Stellar Impact12.06.2012, Bodo Naser
Stellar Impact

Im Test:

Wer möchte nicht mal als gewiefter Raumkapitän mit seinem fetten Sternenkreuzer Gegner reihenweise vom Himmel blasen? Bei Stellar Impact (ab 0,50€ bei kaufen) kann man erstmals auf Deutsch kommandieren, wobei man sich erst vom Kadett hochdienen muss. In beinharten Onlineschlachten ist die richtige Vorgehensweise gefragt, denn sonst wird man selbst abgeschossen.

Echtzeit-Schlachten im All

    

Derartigen Gegnermassen ist man nur gewachsen, da man nicht alleine spielt.
Derartigen Gegnermassen ist man nur gewachsen, da man nicht alleine spielt.
Das Grundprinzip ist schnell erklärt, auch weil es sich an der beliebten Modifikation zu Warcraft 3 namens Defense of the Ancients (DotA) anlehnt. Jeder darf ein Raumschiff wählen, das er dann in die Echtzeit-Schlacht führt. Dort rückt man in der Gruppe vor, um neutrale Planeten zu besetzen. Da es sich um ein reines Onlinespiel handelt, sollte man sich mit seinen Kameraden absprechen. Manchmal gibt es nur einen Weg, der zusätzlich von Kampfstationen versperrt ist: Dort muss man sich durchkämpfen. Der Feind versucht genau das zu verhindern, wobei sich epische Raumgefechte entspinnen, in denen nicht selten das richtige Zusammenspiel der unterschiedlichen Schiffe entscheidet. Einzelgänger werden schneller vom Himmel geschossen als sie ihren Schutzschild hochfahren können.         

Mit der Zeit wird man immer besser, da man gewonnene Erfahrung direkt in Waffen ummünzen kann. Die Hand voll Raumschiffe besitzen außerdem spezielle Fähigkeiten, die oft den Unterschied zwischen Sieg oder Niederlage ausmachen. Wer im schraffierten Dunstkreis eines Kommandoschiffs kämpft, trifft etwa besser. Die Feinde versuchen natürlich, solche Spezialschiffe gezielt zu vernichten, weshalb etwa Träger hart umkämpft sind. Wird man abgeschossen, wird man nach einiger Zeit wieder belebt, was allerdings beim Startpunkt am Hauptquartier passiert. Bis zum Schlachtfeld ist es ein weiter Weg, der durch Raumtore verkürzt werden kann. Der Weltraum ist tödlicher, als man denkt: Überall gibt’s elektromagnetische Nebel, gefährliche Anomalien oder Astroiden, die einem den Rumpf aufschlitzen.

Allein - ein nichts!

Ballern ohne Reue. Ob man sich nun denen oder jenen anschließt, spielt allenfalls eine ungeordnete Rolle.
Ballern ohne Reue. Ob man sich nun denen oder jenen anschließt, spielt allenfalls eine ungeordnete Rolle.
Stellar Impact umfasst zwei Kriegsparteien, deren Raumschiffe und Ausrüstung man nehmen kann, die sich aber leider nicht sonderlich unterscheiden. Über den Krieg der Zukunft wüsste ich gern etwas mehr, da auch Alliierte  und Achsenmächten vorkommen. Geht der Zweite Weltkrieg nun im Weltall weiter? Allerdings fehlen gescheite Hintergrundinfos, so dass es auch deshalb keine große Rolle spielt, auf welcher Seite man kämpft. Man kann auch jederzeit problemlos wechseln, weil man für jeden Schiffstyp gesondert Erfahrung erhält. Wer auf einem Zerstörer alles im Griff hat, muss noch lange nicht auf einem Kreuzer oder Träger gut sein. Der harte Schwierigkeitsgrad lässt sich aber nicht verändern.

Das Echtzeit-Strategiespiel bietet grundsätzlich zwei Spielmodi, die Eroberung und Schlachtfeld heißen. Bei Letzterem geht man teamweise vor, während die Eroberung der Normalmodus ist. Beide lassen sich auch übungsweise spielen, was neben dem Tutorial eine der wenigen Möglichkeiten zur Solopartie ist. Sonst wird Stellar Impact immer zu mehreren im Internet gespielt, woran je nach Karte bis zu zwölf Spieler (6 gegen 6) mitkämpfen können. Die meisten Partien sind aber eher kleiner wie zwei gegen zwei, so dass sich selbst in der oft leeren Lobby problemlos Mitstreiter rekrutieren lassen. Wem das zu komplex ist, der kann aber auch Zufallsmatches erstellen lassen.

Aller Anfang ist schwer

Das Steuern des Schiffs will gelernt sein, da man sonst nicht weit kommt. Danach wird's dann besser.
Das Steuern des Schiffs will gelernt sein, da man sonst nicht weit kommt. Danach wird's dann besser.
Jeder wählt sein Raumschiff, die Kriegspartei und nach etlicher Wartezeit startet die Schlacht. Obwohl alles auf Deutsch ist, versteht man anfangs wenig und stirbt schneller als eine Fliege, aber dann wird‘s ganz langsam besser. Man muss erst die Steuerung verinnerlichen, die Tastatur und Maus kombiniert. Obwohl das All bei Stellar Impact flunderflach ist, erfordern das Gas geben und das Bremsen einige Übung. Das Problem ist, dass man nach kurzer Zeit explodiert, wenn man den Parcours verlässt. Hier ist man dann doch etwas erleichtert, dass alles nur zweidimensional ist, da man sonst auch noch nach oben und unten denken müsste. Man ist auch so beschäftigt genug mit der Navigation, was Anfänger verschrecken dürfte.  

Echte Cracks machen einfach weiter, bis sie es drin haben. Das zweite Problem ist, dass man anfangs derart schwach ist, dass man keinen Stich macht. Geschütze, Durchschlagskraft und Panzerung - alles muss erst besser werden, um gegen Online-Veteranen zu bestehen. Zudem erfordert das Zielen auf Feinde Gewöhnung, da die Geschütze erst schwenken müssen. Fährt man am Feind vorbei, kann man nur mit den hinteren Kanonen feuern, was einen fast an das alte Pirates erinnert. Genau wie in der Karibik müssen die Geschütze erst nachladen, was man nicht erwarten würde. Aber auch ein hypermodernes Raketenrohr will erst bestückt sein.

Siegen will gelernt sein

Die Kämpfe sind ebenso zugänglich wie die Bedienung, weshalb nur Cracks überhaupt soweit kommen.
Die Kämpfe sind ebenso zugänglich wie die Bedienung, weshalb nur Cracks überhaupt soweit kommen.
Die ersten Gefechte gehen daher meist in die Hose, so dass man rasch ein negatives Konto aufweist. Zum Glück kämpft man nicht allein im weiten All, so dass die eigene Unfähigkeit nicht selten von den lieben Mitstreitern verdeckt wird. Zudem wird man innerhalb einer Partie immer stärker, was an einer Eigenheit des Spiels liegt: Man kann auch innerhalb einer Partie sein Schiff ständig verbessern. Das geschieht zum einen mittels sechs Punkten, die man möglichst geschickt einteilen sollte. Denn im Lauf der Schlacht werden die Verbesserungen besser; hinzu kommt Ausrüstung.

So gewinnt man irgendwann, obwohl man eigentlich nicht genau weiß „warum“.  Egal, man ist trotzdem froh und sackt die technische Belohnung ein, die man natürlich sofort einbaut – für Ruhmsüchtige gibt’s wahlweise auch einen Orden. Durch die Ersatzteile wird der eigene Pott immer schlagkräftiger.  Gezielte Siege lassen noch auf sich warten, aber irgendwann ist es so weit. Man kann das Spiel lesen, weiß wo anzugreifen ist und gewinnt. So steigt man auch im Rang auf, was sich im Ansehen bemerkbar macht. Die anfänglichen Fluchtversuche sind längst vergessen und man ist wer. In der Bestenliste befindet man sich dennoch hinten, denn die Top 10 scheint unerreichbar.

Schiff ahoi!            

Welches Schiff nimmt man? Die Auswahl ist begrenzt und man kann jederzeit wechseln.
Welches Schiff nimmt man? Die Auswahl ist begrenzt und man kann jederzeit wechseln.
Es gibt für beide Fraktionen fünf Schiffstypen, was sich zwar wenig anhört, aber zu Beginn ausreicht, weil man ohnehin erst langsam deren besondere Fähigkeiten erforschen muss. Man kann der Größe nach sortiert Korvette, Fregatte, Zerstörer, Kreuzer, Dreadnought steuern, die als Grundeinheiten diesen. Daneben gibt’s noch Artillerie, Versorger, Forschungsschiff und Träger, die man aber erst als Download kaufen muss. Hier merkt man halt doch, dass es eines jener unseligen Spiele mit DLC ist, zumal die Schiffe für beide Fraktionen dieselben sind. Manch ein Spezialschiff ist auch Bestandteil der deutschen Armada-Edition, die dem Test zugrunde lag.

Das Problem mit den Schiffen ist, dass nicht alle Spezialeigenschaften im Kampf sinnvoll sind. Beim Träger nimmt man meist die Bomber, da sie schlagkräftig sind. Das Spähflugzeug braucht man weniger, da man innerhalb des Aktionsradius eigentlich gut sieht. Beim Kreuzer nimmt man eigentlich nur das Schutzschild, die Reparatur und die kleinen Begleitschiffe, die von alleine feuern, was nur drei von fünf sind. Zudem nehmen viele den Kreuzer, da er ein Kompromiss aus Feuerkraft, Panzerung und Geschwindigkeit ist. Daher sind kaum andere Schiffe zu finden, die kleinen wie Korvette sucht man sogar vergebens. Es müsste daher mehr gute Gründe geben, warum man nun gerade diesen Pott nimmt. Die Teleport-Funktion der Fregatte ist es jedenfalls nicht, da sie eher was für Spezialisten ist. So muss man erst mit seinem Schiff warm werden, bevor man seine Fähigkeiten schätzt.                                     

Taktik light

Wer gewinnt eine Eroberung? Leider zu oft der mit dem besseren Schiff.
Wer gewinnt eine Eroberung? Leider zu oft der mit dem besseren Schiff.
Unterm Strich verlaufen die Gefechte letztlich aber weniger taktisch als erwartet, denn meist gewinnt die Gruppe, die erfahrener ist und nicht jene mit mehr Köpfchen. Gegen die besseren Schiffe hat man kaum eine Chance und es kommt kaum mal die Möglichkeit, eine Finte zu legen. Da die 13 Karten recht überschaubar sind, kann man selten mal einen Schleichweg nehmen, um den Feind von einer ungewöhnlichen Seite anzugreifen. Dazu muss man meist einen der fetten Asteroiden wegpusten, was aber auch dauert, so dass sich der Überraschungseffekt auch bei erfolgreichem Durchbruch in Grenzen hält. Auch der Teleport taugt kaum dazu, den Gegner zu umgehen, weil er zu selten möglich ist.

Stattdessen kommt es regelmäßig bei neutralen Planeten zu heftigen Gefechten, bei denen man aus allen Rohren feuert. Hier entscheidet oft schiere Feuerkraft, auch weil die Kommunikation mit den Mitstreitern oft schwer ist. Es gibt eigentlich nur die Möglichkeit, übers normale Tippen zu kommunizieren. In der Schlacht ist man oft mit dem Draufhalten, Ausweichen oder Reparieren beschäftigt, so dass hier extra Kurzbefehle gut wären. So könnte der Teamleader grob die Richtung vorgeben, in die es gehen soll. Derzeit kommuniziert man eher wenig, wenn man mal vom obligatorischen „Hi“ vorm Spiel absieht. Das ist für eine koordinierte Vorgehensweise nicht förderlich. 

Fazit

Stellar Impact ist ein geradezu typisches Online-Echtzeit-Strategiespiel mit allen Höhen und Tiefen. Zwar findet man hier immer genug Mitspieler, die einen auch mal zwischen durch in beinharte  Raumgefechte verwickeln, aber die werden trotz spannenden Aufstiegs irgendwann zur Routine. Mir haben die Schlachten zu wenig Raffinesse und sind stattdessen von schierer Feuerkraft abhängig. Es gewinnt fast immer, wer mehr Erfahrung, den besseren Rang und den größeren Pott besitzt. Anfänger haben hingegen wenig zu lachen, müssen sich durchbeißen oder einfach aufhören, auch weil die Bedienung ein Graus ist und es mangels Solomodus nicht gerade viele Möglichkeiten zum Üben gibt. Man gewöhnt sich bekanntlich an vieles und zieht irgendwann aus, um Planeten zu erobern, wobei es aber an Kommunikation mangelt. Oft weiß man nicht genau, was die Kameraden im Schilde führen, weshalb man auch die Besonderheiten der Schiffe nur begrenzt einsetzen kann. Leider gibt es nur ganze fünf Schiffe; wer mehr möchte, muss für Downloads zahlen. Auch sonst ist der Inhalt eher begrenzt, da man nichts über den kriegerischen Hintergrund erfährt. Wieso heißen die Parteien etwa Achse und Alliierte?

 

Pro

fordernde Online-Schlachten
geschicktes Zusammenspiel mit Mitspielern
Spezialitäten der Schiffe einsetzen
spannender Aufstieg
Raumanomalien nutzen

Kontra

Taktik spielt kaum eine Rolle
gewöhnungsbedürftige Steuerung
Achse und Alliierte haben selbe Schiffe
fehlende Kommunikation
kaum Einzelspieler möglich
dünnes Szenario

Wertung

PC

Zunächst forderndes Online-Strategiespiel, das aber auf Dauer zu wenig Anreiz, Substanz und Raffinesse bietet.

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