Im Test:
Natürlich kann man das Spiel der amerikanischen Entwickler Seamless Entertainment auch mit einem Flightstick spielen. Auch Tastatur und Maus werden explizit unterstützt. Aber am angenehmsten empfand ich es, das 360-Pad an den PC zu stöpseln und damit für Schrecken im luftleeren Raum zu sorgen. Sakrileg, höre ich da die Ersten schreien? Vielleicht. Aber das Pad wird von Sol Exodus (SE) nativ unterstützt, alle wichtigen Funktionen liegen gut erreichbar in der Hand. Mit einer Ausnahme: Die Menüs werden ausschließlich mit der Maus bedient.
»Sie sind tot. Ohne Sie hat die Menschheit keine Chance.«
Ich bin der Commander. Ein Jungspund, der nach dem Tod seines Vorgesetzten das Kommando über den Schlachtkreuzer UCS Atlas erhalten hat und nun einen erbitterten Krieg gegen religiöse Fanatiker führt. Jahrelang. Die Handlung ist gar nicht schlecht, wenn auch wenig mitreißend präsentiert: Zoomende Standbilder, kurze (und nicht abbrechbare) Echtzeit-Filmchen, viel gar mal schlechter Dialog innerhalb der Missionen.
Das Spielprinzip präsentiert sich als Mischmasch aus den gängigen Space Operas: Ein bisschen Wing Commander hier, ein wenig Freespace da, eine Prise Starlancer kann auch nicht schaden. Allerdings beschränken sich die Entwickler auf die reine Action, es gibt kein Handelselement wie in Privateer oder Darkstar One. Stattdessen kümmert man sich hier um den Krawumm-Alltag - feindliche Jäger und Großschiffe zerstören hier, Basen und Transporter verteidigen da. Zwei Designideen stechen allerdings hervor: Zum einen muss man immer wieder im Flug den Hacker spielen, um z.B. gegnerische Geschütztürme aus- oder die Triebwerke befreundeter Transporter anzuknipsen. Dazu fliegt man in die Nähe des Ziels, schaltet auf den Transportknoten auf, verfolgt eine eingeblendete
Zum anderen bekommt man es immer wieder mit fliegenden Bohrern zu tun, die sich an Basen und Schiffen festkrallen und deren Energie schneller absaugen, als man »Beim Herz des Tigers!« ächzen kann. Anfangs macht das hektische Verfolgen der Drohnen noch Spaß, später werden diese Einsätze aber derart zeitkritisch, dass man den »Sie haben versagt!«-Bildschirm weitaus öfter zu sehen bekommt, als einem lieb sein dürfte. Den und den damit einher gehenden, lange werkelnden Ladebalken. Denn sowohl das Hacken als auch das Drohnen-Zermatschen werden ziemlich oft bemüht.
Mein ganzer Stolz
Hat man die Upgrade-Punkte in der Hand, kann man damit seinen Jäger, die Hades, aufrüsten: Mehr Raketen, stärkere Schilde, einen stabileren Nachbrenner. Die Hades ist, ähnlich der Darkstar One im gleichnamigen Spiel, das einzige Gefährt des Spielers - einen weiteren Pilotensessel werdet ihr nicht besetzen. Auch die Zahl der Waffensysteme ist arg überschaubar: MG (unbegrenzte Schusszahl, überhitzt aber schnell), Raketen (durchschlagskräftig, aber langsam und stark rationiert) und Energiekanone (haut mächtig rein, muss nach wenigen Schüssen aber abkühlen), mehr gibt’s hier nicht.
Im Weltall hört dich keiner irgendwas machen
Technisch ist SE okay. Schlecht sieht das recht düstere, auf der Unreal-Technologie fußende Universum nicht aus, die Hardwareanforderungen sind erfreulich niedrig. Aber hübsch ist anders, es mangelt an Details und Abwechslung. Immerhin ist die Grafik deutlich besser als der Sound, der gleich in doppelter Hinsicht enttäuscht: Zum einen gibt es innerhalb von Missionen bestenfalls ein bisschen Space-Gesäusel zu hören, keine dramatische Rammtata-Begleitung im Stile einer echten Space Opera. Zum anderen rollen sich einem bei den öden Soundeffekten die Fußnägel auf: Explosionen machen nicht »WAMM!«, sondern »..f«, bei Kollisionen mit großen und kleinen Objekten gibt es folgendes zu hören: » « Genau. Nichts. Hm.
Fazit
Ja, ich weiß, dass das physikalisch Humbug ist. Und trotzdem will ich bei einem Weltraumshooter gefälligst feurig zischende Laser und meinen Subwoofer zu Tode ängstigende Explosionen hören! Man glaubt nicht, wie negativ es sich auf das Erlebnis auswirkt, wenn ein gegnerischer Jäger mit »püf« statt »BAWÄÄÄÄÄM!« vergeht. Die schrecklich öde Soundkulisse ist aber nicht das einzige Problem, mit dem sich Sol Exodus herumschlagen muss: Denn da wären noch das über weite Teile unspektakuläre Missionsdesign, das auf ständige Wiederholung immergleicher Aufträge setzt. Die solide, aber in keiner Hinsicht bemerkenswerte Präsentation. Sowie natürlich die sehr kurze Kampagne, nach der es nicht mehr viel Grund gibt, zur Spieleschachtel zu greifen. Es gibt keinen Handel, keine Erkundung, nur linear aneinander gereihte Action-Aufträge mit ein paar Mal zu oft bemühtem Hacken und Drohnen-Zerballerung. Die Steuerung geht in jeder gewählten Variante (vorzugsweise mit einem Pad) gut von der Hand, das Upgrade-System ist motivierend, die Handlung ist mit gelegentlich zynischen Dialogen im Großen und Ganzen ordentlich. Unterm Strich ergibt das nicht gerade den Space Opera-Heiland, aber als Laser-Snack für zwischendurch ist Sol Exodus nicht die schlechteste Wahl.
Wertung
PC
Solide Space Opera mit Schwächen in allen Bereichen, aber ordentlich lasernder Action.
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