Kohan - Battles of Ahriman18.07.2002, Bodo Naser
Kohan - Battles of Ahriman

Im Test:

Wem Fantasy-Strategie wie Heroes of Might & Magic 4 oder Age of Wonders 2 gefällt, für den sollte der US-Überraschungserfolg von letztem Jahr Kohan: Immortal Sovereigns nicht unbekannt bleiben...Wem Fantasy-Strategie wie Heroes of Might & Magic 4 oder Age of Wonders 2 gefällt, für den sollte der US-Überraschungserfolg von letztem Jahr Kohan: Immortal Sovereigns nicht unbekannt bleiben. Wer den ersten Teil der Saga verpasst hat, für den liefert Publisher Wanadoo hierzulande jetzt mit dem eigenständigen Add-On namens Kohan - Battles of Ahriman (ab 5,90€ bei kaufen) Nachschub. Ob das Echtzeit-Strategiespiel von Entwickler Timegate der übermächtigen Konkurrenz wirklich das Fürchten lehren kann, erfahrt Ihr in unserer Review.

No more Mr.Nice Guy

Vor langer Zeit waren die Kohan eine mächtige Kriegerkaste, welche - obwohl eigentlich unbesiegbar - durch eine Reihe von verheerenden CataClysmen ins ewige Dunkel geschleudert wurde. Nur einer der Kohan wurde nach vielen Jahren wiedererweckt: Ihr. Nun ist es an Euch zu entscheiden, welcher Seite Ihr Eure Kriegskünste anbieten wollt. Standet Ihr im Hauptspiel Kohan: Immortal Sovereigns noch auf der Seite der Guten, so dürft Ihr nun als Diener Ahrimans hemmungslos Eurer Leidenschaft für die dunkle Sache frönen. Ihr seid der Anführer der untoten Horden der Ceyah und verbreitet fortan Angst und Schrecken im Lande Khaldun.

Jede Menge Nachschub

Neben der Ceyah-Kampagne bietet die Erweiterung zwei weitere Feldzüge: Zum einen den der elfenähnlichen Haroun und zum anderen einen mit den robusten Schildkrötenwesen Slaanri. Insgesamt enthält das Add-On an die 40 neue Karten und einen Einzelspiel-Modus, der auf Wunsch zufällige Karten erstellt. Wem das immer noch nicht reicht, der kann sich mit dem integrierten Szenario-Editor verlustieren. Da der Schwierigkeitsgrad bereits auf Stufe "mittel" ziemlich happig ist, geht der Umfang des Add-Ons insgesamt in Ordnung. Das in Deutschland fast unbekannte Grundspiel Kohan: Immortal Sovereigns wird für das Add-On übrigens nicht benötigt.

Strategischer Tiefgang

Anders als bei Heroes 4 werden die anspruchsvollen Schlachten in Echtzeit direkt auf der Karte ausgetragen. Neben den vier Haupt-Konfliktparteien (Ceyah, Royalisten, Rat oder Nationalisten) stehen Euch noch weitere Völker wie die Slaanri zur Auswahl. Alle verfügen über unterschiedliche Einheiten: Die Ceyah besitzen z.B. Skelettkrieger, Zombies und Dämonen, die Royalisten haben gepanzerte Ritter und die Nationalisten Gardetruppen und Fanatiker. Je nach Typ und Menge der Truppen richtet sich die Strategie. Die Truppen lassen sich mit Anführern und Unterstützung zu Kompanien und Regimentern zusammenfassen.

Jede Einheit verfügt über vier Formationen, die alle einen unterschiedlichen Angriffswert besitzen. Wer beispielsweise im Marsch-Modus angegriffen wird, hat meistens schlechten Karten, da seine Truppen so nur einen Bruchteil der normalen Kampfwerte besitzen. Auch Typ, Gelände, Moral und Befestigungsgrad beeinflussen Angriff und Verteidigung: Einfache Infanterie, die sich im Wald eingegraben hat, entpuppt sich so beinahe als unbezwingbar. Größten Einfluss auf die Stimmung der Truppe besitzen die mächtigen Helden, die Ihr bisweilen in den geheimnisvollen Ruinen finden könnt. Ob sie direkt mitkämpfen oder nur aus der zweiten Reihe zaubern, bleibt Eure Entscheidung.

Zusätzlich könnt Ihr den Regimentern auch Zauberer und besondere Kämpfer (Paladin oder Waldläufer) mitgeben, die im Gefecht wertvolle Unterstützung leisten (z.B. die Sichtweite oder Moral erhöhen). Darunter sind mächtige Zauberkundige, die den Gegner mit Blitzen oder Giftwolken eindecken oder Eure Truppen heilen. Der Einsatz der Magie erfolgt automatisch, so dass Ihr nicht etwa wie bei WarCraft 3 jeden Zauber einzeln anwählen müsst. Darüber hinaus haben die Entwickler von Kohan erfreulicherweise militärische Kenntnisse einfließen lassen. Wichtig ist daher überlegtes und kombiniertes Vorgehen und nicht - wie oft bei Echtzeit-Spielen - die Massenattacke. Die Anzahl der Truppen ist ohnehin durch Zahl der Städte und vorhandene Rohstoffe begrenzt. Für Leute, denen Echtzeit zu hektisch ist, wird Kohan durch Einsatz der Pausentaste beinahe zum rundenbasierten Strategiespiel.

Aufbauteil

Das Spiel besitzt einen einfachen aber wichtigen Aufbau- und Management-Teil. Jede Einheit verschlingt neben ihren Aufstellungskosten dauerhaft Rohstoffe (Holz, Steine, Eisen oder Mana). Rohstoffe und Gold kommen vor allem aus Euren Städten und Minen. Das Besondere: Städte dürft Ihr selbst gründen. Auf jeder Karte gibt es auch einige freie Städte, die Ihr Eurem Reich einverleiben könnt. Der Ausbau mit Gebäuden und Minen dient der Versorgung mit Rohstoffen. Eure Rohstoffbilanz sollte keine negativen Werte aufweisen, da Ihr ansonsten schnell Gold verliert.

Auch gutnachbarliche Beziehungen können von großem Nutzen sein, um zeitweilig in Frieden leben zu können. Deshalb ist bei Kohan - Battles of Ahriman auch in begrenztem Maße Diplomatie möglich. So lassen sich sogar Bündnisse eingehen, die allerdings erst ein wenig Überzeugung mit Tributzahlungen kosten. Wichtige technologische Neuerungen kann man leider nicht mit Verbündeten tauschen, sondern nur in Ruinen finden. Durch solch neue Technologien verbessern die Eigenschaften Eurer Truppen bzw. neue Einheiten stehen zur Verfügung.

Multiplayer

Kohan - Battles of Ahriman besitzt von Haus aus einen Mehrspieler-Modus, bei dem bis zu acht Feldherren über LAN oder Internet gegeneinander antreten können. Dabei stehen Euch verschiedene Modi zur Auswahl, wie Blutbad, König des Hügels oder Gnome, bei dem der gewinnt, der am meisten Gold gescheffelt hat. Es gibt eine Vielzahl von Einstellungsmöglichkeiten, mit deren Hilfe Ihr die Spielbedingungen verändern können. Einige Karten bieten spezielle Bedrohungen, die am sinnvollsten zu mehreren angegangen werden: So wird selbst ein riesiger Drache zum bezwingbaren Ungetüm.

Grafik

Die leider nur durchschnittliche isometrische Grafik ist einer der wenigen Kritikpunkte bei Kohan - Battles of Ahriman. Die zweckmäßige Optik ist detailarm, die Darstellung der Einheiten viel zu klein. Im Kampf ist es deshalb bisweilen Fitzelarbeit, seine Einheiten zu finden und anzuklicken. Die feste Auflösung von 1024 x 768 kann nicht verändert werden. Kampagnen werden ausschließlich durch lange Texte fortgeführt, animierte Videos sucht man vergebens. So kann die Grafik trotz nett animierter Zauber nicht mit der Konkurrenz mithalten.

Sound

In punkto Sound fällt besonders die tolle Sprachausgabe auf, die allerdings im englischen Original belassen und nicht ins Deutsche übersetzt wurde. Ansonsten ist das Spiel aber durchweg lokalisiert - bis auf wenige Übersetzungsfehler gelungen. Auch die Geräusche sind schaurig schön, wenn etwa die Blitze der Zauberer zischen, in der Schlacht die Werwölfe der Ceyah heulen und die Knochen der Skelette splittern. Abgerundet wird alles durch die gewohnt heroische Klänge, die natürlich in keinem Fantasy-Spiel fehlen dürfen.

Fazit

Sicher, neben den grafischen Schwergewichten der Saison - allen voran Warcraft 3 - wirkt Kohan - Battles of Ahriman optisch bieder. Dennoch bietet das "Echtzeit-Heroes" eine strategische Tiefe, die im Genre ihresgleichen sucht. Die Fantasy-Schlachten kommen deshalb insgesamt realistischer daher als bei der Konkurrenz: Hier finden sich keine Über-Helden, die mit einem einzelnen Kopfnicken ganze Heerscharen in Asche verwandeln können. Wer auf Sucht erzeugende, taktisch anspruchsvolle Kämpfe inklusive Stadtgründung in einer fremden Fantasy-Welt steht, ist mit dem Kohan-Add-On von Wanadoo gut bedient. Wer viel Wert auf schnöde Äußerlichkeiten legt, sollte sich lieber Heroes 4 und Konsorten zuwenden.

Pro

<li>drei neue Feldzüge</li><li>40 neue Karten</li><li>anspruchsvolle Kämpfe</li><li>realitätsnahe Gefechte</li><li>starke Gegner-KI</li><li>eigene Städte gründen</li><li>komfortable Bedienung</li><li>Zufallskarten</li><li>Szenario-Editor</li><li>Multiplayer-Modus</li><li>englische Sprachausgabe</li><li>gute Geräusche</li><li>heroische Musik</li>

Kontra

<li>karge Optik</li><li>keine animierten Videos</li><li>keine wirklichen Neuerungen</li><li>Erfindungen werden nur gefunden</li><li>keine deutschen Stimmen</li>

Wertung

PC

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