Vietcong08.04.2003, Marcel Kleffmann
Vietcong

Im Test:

Spannung pur verspricht der teamorientierte Taktik-Shooter Vietcong (ab 26,56€ bei kaufen). Mit einer packenden Inszenierung des dichten vietnamesischen Dschungels, vielfältigen Einsätzen und jeder Menge Feinde will man Genre-Freunde fesseln. Der Entwickler verspricht sogar die realistischsten Gefechte, die jemals in einem PC-Spiel stattgefunden haben. Ob dieses hochgesteckte Ziel auch wirklich erreicht wird, könnt Ihr in unserem Test erfahren.

Vorsicht im Dschungel

Ein kleiner Soldatentrupp kauert sich im dichtesten vietnamesischen Dschungel verschwitzt aneinander. Langsam und gebückt bewegt sich der PointMan weiter nach vorne und im Gänsemarsch folgt der Rest der Truppe. Überall, hinter jedem Baum, könnte der Feind lauern - doch nichts tut sich.

Dann fliegen einige Vögel auf, ein Affe schreit und der PointMan bleibt stehen. Er schaut sich um und meldet, dass er einen VC (Vietcong) gesehen habe. Schließlich seht Ihr auch den ahnungslosen Vietcong, wie er in der Gegend patrouilliert. Ihr schleicht Euch noch ein bisschen weiter heran, legt die M1 an und feuert - der Vietcong fällt zu Boden.

Die meisten Gefechte bei Vietcong laufen in der Regel so vorsichtig ab, denn im undurchsichtigen Dschungel provoziert ein zu flottes Vorgehen schnell das Game-Over.

Ab in den Vietnam-Krieg!

Vietcong versetzt Euch in das Jahr 1967 nach Vietnam. Der nicht gerade glorreiche Krieg in Fernost tobt gerade in unerbittlicher Härte, während Euer virtuelles Ego, namens Sergeant Steve Hawkins, zu seinem ersten richtigen Einsatz in ein amerikanisches Lager geflogen wird. __NEWCOL__Noch im Hubschrauber lernt Ihr das erste Mitglied Eures Platoons kennen und erfahrt einige Hintergründe. Nach der Landung zeigt Euch der Commander erstmal Eure äußert karge Unterkunft. Anschließend dürft Ihr das Lager erkunden und auf der Shooting-Range auf harmlose Flaschen ballern. Habt Ihr Euch genügend an das Spielinterface, die Kommandos etc. gewöhnt, kann auch schon die erste Mission beginnen.

Ihr fahrt mit einem Jeep und zwei weiteren Kameraden in ein friedliches Dorf, bis Ihr überraschend von einem Heckenschützen unter Beschuss genommen werdet. Unter Feuerschutz des Commanders arbeitet Ihr Euch dann Stück für Stück an den Feind heran. Doch der Scharfschütze ist nicht allein…

Weite Missionen

Im Laufe der Einzelspieler-Kampagne, die übrigens anders als bei Delta Force: Black Hawk Down mit einer durchgehenden Story gesegnet ist, müsst Ihr 20 teilweise äußerst lange Einsätze hinter Euch bringen. Vor einer Mission bringt Euch ein angemessenes Briefing auf den neuesten Stand und danach dürft Ihr Euch ins Getümmel stürzen.

Egal ob es darum geht, vietnamesische Versorgungs-Lager auszuräuchern, Zivilisten oder Gefangene zu retten, taktisch wichtige Positionen zu sichern, Schützengräben zu säubern, Tunnelsysteme abzulaufen, stark gesicherte Brücken zu überqueren oder verwundete Kameraden aus der Gefahrensituation zu bergen - alle Einsätze spielen sich wirklich spannend und abwechslungsreich.

Dabei sind die Missionen im Grunde linear aufgebaut, bieten aber des Öfteren alternative Wege, um die Feinde Mal von einer anderen Seite attackieren zu können. Manchmal findet Ihr an einer Weggabelung einfach nur eine Sackgasse, manchmal aber auch ein ganzes Dorf voller Feinde - so wird das lineare Gameplay etwas aufgelockert.

So toll die meisten Missionen auch sind, so nervig sind einige andere Teile des Spiels: Scheinbar unendlich lange Vietcong-Tunnelgänge mit fiesen Sackgassen, gemein platzierten Fallen und einem unheimlich klaustrophobischen Touch rauben dem Spieler nach über 20 Minuten Spielzeit schon Mal den letzten Nerv. Spannend, aber schon fast zu schwer sind die Nachtmissionen, bei denen Ihr entweder mit einer Taschenlampe bewaffnet oder in völliger Dunkelheit unterwegs seid. Ist das jetzt ein Stein, ein Baum, unser PointMan oder ein Vietcong? Das ist oftmals nur durch Beschuss klarzustellen - es sei denn, Ihr kommt bei Mondschein auf eine Lichtung.

__NEWCOL__Platoooooooon!

In nur ganz wenigen Missionen seid Ihr alleine im Dschungel unterwegs. Meistens begleitet Euch ein mehr oder weniger großes Team an KI-Kollegen, die alle spezielle Eigenschaften und Aufgaben haben. Da wäre der PointMan Nhut, den Ihr vorschicken könnt, weil er das Gelände kennt und Vietcongs fast riechen kann.

Oder J. Crocker, ein Sanitäter, der Euch nach einigen Duellen wieder zusammenflickt. P.J. Deford trägt das wichtige Funkgerät zur Aktualisierung der Missionsziele sowie zur Anforderung der Luftangriffe, während T. Bronson sich um die Sprengsätze kümmert und C.J. Hornster die dicken Waffen ins Gefecht bringt. Euren Kollegen könnt Ihr mit Hilfe eines kleinen Menüs einfache Befehle geben, die meistens auch ausgeführt werden.

Ansonsten agieren Eure Kollegen clever und nehmen die Gegner allein unter Feuer. Sollte allerdings einmal ein Mitglied des Teams sterben, dann ist die Mission gelaufen. Nervig ist übrigens, wenn Euch die eigenen Kollegen an einer engen Stelle den Weg versperren - vor allem in den Tunnelsystemen.

Die Umgebung

Die virtuelle Umsetzung eines Dschungel-Szenarios ist sicher eines der schwersten Projekte, die es momentan im PC-Sektor gibt. Trotzdem hat Pterodon die Gestaltung richtig gut hinbekommen: Zahlreiche Bäume, umgefallene Baumstämme, Pflanzen, Büsche und Steine lassen den Dschungel unglaublich realistisch erscheinen.

Garniert wird dieses packende Szenario mit Nebel- und Regeneffekten, die das Szenario noch besser machen. Und trotz vieler niedrig aufgelöster Texturen, eckigen Levels und grässlichem Wasser überzeugt die dichte Landschaftsgestaltung vollends.

In diese mit Pflanzen nur so gespickten Levels haben die Entwickler zahlreiche Vietcongs versteckt. Und zwar oftmals so gut, dass erst einige MG-Salven zeigen, ob es nun ein Baumstumpf ist oder ein Feind. Hinter jedem Busch, hinter jedem Baum, einfach überall könnten Feinde sein - das schafft eine äußerst knisternde Atmosphäre.

Die künstliche Intelligenz der Gegner ist dabei auf gutem Niveau, was den Fernkampf betrifft. Die Gegner suchen Deckung oder hechten aus dem Weg. Im Nahkampf sind die Feinde allerdings überhaupt nicht zu gebrauchen, da sie Euch selbst nicht mit einem dicken MG treffen, wenn Ihr direkt vor ihnen steht.

Aber nicht nur auf die Gegner müsst Ihr aufpassen, denn besonders am Anfang machen Fallen das Überleben schwer. Wenn Ihr jedoch die Umgebung (Stolperdrähte) aufmerksam beobachtet, dann könnt Ihr den meisten Fallen ausweichen bzw. sie entschärfen.

__NEWCOL__Schwierigkeiten

Bevor Ihr Euch nach Vietnam wagt, müsst Ihr Euch für einen der Schwierigkeitsgrade entscheiden, die wirklich gut voneinander abgestuft sind. Auf "Einfach" haltet Ihr mehr Schuss aus und dürft unendlich oft speichern, während schon bei "Mittel" die Speicheroption auf fünfmal pro Mission limitiert ist und Euch der Sanitäter nicht mehr vollständig heilen kann. Auf "Schwer" haut Euch ein feindlicher Treffer fast komplett um.

Weitere Gameplay-Modi

Je weiter Ihr in der Kampagne fortschreitet, desto mehr Waffen werden für den Quick-Battle Mode freigeschaltet. In diesem Modus könnt Ihr auf einigen Karten gegen mehr oder weniger schlaue Feinde antreten. Im Mehrspieler-Modus erwarten Euch teamorientierte Gefechte, in denen die Nordvietnamesen gegen US-Soldaten kämpfen. Deathmatch und Last Man Standing werden mit dem RealWar-Modus ergänzt, bei dem es um die Eroberung mehrerer Fahnen geht.

Sound

Jimi Hendrix wäre stolz gewesen auf das Entwickler-Team, denn die musikalische Untermalung ist erste Sahne. Leider kommt sie viel zu kurz und wird in den Missionen so gut wie gar nicht verwendet. Das Szenario hätte mit Musik noch viel packender werden können. Ansonsten ist die Soundkulisse einmalig, denn dank zahlreicher Dschungel-Geräusche wird eine authentische Kulisse erzeugt. Hervorragend ist auch die englische Sprachausgabe, selbst wenn nicht immer jedes Wort verstanden wird. Deutsche Untertitel helfen über dieses Verständigungsproblem hinweg; deutsche Sprache gibt es nicht. Des Weiteren sind in der deutschen Version keine Blut oder Splatter-Effekte vorzufinden.

Fazit


Keine Frage, Vietcong verbreitet sofort ein tolles Mittendrin-Gefühl und eine beeindruckend packende Atmosphäre. Die Kämpfe in den Dickichten des Dschungels sind wirklich spannend, wenn auch manchmal ein bisschen schwer. Dafür entschädigen die weitaus gelungenen und abwechslungsreichen Aufträge. Aber nicht alle Missionen halten diesen hohen Qualitätsstandard, denn die ewig langen Tunneljagden sowie die Nachtmissionen können frustrierend sein. Ebenso nervig sind gelegentlich auftretende KI-Mängel bei eigenen Leuten; schlimmer sind aber die Vietcong-Kämpfer im Nahkampf. Während der Sound erstklassig ist, lässt die Grafik an manchen Stellen zu wünschen übrig. Der Dschungel sieht zwar weitgehend realistisch und stimmig aus, aber viele schwache Texturen, böse Ruckler selbst auf HighEnd-Rechnern, grässliches Wasser und eine beschämende Kollisionsabfrage (oder habt Ihr schon Mal schwebende Baumstümpfe gesehen?) verwehren dem Spiel leider eine höhere Wertung. Ansonsten kann ich Fans von spannenden Taktik-Duellen, die nicht nur auf Grafik schauen, sondern packendes Gameplay mit Atmosphäre vorziehen, Vietcong wirklich ans Herz legen.

Pro

<li>tolles Szenario</li><li>grandios in Szene gesetzter Dschungel</li><li>fortlaufende Geschichte</li><li>abwechslungsreiche Missionen</li><li>teils nicht lineare Einsätze</li><li>packende Atmosphäre</li><li>lange Missionen</li><li>gelungener Teamkampf</li><li>gute KI des eigenen Teams</li><li>realistische Fahrzeug / Waffenauswahl</li><li>ausgewogene Schwierigkeitsabstufung</li><li>hervorragende Musik</li><li>geniale Soundkulisse, besonders mit Surround</li><li>viele gut geskriptete Ereignisse</li>

Kontra

<li>teilweise ziemlich schwer</li><li>schwache Speicherfunktion (nur QuickSave)</li><li>keine Sprach-Lokalisierung</li><li>KI-Probleme bei den Gegnern (Nahkampf)</li><li>grausame Kollisionsabfrage (im Liegen)</li><li>Grafik nicht mehr Up-to-Date</li><li>hässliches Wasser</li><li>nervige Tunnel/Dunkelheit-Missionen</li><li>manchmal ziemlich langatmige Wegstrecken</li><li>Musik hätte besser eingesetzt werden können</li><li>horrende Hardwareanforderungen</li>

Wertung

PC

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