Tiger Woods PGA Tour 200307.12.2002, Jörg Luibl
Tiger Woods PGA Tour 2003

Im Test:

Letztes Jahr konnte EA mit PGA Tour 2002 ein spektakuläres Golfspiel mit intuitiver Steuerung präsentieren und 84% einheimsen. Nur Ballverhalten und Hardware-Anforderungen ließen zu wünschen übrig. Dieses Jahr hat man der Golftour rund um Ausnahmeschwinger Tiger Woods einen ausgefeilten Karrieremodus sowie eine überarbeitete Ballphysik und Präsentation verpasst. Ob sich die Investition in PGA Tour 2003 lohnt, erfahrt Ihr im Test!

Auf der Karriereleiter

Dieses Jahr warten 18 Spielmodi auf Euch: Neben Team-Turnieren sind viele kleine Wettbewerbe wie z.B. Best Ball oder das Shoot-Out enthalten, bei dem der schlechteste Golfer ausscheidet, oder die Tour Challenge, bei der Ihr nacheinander 15 Aufgaben meistern müsst. Herzstück der diesjährigen Golftour ist allerdings der neue Karriere-Modus, der für ordentlich Langzeitmotivation sorgt:

Als Nobody steigt Ihr in der Amateur-Klasse ein und spielt Euch im Laufe der Zeit bis an die Weltspitze. Doch bis dato ist viel Übung angesagt, denn Eure Fähigkeiten in Sachen Schlagweite, Präzision oder Putt sind äußerst bescheiden. Erst, wenn Ihr in kleinen Herausforderungen und Matches Geld gewinnt, lassen sich die Prozentwerte hochschrauben.

Ein Monat voller Matches

Im Spieler-Editor könnt Ihr zunächst eine Vielzahl an Merkmalen wie Körperbau, Outfit und Gesicht für den kommenden Golf-Star festlegen - auch weibliche Golfer sind dabei. Nachdem Ihr einen Charakter erstellt habt, geht`s an die Turnierplanung. Jeder Monat erscheint als Kalenderblatt mit bestimmten Events, an denen Ihr teilnehmen könnt. __NEWCOL__Hier zeigt sich PGA Tour 2003 höchst abwechslungsreich: Manchmal geht es um den weitesten Schlag, manchmal um den besten von drei Putt-Versuchen, um kleine Mini-Turniere oder gar ganze Kurse, die man im Team mit einem Computer-Golfer absolviert.

Seid Ihr erfolgreich, winken Preisgelder, die Ihr mit geschicktem Wetteinsatz noch in die Höhe treiben könnt. Natürlich könnt Ihr auch in aller Seelenruhe auf diversen Trainings-Plätzen jeden Schlag üben. Am Ende des ersten Monats steht dann das erste große 18-Loch-Turnier an, bei dem Ihr unter die Top 35 kommen müsst, um in die Profi-Klasse aufzusteigen.

Spezialschläge machen den Meister

Spätestens hier wird`s dann schon schwerer, denn erstens sind die Gegner deutlich besser und zweitens sind die Kurse anspruchsvoller. Einfache Geradeaus-Schläge müssen ab und an von besonderen Schlägen ergänzt werden. Doch die Spielbalance ist so gut, dass immer neue Spezialschläge freigeschaltet werden, die Ihr gegen ein wenig Kleingeld und eine Übungslektion in Euer Repertoire aufnehmen könnt.

Darunter ein Power-Shot für besonders weite Abschläge, ein High Spin für ein Anspiel mit Backspin oder Flops und Pushs, um Hindernisse zu überlupfen bzw. flach unter Bäumen hinweg zu schlagen. Erst, wenn Ihr diese Techniken meistert, könnt Ihr in höheren Klassen wie "Tour", "Champion" oder gar "Master" bestehen. Hier warten dann Top-Spieler wie Tiger Woods, Ty Tryon, Brad Faxon, Vijay Singh, Jesper Parnevik, Jim Furyk oder Colin Montgomerie auf Euch. Im Trophäenschrank lassen sich Erfolge wie der erste 20-Fuß-Putt oder der erste Turniergewinn verewigen.

Steuerung, Ballphysik, KI

In Sachen Steuerung zeigt sich PGA Golf 2003 ausgereift und vielfältig: Ihr könnt sowohl die altbackene 2- bzw. 3-Klick-Methode verwenden als auch zwei TrueSwing-Varianten. In der voreingestellten vertikalen Methode bewegt Ihr die Maus wie einen Golfschläger nach hinten und wieder nach vorn, um den Schlag zu simulieren. Hier ist das richtige Timing aus Präzision und Geschwindigkeit gefragt, um den Ball optimal zu treffen. Hilfreich zur Seite steht Euch dabei die automatische Analyse-Funktion, die Euch genau zeigt, wo Ihr den Ball getroffen habt, wie schnell und wie weit Ihr von der Ideallinie abgewichen seid. Diese Methode kommt dem Golf-Feeling sehr nahe.

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Ballphysik deutlich realistischer: Endlich rollt und springt der Ball nachvollziehbar über das Grün, ohne dabei an einen Puck zu erinnern. __NEWCOL__Auch Winde, Gras und Sand beeinflussen den Schlag. Trotzdem werden auch Einsteiger mit der TrueSwing-Steuerung schnell Erfolgserlebnisse feiern, denn das System ist sehr intuitiv und durchaus fehlertolerant. Fortgeschrittene und Links-Kenner werden das vielleicht bemängeln, finden aber dank optional verfügbarer Fade- und Draw-Schläge genug kurvige Herausforderungen abseits von der Geradeaus-Taktik.

Leider gibt es einige unpassende KI-Reaktionen, wie z.B. Jubel bei einer total verhunzten Landung im Wasser. Und wenn sich ein Mitbewerber beim Abschlag Richtung Mauer dreht, um diese im vollen Schwung anzuspielen, zweifelt man doch stark an der KI. Trotzdem zeigen sich die computergesteuerten Golfer im Großen und Ganzen eher von der soliden Seite.

Ohne Moos nix los

Kosten Fähigkeitspunkte anfangs noch schlappe 100 Dollar, müsst Ihr als Profi schon satte 1000 investieren, um bei Abschlag und Putt besser zu werden. Aber nicht nur Eure Schlagtalente, sondern auch die Ausrüstung kostet: Es gibt immerhin vier unterschiedliche Ball- und Schlägertypen sowie drei Schaftvarianten.

Gehört Ihr zu den schnellen Maus-Schwingern, empfiehlt sich z.B. der Typ "Stiff"; lasst Ihr es lieber langsam angehen, ist der Typ "Senior" ideal. Hier liegen die Preise allerdings schon bei weit über 1000 Dollar. Und nebenbei sollte man noch sein Arsenal an Golfschlägern aufstocken, um für jede Reichweite gewappnet zu sein.

Feine Optik mit Schönheitsfehlern

Im Vergleich zum Vorjahr wurde die Optik noch verfeinert. Viele bekannte Plätze wie TPC Sawgrass, Royal Birkdale oder Spyglass Hill wurden sehr authentisch umgesetzt. Neu hinzugekommen sind TPC Scottsdale und Torrey Pines. Um Euch den nötigen Überblick zu verschaffen wurden etwa ein Dutzend Kameras integriert, darunter Zeppelin-, Grün- und Sendeturm-Perspektive. Ihr könnt aber auch mit der Tastatur durch die Landschaft streifen.

Insbesondere die Spielerfiguren überzeugen mit lebensechten Bewegungen und vielen Gesten, wie z.B. dem Wegschlagen von lästigen Mücken. Beim Abschlag oder dem Gang zum nächsten Loch kann man nicht nur Falten, sondern auch Muskelbewegungen unter der Kleidung erkennen. Birdies werden mit geballter Faust gefeiert und Schläge in den Sand mit Abwinken quittiert. Echtzeit-Schatten, animierte Bäume, Wasserspiegelungen und Wettereffekte wie Dunst und Nebel, die sich in Windrichtung verziehen, runden den guten Gesamteindruck ab.

Trotzdem kann die Optik nicht vollauf begeistern: Einige Gebäude sind sehr spartanisch texturiert und im Hintergrund taucht so manches statische Landschaftsbild auf. Auch die Wolkenbewegungen hätten etwas deutlicher sein können. __NEWCOL__Richtig hässlich sind die Zuschauer: Zwar sorgen sie mit Jubel und Raunen für Atmosphäre, aber sie tauchen teilweise plötzlich auf, sehen alle ähnlich aus und sind viel zu grob gestaltet - EAs Papp-Kameraden aus NHL, NBA & Co lassen grüßen. Die Figuren in der Xbox-Fassung sind da wesentlich ansehnlicher.

Durchschnittliche Akustik

Musikalisch begrüßt Euch PGA Tour 2003 zwar mit harten Gitarrensounds, aber in den Menüs geht es mit poppigen Beats schon ruhiger zu. Im Spiel bleibt es bei den typischen und befriedigend umgesetzten Abschlaggeräuschen und den Reaktionen des Publikums - vom verhaltenen Raunen bis zum frenetischen Jubel; die Spieler selbst bleiben leider stumm.

Für Kommentare sind David Feherty und Bill Macatee zuständig, die eher verhalten im Hintergrund agieren und sich mal witzig, mal kompetent zu Wort melden; leider wiederholen sich manche Floskeln viel zu oft und so mancher Insider-Witz wird aufgrund der englischen Sprachausgabe wohl untergehen. Insgesamt ist die Akustik angenehm, ohne zu nerven oder zu begeistern.

Fazit


Im Gegensatz zu NHL 2003 stagniert die Golf-Serie aus dem Hause EA nicht. Im Gegenteil: PGA Tour 2003 wurde konsequent verbessert, so dass sich Genre-Fans auf eine realistischere Ballphysik, tolle Spieleranimationen, mehr Plätze und vor allem einen exzellenten Karrieremodus freuen dürfen. Hier ist Langzeitmotivation garantiert, denn es gibt viele abwechslungsreiche Events, fünf Spielklassen und jede Menge Geld und Trophäen zu gewinnen. Und wer sich fit fühlt, kann im Netzwerk oder über EA Sports online den Schläger schwingen. Gedämpft wird die gute Stimmung allerdings durch die Onlinegebühren, kleine KI-Aussetzer und das hässliche Publikum. Auch die Gebäude hätten eine Schönheitskur nötig. Trotzdem bleibt unterm Strich ein packendes Golferlebnis, das mit intuitiver Schwungtechnik und gelungener Präsentation sicher auf dem Genre-Thron sitzt.

Pro

<li>neue Plätze</li><li>mächtiger Editor</li><li>gute Nebeleffekte</li><li>tolle Animationen</li><li>vier Schlagvarianten</li><li>diverse Trainingsplätze</li><li>verbesserte Ballphysik</li><li>Options- und Modivielfalt </li><li>viele bekannte Profigolfer</li><li>einfache, intuitive Steuerung</li><li>motivierender Karriere-Modus</li><li>komplette Multiplayer-Unterstützung</li>

Kontra

<li>kleine KI-Ausfälle</li><li>hässliche Zuschauer</li><li>durchschnittliche Akustik</li><li>schwache Gebäudetexturen</li><li>Online-Kosten nach zwei Monaten</li>

Wertung

PC

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