Im Test:
Die Angst vor dem Feuer
Mein Vater ein Mensch, meine Mutter ein Drache (die Bezeichnung ist rein biologischer Natur!). Ich bin also halb Mensch, halb Riesenechse und nicht der einzige Sohn des Herrn Papa. Die Geschwister? Zanken sich um Rivellon, ein Fantasyreich voller Zeppeline und stampfender Maschinen. Dieser Zwist führt natürlich zum Krieg, weshalb ich Zug um Zug Truppen über die Weltkarte schiebe und Fabriken oder Goldminen errichte. Trifft meine Armee auf eine andere, erteile ich den Männern ähnlich wie in StarCraft im Echtzeitgefecht Befehle. Und falls das nicht reicht, verwandele ich mich zum Drachen, der seinen Gegnern die Furcht vor dem Feuer lehrt. Die strategische Eroberung einer Welt, Scharmützel in Echtzeit und Echsenaction wie in einem Shooter: Dragon Commander verbindet verschiedene Bausteine zu einem einzigartigen Abenteuer.
Starke Armee oder saurer Apfel?
Am meisten gefällt mir die Zeit zwischen den militärischen Entscheidungen, in der ich über die politischen Ansinnen der Mitglieder meines Rates bestimme. Denn als Imperator
Das hat immerhin spürbare Auswirkungen, wenn ich in einem Land kämpfe, das zum großen Teil von Untoten bewohnt wird. Dort darf ich nämlich weniger Truppen bauen. Meine vier Generäle tragen ihre Anliegen ebenfalls an mich heran und meine Entscheidungen wirkt sich auf ihr Können aus, falls ich ein Gefecht automatisch unter ihrer Führung austragen lasse. Und dann kam irgendwann jener Dämon auf mich zu, der mir große Macht im Austausch gegen unbeschreibliches Leiden versprach. Eine schicksalhafte Begegnung, nicht nur für mich...
"Schlachtenglück oder Moral?" frage ich mich also bei jeder Entscheidung – und das ist gerade in Anbetracht des augenzwinkernden Gegenwartsbezugs ein äußerst amüsantes Spiel! Es macht unheimlich viel Spaß, den empörten Untoten, den arroganten Echsen oder der aufgebrachten Kampfemanze zuzuhören. Auch wenn ich manchmal aufbauende Worte
Die im Einzelhandel erhältliche Box enthält sowohl einen Steam- als auch einen GOG-Key. Praktisch: Beide Fassungen verwenden dieselben Spielstände. Die GOG-Version unterstützt allerdings keine Onlineserver - eine Verbindung für Mehrspieler-Partien ist nur über eine bekante IP-Adresse und per LAN möglich.
Abgesehen davon gleichen sich die Downloads. derer vermisse, die ich gerade schweren Herzens unterstützt habe.
Das Zünglein an der Waage
Der Kern meines Feldzugs dreht sich selbstverständlich um das Truppenverschieben. Auf der Weltkarte besetze ich neutrale Länder, baue Fabriken oder für die Forschung notwendige Akademien und erobere feindliche Gebiete. Ich nutze außerdem Sammelkarten, die ich nach Siegen sowie bestimmten Entscheidungen erhalte: Entweder blockiere ich damit den Geldfluss eines Landes, vergrößere meinen eigenen, verhindere Truppenbewegungen oder sabotiere Einrichtungen des Gegners. Mit anderen Karten erhalte ich mehr Truppen für den Kampf oder verleihe meiner Drachengestalt zusätzliche Fähigkeiten. Es gibt etliche Dutzend solcher Karten; in vielen Situationen sind sie das Zünglein an der Waage.
Tatsächlich stellen sich die Widersacher beim Verschieben ihrer Einheiten so clever an, dass sie eine Bedrohung darstellen. Es fällt schwer, eine globale Übermacht aufzubauen – viele Entscheidungen fallen erst in harten Gefechten um zentrale Ländereien. Ein Angriff muss also gut vorbereitet sein. Strategisch interessant auch, wie sich einer meiner Geschwister nahezu komplett auf den Aufbau einer Seemacht konzentrierte. Weniger gut
Glücklich bin ich dafür, weil ich jede Aktion rückgängig machen darf. Die Ergebnisse meines Tuns werden ohnehin erst nach einem Klick auf "Zug beenden" berechnet – umso sinnvoller, dass ich während der Runde unbeschwert walten und schalten darf. Und während ich die schicke Steampunkwelt sehr gerne ansehe, mag ich die Weltkarte ganz besonders: Unter einer dicken Glasscheibe drehen sich dort neben schemenhaften Meerestieren die symbolischen Zahnräder, die mein Reich am Laufen halten.
Strategie und Taktik
Neben dem Zuspruch des dort lebenden Volkes steckt das strategische Umfeld eines Gebiets zudem die Ausgangslage eines Gefechts ab. So erhalten von Verbündeten umgebene Länder zusätzliche Truppen, was die Verteidigung erleichtert. Mein
Einen Klick zu schnell
Dabei haben mich die Scharmützel anfangs richtig Nerven gekostet. Nicht, weil ich mit zunächst wenigen Einheiten den schnellen Vorstößen der Gegner nicht gewachsen war. Auch nicht deshalb, weil ich mitten im Kampf keine Forschung betreiben darf. Dass die Weiterentwicklung ausschließlich während der strategischen Planung stattfindet, stärkt vielmehr die Verbindung zwischen Rundenstrategie und Echtzeittaktik.
Es ist dem Spiel allerdings nicht gelungen, mich sanft an die rasanten Kämpfe heranzuführen. Erklärende Texte und einführende Videos sind einfach kein Ersatz für das langsame Kennenlernen von Steuerung und Spielprinzip und so habe ich mich erst nach
A, O und Z
Dann hatte ich immerhin verstanden, dass die Kämpfe trotz oberflächlicher Gemeinsamkeiten gar nicht so viel mit klassischer Echtzeittaktik zu tun haben wie ein StarCraft. Zwar muss ich Versorgungspunkte einnehmen, um schnell weitere Truppen einzuberufen – das ist aber auch schon alles. Selbstverständlich entscheide ich auch hier über den Bau von Fahrzeugfabriken, Luft- oder Seehäfen. Und natürlich sollte die Zusammenstellung meiner Armee so sinnvoll sein, dass schwere Bomber nicht ohne Begleitschutz attackieren. Im Grunde drehen sich die Scharmützel aber fast ausschließlich um das schnelle Einnehmen der Versorgungspunkte, denn die vergrößern exponentiell den taktischen Vorteil. Mich erinnert die rasante Dynamik immer wieder an das altehrwürdige Z, in dem blitzschnelle Vorstöße mit dem richtigen Verband ebenfalls das A und O waren.
Heiße Action?
Eine Besonderheit ist natürlich meine Verwandlung zum Drachen, die ich fast jederzeit ausführen darf. Wie in einem Shooter schaue ich meinem schuppigen Alter Ego dann über die Schulter, feuere per Mausklick und löse Fähigkeiten aus, die dem Feind schaden oder
Selbstverständlich erlaubt Divinity: Dragon Commander auch Mehrspieler-Gefechte - bis zu vier Feldherren nehmen daran teil. Entweder schlagen sie dabei nur eine Schlacht oder kämpfen in einer gemeinsamen Kampagne um die Vorherrschaft auf einer Weltkarte. dem Freund helfen. Meine zweite Gestalt ist dabei sehr mächtig – die meisten Einheiten sind meinen Angriffen hilflos ausgeliefert. Nur vor Raketen und anderen Drachen sollte ich mich hüten!
Richtig gut gefallen mir die vielen Möglichkeiten, mit denen ich auch als Urechse meine Truppen bewege und Bauaufträge erteile; fast alle wichtigen Aufgaben kann ich in Drachenform erledigen. Leider ist das in der Hitze des eiligen Gefechts ausgesprochen fummelig, weshalb ich die Verwandlung mitunter hinauszögere oder vorzeitig beende.
Spiel's noch einmal, Drache
Und trotz aller Übung: So wichtig es gerade auf den hohen Schwierigkeitsgraden ist, schon zu Beginn die richtigen Entscheidungen zu treffen, so unmöglich ist genau das, weil man ohne vorherigen Blick auf das Schlachtfeld ins kalte Wasser geworfen wird. Marschieren
Soll ich das Ergebnis eines kriegerischen Aufeinandertreffens vielleicht berechnen lassen oder heuere ich gegen teures Geld einen General an? Mit einer deutlich überlegenen Armee ist das möglich. Im Normalfall verliere ich durch die Berechnung aber unverhältnismäßig viele Einheiten oder gar Schlachten, die ich als Feldherr gewonnen hätte. Schade: So kann ich mich nicht auf die bessere globale Strategie mit ihren brisanten politischen Entscheidungen beschränken.
Fazit
Ich fühle mich richtig wohl in Rivellon! Die augenzwinkernde Fantasy im Steampunk-Ambiente schmunzelt über ihren Gegenwartsbezug ohne albern zu sein. Die politischen und gesellschaftlichen Entscheidungen zwingen mich sogar zum Nachdenken: Halte ich an meinen Idealen fest oder opfere ich für strategische Vorteile Menschenleben? Andere Bausteine funktionieren allerdings weniger gut. Vor allem das Trial&Error der hektischen Echtzeittaktik setzt dem Abenteuer zu; der schnelle Klick ist leider wichtiger ist als clevere Finesse. Der rundenstrategische Feldzug ist hingegen fordernd, geht ohne Handel und Diplomatie aber kaum in die Tiefe. Unterm Strich lebt Divinity: Dragon Commander von seinem ungewöhnlichen Szenario sowie der durchdachten Verknüpfung seiner politischen, strategischen und taktischen Bausteine. Und von einzigartigen Momenten, in denen meine Verwandlung zum Drachen einen wichtigen Kampf entscheidet. Die Summe seiner Einzelteile mag also ernüchtern. Mein Herz hat das sympathische Abenteuer allerdings erobert.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Eine sympathisches Abenteuer mit Strategie, Taktik und Action mit Schwächem vor allem in den Echtzeitgefechten.
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