Vandell - Knight Of The Tortured Souls28.03.2003, Bodo Naser
Vandell - Knight Of The Tortured Souls

Im Test:

Viele Genre-Fans halten Blade Runner von Westwood aus dem Jahr 1997 immer noch für eines der atmosphärischsten Grafik-Adventures überhaupt - vergleichbar Düsteres sucht man bis dato vergebens. Vandell von Publisher Blackstar möchte in die Fußstapfen des großen Vorbilds treten. Warum diese aber eher eine Nummer zu groß sind für den ziemlich öden Abklatsch, erfahrt Ihr in unserer Review.

Mordserie in der Zukunft

Das Jahr 2289: Nach dem bestialischen Mord an seiner jungen Frau stürzt sich Adam Vandell in seine Arbeit bei der Polizei der verregneten Metropole La Herida 5. Sein Gehirn ist durch spezielle Elektronik so manipuliert, dass der toughe Detektiv die Gedanken seines Gegenübers lesen kann.

Als in einer billigen Absteige eine grässlich zugerichtete Leiche aufgefunden wird, kommen bei Vandell alte Erinnerungen wieder hoch. In einer Welt aus Gewalt, Verbrechen und Tod muss sich der Polizist ganz auf seinen Verstand verlassen, um Licht ins immerdunkle Geschehen der Mega-City zu bringen.

Erinnerungen werden wach

Schon rein äußerlich betrachtet wird klar, dass sich die Jungs der Atmosphere Studios -vorsichtig ausgedrückt- von Blade Runner "inspirieren" ließen. Die Hand voll zweidimensionaler Locations sind in Stil und Stimmung dem bekannten SciFi-Abenteuer nachempfunden, ohne freilich an das Vorbild heran zu kommen.

__NEWCOL__Alles in La Herida wirkt dunkel, es regnet immer und die wenigen Leute sind durchgeknallt bis unfreundlich. In manchen Szenen erinnert sogar die Komposition der Einrichtung an das Spiel mit dem Androiden-Jäger. Auch die starke asiatische Präsenz in der Stadt ist schlicht abgeschaut - sogar batteriebetriebene Androiden gibt es, die Ihr allerdings nicht ausschalten müsst. Die netten Zwischensequenzen und das Intro sind in Comic-Optik gehalten.

Klassisches Gameplay

Die recht durchsichtige Story um die ungeklärten Morde besitzt kaum den Tiefgang der Blade Runner-Geschichte um den Aufstand der Roboter. Auch das dürftige Drumherum ist natürlich auf keinen Fall vergleichbar: Weder wird erklärt, in welcher Welt Ihr Euch bewegt, noch warum überhaupt.

Spielerisch betrachtet ist Vandell ein stinknormales Point & Click-Adventure der eher langweiligen Art. Die wenigen Gegenstände gilt es zu finden und einzusammeln. Dann werden diese Sachen nach der altbewährten Methode an jeder in Frage kommenden Stelle ausprobiert und nach zwei recht öden Stunden seid Ihr schon durch!

Anfänger-Puzzles

Dass in einem solchen Billig-Adventure die Rätsel nicht erste Sahne sein können, versteht sich eigentlich von selbst. Das Gebotene nennt sich dann laut Aufschrift "auch für Anfänger geeignet!". Seltsam - sollten Einsteiger doch zum Weiterspielen ermutigt werden und nicht durch die lahme Rätselei abgeschreckt.

Auch die automatisch ablaufenden Dialoge sorgen kaum für den Eindruck von Interaktivität. Sie laufen leider ebenso schleppend ab wie der Held sich stets beim Rauslaufen aus einer Szene davonschleicht. Da bringt es auch kaum Schwung ins Spiel, dass Vandell die Gedanken seiner spärlich vorhandenen Mitmenschen lesen kann.

Speicher-Elend

Kaum anzunehmen ist, dass bei einem derartig langweiligen Spiel auch noch mehrere Spieler pro Exemplar spielen wollen. Auch schlecht möglich, denn es gibt nur einen einzigen Speicherplatz! __NEWCOL__Wer lädt, wird darüber hinaus feststellen, dass Vandell umständlicher Weise stets in seinem Büro wieder anfängt. Ein gescheites Handbuch hat man sich mangels bedeutsamen Inhalt ebenso gespart wie eine komfortable Bedienung.

Protagonist Vandell wird per ungenauer Maussteuerung durch die Szenerie gezittert. Wie in anderen Adventures längst Standard, verändert sich auch nicht die Form des Mauszeigers an der Stelle, wo es etwas zu tun gibt. Am besten klickt Ihr dazu jedes Bild Pixel für Pixel durch!

Stimmige Geräusche

Für ein gerade noch so erträgliches Adventure besitzt Vandell doch recht beachtliche Geräuscheffekte, welche die einzelnen Szenen charakterisieren. Ein Summen von Computern etwa oder ein durchdringendes Donnern. Stimmungsvolle Musik ertönt hingegen nur ganz sporadisch. Auch die Sprachausgabe, die übrigens wie das Spiel komplett auf Deutsch ist, ist nur ganz vereinzelt zu vernehmen.

Fazit


Vandell könnte auch ebenso gut den Untertitel "Knight of the tortured Gamers" tragen! Denn aufgrund der austauschbaren Story, der schlechten Bedienung und der zäh ablaufenden Rätsel ist es fast schon eine Qual, das Grafik-Adventure von Blackstar länger zu spielen. Vom großen Vorbild Blade Runner besitzt es wenig, eher schon erinnert man sich mit Wehmut daran, wie viel besser das vielbeachtete Adventure zum Film trotz seines Alters ist. Alle, die glauben mit Vandell ein wenig Flair von Blade Runner einfangen zu können, werden also trotz des relativ niedrigen Preises herb enttäuscht sein - zumal es gerade mal geringen "Spaß" für wenige Stunden bietet. Wer ein düsteres Krimi-Adventure sucht, sollte sich vielleicht mal Post Mortem von Microids anschauen.

Pro

<li>düsteres Sci-Fi-Adventure</li><li>Zwischensequenzen im Comic-Stil</li><li>nettes Intro</li><li>stimmige Geräusche</li><li>günstiger Preis</li>

Kontra

<li>billiger Blade Runner-Abklatsch</li><li>08/15-Story um Mordserie</li><li>wenig Tiefgang</li><li>wenige Schauplätze</li><li>wenige Gegenstände</li><li>öde Rätsel</li><li>automatische Dialoge</li><li>unkomfortable Bedienung</li><li>nur einen Speicherplatz</li><li>Vandell läuft viel zu langsam</li><li>kurze Spieldauer</li>

Wertung

PC

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