Das Jahrmarkt-Wunderland
Und das liegt nicht nur an der schnellen Entwicklung des Helden. Der hässlichste Makel des dritten Far Cry ist vielmehr die Beliebigkeit, mit der die vielen Handlungsmöglichkeiten
Zu viert auf die Insel?
Eine separate Kampagne erzählt die Geschichte von vier Charakteren, die einige Zeit vor Jason Brody auf der von Piraten regierten Insel landen. Sie suchen einen Kapitän, der sich mit ihrem Geld aus dem Staub gemacht hat.
Bis zu vier Spieler erleben die Geschichte online, zwei auf dem geteilten Offline-Bildschirm.
Während die kooperative Kampagne dem Solospiel dabei weitestgehend gleicht, darf man hier nur zwei Waffen tragen, wobei man zu Beginn und zwischen Checkpunkten eins von vier Waffensets wählt.
Leider führt die Geschichte schnurgerade durch recht gewöhnliche Schusswechsel - Wettbewerbe um die meisten Treffer mit dem Scharfschützengewehr oder das schnellste Einsammeln von Gegenständen per Quad sorgen für Abwechslung, wirken aber auch aufgesetzt.
Unterm Strich eine nette, aber belanglose Dreingabe.
verpflanzt wurden. So leidet die Glaubwürdigkeit der exotischen Kulisse spätestens dann, wenn Jason mitten im Dschungel einen roten Felsen entdeckt, auf dem der Spitzenreiter einer Highscoreliste verewigt wurde. Klickt man auf den Namen, lädt das Spiel eine Herausforderung, für die Jason binnen weniger Minuten möglichst viele Gegner auf möglichst raffinierte Weise töten muss.
Ebenso fehlplatziert wirken im Niemandsland geparkte Fahrzeuge mit Erste-Hilfe-Paketen, die im Wettlauf gegen die Zeit ans Ziel gelangen sollen. Es gibt keine Geschichte um die Hilfesendungen, keinen dankbaren Empfänger. Man erkennt die „Spiel mein Minispiel!“-Fahne zehn Kilometer gegen das Licht – als schmutzig blinkenden Fleck auf den Postkartenmotiven. Und es ist nicht der einzige. Aufdringlich viele Beutekisten zerstören jede Illusion, etwas Besonders zu finden. Massig Relikte stehen ohne Sinn und Zweck in verlassenen Höhlen, deren einzige Bestimmung der Besuch eines Extremsammlers ist: Jason muss sich dort weder vor Raubtieren hüten noch auf Fallen achten. Zudem gibt es etliche Mordaufträge sowie Jagdaufgaben im Namen der Rakyat: Menschliche Opfer müssen mit dem Messer, Tiere mit vorgegebenen Waffen getötet werden. Dies sei der Weg der Rakyat – eine sinnvolle Begründung gibt es nicht.
"Hereinspaziert, hereinspaziert! Hier ist für jeden was dabei. Greifen Sie zu, belohnen Sie sich! Egal, wo Sie sind, egal, was Sie gerade tun: Sammeln Sie jetzt, toben Sie sich hier aus!"
Alles – jederzeit – überall
Ich wollte Jason Brody sein. Ich wollte in seiner Haut alleine durch das gefährliche Paradies streichen. Ich entdecke leidenschaftlich gerne Verstecke, sammele Geheimnisse oder versteckte Geschichten. Ich bin der Erste, der stundenlang Kleinaufgaben im Wilden Westen oder im fernen Japan komplettiert, weil sie spielerisch oder erzählerisch irgendwie
Immer überall Spaß haben: Das Urlaubsparadies ist der ultimative Sandkasten - eine glaubwürdige Welt sucht man hier vergebens.
interessant sind. Ich habe im Vorgänger lange nach Diamanten gesucht - dort waren sie in beiderlei Hinsicht wichtig. In FC3 hing mir die wahllose Beliebigkeit des Spielplatzes nach kurzer Zeit zum Hals raus. Wo es Far Cry 2 an Leben fehlte, übertreibt es der Nachfolger mit leblosem Füllstoff. Hier gibt es nichts zu entdecken, nichts zu erreichen. Hier werde ich von bedeutungslosem Unfug erstickt, von Beschäftigung der Beschäftigung willen.
Ubisoft opfert eine glaubwürdige Welt der Maxime, dass jeder Spieler immer und überall alles machen kann, was ihm beliebt. So entsteht kein Abenteuer – so entsteht ein gesichtsloses Kaufhaus mit Wühltischen für jedermann. Sogar Nebenmissionen, die kleine Geschichten erzählen, bestehen aus einfallslosem Zur-Markierung-Laufen, um Fotos zu schießen oder jemanden zu töten. Die Geschichtchen selbst sind witzlose Plattitüden ohne Charme. Am meisten schadet der Wühltisch-Baukasten aber der Tierwelt, denn die Biotope fast aller Arten sind wenige hundert Meter breit. Wähnte ich mich zu Beginn noch von einer lebendigen Fauna umgeben, entlarvt spätestens ein Blick auf die Karte die strikt abgesteckten Lebensräume. Und die Illusion verfliegt.