Dawn of Empire22.11.2002, Bodo Naser
Dawn of Empire

Im Test:

Unter dem Label Dartmoor Softworks werden seit kurzer Zeit erfolgreiche PC-Spiele aus dem fernen Südkorea komplett übersetzt für den heimischen Spiele-Markt vertrieben. Das Echtzeit-Strategiespiel Dawn of Empire (ab 9,69€ bei kaufen) um die Anführer dreier mythischer Königreiche ist Dartmoor´s erster Streich. Was das hierzulande völlig unbekannte Spiel mit dem außergewöhnlichen Szenario wirklich taugt, erfahrt Ihr aus unserer Review.

Fernöstliche Reiche

Das klassische Echtzeit-Strategiespiel Dawn of Empire spielt in Koreas mythischer Vergangenheit, als drei Reiche um die Macht auf dem sagenumwobenen Kontinent Pangueon streiten: Ein neu gegründetes Königreich unter der Führung von Wang Gun kämpft gegen den nördlichen Priesterorden unter ihrem Lenker Borgia.

Hinzu kommen die gerissen Diebesbanden von Underdog Caliber, denen es sogar gelingt, ein Königreich zu erobern. Welches der drei Reiche in dem fernöstlichen Krieg schließlich den Sieg davon tragen wird, ist ungewiss. Wer wie bei WarCraft 3 oder Battle Realms erwartet, in eine Story eingebunden zu sein, der dürfte enttäuscht werden, da die ungewöhnliche Handlung im Spielverlauf leider keine große Rolle mehr spielt.

Dröges Missionsdesign

Wer eine Einzelspieler-Partie beginnt, hat zunächst die Wahl zwischen den drei Kampagnen und dem freien Modus. In der Kampagne folgt ein Missions-Briefing, das diese Bezeichnung nicht verdient hat, da sein Informationsgehalt eigentlich gleich null ist: Schlecht gerenderte Anführer sitzen da wie automatische Gelenkpuppen in einem Glaskasten auf der Kirmes und nuscheln etwas Unverständliches in ihren Bart!

__NEWCOL__Die Untertitel dazu sind so schnell wieder weg, dass Ihr die Missionsziele besser im Spiel selbst nachschaut. Diese erschöpfen sich ohnehin meistens darin, den Gegner auszuradieren. Wer Besseres will, muss sich schon mit dem beiliegenden Editor selber Szenarien kreieren.

Spielerisch von gestern

Warum die Entwickler den Aufbau-Part nicht gleich weggelassen haben, bleibt deren Geheimnis. Es gibt sage und schreibe drei Rohstoffe, die Eure Arbeiter teils auch unterirdisch abbauen können: Holz, Gold und Nahrung. Dafür müssen die Knechte noch nicht einmal wie bei den anderen Strategiespielen hin- und herlaufen, um die Ernte ins Lager zu bringen.

Sie sammeln einfach ein und fertig, was natürlich den Vorteil hat, dass Ihr keine Sammelstellen errichten müsst. Wenn sie denn sammeln - denn manchmal weigern sich die Bauern auch aus unerfindlichen Gründen einfach, auf den Höfen zu arbeiten. Übrigens: Wer zum Schutz seines Lagers Wehrtürme errichten will, sollte das schnell wieder vergessen, da sie gleich zerstört sind. Und auf Mauern wurde gleich ganz verzichtet.

Aufbau der Armee

Wer so weit kommt, hat sicher schon einige lästige Attacken des aggressiven Gegners überlebt, die von schlecht aufgenommenem, nervigem Kriegsgekreische begleitet werden. Da hilft nur eines: der Bau von eigenen Kriegern. An die 50 verschiedene Einheiten stehen Euch dabei zur Verfügung, deren Zahl allerdings durch ein Limit begrenzt ist.

Jedes Reich besitzt natürlich eigene Einheiten und Spezialisten: Neben Schwertkämpfern, Reitern, Bogenschützen, Katapulten, Baufahrzeugen, Tieren und Zauberern gibt es auch fliegende Einheiten wie knallbunte Raubvögel oder Fantasie-Flieger, die sogar Raketen verschießen! Verstärkt wird Eure Fantasie-Armee durch Helden, die besondere Fähigkeiten und Zauber besitzen. Wer neue Einheiten haben möchte, muss seinem Hauptgebäude Anbauten wie den Buddhisten-Schrein verpassen.

Schwache KI

Eine böse Überrauschung erlebt der Europäer dann, wenn er nichts ahnend seine Truppen in die Schlacht schicken will. Erstens finden Eure Recken nämlich den Weg nicht. So muss man beispielsweise die Bauern immer genau an die Stelle schicken, die man reparieren möchte, da sie diese sonst nicht finden. Zweitens kommen die Truppen in Abständen hintereinander und grüppchenweise daher, obwohl Ihr sie zugleich losgeschickt habt. Und drittens lassen sie sich zwar gruppieren, aber nicht mit einem Shortcut belegen, was bedeutet, dass Ihr Eure Truppe im Getümmel nie mehr wieder findet.

__NEWCOL__Auf Formationen im Kampf wurde gleich gänzlich verzichtet. Verschenkt wirkt es da fast, dass die Kämpfe durch das sich verändernde Wetter beeinflusst werden oder dass die Einheiten an Erfahrung gewinnen und so im Kampf immer besser werden. Meist bessere, natürliche Intelligenz in Form von bis zu sieben Mitstreitern findet Ihr auf den englischsprachigen Servern von Triggersoft.

Grafisch von den Altvorderen

Grafisch löst Dawn of Empire - bis auf die beeindruckenden Blitze und Explosionen der Zauberer - sicher keine Beigeisterungsstürme beim Betrachter aus. Die isometrische 2D-Darstellung stammt von vorgestern, ist asiatisch bunt und arm an Details. Von einer prächtigen 3D-Optik à la Battle Realms oder WarCraft 3 ist sie so in etwa Äonen entfernt. Die Auflösung von 800 x 600 lässt sich nicht verändern, was das koreanische Echtzeit-Strategiespiel zwar auch auf älteren Kisten lauffähig macht, aber auch nicht gerade zur Verbesserung der Mängel in der Darstellung beiträgt. Zwischensequenzen sucht man vergebens und das Render-Intro kommt unschön daher.

Komplett lokalisiert

Beeindruckend ist, dass das Spiel samt Sprachausgabe komplett lokalisiert wurde. Bis auf wenige Sachen, die vergessen wurden, ist die Übersetzung auch fehlerfrei. Fragt sich nur, ob das wegen des dürftigen Gameplays nicht eher vergebene Liebesmüh war. Zudem wirkt die deutsche Sprachausgabe, wie auch der Sound, oft unprofessionell und irgendwie dumpf.

Fazit


"Korea, Du hast es nicht besser!", möchte man da ausrufen. Niemand will das zarte Spiele-Pflänzchen gleich wieder mit brutaler Gewalt ausreißen, das sich uns da aus dem fernen Osten herüberneigt. Trotzdem sind die Fakten ernüchternd: Dawn of Empire ist Echtzeit-Strategie von gestern - nicht mal besonders gute dazu. Wenn ich mir daneben Battle Realms anschaue, dann muss ich mich nicht lange fragen, was mir besser gefällt. Spielerisch kommt Dawn of Empire nämlich nicht einmal an den Durchschnitt der Strategiespiele aus Europa und Nordamerika heran. Die Bedienung der Einheiten ist durch das Fehlen von Standart-Elementen unnötig verkompliziert. Die Gegner-KI zeigt sich zwar recht aggressiv, die eigenen Truppen verhalten sich aber eher tumb und finden regelmäßig den Weg nicht. Gepaart mit der unglücklichen Präsentation macht das Dawn of Empire von Triggersoft trotz netter Ansätze zu einem unterdurchschnittlichen Strategie-Titel, der allerdings in einem interessanten, völlig unbekannten Fernost-Szenario spielt. Hoffentlich finden bald bessere Spiele aus Korea den Weg zu uns.

Pro

<li>unverbrauchtes Korea-Szenario</li><li>drei mythische Kampagnen</li><li>Wetter spielt eine Rolle</li><li>teils unterirdisch</li><li>Einheiten gewinnen Erfahrung</li><li>komplett lokalisiert</li><li>integrierter Editor</li>

Kontra

<li>eintönige Missionen</li><li>viel zu simpler Aufbaupart</li><li>schlechte KI</li><li>keine Gruppenbildung mit Shortcut</li><li>keine Formationen</li><li>lächerliche Briefings</li><li>antiquierte Iso-Optik</li><li>niedrige Auflösung nicht veränderbar</li><li>kaum Videos</li><li>nervige Geräusche</li><li>unprofessionelle Sprache</li>

Wertung

PC

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