Rome: Total War06.10.2004, Jörg Luibl
Rome: Total War

Im Test:

Es kam, es sah, es siegte: Rome - Total War begeistert gerade mit einem Schnitt von 91 % die internationale Spielepresse. Bevor wir uns in die euphorische Phalanx der Superlative einreihen, wollen wir einen Experten zu Rate ziehen, der sich mit Römern und Strategie bestens auskennt. Wir haben keine nekromantischen Mühen gescheut und Gaius Julius Cäsar (100 - 44 v.Chr.) um sein Urteil gebeten.

4Players: Herzlich willkommen im 21. Jahrhundert! Und vielen Dank, dass Sie "Rome - Total War" für uns getestet haben. Könnten Sie sich vielleicht kurz vorstellen?

Gaius Iulius Caesar (irritiert): Wie bitte? O tempora, o mores!

Die Schlacht ist eröffnet: Ob die Phalanx hält?
4Players: Oh, Verzeihung. Aber viele Leser kennen Sie nur aus Asterix oder dem aufgezwungenen Lateinunterricht.

Gaius Iulius Caesar: Aufgezwungen? Latein? Jeder junge Römer sollte sich De Bello Gallico zu Gemüte führen, wenn er Großes leisten will - nicht nur in der Syntax, sondern auch auf dem Felde! Aus welcher ungebildeten Provinz kommen ihre Leser eigentlich?

4Players: Die meisten kommen aus Deutschland, quasi dem früheren Germanien.

Gaius Iulius Caesar: Germanien! Dieser Urwald war schon damals keine einzige römische Legion wert. Ich habe bei meinen Rheinüberquerungen de facto nur Bäume, Sumpf und Matsch gesehen. Und dahinter? Nichts als Auerochsen und Stammler!

4Players: Bei allem Respekt: Aus dem Urwald ist über Jahrhunderte immerhin das Land der Dichter und Denker, der Richter und Henker gereift. Unsere Kaiser herrschten über ganz Europa und trugen ihren Namen im Titel. Und wenn ich mich recht entsinne, haben Ariovist und seine Sueben ihnen schon damals ordentlich eingeheizt!

Gaius Iulius Caesar (mit Stahlblick): Das mag sein, junger Mann. Aber Sie schweifen mit ihrer patriotischen Kleingeistigkeit vom Thema ab. Außerdem versanken meine Legionäre damals knietief im Schlamm, mussten durch Sümpfe waten - all das kommt in der sterilen Landschaft dieses Spiels ja gar nicht vor! Also könnten wir jetzt bitte ernsthaft über Pro und Kontra debattieren?

Kampf um Rom: Legionäre gegen Legionäre.
4Players: Selbstverständlich. Also jetzt die wohl spannendste Frage der Spiele-Neuzeit: Hat Ihnen "Rome - Total War" auch so gut gefallen wie uns?

Gaius Iulius Caesar (amüsiert): Nein.

4Players: Aber…

Gaius Iulius Caesar (aufbrausend): …schweig still, Asinus, Tölpel! Was war das für eine dilletantische geschlossene Frage zum Einstieg! Ich könnte mich jetzt mit dieser knappen Antwort in mein wohlverdientes Grab zurückziehen. Mir gefällt etwas nie so, wie es anderen gefällt! Aber ihre Leser und dieses trotz kleiner Schwächen wahrhaft monumentale Spiel verdienen den klaren Blick eines Feldherren. Könnten Sie jetzt also zum Wohle dieses Dialoges und zum Ruhme des Spieles konkreter werden?

4Players: Gut, versuchen wir es anders. Wie würden Sie "Rome - Total War" beschreiben?

Gaius Iulius Caesar: Es ist eine sehr unterhaltsame Verquickung aus taktischen Feldschlachten und strategischem Aufbau. Die Startvoraussetzungen mit den drei römischen Parteien entsprechen köstlicher Weise dem Triumvirat meiner Zeit. Man kann sich also als meine Großartigkeit, Crassus oder Pompeius versuchen. Und man muss General, Konsul und Diplomat sein, um dieses Spiel zu meistern, was allerdings keine große Herausforderung darstellen sollte. Ich habe jede Schlacht, jede Belagerung und jeden Seekrieg ad libitum gewonnen. Trotzdem ist es eine sehr reizvolle Aufgabe, da man schon 329 v.Chr. mit seinen Eroberungen beginnt: das ist herrlich viel Zeit! Bei Jupiter, wie ich das vermisst habe!

4Players: Ja, Echtzeit-Kampf trifft auf Runden-Strategie. Schade nur, dass man nicht dieses Komplettpaket, sondern nur die reinen Schlachten über LAN oder Internet mit Freunden austragen kann. Aber warum ist Ihnen das Spiel zu leicht? Liegt es einfach nur an Ihrem taktischen Genius? Sie haben es doch auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad getestet, oder?

Gaius Iulius Caesar: Selbstverständlich, so war es ja vereinbart. Aber es ist weniger meine Finesse als vielmehr das stupide Verhalten meiner Gegner, das mich ständig siegen lässt. Es gibt zwei eklatante Schwächen: Erstens agieren die Völker auf der strategischen Karte inkonsequent - zwei Beispiele: Man blockiert einen Hafen der Karthager mit einem einzigen Schiff, während ihre ganze Flotte munter zuschaut, ohne einzugreifen. Oder nehmen wir die gallische Armee, die sich bei einer Unterlegenheit von 6:1 trotzdem an die Belagerung einer römischen Stadt wagt. So dumm waren die Kelten damals nicht!

                           

4Players: Das mit den Blockaden ist uns auch aufgefallen - sogar mehrfach! Das mit den Galliern haben wir einfach auf ihren Todesmut geschoben und weniger auf die künstliche Intelligenz. Und schließlich kann man ja den Schwierigkeitsgrad noch erhöhen. Aber Sie wollten uns zwei eklatante Schwächen nennen?

Gaius Iulius Caesar: Ja, das ist korrekt. Nicht nur auf der strategischen Karte, sondern auch im Feld ist mir der gegnerische General zu einfach zu durchschauen. Es gibt keine komplexen Manöver, kaum Umzingelungsversuche oder einen geschickt platzierten Kavallerie-Hinterhalt. Meist reicht es, die römischen Truppen einigermaßen geordnet angreifen zu lassen und die Feinde ergreifen die Flucht! Und warum lassen sich die meisten Generäle auch noch auf dumme Sturmangriffe ein? Sind die erstmal gestorben, ist die Schlacht entschieden.

4Players: Okay, die feindlichen Anführer sterben recht früh - gerade bei den Galliern. Aber Parther und Karthager kämpfen doch schon anspruchsvoller inklusive Flügelattacke aus dem Wald heraus!  Außerdem haben wir uns mal eine Stufe schwieriger an die Barbaren gewagt und siehe da: Plötzlich fliehen auch die Römer schneller! Und uns hat sogar der letzte gallische General bei Alesia eine pompöse Schlacht geliefert, in der er seine gewaltige Infanterie extra in zwei Reihen geöffnet hat, damit wir hineinstoßen - das haben wir natürlich nicht getan!

Gaius Julius Caesar: Sie sind ja auch nicht blind, oder? Etwas anderes erwarte ich auch nicht von einem klugen Feldherren. Allerdings erwarte ich mehr von meinen Feinden. Schließlich will ich göttlichen Ruhm ernten, keinen billigen Applaus. Meine Kritik bleibt, dass ich zu selten die Handschrift eines klugen Feldherren sehe, der z.B. mit Vorliebe auf den kontrollierten Fernkampf setzt.

Selbst im Teutoburger Wald treten die Germanen schnell die Flucht an.
4Players: Ach so ist das gemeint. Ihre gewünschten Verhaltensmuster gab es bereits in anderen Spielen wie Ground Control II - sogar neun verschiedene. Aber gerade gegen die Römer wird es durchaus schwieriger. Ein anderes Thema: Was halten Sie von der Diplomatie? Man kann den anderen Völkern ja mit Geschenken schmeicheln, sie bedrohen, Tribut verlangen oder Handels-, Bündnis- und Angriffs-Verträge schließen?

Gaius Iulius Caesar: Ja, aber es fehlen die Persönlichkeit und die Rhetorik der Gesprächspartner. Egal ob Vercingetorix, Marbod oder Kleopatra - kein Anführer zeigt sein Gesicht, keiner stellt sich vor oder macht mir seine persönliche Aufwartung. Das war in meiner Zeit ganz anders. In diesem Spiel ist die Diplomatie nicht mehr als ein netter, aber viel zu unpersönlicher Zusatz.

4Players: Okay, die Diplomatie wirkt in vergleichbaren Spielen wie Civilization III noch etwas lebendiger. Vielleicht hätten hier animierte Porträts geholfen. Aber im Endeffekt sind die Möglichkeiten immer noch vielfältiger als bei zahlreichen Konkurrenztiteln. Und man darf nicht vergessen, dass die Diplomaten an Erfahrung gewinnen und mit der Zeit bessere Erfolgschancen haben. Genau so wie Spione und Attentäter, die gleich einen General hinterhältig meucheln können…

Gaius Iulius Caesar (greift sich an die Seite): Wechseln wir das Thema.

4Players: Natürlich. Die Iden des März, Brutus, all die Messer - verstehe. Nach all der Kritik am Kern des Spiels, jetzt mal eine Frage zum Komfort: Was hat Ihnen am Einstieg gefallen? Kamen Sie mit der Steuerung klar?

Viele historische Schlachten stehen nach der epischen Kampagne zur Auswahl - der Umfang ist enorm.
Gaius Iulius Caesar: Obwohl ich noch nie mit dieser seltsamen Tastentafel und diesem Handgleiter zu tun hatte, bin ich entzückt. Man kann seine Befehle viel bequemer erteilen als zu meiner Zeit. Nur marschieren diese Armeen nicht so diszipliniert wie meine - vor allem bei Belagerungen drängen sie sich vor dem Tor, ohne auf die Kolonne zu achten. Aber das ist die einzige Kleinigkeit, die mir aufgefallen ist. Es gibt einen ausführlichen Prolog für Anfänger und zwei erstklassige römische Ratgeber, die einem auch lange nach dem Start noch vorzügliche Tipps zur Heeresführung, Diplomatie und Verwaltung geben. Und das auch noch in vier Stufen - vorbildlich!

4Players: Apropos Verwaltung: Hat man denn wirklich das Gefühl, als könne man seinen Machtbereich dank der Straßen, Türme, Forts und Siedlungen bis ins letzte Detail verwalten und ausbauen?

Gaius Iulius Caesar: Ja, dem ist so. Wie man weiß, war ich selbst Prokonsul in Gallien. Und in diesem Spiel läuft es ähnlich: Man unterwirft Städte, verbessert die Infrastruktur, baut Tempel, Kasernen, Schmiede oder Bäder, versklavt die Bevölkerung und bereichert sich dank des römischen Steuersystems. Und das Motivierende daran ist, dass man selbst nach Tagen noch Feinheiten entdeckt, um noch mehr Gold aus den Provinzen zu pressen. Denn nur damit hatte man Aussichten auf die höchsten Staatsämter in Rom!

4Players: Aber diese Methode führt schnell zu Revolten!

Gaius Iulius Caesar: Die von der starken Hand Roms mit gnadenloser Härte unterdrückt werden. Das trainiert die Truppen, freut den Senat und schreckt Nachahmer ab. Natürlich muss man selbst diese Dinge in Maßen betreiben. Sklaven sind ja bekanntlich nützlicher als Tote.

                   

4Players: Danke für den Tipp! Trotzdem kann man Rome sicher auch anders spielen. Man kann sogar jede Stadt automatisch nach bestimmten Mustern wie Militär, Kultur oder Wachstum verwalten lassen. Überhaupt ist es diese Spieltiefe im Strategiemodus, die begeistert. Sie kommt sogar an Knights of Honor ran und lässt sich sehr viel mehr als früher mit

Egal ob Freund oder Feind: Elefanten ohne Disziplin sind eine tödliche Gefahr. Ihr müsst sie im Extremfall per Hammer und Nagel exekutieren.
dem Klassiker Civilization III vergleichen. Das ist ein rundenbasiertes Spiel, in welchem man sein Reich Schritt für Schritt mit sehr viel Mikromanagement ausbauen kann - sicher auch etwas für Sie.

Gaius Iulius Caesar: Mikromanagement…?

4Players: Oh, das war ein lateinischer Anglizismus. Da geht es um Planung im kleinen Bereich.

Gaius Iulius Caesar: Ihre Sprache ist mir ein Rätsel. Aber Planung ist immer wichtig. Und auch hier überzeugt das Spiel, denn ich muss auf der edlen Weltkarte immer darauf achten, dass meine Legionen an den zentralen Punkten stehen: Große Häfen, Bergpässe und Hauptstädte müssen immer berücksichtigt werden. Selbst das Gelände der Karte mit all seinen Brücken und Bergen wird im Falle einer Schlacht sofort dargestellt!

4Players: Stimmt, kommen wir also direkt zu den grandiosen 3D-Schlachten. Für unsere modernen Augen wirken sie pompös, brachial und gewaltig. Es gibt sogar pathetische Reden und ein wildes Schild- & Sperrgeklirr zu Beginn eines Kampfes, das die Dramaturgie noch anheizt - wir sind begeistert. Teilen Sie diese euphorische Einschätzung?

Gaius Iulius Caesar: Ja, bis auf die armseligen Seegefechte sind die Schlachten gewaltig. Zwar wiederholen sich die Reden auf Dauer, was den Rhetoriker schmerzt. Aber wenn römische Hastati in

Der Strategiemodus überzeugt mit viel Spieltiefe, historischen Informationen und edlen Menüs - Civ3 lässt grüßen.
geschlossener Formation aufmarschieren, Equites über die weite Flur donnern, während sich die Bogenschützen und Ballisten bereitmachen, fühlt man sich als Römer wieder stolz und erhaben. Dann naht der Feind, ich motiviere meine Legionäre mit einer flammenden Rede und Sekunden später jagen tausende Pila in die Reihen der Barbaren - beim Mars, das ist göttlich!

4Players: Ja, auf dem Meer gibt`s leider keine 3D-Gefechte, sondern nur eine schnöde Statistik. Aber uns haben auch die chaotischen Momente fasziniert, wenn z.B. die Moral sinkt und ganze Truppenverbände die heillose Flucht antreten. Oder wenn Kriegselefanten in Panik geraten und wie riesige Mahlsteine durch die eigenen Reihen pflügen, während sie Karthager wie Spielzeuge durch die Luft schleudern!

Gaius Iulius Caesar: Oh, in der Tat - die Karthager fliegen wunderbar. Und da haben Sie endlich einen wichtigen Punkt angesprochen: das Chaos. Denn bei all den exakten Formations-Kommandos und Spezialangriffen versprüht es trotzdem die wilde Wucht einer echten Schlacht und damit ein sehr authentisches Erlebnis. Denn irgendwann entwickelt all das Hauen und Stechen eine eigene Dynamik, die man nur schwer mit Befehlen kontrollieren kann. Und noch ein Pluspunkt ist, dass Moral, Ausdauer und Gelände eine große Rolle spielen. Nur der Boden ist leider immer trocken, die Bäume gleichen eher Titanen als Gewächsen und es gibt keine Sümpfe, keinen Matsch - meine größten Feinde in Gallien! Deshalb habe ich ja so viele Straßen anlegen lassen...

                  

4Players: Also der Matsch lässt Sie ja gar nicht mehr los! Andererseits gibt es keinen vergleichbaren Titel, der auch noch den Untergrund so natürlich darstellen würde. Und es gibt ja ab und zu Furten, die die Truppen verlangsamen. Aber Sie haben Recht, was die Geländetaktik angeht: Von oben kämpft und schießt es sich besser als von unten, im Wald kann man Deckung finden, nach unten stürmt es sich besser. Und überforderte Einsteiger können das Spiel ja auch ohne diese Moral und die Ausdauer spielen, sogar bequem pausieren und Befehle geben, bei Bedarf vorspulen oder jede Schlacht automatisch austragen lassen.

Gaius Iulius Caesar: Ein Frevel! Dann wird das Ganze ja noch leichter! Wo bleibt da die Herausforderung? Davon kann ich nur abraten, denn ich habe beim automatisierten Krieg meine besten Generäle verloren, da sie sich überstürzt in den Feind geworfen haben. Ich trage meine Schlachten von der ersten bis zur letzten Sekunde lieber selbst aus.

Ihr könnt Mauern mit Bogenschützen bemannen.
4Players: Aber finden Sie nicht auch, dass die römischen Truppen gerade zu Beginn gegen die Gallier zu stark sind? Ihre Anführer sind viel zu todesmutig und sterben bei sinnlosen Kavallerie-Angriffen, ihr Volksaufgebot löst sich schnell auf und selbst in großer Überzahl sind sie kaum mehr als Schwertfutter.

Gaius Iulius Caesar: Haben Sie mir nicht zugehört? O sancta simplicitus! Ich erwähnte bereits das schwache Verhalten des gegnerischen Generals. Aber das heißt nicht, dass die Römer zu stark wären: Ein Legionär wiegt einfach zehn gallische Krieger auf! Es sind Disziplin, Härte und Ausrüstung, die unsere Truppen so erfolgreich gemacht haben. Nur die Panzerreiter der Parther konnten unsere Legionen ernstlich bedrohen. Natürlich ist es eine größere Herausforderung, auf gallischer, britischer oder germanischer Seite gegen Römer zu kämpfen. Und selbst das ist ja in diesem Spiel möglich! Sie tun ja gerade so, als seien die elenden Barbaren bewusst benachteiligt worden...

4Players: ...na ja, wenn der Nachteil historisch nachvollziehbar ist. Und immerhin kann man als Gallier den Kriegsschrei einsetzen, der selbst gestandenen Legionären das Fürchten lehrt. Aber zurück zu den anderen Völkern. Wenn man z.B. Daker, Thraker, Numider oder Armenier komplett besiegt hat, kann man sie auch in der Kampagne spielen. Und tatsächlich kämpft es sich gegen Parther und Karthager wesentlich schwerer als gegen Gallier. Wenn man schließlich Rom und 50 Provinzen erobert hat, werden alle anderen Völker freigeschaltet.

Gaius Iulius Caesar: Eine motivierende Methode, um den Spieler bei der Stange zu halten. Das Spiel ist wirklich pompös, was das Truppen- und Völkerangebot angeht. Außerdem dürfte es sehr interessant sein, sich in die Rolle eines ägyptischen Feldherren zu mogeln - nur aus Interesse, ich war ja mal dort.

4Players: Und als Ägypter hat man nicht nur wesentlich mehr Geld zur Verfügung als ein Daker, sondern auch andere Truppentypen wie schnelle Kriegswagen oder Kamelreiter. Außerdem ist das Angebot heiratsfähiger Frauen nicht zu verachten. Sie hatten laut unserer Recherchen sogar drei?

Von Anfang an kümmern sich Berater um eure Ausbildung. Tutorial und Hilfen sind vorbildlich.
Gaius Iulius Caesar: Ihre Recherchen interessieren mich nicht. Das kann jeder Trottel nachlesen. Aber die Familienpolitik wird in diesem Spiel sehr gut simuliert. Es gibt sogar einen Stammbaum und man muss sich frühzeitig darum kümmern, wen man als Schwiegersohn akzeptiert und wo man seine nutzlosen Verwandten einsetzt.

4Players: Was halten Sie vom Senat? Er erteilt immer wieder Aufträge im Sinne Roms, die zwar Geld und Ansehen einbringen, aber den eigenen strategischen Plänen im Wege stehen könnten. Etwa, wenn man mit seinen Legionen in Nord-Gallien kämpft und man plötzlich Karthagos Hafen blockieren soll.

Gaius Iulius Caesar (mit bohrendem Blick): Er war mir damals ein Dorn im Auge. Er ist mir heute ein Dorn im Auge. Aber Sie haben Recht, denn das Spiel simuliert das Machtverhältnis und die Beziehung vor der Entmachtung dieses Altherren-Rates ausgesprochen realistisch: Man muss eine gute Balance finden, um sowohl den Interessen Roms als auch den eigenen Zielen gerecht zu werden. Und das Schöne ist: Wenn man endlich stark genug ist, überschreitet man den Rubikon und unterwirft ganz Rom!

             

4Players: Ja, der Senat ist ein richtiger Motivationsmotor mit seinen Aufgaben. Leider fallen diese später weg, wenn man z.B. mit Germanen spielt. Hier soll man einfach die ganze Welt erobern, es gibt keine Aufträge vom Stammesrat. Aber wo wir gerade am Rubikon und bei Stadteroberungen sind. Was halten Sie von den Belagerungen?

Gaius Iulius Caesar: Die Inszenierung ist gelungen - vor allem, wenn man selbst belagert wird, fühlt man sich wie ein Kaninchen in der Falle. Auch das Kriegsgerät funktioniert: Es gibt Rammböcke, Ballisten, Brandpfeile und Sturmleitern. Aber die Belagerten glänzen nicht gerade mit taktischer Finesse, denn es gibt keine Ausfälle, um z.B. den Rammbock zu zerstören oder von der Flanke anzugreifen. Außerdem verharren ihre Anführer immer stupide im Zentrum. Und haben Sie auch diese Pfeile bemerkt, die aus dem nichts meine Legionäre töten? Da steht doch gar kein Schütze auf den Mauern! Auf Dauer spielen sich die Belagerungen daher recht ähnlich. Aber das war im richtigen Leben auch immer so - Galliens oppida hatten der Macht Roms nichts entgegen zu setzen.

Trotz einfacher Gebäudetexturen bleiben die Schlachten auch in der Stadt sehr ansehnlich.
4Players: Also die seltsamen Geisterschützen haben wir auch bemerkt. Und die Belagerungen ähneln sich zu stark in ihren Mustern. Aber damals in Alesia hat Vercingetorix den Spieß ja mal umgedreht...

Gaius Iulius Caesar: Unfug! Fortes fortuna audiavat! Da lief es nicht gut, das stimmt. Aber dieser verschlagene Arverner war ein ganz besonders aufmüpfiges Kelten-Exemplar. Ich bin ihm übrigens erneut im Spiel begegnet und habe seine zweitausend Mann in einer einzigen Zangenbewegung in offener Feldschlacht zermalmt. Alleine dafür verdient dieses Spiel meine Anerkennung.

4Players: Gratulation! Auch wenn es weniger den Taktiker als vielmehr den Machtmenschen befriedigt haben dürfte. Wie sieht es mit den einzelnen Schlachten abseits der Kampagnen aus? Haben Sie sich mal in den Teutoburger Wald gegen Arminius & Co gewagt? Ihr Adoptivsohn Augustus hat dort einige Legionen verloren...

Gaius Iulius Caesar: Ja, und ich habe gerade mal eine Kohorte verloren. Denn ich bin weder Varus noch Octavian. Und ich kenne die Germanen besser. Hätte ich damals das Kommando geführt, würden Sie vielleicht heute eine andere Sprache sprechen. Aber zurück zu ihrer Frage: Ich war verblüfft, wie gut diese knapp ein Dutzend Schlachten eingeleitet werden. Wer sich für Militärgeschichte interessiert wird die Belagerung Spartas oder auch die Schlacht von Carrhae nachspielen können - wunderbar!

4Players: Der Umfang des Spiels ist tatsächlich gewaltig. Wie beurteilen Sie als Augenzeuge das historische Umfeld, z.B. all die Beschreibungen, Truppentypen und Ereignisse?

Gaius Iulius Caesar: Das Spiel enthält viele historische Oberflächlichkeiten, eine grauenhaft schnelle Chronologie und verzerrt die Wirklichkeit. Warum kommen die Reformen meines Onkels Marius mal früher, mal später? Warum schicken die Germanen römische Kampfhunde ins Feld? Wieso gibt es selten Bedrohungen an den Alpenpässen? Aber bei aller Kritik muss ich gestehen, dass es mindestens genau so viele wertvolle Details und Zitate bietet. Selbst Thukydides und Homer kommen zu Wort! Und wer nicht weiß, wer die Peltasten, Equites oder Hastati waren, findet hier sehr lehrreiche Antworten.

Diese vierbeinigen Menschenjäger werden vornehmlich auf flüchtende Truppen gehetzt.
4Players: Was ist die größte Schwäche des Spiels?

Gaius Iulius Caesar: Dass es meine Karriere wie einen Klacks erscheinen lässt! Ich habe hier lächerliche neun Stunden gebraucht, um Gallien zu erobern, damals waren ganze zehn Jahre nötig! Es ist also das ideale Spiel für faule Emporkömmlinge, die dem Genius eines großen Feldherren in kurzer Zeit nacheifern wollen…

4Players: Was ist die größte Stärke des Spiels?

Gaius Iulius Caesar (atmet tief durch): Dass es mich wieder lebendig gemacht hat. Dass ich nach all der elenden Stille wieder teilhaben konnte am süßen Spiel der Macht. Aber noch viel wichtiger ist, dass nach zweitausend Jahren zum ersten Mal wieder eine Gänsehaut über meinen Nacken schlich, als ich mit meinen Legionen vor den Toren Roms stand. Für diesen Moment danke ich den Göttern und den Entwicklern! Finis coronat opus.

4Players: Tja, dann sind jetzt wieder mal die Würfel gefallen: Wir krönen Rome mit dem Goldkranz, bedanken uns für Ihre Zeit und wünschen Ihnen auch weiterhin viel Spaß mit Rome - Total War!

Gaius Iulius Caesar (genervt): Der Würfel, Sie Narr! Ich habe damals den Singular Alea genutzt. Ad multos annos. Gratias ago!

              

Fazit

Noch nie hat ein Spiel so schnell so berauschend nach Platin gerochen! Nach den ersten sechs bis zehn Stunden lag unser höchster Award quasi schon griffbereit auf dem Tablett. Aber Cäsar hat Recht: die schwache Seeschlachten-KI auf der Karte, die seltene Finesse im Feld sowie die unpersönliche Diplomatie sorgen für feine Risse in der ansonsten monumentalen Fassade. Trotzdem: Warhammer bietet das detaillierteste, Rome dafür das pompöseste Schlachterlebnis des Jahres. Wenn zweitausend Legionäre in voller Rüstung Richtung Feind marschieren, steigen nicht nur jede Menge Rauchwolken, sondern auch Nackenhaare in die Höhe. Creative Assembly ist es meisterlich gelungen, die Tiefe eines rundenbasierten Aufbauspiels mit der gewaltigen Wucht des Krieges zu verknüpfen. Im Gegensatz zu früheren Total War-Spielen zieht dieses Prachtexemplar drei Joker: Es gleicht jetzt mehr dem Klassiker Civilization III, der Senat sorgt mit seinen Missionen für eine hervorragende Eigendynamik und jedes Merkmal der Karte wirkt sich auf das Schlachtfeld aus - egal ob Brücken, Berge oder Wälder. Da sehe ich gerne über die etwas sterile Landschaft und die öden Seegefechte hinweg. Nur der stark beschnittene Multiplayermodus und die technischen Probleme bei GameSpy-Gefechten sind unverzeihlich.

Rome ist das große Strategiespiel, auf das viele Hobby-Legaten gewartet haben. Die antike Welt auf Spuren der großen Cäsaren zu erobern, verlockt zum ständigen Weitermachen. Man kann gar nicht genug davon kriegen, sich noch ein marmornes Städtchen einzuverleiben. Die 3D-Schlachten sind atemberaubend und ziehen einen richtig rein ins Gemetzel. Realistisch wirkt auch, wie die Dinge schief laufen können: Euer hochgezüchteter Thronfolger fällt beim sicher geglaubten Sturm auf eine befestigte Stadt, immer wieder brechen Aufstände los und Pfeile eurer Bogenschützen treffen schon mal die eigenen Leute. Bisweilen verhalten sich die Computergegner aber etwas seltsam, wenn sie euch bar jeder Todesangst mit wenigen Mann angreifen. Verrückte Barbaren eben! Leider sind die Römer etwas zu unbesiegbar geraten, da ihr mit ein paar Hastati gegen fast jeden Gegner gewinnen könnt. Habt ihr Juliern, Brutii oder Scipionen erst zu einem Imperium verholfen, dann warten noch die anderen Völker auf euch. Rome ist für die Ewigkeit!

Pro

sehr gutes Tutorial
einfache Steuerung
jede Menge Spieltiefe
klasse Sprachausgabe
viele historische Details
wichtige Familienpolitik
pompöses Schlachterlebnis
voll animierte 3D-Weltkarte
Hilfetexte mit Sprachausgabe
Formationen & Spezialattacken
fast alle antiken Völker spielbar
stimmungsvolle Musik, tolle Sounds
schöne Dramaturgie vor der Schlacht
authentisches Kriegsgerät & Einheiten
Senatsmissionen sorgen für Eigendynamik
Wetter, Gelände & Moral taktisch wichtig
anspruchsvolle Kartenstrategie & Feldtaktik
actionorientiert & realistisch spielbar
gutes Handbuch, schöne Farbkarte
Multiplayer-Schlachten für sechs Spieler

Kontra

Belagerte ohne Ausfälle
Diplomatie ohne Persönlichkeiten
Wegfindungsgewusel bei Belagerungen
inkonsequente Gegner-KI ohne Finesse
anspruchslose Seeschlachten
sterile Landschaften (kein Matsch etc.)
Ansprachen wiederholen sich schnell
einige technische Multiplayer-Probleme
nur reine Schlachten im Multiplayer

Wertung

PC

Für dieses Spiel würde Cäsar aus seinem Grab steigen!

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