Baumaschinen-Simulator 201226.01.2012, Mourad Zarrouk
Baumaschinen-Simulator 2012

Im Test:

Neues Jahr, neue Simulation: Die Kuh ist noch lange nicht tot, das fröhliche Melken geht weiter. Als ersten Kandidaten schickt Rondomedia den Baumaschinen-Simulator 2012 (ab 19,55€ bei kaufen) ins Rennen. Ein  klassischer Fehlstart oder ein Hoffnungsträger?

Neues Jahr, neues Glück?

Einer der ersten Aufträge: Einen Sandkasten befüllen. Damen die durch meinen Laster schweben gibt's gratis dazu.
Einer der ersten Aufträge: Einen Sandkasten befüllen. Damen, die durch meinen Laster schweben, gibt's gratis dazu.
Mit dem Bau-Simulator 2012 konnten die selbsternannten „Simulationsexperten“ zum Ende des letzten Jahres durchaus achtbare 60% einfahren. Es wäre schon fast sensationell, wenn dies erneut gelänge. Insbesondere da man sich im Bereich der Baumaschinen aktuell nur selbst Konkurrenz macht. Da würde man sich kaum einen Gefallen tun, einen Monat später mit einem besseren Spiel auf den Markt zu drängen. Um es einmal vorweg zu nehmen: Diesen „Fehler“ machen die Mönchengladbacher natürlich nicht, wo käme man denn dahin? Am Ende verwöhnt man die Zielgruppe und weckt Begehrlichkeiten? Das wäre ja noch schöner!

Standard, Standard, Standard...

Nach über zwanzig Alltagssimulationstest habe ich mich wirklich sattgesehen am ewig gleichen Standard. Dennoch erwähne ich ihn hier der Vollständigkeit halber: Zu Beginn „lockt“ ein Tutorial, (genretypisch natürlich ohne Sprachausgabe) indem mir die Umgebung meines Bauhofs vorgestellt wird. Es gibt ein Dorf, einen Hafen, eine Kleinstadt und einen Flughafen. Außerdem eine Kiesgrube, eine Zementfabrik, einen

Was der Heiland kann, kann ich schon lange...und das ganz ohne Außenborder!
Was der Heiland kann, kann ich schon lange...und das ganz ohne Außenborder!
Baumaschinenhändler und einen Schrottplatz. Mit allen Einstellungen auf „fantastisch“ hochgeschraubt, sieht die Spielwelt zumindest annehmbar aus. Immerhin versprüht die namenlose Ortschaft tatsächlich den unverwechselbaren Charme einer typischen deutschen Kleinstadt wie Bünde oder Castrop-Rauxel. Allerdings leben nur zwei Typen von Frauen dort und genau ein Mann mit hunderten Zwillingen. Keine Hunde, keine Fahrräder, keine Motorräder und keine Kinder (trotz Spielplätzen).

Mühsam nährt sich das Eichhörnchen

Vor der Tür meines Bauhofs „schwebt“ ein Auftragsbuch in der Luft und obwohl ich mein Alter Ego nicht einmal sehe, wenn ich meinen Transporter verlasse (ich kann „mir“ oder meiner Firma nicht einmal einen Namen geben), kann ich aber dennoch dort „hineinschweben“, worauf sich ein Auswahlmenü öffnet. Doch schnell stellt sich heraus, dass ich davon noch gar nichts annehmen kann: Mein „Fuhrpark“ besteht nämlich nur aus einem kleinen Pritsche-Transporter, einer Handwalze und einem Presslufthammer. Also ab zum Händler und schauen was mit meinen lausigen Piepen zu holen ist.

Ohne Moos nich viel los

Im Spielverlauf kann man sich irgendwann auch mal größere Baumaschinen leisten.
Im Spielverlauf kann man sich irgendwann auch mal größere Baumaschinen leisten.
Dort angekommen muss ich resigniert feststellen, dass gerade mal ein Baustellenkipper für mich drin ist. Immerhin: Nach Kaufabschluss per Tastendruck wird mir das schmucke Stück in den Bauhof geliefert und dort steht er auch prompt bereit, als ich auf den Hof fahre...das nenne ich mal zügige Lieferung. Fröhlich latsche ich wieder zum Auftragsbuch um festzustellen, dass sich durch die Investition genau drei Aufträge eröffnen. Bei einem gilt es ein bis zwei Fuhren Schotter von der Kiesgrube zu einem Bauernhof zu fahren, bei einem anderen dreht es sich nur um Kies und beim Lukrativsten um Sand für den Spielplatz in der Innenstadt. 3800 Schleifen winken...den nehm ich!

Hin und her und her und hin ...

Es folgt eine langweilige Abklapperei der immer selben Strecke: Kiesgrube-City-Kiesgrube-City...gähn. Immerhin finde ich ein paar Abkürzungen, denn mein Kipplaster mag beladen nur 40 statt 60 Sachen machen, aber deswegen kann ich mit ihm

Bei der Arbeit: Der Presslufthammer schwebt über der zu reparierenden Fläche. Spannend? Nicht wirklich.
Bei der Arbeit: Der Presslufthammer schwebt über der zu reparierenden Fläche. Spannend? Nicht wirklich.
selbstverständlich trotzdem über Seen fahren oder über kleinere Berge....nur Laternen, Verkehrsschilder, Leitplanken und Bäume bilden unüberwindbare Hindernisse für meinen 7,5 Tonner. Nach etwa einer halben Stunde realer Spiel - oder eher Arbeitszeit ist der Auftrag endlich abgeschlossen. Wobei ich mich besonders darüber ärgerte, dass die letzte Tour quasi nur noch für einen Kindereimer Sand gefahren werden musste, weil die Fortschrittsanzeige bereits im komplett grünen Bereich lag! Aber Hauptsache man lässt mich nochmal für 'ne Hand voll Sandkörner von Pontius nach Pilatus juckeln. Frechheit! Und als wäre das der Schikane nicht genug, musste natürlich noch ein weiterer „Fahr-Schotter-von-A-nach-B“ Auftrag erledigt werden, bevor dann endlich genug Kies (im Sinne von Schotter: also Geld) für eine neue Baumaschine zusammengekratzt werden konnte. Hurra! Eine Planierraupe! Und alle so: Yeah!

Same shit - different day

Um es hier mal abzukürzen: Die Planierraupe macht das Leben auch nicht viel bunter. Zumal auch hier erst wieder Kies von einer Ecke der Spielwelt zur nächsten transportiert

Ghosting der etwas anderen Art: In Ermangelung einer Kollisionsabfrage gibt es keine Unfälle, dafür solche "Phänomene".
Ghosting der etwas anderen Art: In Ermangelung einer Kollisionsabfrage gibt es keine Unfälle, dafür solche "Phänomene".
werden muss, ehe das Kettenfahrzeug überhaupt mal zum Einsatz kommen kann...aargh! Dabei musste ich dann noch erleben wie (trotz „Rücksetzungsfunktion“ für die Fahrzeuge) sich diese auch gerne mal unwiederbringlich verkeilen, was dann mal eben einen Neustart erzwingt. Der kann in Ermangelung einer Autosave-Option auch mal sehr lange zurückliegen, was dann ungemein frustrierend ist. Auch der Einsatz der im späteren Spielverlauf zur Verfügung stehenden weiteren Fahrzeuge wie Hydraulikbagger, Betonpumpe oder Teleskopkran retten diesen Fehlstart ins neue Alltagssimulationsjahr nicht. Denn auch wenn die Funktionen der Fahrzeuge und Maschinen durchaus nachvollziehbar umgesetzt wurden, artet deren Bedienung bei den allermeisten Aufträgen in repetitive Telearbeit aus.

Fazit

Keine Sprachausgabe, kein dynamisches Wetter, kein Tag/Nachtwechsel, kein Schadensmodell, keine Story, keine Kollisionsabfrage mit Personen und Fahrzeugen, nicht viel Abwechslung und noch weniger Spannung. Auf der Haben-Seite finden sich eine solide gestaltete Spielwelt, einigermaßen ansehnliche und simpel zu steuernde Fahrzeuge und über 50 Aufgaben, die sich aber auf recht monotone Grundarbeiten herunterbrechen lassen. Das reicht natürlich nicht für ein vernünftiges Spielerlebnis. Stattdessen gibt es viel Langeweile garniert mit einer guten Portion Frust zum Jahresauftakt der Alltagssimulationen. Dass es besser geht, bewies vor einem Monat der Bau-Simulator 2012. Daher kann ich nur dazu raten, diesem den Vorzug zu geben.

Wertung

PC

Das hätte sich Rondomedia sparen können. In jeder Hinsicht deutlich schwächer als der Bau-Simulator 2012

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.