Legends of Pegasus24.08.2012, Bodo Naser
Legends of Pegasus

Im Test:

Legends of Pegasus (ab 0,59€ bei kaufen) wollte eigentlich an Master of Orion anknüpfen, als Weltraumstrategie noch einen guten Namen hatte. In erster Linie machte der Mix aus Rundenregieren und Echtzeitschlachten auf sich aufmerksam, weil er jüngst völlig verbuggt erschien - leider konnte uns Kalypso kein Testmuster zum Start zusenden. Wir haben mittlerweile selbst für Nachschub gesorgt, Planeten kolonisiert und das Beste, was sich bis dato sagen lässt: Es ist spielbar - aber vollkommen langweilig.

Eher legendäre Bugs

Zwar ist das Spiel eigentlich auf Deutsch, eine vollständige Übersetzung fehlt jedoch immer noch.
Zwar ist das Spiel eigentlich auf Deutsch, eine vollständige Übersetzung fehlt jedoch immer noch.
Untätigkeit nach Release kann man den Machern nicht vorwerfen, denn seither wird das Spiel mit Patches regelrecht überschwemmt. Fast täglich lädt die Steam-Updatefunktion neue Datenpakete runter, die das gescholtene Strategiespiel auf den Stand bringen sollen, den es zum Release hätte haben sollen. Die Entwickler haben auch was gut zu machen, denn vorher war Legends of Pegasus weit davon entfernt, legendär zu sein. Das Spiel von Novacore hing fest, stürzte ab oder ließ sich gleich gar nicht starten. Die Steam-Foren sprechen da Bände über die Wut der Science-Fiction-Fans, die sich zumindest ein laufendes Spiel erhofft hatten.

Jetzt ist es abgesehen von hartnäckigen Abstürzen in der Kampagne spielbar, aber ein zweites Master of Orion wird es trotz aller Updates nicht. Es wirkt immer noch unfertig, was sich auch in schlechter oder teils fehlender Übersetzung zeigt. So ist in den Raumschlachten immer noch von „Battle at…“die Rede, wo es „Schlacht bei…“ heißen müsste. Manches wirkt auch schlicht billig, wie etwa die auf Retro getrimmte, immerhin deutsche Stimme aus dem Off, die scheppert, als würde der Sprecher in einen Eimer reden. Zudem nervt der Blecheimer, der zum Glück nur bei den Außerirdischen vorkommt, mit seinen Durchsagen. Wie sein frauliches Pendant sagt er nur, dass was fertig ist jedoch nicht wo, was ab zwei Planeten unübersichtlich wird.

4mal 0 statt 4X

Die Kampagne macht zwar schwer einen auf Retro, die Story ist aber eher unterirdisch.
Die Kampagne macht zwar schwer einen auf Retro, die Story ist aber eher unterirdisch.
Obwohl Legends of Pegasus so gern ein waschechtes 4X-Strategiespiel wäre, ist es nur ein schwacher Aufwasch aus Reichsbau, Kolonisierung, Fortschritt und Expansion. Zwar kann man bei Kampagne und freiem Spiel Runde für Runde das All erforschen, aber meist bleibt man im selben Sonnensystem hängen. Ab der Kolonisierung von mehreren Planeten wird‘s nämlich total unübersichtlich, da man gar nicht mehr weiß, wo was fehlt. Es gibt zwar eine Reichsübersucht, aber die zeigt noch nicht mal das Nötigste.  Zudem ist es gar nicht einfach, sich in der Galaxie zu orientieren, da man nicht ganz rauszoomen kann. Und wer seine Scouts mutig ins nächste Sonnensystem schickt, landet oft genug im nirgendwo.

Inhaltlich muss es sich mit Genregrößen wie Master of Orion, Ascendency oder Galactic Civilization messen, die immer noch das Nonplusultra sind – und da sieht es einfach alt aus. Zwar kann man neben den Menschen auch zwei Alienvölker spielen, aber das war’s dann mit der Vielfalt. Es gibt zwar Fähigkeiten, Gebäude und Schiffe, aber sonderlich anders spielt sich das nicht. Darüber hinaus ist die in der Kampagne erzählte Story in etwa so interessant, als hätte sie ein vogonischer Bürokrat verfasst. Da hat etwa Galactic Civ 2 deutlich mehr Erzähltiefe, wo man seine Geschichte selber schreibt. Immerhin trifft man in der Kampagne auch mal auf Feinde, denn im freien Modus mangelt es an Auseinandersetzungen, da der Feind unauffindbar bleibt.

Verwalter von Altair 5 

Die meiste Zeit verbringt man mit dem Ausbau der Planeten, der aber bei mehreren Kolonien unübersichtlich wird.
Die meiste Zeit verbringt man mit dem Ausbau der Planeten, der aber bei mehreren Kolonien unübersichtlich wird.
So ist man als gar nicht mehr so mächtiger Herrscher meist mit Ausbau beschäftigt, der von der Planetenoberfläche bis in den Orbit reichen. Die Bauten sind grob in Produktion, Wissenschaft, Kultur und Raumschiffbau eingeteilt, was von der schnöden Fabrik über ein Rechenzentrum bis zum Schiffsdock reicht. Die Planeten eigenen sich unterschiedlich, da nicht alle gleich groß sind. So gibt es glatt Himmelskörper, die keinerlei Plätze im Orbit haben oder gar nicht kolonisierbar sind. Da hilft es dann auch nicht, wenn man ein Alienvolk spielt, denn auch die haben ihre Beschränkungen. Neben den Humanoiden gibt’s noch die maschinenhaften X’or und die blassen Arthrox, die nur leichte Kreuzer haben.

Natürlich muss sich ein Herrscher auch ums Geld kümmern, das sonst schnell ausgeht, da jedes Gebäude Unterhalt kostet. Hier sind die Außerirdischen mal wirklich etwas anders, denn bei den X’or zählt wie beim PC nur die Rechenleistung, die ihre Credits sind. Man sollte die Steuer anheben, was aber nicht wie bei Civ zu Aufständen führt – die wenig hellen Bewohner zahlen scheinbar gern, auch wenn sie stolze  80 Prozent abdrücken. Es existiert zwar eine Spezialisierung des Herrschers auf Händler, Diktator oder Forscher, die aber wenig hilfreich, wenn man Zölle erhebt. Hier werden eher die verschiedenen Gilden wichtig, denn es gibt eine, die Handel ankurbelt. Allerdings muss man sie zuerst mit einem Rohstoff bestechen.

Maue Erfindungen

 

Das Forschungsmenü ist unansehnlich und bietet keine Übersicht.
Das Forschungsmenü ist unansehnlich und bietet keine Übersicht.
Die Forschung fällt in einem oberflächlichen Spiel wie Legends of Pegasus natürlich genauso unausgegorenen aus wie das ganze Machwerk. Es gibt ein paar Technologien, die im Wesentlichen nur Gebäude oder Schiffe betreffen. Andere Ziele sucht man vergebens, daher kann man  keine neuen Staatsformen oder globale Technologien erforschen, weshalb es kaum Veränderung gibt. Es existiert noch nicht mal eine Übersicht, wo man die Forschungspunkte kontrollieren könnte, da sie automatisch gezählt werden. Von einem richtigen Forschungsbaum ganz zu schweigen, so dass man immer ziemlich ins Blaue hinein erfindet, da man kein Ziel verfolgen kann.

Die Forschung braucht länger, je komplexer eine Technologie ist. So dauert die Planetentechnologie der Stufe 2 etwas doppelt so lange wie die Einser. Ansonsten werden halt automatisch die Punkte der Labore verteilt und gut ist. Das Beste daran ist noch, dass Erfindungen sofort in neue Gebäude und Komponenten umgewandelt werden. So sieht man Erfolge gleich und kann gleich einbauen, was man erforscht hat. Leider gibt es nicht gerade viel zu erforschen, wenn man mal von den üblichen Plasmastrahlern, modernen Raketen und Schilden absieht, die man schon zur Genüge aus dem Science Fiction kennt.

Schiffbau – leicht gemacht

Immerhin lassen sich mit der Konstruktionsfunktion schnell  eigene Schiffe machen.
Immerhin lassen sich mit der Konstruktionsfunktion schnell eigene Schiffe machen.
Um endlich Raumschiffe bauen zu können, braucht man eine entsprechende Orbitalfabrik. Dort kann man dann die freien Plätze besetzten, um Kreuzer zu errichten. Das heißt, dass man nie mehr Schiffe als freie Plätze bauen kann. Zudem ist deren Zahl durch Offiziere begrenzt, da jede Flotte einen braucht. Es gibt kleine, mittlere und große Schiffstypen,  die je nach Ausrüstung verschiedene Funktionen haben. So kann ein Schiff mit Koloniemodul einen Planeten besiedeln, der dann zum Reich gehört; eins mit Invasionsmodul kann ihn hingegen besetzen. Einmal benutzt kann man jedoch kein neues Modul mehr einbauen, obwohl sich Schiffe grundsätzlich reparieren lassen.

Verglichen mit anderen Weltraumspielen klappt das Entwerfen neuer Typen recht leicht, da man die Komponenten einfach rüber zieht. Man muss nur darauf achten, dass die unterschiedlich großen Teile auch passen. Sonst gibt’s eigentlich keine weiteren Vorgaben, so dass man frei vorgehen kann.  Am Schluss noch speichern und schon ist der Pott baufertig. Der Entwurf ist deshalb wichtig, da es außer die paar spärlichen Typen, die man anfangs hat, keine vorgefertigten Schiffe gibt. Man muss also alle selber konstruieren,  was erst nach und nach geht, da man auf neue Komponenten warten muss. Zudem gibt‘s zivile und militärische Schiffe, wobei Letztere in den Echtzeit-Schlachten Dienst tun. Obwohl es die Trennung gibt, kann man problemlos Kanonen in ein Zivilschiff einbauen.

Echtzeit-Flottengefechte

So "übersichtlich" wie das ganze Spiel laufen auch die Raumschlachten ab.
So "übersichtlich" wie das ganze Spiel laufen auch die Raumschlachten ab.
Trifft man auf eine feindliche Armada, schaltet das Spiel von selbst in den Echtzeit-Modus, der sich jederzeit pausieren lässt. Feindkontakt kommt nicht allzu oft vor, da man gerade in der freien Partie in der Regel ohne Gegner unterwegs ist. Zu Beginn kann man zwar einen wählen, später findet man ihn dann nicht mehr. Die KI kann man daher nicht als gewieft bezeichnen, da sie in der Kampagne immer nur kleckerweise antritt und man sie leicht abschießen kann. So haben die direkt auf der Planetenkarte stattfindenden Schlachten eher was mit dem ablaufenden Skript zu tun, als dass wirklich Pulverdampf zu riechen wäre. Man fühlt sich also  nicht mittendrin wie bei Total War, da alles zu oberflächlich läuft.

In den Schlachten ist man eigentlich immer damit beschäftigt, seine Schiffe so anzuleiten, dass sie immer den schwächsten Feind aufs Korn nehme. Das ist gar nicht einfach, denn trotz Pause läuft alles ziemlich unübersichtlich. Man muss zudem oft dafür sorgen, dass eine Einheit überlebt, weshalb man geschwächte Schiffe so weit wie möglich zurückziehen sollten. In der Hektik kann man ohnehin keine große Taktik fahren, weshalb meist die größere Flotte gewinnt. Die Feuerkraft einzelner Einheiten ist nur bedingt einsetzbar. Obwohl wichtige Schiffe einen Namen haben, bekommt man keinen großen Bezug zu ihnen.

Gilden und Diplomatie

Verhandlungen fallen eher dürftig aus, da man Krieg und Frieden anklickt. Die Gilden sind aber ganz nett.
Verhandlungen fallen eher dürftig aus, da man Krieg und Frieden "anklickt". Die Gilden sind aber ganz nett.
Neben dem Schiffbau sind die ganzen Gilden ein kleines Highlight des schwachen Spiels. Im Diplomatie-Menü findet man eine Reihe von schräg aussehenden Vereinigungen, die einem Vorteile bringen. Gibt man den Krogul eine bestimmte Summe Rohstoffe, liefern die Minen mehr Erz. Es gibt auch eine außerirdische Gilde, die ihre Schiffe schickt. Und die Liell kurbeln den interplanetarischen Handel an, was auch mehr Einnahmen bringt. Dann wirkt sich endlich auch mal die Händlerfunktion des Herrschers aus,  der ebenfalls due Märkte belebt. Da man nicht viele Rohstoffe hat, kann man sich nicht einfach alle Gilden einkaufen, sondern muss sich entscheiden.

Der Rest der Diplomatie ist lieblos hingeschludert. Hier kann man nur Krieg erklären, Frieden schließen und Allianzen schmieden – ohne jegliche Verhandlung. Vom Austausch von Wissen, Waren oder Handelsverträgen ganz zu schweigen, was andere mit Civ vergleichbare Strategiespiele durchaus bieten. Und da man jederzeit zwischen Krieg und Frieden wechseln kann, ist es auch mit dem Verhandlungsgeschick nicht weit her. Die KI muss man jedenfalls nicht von Vertragstreue überzeugen. Spionage? Fehlanzeige.

Freier Modus zu mehreren

Der groß angekündigte Multiplayer für bis zu acht Spieler ist eigentlich nix anderes als der freie Modus über LAN und Internet mit menschlichen Kontrahenten. Er bietet exakt dieselben Möglichkeiten, weil man auch hier die Größe der Galaxie bestimmen kann. Leider sind in der Internetlobby kaum  Mitspieler zu finden.         

Fazit

Zwar ist Legends of Pagasus endlich spielbar, aber es macht keinen Spaß. Als 4X-Strategiespiel im Stil von Master of Orion bietet es allenfalls das Nötigste, was Regieren, Erkunden, Kolonisieren und Erobern angeht. Vieles wird oft schon durch die schlechte Orientierung verhindert. Wie soll man ein System kolonisieren, wenn man noch nicht mal seine drei Planeten auf der unübersichtlichen Karte findet? Zudem ist man nicht gerade gefordert, da die Feinde seltsam passiv bleiben. In der Kampagne ist zwar etwas mehr los, aber dafür ist die 08/15-Story einschläfernd. Was hilft es, dass man zwei Alienvölker wählen kann, wenn es keinen großen Unterschied beim Aufbau macht? Beim Schiffbau kann man einigermaßen frei konstruieren, allerdings braucht man bis aufs Besiedeln kaum Raumkreuzer. Auch dem Mix aus Rundenregieren und Echtzeit-Schlachten macht man verdammt wenig, denn ein Mittendringefühl stellt sich zu keiner Sekunde ein. Die wenigen Gefechte vor Planetenkulisse sind eher hektisch, wenig taktisch und ausrechenbar. Die Diplomatie ist quasi nicht existent, woran auch die ganz netten Gilden nix ändern können. Oberflächlich zeigt sich auch die Forschung, da sich statt Bahnbrechendem nur irgendwelche Verbesserungen erfinden lassen, die keinen interessieren. Unterm Strich ein mangelhafter Abklatsch von Master of Orion.              

Pro

leichter Schiffsbau
auch Aliens spielen
Gilden elementar

Kontra

langweilige Story
im freien Spiel passiert wenig
passive KI
schwache Echtzeit-Schlachten
schlechte Orientierung
unübersichtliche Forschung
maue Diplomatie ohne Verhandlung
keine Spionage
immer noch Abstürze
teils nicht übersetzt
nervige Stimme aus dem Off

Wertung

PC

Mauer Abklatsch von Master of Orion, der unfertig in den Handel kam und selbst mit all den Patches keinen Spaß macht.

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