Unstoppable Gorg26.01.2012, Paul Kautz
Unstoppable Gorg

Im Test:

Wenn Außerirdische in fliegenden Untertassen vor der Haustür stehen, ist meist Ärger angesagt - so zumindest die gemeinschaftliche Auffassung der meisten Hollywood-Katastrophen-Schinken. Da nur die wenigsten von uns das Gegenteil beweisen können, akzeptieren wir das gegenwärtig einfach mal als Fakt - zumal es in Unstoppable Gorg (ab 1,98€ bei kaufen) auch nicht anders ist.

Angriff der tödlichen Mutanten-Laser-Aliens aus dem Weltraum!

»uuuuuUUUUUIIIIIIIIiiiiiiiiuuuuuuuuHHHHH!« macht das Theremin , das Schwarz/Weiß-Bild flackert unheilvoll, an Strippen baumelnde Alufolien-UFOs schwirren durch das Bild - wir müssen in den 50ern sein! Oder in einer Captain Proton-Folge . Jedenfalls steht die Menschheit kurz vor der Eroberung durch die garstigen Gorg. Und nur einer kann sie vor diesem grausamen Schicksal bewahren: Captain Adam - ein Held, wie er in jedem Buch stehen sollte!

Die Entwickler bei Futuremark Games Studio haben offensichtlich einen sehr großen Teil ihrer Freizeit vor dem antiken Fernseher nebst einer Sammlung der trashigsten 50er-Jahre-UFO-Klamotten verbracht, denn Unstoppable Gorg (UG) ist im Design und vor allem bei der Inszenierung der Zwischensequenzen eine wunderbare Hommage an jene Filme, die »Angriff aus dem Weltall« oder »Die fremden Eroberer« im Titel tragen: Alles ist Schwarz-Weiß, die Bauten bestehen aus Pappmaché, Alufolie und Silvesterraketen, die Schauspieler sind überkandidelt, die Blondinen kreischen standesgemäß, es gibt Insektenherrscher, einen Robo-König, eine verführerische Alien-Vampirella - herrlich, ein Trashfest vom Feinsten!

Im Weltall hört dich keiner bauen

Das Spiel ist im Kern eine simple Tower-Defense-Variante, bietet aber einige interessante Kniffe - allen voran die drehbaren Baubahnen.
Das Spiel ist im Kern eine simple Tower-Defense-Variante, bietet aber einige interessante Kniffe - allen voran die drehbaren Baubahnen.
Im Kern seines Designs ist das eine Tower-Defense wie viele andere: Da kommen die bösen Angreifer, hier baut man Türmchen, mit denen man sie idealerweise so lange wie möglich aufhält. So weit, so unspektakulär, aber UG hat einige interessante Kniffe im Gepäck. Zum einen ist die Zahl der potenziellen Bauplätze stark beschränkt; man muss sich also beim Bauen der Türmchen sehr sicher sein. Zum anderen sind die Orbitalringe, auf denen man baut (natürlich spielt das Ganze im Weltraum - was habt ihr denn gedacht?) verschiebbar, was damit zusammenhängt, dass die Gegner nicht immer nur auf einer Bahn, sondern auf wechselnden angreifen. Man muss die Verteidigung also immer wieder verrücken und so aufstellen, dass das Ufoschwein keine Chance hat. Das Gemeine an diesem System ist, dass sich auf einem Ring ja nicht nur ein Geschütz, sondern später mehrere befinden, die man natürlich alle gleichzeitig verschiebt. Bald kommen noch dynamische Objekte wie Asteroiden ins Spiel, die zusätzlich zu den Gorg die eigenen Anlagen beschädigen können und denen man ausweichen sollte. In Kombination mit dem sehr schnell nach oben schnellenden Schwierigkeitsgrad ergibt das trotz vier wählbarer Stufen ein oft frustrierendes Erlebnis - quasi das Anti-Plants vs. Zombies.

Der Tower-Defense-Tradition entsprechend gibt es viele Angreifer: Kleine Gorg, große Gorg, gut gepanzert, mit Teleporterstrahl oder Torpedos verschießende Bomber. Denen stellt man u.a. schnell feuernde, aber wenig Schaden machende Standard-Verteidiger, langsam nachladende Raketenwerfer, Schwarzlochbomben,

Per Mausrad oder Zwei-Finger-Zwicker kann man die Ansicht bis zu einer übersichtlichen Vogelperspektive herauszoomen.
Per Mausrad oder Zwei-Finger-Zwicker kann man die Ansicht bis zu einer übersichtlichen Vogelperspektive herauszoomen.
Einspinner oder Elektroangreifer entgegen. Selbstverständlich gibt es die nicht umsonst, weswegen man auch für einen steten Geldstrom sorgen muss - aber jede Raumbank nimmt einen Bauplatz weg. Genau wie die Forschungsstation, deren Wissenschaftler dafür sorgen, dass man Standardtürme vor jedem Einsatz verbessern darf, wenn man sie nur lange genug ackern lässt. Wie bei PvZ gibt man sich auch hier nicht mit einer Handvoll Standardtürmen zufrieden, sondern füllt das Inventar auch in den letzten Missionen noch mit frischer Verteidigungsware. Und natürlich muss man sich vor Missionsbeginn für eine Auswahl entscheiden. Wem das alles zu kompliziert klingt: Keine Sorge, ist es nicht. Ein gutes Tutorial gibt zum Start genug Schützenhilfe.

Zwick das Alien!

Neben der 21 Einsätze umfassenden Kampagne gibt es zwei weitere Spielmodi: Die »Herausforderungen« bieten die aus der Kampagne bekannten Aufträge, verändern allerdings die Rahmenbedingungen - mal sind die Flugbahnen nicht veränderbar, mal gibt es weniger Startgeld, mal weniger Lebensenergie für die Mutterstation. »Arcade« ist dagegen eine »Survival«-Variante: Hier schwirren endlose Angreifer-Wellen heran, denen man möglichst lange die Stirn bieten muss. Inhalte für beide Sondervarianten werden im Hauptmodus freigespielt;  leider gibt es keinen Multiplayermodus.

Technisch sind PC- und iPad-Version im Großen und Ganzen identisch. Hier im Bild die Arcade-Spielvariante, in der man so lange wie möglich gegen endlose Gegnerwellen bestehen muss.
Technisch sind PC- und iPad-Version im Großen und Ganzen identisch. Hier im Bild die Arcade-Spielvariante, in der man so lange wie möglich gegen endlose Gegnerwellen bestehen muss.
Technisch ist UG auf PC und iPad quasi identisch - von der höheren PC-Auflösung mal abgesehen. Die Präsentation ist simpel, aber ordentlich; am PC gibt es thematisch passende, hochdramatische Namen für die Grafikeinstellungen. Das einzige Ärgernis sind die farbenfrohen Planetenhintergründe - durch diese sieht man die kleinen Angreifer oftmals etwas schlecht. Die Lösung dieses Problems ist am PC mit dem Mausrad, am iPad mit einem Zwicker erledigt, denn dadurch kann man das normalerweise von der Seite gezeigte Geschehen bis in eine sehr gut spielbare Vogelperspektive heraus zoomen. In Sachen Steuerung nehmen sich beide Versionen nichts, mit der Maus geht das Ganze ebenso gut von der Hand wie mit dem direkt tapsenden Finger.

Die Musik könnte für meinen Geschmack etwas Theremin-lastiger sein, aber die gebotene Jazz-Untermalung passt auch prima zum Szenario. Weniger gelungen ist die Eindeutschung: Meldungen wie »New Satellite Discovered!« und alle Video-Untertitel bleiben in jedem Fall Englisch, der Text fließt gelegentlich unschön in die Grafik hinein - und in Überschriften fehlen Sonderzeichen.

Fazit

Wenn man schon mit Klischees spielt, dann aber auch bitte richtig und bis zum Exzess - genau diese Maxime wird hier nicht nur gelebt, sondern zelebriert! Die wunderbare Präsentation vereint alle bestehenden 50er-UFO-Stereotypen in sich und ist eine wahre Fundgrube für Trash-Fans. Das Spiel ist deutlich weniger spektakulär, auch wenn es interessante Ideen aufzuweisen hat: Die drehenden Ringe und stark begrenzten Bauplätze sorgen nicht nur für unerwartete taktische Tiefe, sondern auch jede Menge Bau- und Kurbel-Hektik - was im Endeffekt für ein teilweise sackschweres Spiel sorgt, wenn man sich nicht gerade auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad blamiert. Ein Plants vs. Zombies wird dadurch also noch lange nicht von den Tower-Defense-Lorbeeren geschubst, aber Unstoppable Gorg bietet einen interessanten neuen Blick auf das Genre.

Wertung

PC

Eine sehr interessante Tower-Defense-Variante, mit wunderbarem 50er-Jahre-UFO-Trash-Bonus - allerdings teilweise höllisch schwer.

iPad

Die Steuerung funktioniert über die FInger-Kontrolle genauso gut wie per Maus - inhaltlich sind beide Fassungen identisch.

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