„Realistischer ist nur die Realität!“
So prangt es auf der Packungsrückseite… Aha… Soso... Man wird mir nachsehen, wenn ich
Ja, es sieht wirklich so schrecklich aus...
nach dem Trauma, das ich mit
Angeln – Deutsche Flüsse und Seen erlitten habe (ich bin nach wie vor in Behandlung) bei solchen Aussagen etwas skeptisch bin. Wenngleich es seinerzeit das berüchtigte Entwicklerbüro Contendo war, das jene "Gurke des Jahres 2011" verbrochen hat und mit diesem Spiel immerhin nichts zu tun hat, so traue ich Aussagen wie "in den Bann ziehen", "fantastische Angelgebiete" oder "Realistisches Fischverhalten und Bissbedingungen" nicht wirklich über den Weg. Gebranntes Kind scheut ja bekanntlich das Feuer und selbst die 4% des "inoffiziellen Vorgängers" können durchaus noch unterboten werden. Wollen wir doch mal sehen, wie es sich in Südeuropa virtuell angeln lässt.
„…no science involved“
Das merkwürdige Motto der Website des für dieses Spiel engagierten Entwicklers "Zappadong" stimmt mich auch nicht zuversichtlich, aber die Tatsache, dass es eigentlich nicht viel schlechter gehen kann, spendet Resthoffnung. Also ab an Balaton, Gardasee & Co. zum fröhlichen "Fische versenken". Nachdem ich den Schock (bzw. Würgereiz) überwunden habe, den die Grafik bei mir auslöste (und ich bin Einiges gewohnt), folgt immerhin eine erste
Die "Egoperspektive" kann da auch nichts mehr retten.
positive Überraschung: Es gibt ein Tutorial! In den ersten sechs der insgesamt elf "Missionen" sollen mir die Grundlagen des Angelns vermittelt werden. Da geht es um Fliegenfischen, Nachtangeln oder Angeln vom Boot. Nun gut, auf zur ersten Lektion: "Posenangeln". Nach einer überraschend langen Ladezeit finde ich mich in einer Grafik aus dem vergangenen Jahrtausend wieder, die das Ufer eines Sees darstellen soll. So weit, so schlecht. Natürlich gibt es keine Sprachausgabe (schon da waren C64-Spiele Machwerken dieser Art weit voraus - und das vor 20 Jahren) und so entnehme ich dem Text im oberen Bildschirmdrittel, was zu tun ist: Ich soll an das Ufer herantreten und per Maustaste die Leine auswerfen. Dabei soll ich auf die Wasserspiegelungen achten, welche die Fische verraten würden. Alternativ drücke ich die Taste 4 und sehe durch eine Art "Wunder-Röntgenbrille" alle Fischlein im Wasser schwimmen. Wo sich die meisten tummeln, schmeiß ich meinen Schwimmer samt Köder rein. Kaum dümpelt der im Wasser, beißt auch schon was an.
Der alte Mann und der See
Worüber Hemingway noch ein halbes Buch schreiben konnte (da ging es freilich um
Immerhin: Man "lernt" ein bisschen etwas über Köder & Co.
Schwertfische und das Meer), ist hier leider nur ein paar Zeilen wert: Der eigentliche "Kampf" mit dem Fisch - und der ist ein Witz! Per Q- und E-Tasten justiere ich die Rollenbremse. Dabei achte ich darauf, dass die Spannung der Leine nicht in den roten Bereich kommt, weil sie sonst reißt. Irgendwann (ohne einen Hinweis irgendwelcher Art) ist der Fisch müde genug, so dass ich die Leine einholen kann. Im Grunde tippele ich halt immer auf der rechten Maustaste rum, bis der Schuppenknecht wie von Geisterhand eingezogen wird. Spannend! Es folgt ein Foto meiner "Beute" gepaart mit einem Glocken-Jingle oder einem Pfeifen (!), wenn es etwas Kapitales war. Nicht mal eine Animation des eigentlich ja spektakulären "Aus-Dem-Wasser-Ziehens"wird mir spendiert, kein Einsatz eines Keschers... traurig! Die (undokumentierte) Option, in die Egoperspektive schalten zu können, verbessert das Ganze genauso wenig wie die ominöse Punktevergabe pro Fisch, die vermutlich den "Sportcharakter" rechtfertigen soll.
Immerhin…
Es gibt ein kleines Fischlexikon, ich darf aus vielerlei Ködern, Schwimmern oder Haken
Wie Sie sehen, sehen Sie nichts: Nachtangeln... spannend!
wählen und sogar mal Boot fahren - hurra. Ich darf die Fische auch anfüttern (wenn gewünscht sogar per Zwille), insbesondere bei Nacht hilft mir ein Echolot beim Auffinden der Flossentiere und es kann auch schon mal Regen statt Sonnenschein geben. Ach ja: Ich kann -bei Bedarf- auch mit dem Gamepad spielen. Selbstverständlichkeiten? Eigentlich ja! Aber das sind alles Punkte, die der "Vorgänger" nicht vorzuweisen hatte (bis auf das Echolot). Unter den Blinden ist der Einäugige König? Mag sein, aber mit diesem einäugigen "König" ist auch kein Staat zu machen - ganz und gar nicht!