Im Test:
Das Spiel mit dem Feuer
Weil es Spaß macht! Das haben sich jedenfalls die Entwickler von Tomorrow Corporation (World of Goo) gedacht, die in diesem Arcade-Puzzler einfach nur einen Bildschirm mit Kamin präsentieren. Und dort kann man per Drag&Drop all den Kram hinein ziehen, den man sich mit der virtuellen Währung gekauft hat – etwas Mausfeuer darunter und los geht das Knistern, das auch mal in Explosionen oder giftgrüne Wolken übergehen kann.
Für das Verbrennen bekommt man wiederum Geld zurück, so dass man weitere Sachen erwerben kann. Hört sich wie eine pyromanische Endlosschleife an? Ist es auch. Und ich kam zunächst nicht vom simplen Zündeln los – das muss irgendwie ein Urinstinkt sein. Nicht nur, weil dabei so viel Überraschendes passieren kann: Käfer springen aus Gläsern, Instrumente spielen Musik, ein Gameboy sorgt für grobes Pixelfeuer, ein Lüfter hinterlässt Funkenströme, Spinnen krabbeln aus Eiern, ein Tanker spuckt Öl. Neben kleinen Kettenreaktionen gibt es auch physikalische Spielereien, wenn man etwa einen Mond verbrennt, der nach oben schwebt und alles an sich heran zieht.
Die mysteriöse Nachbarin
Auch das Verbrennen von Gegenständen beruht auf einem Zustellungsprinzip: Man ordert Dinge per Katalog, die eine gewisse Zeit brauchen, bis man sie von der Leiste in den Kamin schmeißen kann – dabei läuft eine kleine Uhr ab. Je nach Material sowie Beschaffenheit lodert es rasend schnell oder länger. Es lohnt sich auch, die Dinge geschickt zu türmen, damit das Feuer nicht umgehend ausgeht. Wer etwas schneller verheizen will, kann je nach Zeit unterschiedliche viele Briefmarken aktivieren, die es wiederum für gelungene Kombinationen gibt. Nur wer das zeitgleiche Verbrennen von zwei, drei oder mehr Dingen koordiniert, kann diese Kombos meistern.
Katzenwäsche und Dinosaurier
Was braucht man wohl für Katzenwäsche, Seefahrer oder Herz und Seele? Für die Kombo „Eingerahmt“ braucht man z.B. ein Poster, ein Portrait und ein Ölgemälde. Vieles lässt sich sehr einfach erraten, nur ab und zu muss man etwas länger grübeln, was schade ist. Letztlich hilft auch immer das Alles-verbrennen-Prinzip: Möglichst viel gleichzeitig trocken stapeln und dann entzünden – irgendeine Kombo wird schon dabei sein. So wirkt das recht beliebig und irgendwann ist die Luft raus aus dem Spielprinzip.
Keine Gefahr, keine Herausforderung
Das Problem: Die Immersion ist hier nicht stark genug, also das Verschmelzen und Abtauchen mit dem Spielerlebnis. Little Inferno versucht über das Atmosphärische sowie die Andeutungen der Story zu punkten, die einen mit erzählerischer Wärme durch eine kalte Welt ziehen soll, wo alle Menschen nur noch vor dem Kamin sitzen, um sich gegen den Dauerwinter zu wappnen. Steckt da eine Botschaft dahinter? Die Verzweiflung des abgeschotteten digitalen Individuums, das sich in soziale Netze flüchtet? Wie auch immer: Diese metaphorische Ebene ist nicht stark genug. Selbst wenn es aufgrund der Briefwechsel zu einer gewissen Beziehung mit der zunächst nervigen, aber immer liebenswerter und irgendwann verzweifelten Nachbarin kommt, vermisst man nach den drei Stunden einfach mehr spielerische Entwicklung und mehr erzählerische Tiefe.
Fazit
Little Inferno ist ein charmanter Arcade-Puzzler mit einem interessanten Storytelling-Ansatz. Es riecht aufgrund der skurrilen Gegenstände und witzigen Erzählweise ein wenig nach LittleBigPlanet, so dass man sich in der ersten Stunde neugierig vorwärts heizt, während man in Katalogen stöbert und mit einer bizarren Nachbarin kommuniziert. Aber dann bemerkt man, dass einem trotz der Eiseskälte in der Welt nicht passieren kann, dass weder Kamin noch Wohnung gefährdet sind, dass es zu wenig Rätselanspruch gibt und dass es eher um das atmosphärische Erlebnis geht. Allerdings will das explosive Arcade- & Freischalt-Prinzip nicht so richtig zu dieser metaphorischen Ebene passen, die nur in Ansätzen für emotionale Bindung, erzählerische Überraschungen und etwas Nachdenklichkeit sorgt. Kaum war ich neugierig und hatte keine Lust mehr, weitere Gegenstände auszuprobieren, weil das Verheizen so beliebig wirkte, war das Spiel nach knapp drei Stunden auch schon vorbei. War das alles, Leute? Angesichts der Klasse von World of Goo wirkt Little Inferno wie eine kreative, aber nicht zu Ende gedachte Fingerübung. Für die Mittagspause und kleine Feuerteufel trotzdem ein unterhaltsamer Snack, der übrigens auch zum Wii U-Start erscheint.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Ein charmanter Arcade-Puzzler mit interessanten Storytelling, dem spielerisch viel zu früh die Luft ausgeht.
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