Steinbruch - Simulator 201205.08.2011, Mourad Zarrouk
Steinbruch - Simulator 2012

Im Test:

Steinbrüche...man assoziiert mit ihnen meistens nichts Gutes. Zwangsarbeit im schlimmsten Fall oder einfach nur sehr harte körperliche Arbeit im besten Fall. Jetzt schickt sich Astragon an, auch diesen Arbeitsplatz zu simulieren.Tester? Ab in den Steinbruch!

Marmor: Billiger als Stein oder Granit ?!

Grausam, aber von der USK freigegeben: Unschuldige Arbeiter lassen sich seelenruhig zerteilen!
Grausam, aber von der USK freigegeben: Unschuldige Arbeiter lassen sich seelenruhig zerteilen!
Ich beginne meine "Karriere" mit einem Startkapital von 100.000, was soeben ausreicht, um einen von drei Steinbruchtypen zu erwerben. Sonderbarerweise handelt es sich bei dem billigsten Steinbruch ausgerechnet um jenen, in dem Marmor abgebaut wird. Es folgen das offensichtlich "kostbarere" Kalk für 135.000 gekrönt vom schier unbezahlbaren Granitsteinbruch für schlappe 152.000. Das verstehe wer will. Nach einem knappen Tutorial indem ich in die simple Steuerung der Maschinen und Werkzeuge eingewiesen werde, wartet auch schon der erste Auftrag: Es gilt 450 Kilo Splitt auszuliefern.

Ich will meine Lebenszeit zurück

Nach der Auftragsannahme bin ich erst mal auf mich allein gestellt. Keine Pfeile, keine Symbole, keine Hinweise was zu tun ist: Gar nichts. Nun denn, um Splitt zu erzeugen (gibt es wirklich Marmor-Splitt?) müssen vermutlich große Marmorbrocken kleingehäckselt werden. Also flugs in den Radlader gestiegen und die Rampe hoch zum Steinbruch. Dort steht praktischerweise eine Kreuzung aus  Radlader und Walzenlader, in den ich prompt umsteige. Mit diesem lassen sich in einer fürchterlichen Animation Blöcke aus der Wand walzen. Nur am Rande: Ein solches Gefährt existiert gar nicht. Walzenlader werden auf Schienen- bzw. Streben betrieben und nicht auf Radlader-ähnlichen Vehikeln.

Willkommen beim fröhlichen Bagger-Ballett!
Willkommen beim fröhlichen Bagger-Ballett!
Wie dem auch sei, nach einer Weile liegen einige Blöcke herum, die sich mit dem Radlader aufsammeln lassen. Gesagt, getan und ab dafür zum Mahlwerk. Dort möchte ich meine "Beute" einfach nur in die Mulde kippen, doch die Steine "kleben" förmlich in der Schaufel. Die katastrophale  Physik verlangt mir ein regelrechtes "Schaufelballett" ab, von dem ihr euch im Video überzeugen könnt, bis die Steine endlich vollkommen willkürlich aus der Schaufel poppen. Unfassbar. Anschließend verlasse ich meinen "tanzenden Radlader" und begebe mich in das Führerhaus der Steinwalzanlage. Dort darf ich zwischen Splitt, Gleisschotter, Kies und Wasserbausteinen wählen und die Anlage in Betrieb nehmen.

Langsam nährt sich das Eichhörnchen..seehr laangsam.

Sodann beginnt sich eine Zahl auf der linken Ist-Seite ätzend langsam der rechten Soll-Zahl zu nähern. Natürlich reicht die eine Fuhre nicht. Insgesamt drei mal muss ich denselben Arbeitsschritt absolvieren (den letzten, weil mir fünf Prozent der Summe fehlten), eine halbe (reale!) Stunde meines Lebens ging dafür drauf und das alles für 5000 lausige Piepen.  Wobei Splitt noch mit Abstand den höchsten Ertrag abwirft und so ertappt man sich schnell, alle anderen Aufträge abzuweisen und ständig nur Splitt zu produzieren. Schließlich kostet der nächste Steinbruch 135.000 und die wollen ja "erwirtschaftet" werden. Das macht übrigens  ca.13 Stunden roboterhaftes "Spielen" bis der nächste "Level" freigeschaltet werden kann: Hurra!

Hurra, ein Muldenkipper!

Hurra, ein neuer Auftrag!
Yippieh, ein neuer Auftrag!
Im weiteren Spielverlauf kommt dann noch ein Muldenkipper zum Einsatz und ich darf auch mal sprengen. Das ändert aber nichts am eintönigen Spielablauf vor grauenhafter optischer und akustischer Kulisse. Überdies spielt es natürlich keine Geige ob ich Marmor, Kalk oder Granit abbaue. Hin und wieder einsetzender Regen oder auch mal ein Gewitter sowie verschiedene Tageszeiten ändern nichts am  schauderhaft schwachen Gesamteindruck, der durch die katastrophale Physik nur noch untermauert wird. Ein "Arbeitsspiel"  der ganz schlechten Sorte, das mit einer Simulation in etwa so viel gemeinsam hat wie ein aktiver Steinbruch mit einem beschaulichen Ort der Ruhe.

Fazit

Sollten die Lichtblicke am Ende des Tunnels, welche in den vergangenen Monaten leisen Anlass zur Hoffnung gaben, sich doch als entgegen kommender D-Zug entpuppen? Das hier ist jedenfalls ein klarer und krasser Rückschritt! Die Kuh liegt doch schon krank und siechend danieder. Muss man sie denn zu Tode melken? Kann man bei der Qualitätssicherung von Astragon nicht einmal Mut zur Lücke beweisen und so einen Müll mal nicht durchwinken? Wem ist denn mit so einem Mumpitz geholfen? Der Käufer ärgert sich zurecht über die verlorenen 20 Euro. Astragon vaporisiert unlängst gewonnene Pluspunkte, nachdem man mit dem Bus- & Cable Car-Simulator: San Francisco  einen Achtungserfolg hatte erzielen können. Damit wird der geschundene Begriff "Simulation" wieder ein Stück tiefer in den Dreck gezogen. Bitte aufhören! Dass es trotzdem notwendig ist vor so einem Müll zu warnen, beweisen die Verkaufszahlen auch solch schlechter "Simulationen", zu denen wir kommenden Freitag eine Bilderserie planen.

Pro

leicht zugängliches Spielprinzip
9 % besser als Agrar Simulator
6 % besser als Angeln: Deutsche Flüsse und Seen
4 % besser als Notarzt Simulator

Kontra

häufige Physikaussetzer
keinerlei Storyelemente
Grafik aus der "Steinzeit"
grausame Geräuschkulisse
ein Lied in Dauerschleife
kaum Sprachausgabe
monotoner Arbeitsablauf
kein echter Wirtschaftsteil
kein Schadensmodell
kein freies Speichern

Wertung

PC

Ein klarer Rückschritt. Finger weg von diesem wirklich schlechten Arbeitsspiel, das sich 'Simulation' schimpft.

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Kommentare

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