Im Test:
Rot gegen Weiß
Der Krieg lief anfangs schlecht für die Kommunisten, da es überall zu Aufständen der Weißen kam. Zudem waren die neuen roten Revolutionsgarden nicht in der Lage, den Invasoren geordneten Widerstand zu leisten, wie man beim Einmarsch der Mittelmächte 1918 sah, der zum Durchmarsch wurde. Erst Kriegskommissar Leo Trotzki schaffte es, den ungeordneten Haufen in eine echte Armee zu verwandeln, die sich dann mit Stolz die „Rote Armee“ nannte. Nun hatten sie die einheitliche Führung, die sie zum Sieg brauchten. Den wechselhaften Kriegsverlauf kann man auch im 1917: Der Aufstand nachspielen, das neben Russland auch Nebenkriegsschauplätze wie Finnland, Sibirien oder Ukraine vereint.
Militärspiel für Kenner
In jeder Schlacht muss man mehrere Orte einnehmen oder halten, die der jeweilige Feind auch beansprucht. Man rückt vor und belagert viel, um etwaige Festungen zu knacken. Dabei setzt man Einheiten ein, die ausrüstungstechnisch auf dem Stand des Ersten Weltkriegs bzw. kurz danach sind. Die deutschen Panzer sind klobige Metallkisten, die sich kaum bewegen können, und es gibt erstmals Doppeldecker. Einsteiger dürfte das Spiel eher verschrecken, denn es ist überhaupt nicht zugänglich: Das Tutorial ist ein Witz, die Texte nur halb übersetzt und vieles findet man nur durch Zufall. Veteranen, die vielleicht schon Rise of Prussia oder was anderes von AGEOD gespielt haben, haben daher einen Vorteil. Leider lässt sich der nicht online ausspielen, denn es gibt keinen Multiplayer.
Komplexes Taktieren
Auch die Fortbewegung auf der Karte hat damit zu tun. Da man in Russland auf teils große Entfernungen, zweifelhaftes Wetter und schlechte Straßen trifft, sollte man immer darauf achten, wo man marschiert. Bahntransporte sind vorzuziehen, wofür man aber nur eine gewisse Kapazität hat. Hat man die ausgeschöpft, heißt oft nur noch latschen bis zum nächsten Zug. Das kann aber dauern, weshalb man stets beachten sollte, wann man am Ziel sein möchte. Sonst ist der Feind vielleicht schon weg, der natürlich seinerseits seine Ziele verfolgt. Immerhin kann man einstellen, wie aktiv die KI sein soll. Ein weiteres wichtiges Moment ist die Versorgung der Einheiten, die bei 1917 beachtet werden sollte. Nur versorgte Einheiten haben volle Kampfkraft.
Schlachten laufen von selbst
Aufgrund der automatischen Gefechte muss man vorher bestimmen, wie man sich verhält, wenn man eine Provinz betritt. Man greift also nicht automatisch alle Ziele an, die sich einem bieten, was ein Vorteil ist. Man kann auch nur verteidigen und es gibt sogar die Möglichkeit, sich passiv zu verhalten. Meist ist eine kontrollierte Offensive angezeigt, bei der man Feinde bekämpft aber eben nicht bis zum letzten. Zudem gibt‘s spezielle Order für bestimmte Einheiten: Fliegern kann man befehlen, dass sie ein Depot zerbomben sollen. Und Kriegsschiffen, dass sie die Küste beschießen sollen.
Auf Krieg konzentriert
Über die reine Kriegführung hinaus ist wenig zu tun, da alle anderen Bereiche nicht berücksichtigt wurden, die es z.B. bei Pride of Nations noch gab. Obwohl man im Kriegstagebuch alle Bereiche anklicken kann, sind dort außer der Kriegsproduktion keine Inhalte zu finden. Dort steht immerhin, wann welche Truppen fertig zum Einsatz sind. Wer sich auf Diplomatie oder Politik gefreut hat, dürfte enttäuscht sein, denn diese Bereiche wurden in letzter Minute gestrichen, auch wenn auf der Packung noch davon die Rede ist. Im Spiel kann man aber weder in den Szenarien noch im Feldzug verhandeln. Das Spiel konzentriert sich rein auf die Kämpfe. So hat man öfter das Gefühl, hier nicht die totale Kontrolle zu haben.
Fazit
1917: Der Aufstand ist trotz des beschränkten Umfangs eines der besseren Spiele von AGEOD. Zwar kommt es nicht an Rise of Prussia ran, da dafür eine zentrale Person wie der Alte Fritz fehlt, aber es ist besser als Pride of Nations, das zu ausufernd war. Rundenstrategen bekommen hier taktisch anspruchsvolle Schlachten im unverbrauchten Russischen Bürgerkrieg, bei dem man neben Rot und Weiß auch noch weitere Parteien nehmen kann. Allerdings sollte man schon jemand sein, der sich gern in solche militärhistorische Themen vertieft, denn geschenkt bekommt man nix – intuitiv und zugänglich ist das Spiel nicht. Dafür kann man große Truppen kommandieren, die authentisch bewaffnet, versorgt und strukturiert sind. Schade ist, dass es übers Taktieren hinaus keine weiteren Aufgaben gibt. Außerdem sollte man AGEODs automatische Schlachten mögen, die nix für Leute sind, die wie bei Total War mittendrin sein wollen. Unterm Strich hatte ich dennoch Spaß mit den Feldzügen.
Wertung
PC
Anspruchsvolle Runden-Strategie in postrevolutionärem Szenario - leider fehlt es an Mittendringefühl und Aufgaben abseits des Krieges.
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