.

Action pur

Abgesehen von Tachyon - The Fringe brillierte bislang kein Novalogic-Spiel mit Firlefanz wie einer durchgehenden Storyline. __NEWCOL__

So ist es auch in Black Hawk Down: die Missionen spielen zwar allesamt im selben Umfeld, ansonsten verbindet sie kaum etwas miteinander. Sehr schade, da gerade die Anlehnung an den Film viele Story-Möglichkeiten eröffnet hätte. So bleibt Euer Alter Ego bis zum Spielende leider namen- und gesichtslos.

Vor dem Einsatz dürft Ihr meist aus einem knappen Waffenkontingent wählen: Hauptwaffe, Sekundärwaffe und Zusatzmaterial, mehr passt nicht auf Euren Rücken. Zusätzlich schleppt Ihr serienmäßig verschiedenste Granaten, ein Nachsichtgerät sowie ein Fernglas mit Euch herum. Ab und zu wird Euch diese Wahl allerdings vorenthalten, dann müsst auf die Ausrüstung vertrauen, die das Programm als ideal für die Mission erachtet.

Die meisten der hinlänglich bekannten Knarren (M16, CAR15, MP5, Beretta, etc) haben neben einer Scharfschützenoption auch einen sekundären Feuermodus - meist den Granatwerfer. Darüber hinaus steht es Euch frei, im den Levels herumstehende Geschütze zu bedienen, um Euch leichter mit heranstürmenden Gegnermassen auseinander setzen zu können. Allerdings wird Eurem Zerstörungstrieb zumindest levelseitig ein Riegel vorgeschoben, da bis auf Fässer, Autos und seltenen Steinmauern alles unzerstörbar ist.

Sprung durchs Minenfeld

Die Missionen in Black Hawk Down sind vielfach unterteilt, allerdings entfalten sich die Einzelaufträge erst im Laufe der Zeit. Leider gibt es wenig Variation in der Missionsstruktur, meist müsst Ihr nur von Punkt A nach Punkt B, und auf dem Weg dahin allen Widerstand erfolgreich bekämpfen. Außerdem gilt es Kameraden zu befreien, Gefangene zu machen, Hilfslieferungen zu überwachen, Radiostationen zu sabotieren oder einen Kriegsherrn auszuschalten. Die Aufträge spielen sowohl innerhalb von Gebäuden oder Tunnelanlagen als auch an der frischen Luft, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Und natürlich konnten sich die Entwickler Frustmomente nicht verkneifen: der langsame Gang durch Minenfelder beispielsweise wird dank Trial-and-Error auf Dauer sehr nervig.

Quicksave-Fans werden in Black Hawk Down keine große Freude haben, denn je nach Länge der Mission dürft Ihr höchstens neun mal speichern - das allerdings nach Lust und Laune. Normalerweise ein Kontra-Punkt, bringt das System hier ungeahnte Spannung ins Spiel und passt gut dazu.

__NEWCOL__Moorhuhn beim Militär

Die Wahl des Weges steht Euch größtenteils selbst zu - Ihr könnt meist frei entscheiden, ob Ihr Euch strikt an die Wegpunkte haltet, oder vom vorgeschriebenen Pfad abweicht und nach Alternativrouten sucht. In manchen Missionen (wie beispielsweise erwähnter Minentreterei) müsst Ihr Euch allerdings an den von den Entwicklern vorgeschriebenen Weg halten - wollt Ihr das Feld umlaufen, ist auf einmal die Mission beendet! Eine Warnung, dass das Spielfeld nicht zu verlassen sei (wie bei <4PCODE cmd=DGFLink;name=Battlefield 1942;id=2802>) wäre angesichts der langen Ladezeiten deutlich sinnvoller gewesen.

Natürlich bekommt Ihr es mit allerhand Widerstand zu tun, teilweise schon lächerlich viel - ein Bodycount von über 200 abgeschossenen Gegnern in einer Mission erinnert mehr an Moorhuhn als an einen ernsthaften Shooter. Das liegt vor allem daran, dass die Gegner strunzdoof sind: sie treffen nur im Ausnahmefall was direkt vor ihnen steht, lassen sich nicht aus der Ruhe bringen, wenn direkt daneben die Kollegen wie Fliegen fallen, rennen wie aufgescheuchte Hühner zwischen zwei Punkten hin und her und so weiter. Beim Abschuss dieser Schießbudenfiguren müsst Ihr außerdem aufpassen, möglichst keine Zivilisten zu treffen. Falls zu viele erwischt werden, gilt die Mission genauso als verloren, wie wenn zu viele Eurer Kameraden oder Ihr selbst das Zeitliche segnet.

Schöner Dreck

Die Intelligenz Eurer Waffenbrüder ist dankbarer Weise etwas besser als die der Gegnerscharen, aber nicht viel: sie rennen uns oft vor die Gewehrmündung, feuern gern auf Hauswände und sind unfähig, selbständig Schutz zu suchen. Andererseits kämpfen sie an sich sehr zuverlässig und lassen sich Kommandos geben. Trotzdem ist diesen Burschen nicht ganz zu trauen, zumal hier ein gut platzierter Treffer schon das Aus bedeuten kann. Als Ausgleich findet Ihr seltene Heilpäckchen in den Levels, außerdem darf gelegentlich ein Rettungshubschrauber angefordert werden, der sich um Verletzte kümmert. Außerdem findet Ihr Munitionsnachschub sowie ganz selten Stationen, an denen Ihr innerhalb der Mission Eure Bewaffnung ändern dürft.

Die Grafik von Black Hawk Down basiert auf einer verbesserten Comanche 4-Engine, und bietet daher feines Augen-Futter: die dreckigen Straßenzüge Mogadishus wirken authentisch, die weiten Landschaften besonders aus dem Hubschrauber heraus beeindruckend. Dazu kommen die aus dem Comanche bekannten fantastischen Wassereffekte und fetzigen Explosionen. Außerdem bereichern coole Spezialeffekte die Optik; heftige Staubaufwirbelungen, realistische Partikeleffekte, realistische Sonneneffekte und vieles mehr sorgen für ein Extraplus an Atmosphäre. Und in Nachtmissionen gewinnt das coole Nachtsichtgerät an Bedeutung, das den Grün-Effekt noch aufregender als in <4PCODE cmd=DGFLink;name=Splinter Cell;id=2738> darstellt. __NEWCOL__

Die aktivierbare Schulterperspektive hingegen ist bestenfalls eine nette Dreingabe, aber zum Spielen völlig ungeeignet.

Dauer-Berieselung

Die Akustik trägt einen großen Anteil an der fesselnden Atmosphäre von Black Hawk Down: ständiger Funkverkehr mit der Basis, die wilden Rufe der Soldaten, das panische Geschrei von Zivilisten, dazu exzellente Soundeffekte - es ist selten wirklich still im Spiel. Und falls doch, fällt der Musik mehr Bedeutung zu, die regelmäßig an Geschwindigkeit zulegt, und damit die Action noch hektischer macht. All das könnt Ihr, entsprechendes Equipment vorausgesetzt, auch in 5.1-Sound hören, was Euch wortwörtlich in den Mittelpunkt des Geschehens setzt.

Der Multiplayermodus beinhaltet auf den ersten Blick alles, was das Spielerherz begehrt: bis zu 50 Soldaten dürfen in sieben Spielmodi einzeln oder in Teams gegeneinander antreten, sich gegenseitig die Flaggen klauen und mehr. Aber warum in aller Welt wurde kein »echter« Kooperativmodus integriert? Da man sowieso fast immer von Kameraden begleitet wird, und kein Story-Rahmen stört, könnte man die Missionen doch genauso gut mit ein paar Freunden angehen. Schade, denn das hätte den Eindruck der doofen KI-Kameraden etwas geschmälert.

Fazit


Argh! Aaaaaaargh! Black Hawk Down hätte ein würdiger Nachfolger des Klassikers Delta Force: Landwarrior werden können. Aber nö, lieber wiederholt Novalogic Fehler von Task Force Dagger: strunzdoofe KI und abwechslungsarme Missionen, außerdem ist das Spiel viel zu kurz! Selbst erkundungsfreudige Army Rangers haben in höchstens zehn Stunden alles gesehen, der Wiederspielwert tendiert gen Null. Klar, der Multiplayermodus reizt immer wieder, aber hier kreide ich das Fehlen einer Kooperativ-Variante an - wieso es die in so wenigen Spielen gibt lässt sich kaum verstehen, besonders, wenn sie sich wie hier dermaßen ins Gesicht springend anbietet. Aber bei aller Moserei bleibt Black Hawk Down ein sehr cooler, spannender und vor allem präsentationstechnisch sehr ausgereifter Shooter mit leichten Realismus-Anspruch und viel viel Action. Kein Meilenstein, aber sehr gute Software.
(Paul)

Delta Force Black Hawk Down ist leider nicht der überragende Shooter, den wir erwartet haben. Zwar ist die Grafik-Engine wirklich weitgehend gelungen und auch das Szenario wurde solide umgesetzt, dennoch krankt das Spiel an zahlreichen Fehlern und Ungereimtheiten. Größter Schwachpunkt ist ganz klar die miserable KI. Die Gegner sind nicht einmal annähernd so klug, Euch aufzuspüren und entsprechend zu reagieren, wenn Ihr nicht von einer bestimmten Seite her angreifen würdet. Auf Beschuss reagieren die Feinde manchmal sogar überhaupt nicht. Des Weiteren gestaltet sich das gesamte Spiel eher unkompliziert und simpel. Der Anspruch einer Miltär-Simulation, wie es Delta Force einmal war, ist eher dem typischen Arcade-Shooter-Gameplay gewichen, daher spielt der Realismus nicht immer eine entscheidende Rolle. Trotz dieser Kritikpunkte ist Black Hawk Down sehr unterhaltsam; der hohe Spielspaß-Faktor der ersten Delta Force Teile wird aber nicht erreicht. Ein gutes Spiel - trotzdem hätte Novalogic noch viel mehr aus der Thematik herausholen können.
(Marcel)

Pro

<li>spannende Aufträge</li><li>sehr gute Grafik</li><li>cooler Nachtsichteffekt</li><li>fette Explosionen</li><li>exzellente Atmosphäre</li><li>sehr guter Sound</li><li>offene Levelstruktur</li><li>realistisches Umfeld</li><li>geschickt eingeschränktes Speichersystem</li>

Kontra

<li>sehr kurz</li><li>keine Story</li><li>wenig Missionsvielfalt</li><li>gelegentliche Nerv-Aufgaben</li><li>kein Kooperativmodus im Multiplayer</li><li>dumme Gegner-KI</li><li>mäßige Kameraden-KI</li><li>lange Ladezeiten</li><li>wenig Interaktivität in den Levels</li>

Wertung

PC

Actionreicher Taktik-Shooter mit mieser KI, aber einmaligem Multiplayer-Angebot.

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