The Elder Scrolls 3: Tribunal20.04.2003, Bodo Naser
The Elder Scrolls 3: Tribunal

Im Test:

Bereits vor Monaten haben wir die US-Version des Add-Ons Morrowind: Tribunal gestestet und trotz einiger Schwächen für gut befunden. Tribunal ist eher was für den fortgeschrittenen Spieler, der in der prächtigen Elfen-Stadt Mournhold neue Herausforderungen findet. Jetzt ist Bethesdas erste Erweiterung endlich auch komplett auf Deutsch zu haben, weshalb wir unseren Test entsprechend modifiziert haben.

Die Verbotene Stadt

Das neue Add-On Morrowind: Tribunal spielt komplett in der Königsstadt Mournhold und deren Untergrund. Die Art und Weise wie Ihr dort hingelangt, ist ungewöhnlich: Als Ihr Euch bei einem Schläfchen an einem lauschigen Plätzchen in der Wildnis von den Strapazen erholt, werdet Ihr plötzlich unsanft von einem Meuchelmörder geweckt. Ihr tötet den Assassin, der Euch ans Leder will, und wendet Euch vertrauensvoll an die kaiserlichen Behörden, die Euch daraufhin per magischem Transport direkt nach Mournhold schicken, um dort mehr über die Hintermänner des Anschlags zu erfahren.

Dort angekommen erfahrt Ihr, dass eine dunkle Bruderschaft dahinter steckt, welche irgendwo in der Stadt ihren Sitz haben soll. Damit nicht genug - denn unter den Dunkelelfen in Mournhold hält sich hartnäckig das Gerücht, dass der eben verschiedene König ermordet worden sein soll. Wer käme für eine Investigation besser in Frage als Ihr, die Ihr ja in der großen Stadt ein unbeschriebenes Blatt seid. Immer tiefer geratet Ihr so in den Sumpf aus Intrige, Lüge und Mord...

__NEWCOL__Nix für Weicheier!

Tribunal spricht in erster Linie bereits fortgeschrittene Spieler an, da einige der neuen Gegner gelinde gesagt äußerst hart sind. So kann die Erweiterung eigentlich erst ab einem mittleren Level empfohlen werden. Doch keine Angst - per Transfer gelangt man ganz einfach wieder ins Hauptspiel zurück nach Vvardenfell, um dort in Ruhe weiter zu machen. Je nach persönlicher Spielweise sorgt die Erweiterung mindestens für 20 Stunden neuen Spielspaß, angesichts eines Preises von ungefähr 30 Euro geht das vom Umfang in Ordnung. Vor allem die Dungeons unter der eigentlichen Stadt sind gigantisch und voll von neuen und alten Gegnern, die höchste Konzentration erfordern.

Sinnvolle Neuerungen

Überhaupt bietet die Installation von Tribunal auch für das Hauptspiel Vorteile, da Ihr auch dann über das neue Quest-Journal verfügt, das nun wesentlich übersichtlicher geworden ist. Die einzelnen Aufträge sind fein säuberlich untereinander per Stichwort - ähnlich wie bei Gothic - aufgelistet. Weiter sind auch Markierungen auf den Karten möglich, dadurch dass Ihr den Punkt einfach anklickt und einen Text eingebt.

Übrigens: Auch wer das Construction Set nutzt, kann sich freuen, denn alle selbst erstellten Mods funktionieren auch mit dem Add-On. Weitere Neuerungen finden sich aber eher im Detail: So verfügen die Händler auf Mournholds großem Bazar nun über deutlich mehr Geld, was auch Verkäufe wertvollerer Waffen und Ausrüstung ermöglicht. Die gibt es nun über all zu finden, da selbst die einfacheren der neuen Gegner ganz neue Gegenstände abwerfen. Für Botaniker und Zauberkundige besonders interessant ist, dass es in Mournhold ganz neue Pflanzen und Tiere gibt, die völlig neue Rohstoffe mit unbekannten Wirkungen fürs Alchemielabor abliefern.

Abwechslungsreiche Quests

Die Aufträge, die Ihr in Tribunal fast überall annehmen könnt, sind um einiges abwechslungsreicher als die ewigen "Gehe in die Stadt XXX und töte XYZ-Quests" im Hauptspiel. Da kann es schon mal vorkommen, dass Ihr einem notgeilen Elfen flugs eine Frau besorgen müsst oder gar im Grusel-Stück der Saison, von dem Ihr garantiert noch nie etwas gehört habt, die Hauptrolle von Tarvus übernehmen sollt! Die Ereignisse und Gespräche entfalten bisweilen einen ganz speziellen, fast schwarzen Humor, der in Morrowind nur ganz gelegentlich aufblitzte, etwa als gleich zu Beginn ein fliegender Zauberer vor Euren Augen abstürzte. Dieses Mal trefft Ihr auf skurrile Typen aller Rassen, die Pack-Ratten verscherbeln oder Euch als Miet-Bodyguard zur Seite stehen wollen.

__NEWCOL__Immer noch schwache KI

Was ist grün, bucklig und hängt an der nächsten Ecke fest? Ein Schwarm Goblins samt sechsäugigem Hundevieh, der in einem Dungeon von Tribunal vergeblich versucht, einen Engpass zu überwinden. Szenen aus einem PC-Rollenspiel des Jahres 2002: Man bekommt fast Mitleid mit den Viechern und nimmt freiwillig (!) eine Position ein, bei der sie leichter an einen herankommen können.

Diese unfreiwillig erheiternden Vorkommnisse spielen sich leider immer noch ab in Morrowind, denn die Monster-KI macht denselben gehirnamputierten Eindruck wie im Hauptprogramm. Was nutzen die tollsten neuen Unholde, wenn sie nur eine Taktik draufhaben: Angriff im Pulk bis die Schwarte kracht! Hier werden die Schwächen gegenüber den ausgefeilten Taktiken der Monster in Gothic 2 (Rudelangriffe, Fechtstil) nur allzu offensichtlich.

Bockschwere Gegner

Ansonsten sind die Monster in Tribunal aber vor allem eines: Unfair schwer. Selbst High-Level-Charaktere werden sich hier die Zähne ausbeißen. Wer von einer ganzen Horde angegriffen wird, die auch noch von hinten magische Verstärkung von einem Zauberkundigen erhält, und unter den wuchtigen Hieben ihrer vergifteten Klingen zu Boden geht wie Fallobst, wird wissen, wovon hier die Rede ist. Er wird sich wohl insgeheim wünschen, das Angebot des professionellen Miet-Kriegers nicht so leichtfertig ausgeschlagen zu haben.

Allerschönste Optik

Morrowind bleibt ganz sicher das schönste Rollenspiel-Kind im ganzen Land! Daran ändert sich auch durch Tribunal natürlich nix. Im Gegenteil: Die Grafik ist noch ein wenig besser geworden und die Architektur wirkt noch ein wenig runder. Bei einem abendlichen Spaziergang durch Mournhold fühlt man sich bisweilen wie in einem Traum angesichts der märchenhaften Szenerie. Die Dunkelelfen besitzen wieder - wie schon im Hauptspiel - ihr ganz eigenes fremdartiges Design. Auch die grafischen Effekte bei Wetter oder Magie sind erste Sahne: Ab einer GeForce 3 dürft Ihr sogar wieder die tollen Wasserspiegelungen bewundern. Eher weniger gelungen sind die etwas eintönigen Dungeons und die Figuren, die sich oft schlecht in die Hintergründe einfügen, so dass sie bisweilen etwas neben der Bahn laufen.

__NEWCOL__Perfekte Lokalisierung

Wie schon die deutsche Version des Hauptspiels so wurde auch das Add-On Tribunal wieder perfekt und praktisch ohne Fehler lokalisiert. Die gelungene, deutsche Sprachausgabe wurde professionell aufgenommen und braucht einen Vergleich mit dem englischen Original - anders als bei vielen anderen Spielen - nicht zu scheuen. Ebenso ist dies mit den zahlreichen Texten, die korrekt und auf hohem sprachlichem Niveau ins Deutsche übersetzt wurden. Leider keine Selbstverständlichkeit - wie man von anderen Spielen weiß!

Fazit


Wäre das Hauptspiel so wie Tribunal, dann hätte es mir wohl ein wenig besser gefallen. Im Add-On zeigt sich das Rollenspiel deutlich spritziger und abwechslungsreicher, wenn es auch im Ganzen betrachtet immer noch so kalt und unnahbar wie eine Schönheit der Dunkelelfen wirkt. Bei Gothic 2 verspüre ich hingegen das pralle Leben, dagegen wirkt Morrowind auf mich fast unbelebt. Die 3D-Pracht-Optik ist natürlich viel besser als beim deutschen Rollenspiel-Konkurrenten: Aber was nützt die schönste Umgebung, wenn sie nicht mit lebendigen Wesen gefüllt wird. Auch in Sachen Kämpfe hat Gothic 2 deutlich die Nase vorn, weil diese wegen der viel besseren Monster-KI wesentlich mehr Spaß bereiten. Tribunal ist darüber hinaus überhaupt nicht für Anfänger geeignet, weil die neuen Gegner viel zu schwer sind und auch noch massenhaft (wie die Goblins) auftreten. Für alle Morrowind-Fans, die neue Herausforderungen suchen und noch ihren alten Charakter besitzen, ist auch die perfekt lokalisierte, deutsche Version von Tribunal sicher ein Muss! Wir sind schon gespannt, was uns wohl das zweite Add-On Bloodmoon bringen wird.

Pro

<li>Mournhold-Add-On</li><li>typische Story mit vielen Intrigen</li><li>abwechslungsreiche Quests</li><li>übersichtlicheres Journal</li><li>Karten markieren</li><li>neue Waffen und Ausrüstung</li><li>neue Pflanzen und Tiere</li><li>witzige Einfälle</li><li>neue Monster</li><li>tolle 3D-Optik</li><li>alle Mods funktionieren</li><li>komplett lokalisiert</li>

Kontra

<li>nur eine Stadt mit Untergrund</li><li>absolut nichts für Anfänger</li><li>dümmliche Monster-KI</li><li>unfaire Kämpfe</li><li>langweilige Dungeons</li><li>wirkt immer noch unbelebt</li>

Wertung

PC

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