WWE Raw17.11.2002, Marcel Kleffmann
WWE Raw

Im Test:

Wrestling-Spiele auf dem PC sind ungefähr so selten wie neue Spiele aus dem Hause Blizzard Entertainment. Nach langer Fastenzeit steht den PC-Spielern endlich mal wieder ein WWE-Spiel zur Verfügung. Wie sich WWE Raw (ab 19,45€ bei kaufen) spielt und ob sich eine Investition auch für Nicht-Wrestling-Fans lohnt, erfahrt Ihr im Test-Ring.

Wrestling - Ein Phänomen

Wrestling ist ein Phänomen für sich: Tausende begeisterte Zuschauer sind mit dabei, wenn sich die Fleischberge im Ring einem weitgehend vorgeplanten Show-Kampf liefern. Andere schalten bei dieser Pseudo-Sportart sofort ab - dennoch ist Fangemeinde in Deutschland ziemlich groß. Zahlreiche auf diesem Sport basierende Spiele sind schon herausgekommen, doch PC-Spieler blieben in der Regel außen vor, denn nahezu alle Wrestling-Spiele waren den Konsolen-Spielern vorbehalten. Doch damit ist jetzt Schluss: Mit WWE Raw könnt Ihr endlich die actiongeladenen Showkämpfe direkt auf dem PC austragen.

Mit der Lizenz

THQ Entertainment hat sich natürlich die WWE-Lizenz geholt (World Wrestling Entertainment - ehemals World Wrestling Federation) und sämtliche Stars sind inklusive Outfits, Sounds, Markenzeichen, Eintrittsmusiken bzw. Videos und Finishing-Moves enthalten. The Rock, Undertaker, Crash, X-Pac und Triple H sind nur einige bekannte Vertreter. Aber der sogenannte "Roster", also die Liste der integrierten Wrestler, ist nicht auf dem neuesten Stand. Die nicht mehr der WWE zugehörigen Stone Cold Steve Austin und K-Kwik sind dabei, während Ihr auf frische Talente wie Brock Lesnar und Hurricane Helms sowie die Heimkehrer Hulk Hogan, Goldust oder Kevin Nash verzichten müsst.

Gewinne die Menge

Das eigentliche Spielprinzip weist leichte Parallelen zum Blockbuster-Action-Drama Gladiator auf, denn nur wenn das Publikum hinter Euch steht, könnt Ihr das Match für Euch entscheiden. Ihr müsst also während des Kampfes versuchen, das Publikum auf Eure Seite zu ziehen. Dies geschieht, indem Ihr möglichst viele unterschiedliche Moves oder Kampfaktionen durchführt und so die Zuschauer begeistert.

Aber auch Gesten, wie den Besuchern zuzuwinken, bringen Euch Pluspunkte. Habt Ihr genügend Leute auf Eure Seite gezogen, dürft Ihr den Gegner pinnen oder den Finishing Move ansetzen. Neben dieser am unteren Ende des Bildschirms befindlichen Begeisterungs-Skala gibt es im Spiel noch ein weiteres Element - und zwar die Energieleiste:

Die aktuelle Kondition eines Wrestlers wird dort angezeigt. Mit jeder durchgeführten Aktion sinkt diese Leiste und dadurch könnt Ihr bestimmte Aktionen nicht mehr durchziehen. Ein wenig Ruhe im Ring erhöht die Kondition, stimmt das Publikum aber nicht ganz so fröhlich. Diese Konditionsanzeige erweitert das Hau-Drauf-Spielkonzept ein bisschen, nimmt dem Spiel allerdings auch einen Großteil der Geschwindigkeit.

 

Spielmodi

Neben dem äußerst beliebten King of the Ring-Modus gibt es noch zahlreiche weitere Spielmodi, die hauptsächlich an die gleichnamige TV-Reihe angelehnt sind. Tag Team-Matches, Triple Threat oder 1 vs. 1-Fights stehen ebenso zur Auswahl wie eine recht langatmige Serie von Matches, die Euch zu einem von sechs Titelgürteln führt. Die außergewöhnlichen Matches (z.B. im Käfig) fehlen im Spiel komplett; es gibt eher die traditionellen Kampfarten. Der Kampf ist natürlich nicht auf den Ring begrenzt, sondern kann ebenso auf dem Boden, direkt bei den Zuschauern, weitergeführt werden. Bestimmte Gegenstände, wie z.B. Stühle, können hier eingesetzt werden.

Eigenbau-Kämpfer

Wenn Euch keiner der knapp 40 eingebauten Wrestler zusagt, könnt Ihr Euch mit dem Editor einen eigenen Superstar erschaffen. Neben dem Äußeren könnt Ihr Eurem Kämpfer bestimmte Moves zuweisen und Freundschaften oder Hass-Orgien mit anderen Wrestlern anzetteln. Sogar der Einmarsch des eigenen Muskelberges kann teilweise individuell gestaltet werden.

Steuerung

Ob ein Wrestling-Spiel auf dem PC überhaupt Spaß macht, hängt maßgeblich von der Steuerung ab, denn nur ein Bruchteil der Spieler besitzt tatsächlich ein Gamepad; daher ist ein Großteil auf die Tastatur angewiesen. __NEWCOL__Bei der Bedienung haben sich die Programmierer allerdings größte Mühe gegeben und dafür gesorgt, dass Ihr nach durchschnittlicher Eingewöhnungszeit geschickt mit Euren Kämpfern umgehen könnt und kurze Zeit später auch komplexe Special-Moves durchführen könnt. Habt Ihr die Steuerung dann verinnerlicht, geht ein Kampf wirklich locker flockig von der Hand.

Präsentation

Grafisch hinterlässt WWE Raw einen sehr gemischten Eindruck: Auf der einen Seite sind die Videos im Spiel einfach klasse und die Charakter-Modelle der Wrestler wurden einwandfrei und detailverliebt umgesetzt. Vor allem die spektakulären Einläufe der Superstars sind durch die beeindruckenden Lichteffekte richtig bombastisch. Auf der anderen Seite bleibt die niedrige Auflösung von 640x480 anzukreiden, die praktisch total überholt ist und alles ziemlich grobkörnig aussehen lässt. Ein wenig verbesserungswürdig sind teilweise sogar die Animationen der Muskelberge, die nicht immer realistisch wirken. Ganz zu schweigen von dem total platten, schwach animierten 2D-Publikum.

Beim Sound bietet sich ein ähnliches Bild: Musik gibt es nur im Menü, diese ist aber so nervig, dass sie schnell wieder abgestellt wird und nach den Einmärschen der Protagonisten herrscht Stille auf Seiten der Musik. Sprachausgabe oder Kommentare während des Matches fehlen komplett und daher geht viel Flair verloren. Selbst die virtuellen Wrestler melden sich praktisch gar nicht zu Wort. Dafür sind die Sound-Effekte halbwegs gelungen.

Fazit


Da Wrestling Spiele auf PC eher die Ausnahme sind als auf Konsolen, macht WWE Raw einen relativ guten Eindruck, obwohl auch die PC-Version wohl nur die bekanntesten und mittlerweile schon obligatorischen Spielmodi bietet. Ein wenig Abwechslung hätte hier wirklich gut getan. Das Konzept, erst das Publikum für sich zu gewinnen und danach den gesamten Kampf, ist wirklich gut, allerdings nimmt das begrenzte Energie-Potential des Wrestlers ziemlich viel Geschwindigkeit aus dem Spiel. Des Weiteren stört die magere Grafik mit der niedrigen Auflösung von 640x480, dafür sind aber die Einmärsche der Stars einwandfrei gelungen, wenn auch die Animationen öfters mal für unfreiwilliges Schmunzeln sorgen. Die fehlende Ring-Atmosphäre hätte wenigstens teilweise durch die Sound-Kulisse abgefangen werden können, aber da ein Kommentar sowie Musik im Kampfgeschehen fehlen, bleibt das Mittendrin-Gefühl irgendwie auf der Strecke. Wrestling-Fans, die schon lange auf neues PC-Futter gewartet haben, können zugreifen. Alle anderen sollten sich lieber erst die Demo zu Gemüte führen.

Pro

<LI>über 40 Wrestler<LI>gute detailreiche Charakter-Modelle<LI>Original-Lizenz<LI>prima Steuerung<LI>tolle TV-reife Einmärsche<LI>brauchbarer Editor<LI>weitgehend gelungenes Spielprinzip<LI>schöne Videos</LI>

Kontra

<LI>mäßige Grafik<LI>Schwächen bei den Animationen<LI>kein Kommentar, wenig Sprachausgabe<LI>Musik nur im Menü und bei den Einmärschen<LI>Energiesystem ist teils nervig<LI>zu wenig Gameplay-Typen<LI>wenig Abwechslung in der Halle<LI>1:1 Konsolenumsetzung</LI>

Wertung

PC

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