Oil Rush04.04.2012, Bodo Naser
Oil Rush

Im Test:

Dune oder Command & Conquer sind die Klassiker, die einem beim Spielen von Oil Rush (ab 25,95€ bei kaufen)  spontan in den Sinn kommen. Mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass das rasante Strategiespiel aus Russland auf dem funkelnden Meer spielt. Kann es das postapokalyptische Werk wirklich mit den Großen aufnehmen?    

Krieg ums Öl

In den Kämpfen geht's nur ums eins - den schwarzen Stoff, der auch diese Welt in Atem hält.
In den Kämpfen geht's nur um den schwarzen Stoff, der auch diese Welt in Atem hält.
Wer angesichts des Titels an ein Wirtschaftsspiel denkt, bei dem man Claim um Claim zum Ölmagnaten aufsteigt, dürfte enttäuscht sein -  Oil Rush entpuppt sich als waschechtes Echtzeit-Strategiespiel. Der schwarze Stoff dient dabei nur als Schmiermittel, um das futuristische Kriegsszenario voranzutreiben. Dennoch dreht sich auch hier alles ums Öl, das so knapp geworden ist, dass es als Ersatzwährung dient. Das erinnert natürlich ans unerbittliche Wüstenszenario von Dune, bei dem ja auch das Spice fließen musste. Allerdings spielt Oil Rush auf der guten alten Erde, die sich dank Polarschmelze in eine recht nasse Welt verwandelt hat.

Echter Erdboden ist derart knapp, dass die Reste der Menschheit auf künstlichen Inseln hausen, was wiederum an den Film Waterworld erinnert.  Anders als dort ist diese Wasserwelt weiter aufs Öl angewiesen, da die Boote keine Segel haben, sondern immer noch Verbrennungsmotoren nutzen. Zudem sind lange Fahrten angesagt, da die Menschen über die Wasserwüste verstreut hausen. So gibt es neben verschiedenen Plattformen weiterhin einige wenige Bohrinseln, die den jeweiligen Besitzer mit Treibstoff versorgen. Dieses Szenario ist gar nicht so weit hergeholt, wie es klingt, da es aktuelle Themen wie Ölknappheit, Krieg um Rohstoffe oder Erderwärmung aufgreift.

Umfang der Wasserwelt

Die Kampagne führt einen Schritt für Schritt ganz lagnsam ran an die harte Zukunftswelt.
Die Kampagne führt einen Schritt für Schritt ganz langsam an die harte Zukunftswelt ran.
Den Krieg um die Wasserwüste kann man in nur einer Kampagne spielen, die sich allerdings angenehm langsam hinsichtlich der Schwierigkeit steigert. Es geht harmlos mit einer Plattform los, die man zur Übung einsacken soll, was dann ab der vierten Schlacht richtig komplex wird.  Dort muss man drei Ölfördertürme einnehmen, mehrere Produktionsfirmen verteidigen und gleich noch ein paar Stützpunkte der Raiders ausschalten, die im ersten Abschnitt als Gegner fungieren. Wem das zu hart ist, der kann die Schwierigkeit bequem vor jeder Mission einstellen. Dazu gibt es allerdings keinen Anlass, denn die 16 Missionen sind machbar, auch wenn immer wieder mit neuen Problemen konfrontiert wird.

Es gibt genug Abwechslung: So muss man z.B. neben den ganzen Schiffen mal einen Ballon einsetzen, der aber überleben muss. Erstaunlicherweise halten die simplen Fluggeräte doch was aus, aber irgendwann stürzt er dann doch ab. Neben der Kampagne kann man auch ein freies Spiel gegen Computergegner starten. Hierfür gibt es 15 Karten, die auch im Multiplayer genutzt werden. Da man hier gegen mehrere Gegner auf größeren Karten kämpft, ist dieses „schnell“ genannte Spiel doch härter als in der Kampagne. Hier müssen selbst Hardcore-Taktierer überlegen, um die besonders auf höchster Schwierigkeitsstufe aggressive KI zu schlagen. Welche Fabrik nimmt man als nächste ein?

Rasante Schlachten

Gibt man den Befehl, sürmen die Truppen los, um die Station zu nehmen.
Gibt man den Befehl, stürmen die Truppen los, um die Station einzunehmen.
Die Kämpfe laufen etwas anders als genreüblich, da die Einheiten quasi selbstständig kämpfen. Will man eine Plattform angreifen, muss man eine eigene anklicken, um deren Besatzung auszuwählen. Dann noch den Gegner per Minikarte anwählen und es geht los. Die verschiedenen Wasser- und Luftfahrzeuge stürmen los. Zunächst wird der Feind bekämpft und dann die Plattform beschossen, die durch Türme geschützt ist. Das alles läuft automatisch, da man in die Kämpfe nicht direkt eingreifen kann. Man gibt nur die Richtung vor, den Rest macht die KI von alleine, die sich recht clever anstellt. So finden die Boote den Weg, auch wenn mal was dazwischen kommt. Die Gegner sind jedoch erst auf „schwer“ eine echte Herausforderung.

Nimmt man eine Plattform ein, kann man selbst Türme einbauen, und die Einheiten verwenden, die die Fabrik abwirft. Jede Plattform produziert nur eine Sorte Einheiten, die sich nicht ändern lässt; zur Auswahl stehen Speedboote, Fischerboote, Hubschrauber sowie Flugzeuge. Die  Einheiten sind unterschiedlich bewaffnet und schnell, weshalb man ihre Angriffe koordinieren muss. Das ist bedingt durch die indirekte Steuerung nicht immer einfach. So lassen sich zwar einzelne Gefährte oder Gruppen abtrennen, was aber  komfortabler gehen könnte. Zudem muss man immer alles voraus planen, da man wenig Eingriffsmöglichkeiten nach Angriffsstart hat. Einzig ein Abbruch geht, wenn man den Eindruck hat, dass was schiefläuft.     

Towerdefense und Science

Wer eine Plattform einnimmt, muss sie möglichst geschickt mit Türmen sichern. Sonst hat der Feind leichtes Spiel.
Wer eine Plattform einnimmt, muss sie möglichst geschickt mit Türmen sichern. Sonst hat der Feind leichtes Spiel.
In Oil Rush kann man zwar keine neue Plattformen bauen, dafür aber die vorgegebenen mit Türmen ausrüsten. Es gibt Bunker, Kanonen und Flaktürme, die jeweils andere Gegner bekämpfen. So sind die Bunker nur gegen Kleinschiffe zu gebrauchen, während die Kanonen auf die größere Pötte schießen. Da es nur je sechs Plätze für Türme gibt, muss man immer genau darauf achten, welche man baut. Zudem lassen sich die Türme in drei Stufen ausbauen, was aber Zeit braucht. Wer angegriffen wird, während seine Tower nicht einsatzbereit sind, kann sich nicht richtig verteidigen. Man sollte daher immer genau überlegen, welche Türme man wann ausbaut.

Auch der Bereich der Technologie wurde stark gestrafft, da es nur ein paar Erfindungen gibt, die meist direkt in den Kämpfen Verbesserungen bringen. So kann man die Feuerkraft und Schnelligkeit der Einheiten aufrüsten, was aber Fortschrittspunkte benötigt. In die Kategorie „Besonderes“ fällt die Erforschung eines Radars, mit dem sich feindliche Truppen auf der Minikarte orten lassen. Leider gibt es keine Möglichkeit, neue Turm- oder Truppentypen zu entwickeln. Außerdem hat man in einer Mission plötzlich Napalm, obwohl man es nicht erforscht hat. Es kommt irgenwann von selbst wie so manches in Oil Rush.       

Umständlicher Multiplayer

Möchte man online Multiplayer spielen, muss man die Steamversion installieren.
Möchte man online Multiplayer spielen, muss man die Steamversion installieren.
Wer nicht nur im LAN gegen menschliche Gegner spielen bzw. die Steamfunktionen benutzen möchte, muss die entsprechende Version installieren. Diese Steamfassung ist wie die für Linux und Mac ebenfalls Bestandteil der Boxversion, allerdings existieren hier nur die Sprachen Englisch oder Russisch und nicht Deutsch wie bei der anderen Verkaufsversion. Leider steht nur ganz klein hinten auf de Packung, dass man für den vollen Multiplayerzugang  Steam braucht.

Wer es schafft, den Code einzugeben, der für Steam- und Offlineversion gleichermaßen gilt, darf endlich eine Partie starten. Das ist quasi identisch mit dem schnellen Modus mit den gleichen 15 Karten. Auch hier können sich theoretisch bis zu vier Spieler auf See bekriegen, was aufgrund des Hin und Her für Unterhaltung sorgt. Allerdings fehlen meist Mitspieler, da die Lobby leer steht. Immerhin lassen sich fehlende Kontrahenten durch die KI ersetzen, die dem humanen Vorbild auf schwerer Stufe beinahe ebenbürtig ist.

Fazit

Oil Rush ist zwar kein großes Epos wie Dune, das kleine Echtzeit-Strategiespiel bietet aber eigentlich für fast jeden etwas: Einsteiger werden nicht erschlagen, Fortgeschrittene bei der Stange gehalten und Veteranen können am Schwierigkeitsgrad drehen, um auf ihre Kosten zu kommen. Obwohl das Szenario natürlich weit her geholt ist, ist die überschwemmte Welt dennoch vertraut genug, um nicht als störend empfunden zu werden. Spätestens in der zweiten Mission hat man akzeptiert, dass der Film Waterworld Pate stand, da einen das Spielgeschehen in seinen Bann zieht. Die Missionen der Kampagne sind zunächst einfach, werden aber zunehmend komplexer. Neue Boote und später Fluggeräte sorgen für Abwechslung bei der Hatz ums Öl, die einem auf hohem Schwierigkeitsgrad nicht einfach gemacht wird. Obgleich man nicht direkt in die Kämpfe eingreift, ist das Prinzip eine angenehme Abwechslung. Man muss die Angriffe schon im Vorfeld gut planen, da einen der Feind sonst auseinander nimmt. Hat man eine Plattform eingenommen, gilt es, sie möglichst klug mit Türmen zu versehen. Obgleich es sogar ein paar kriegswichtige Dinge zu erforschen gibt, bleibt der Ausbau ein Schwachpunkt, da es zu wenige Möglichkeiten gibt.  Nur dem Anhänger von Mehrspieler-Duellen bietet sich zu wenig, da der Multiplayer umständlich ist und keine anderen Karten als der freie Modus zur Verfügung stellt. Unter dem Strich ist Oil Rush aufgrund seiner guten Zugänglichkeit ein gelungenes Strategiespiel für zwischendurch.              

Wertung

PC

Kleines, aber spannendes Echtzeit-Strategiespiel, das mit einigen inhaltlichen Überraschungen punktet.

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