Chariots of War25.07.2003, Bodo Naser
Chariots of War

Im Test:

Mit dem wenig überzeugenden Strategiespiel Legion versetzten Euch Entwickler Slitherine und Paradox vor gut einem halben Jahr ins antike Rom. Nachschub folgt jetzt: Im ebenfalls rundenbasierten Chariots of War (ab 40,31€ bei kaufen) dürft Ihr dieses Mal eine der frühen Hochkulturen des alten Orients zum Sieg führen. Dass dabei leider nicht alle Schwächen des Vorgängers ausgebügelt wurden, erfahrt Ihr aus unserem Test.

Herrscher über Mesopotamien

Die Wiege der Hochkulturen der Frühgeschichte liegt im so genannten "fruchtbaren Halbmond", der sich grob von Mesopotamien über Palästina bis ins heutige Ägypten erstreckte. Große Völker wie die geheimnisvollen Sumerer, die grausamen Assyrer, die unbesiegbaren Hethiter oder die hochmütigen Ägypter stritten hier weit vor Christi Geburt um die Macht.

Um die zu erringen, setzten sie auch alles überrollende Streitwagen ein - eine der ersten mobilen Waffen. Neben diesen eher bekannten Mächten dürft Ihr in Chariots of War aber auch weniger geläufige Stämme wie Mitanni, Meder, Nubier oder Urartu übernehmen. Letztlich ist es eine Frage des persönlichen Geschmacks, welchem der Völker Ihr ein Weltreich verschaffen wollt.

Wieder kein Multiplayer

Chariots of War umfasst in etwa den vergleichbaren Spielumfang wie der Vorgänger - mit dem Unterschied, dass es eben zu biblischen Zeiten im 2. Jahrtausend v.Chr. spielt. Wieder stehen sechs rundenbasierte Szenarien mit einstellbarer Schwierigkeit zur Auswahl, deren Schlachtfelder auch Kleinasien, den östlichen Rand des Mittelmeeres und das Zweistromland umfassen.

__NEWCOL__Um Aufbauarbeit zu sparen, lässt Euch ein Szenario mit bereits ausgebauten Städten starten. Ein kurzes Tutorial erklärt eher dürftig den Ablauf des simplen Strategiespiels, dem leider die Option fehlt, zu mehreren im LAN oder Internet gegeneinander anzutreten.

Zentren der Hochkultur

Jedes spielbare Volk beginnt mit einer Hand voll winziger Städte, die am Anfang jedoch noch recht dörflichen Charakter besitzen. Nun gilt es, diese schrittweise mit Hilfe von öffentlichen Bauten wie Universität, Tempel oder Kasernen zu vergrößern. Vergrößert Ihr etwa den Stadtkern bis zur Großstadt, werden dadurch neue Menschen angelockt. Neue Städte dürft Ihr jedoch -wie schon bei Legion- nicht gründen, was ein schweres Manko etwa im Vergleich zu Civ 3 oder Rise of Nations darstellt. So seid Ihr einzig auf die Eroberung neuer Städte angewiesen.

Handel möglich

Überlebenswichtig sind Lebensmittel, Holz und Baustoffe, die Ihr durch Farmen, Holzfäller und Schilfgruben erhaltet, denen Ihr einfach Arbeiter zuteilt. Das Ressourcen-Management wurde aber stark erweitert: Neue Handelswaren wie Zinn, Kupfer, Pferde oder Weihrauch sind hinzugekommen, die Ihr nun auch auf der Karte finden könnt. Da diese immer nur für ganz bestimmte Gebäude und Truppen benötigt werden (z.B. Pferde für Kampfwagen), könnt Ihr sie im Handelsmenü auch versilbern oder tauschen. Der Warenaustausch ist leider stark begrenzt, da Ihr z.B. nicht mit anderen Völkern handeln dürft.

Schlachtgetümmel

Jedes Volk verfügt über eine eigene Spezialeinheit, so besitzen die asiatischen Skythen berittene Bogenschützen. Da jedes Reich historisch ungenau über dieselben ägyptisch aussehenden Grundeinheiten verfügt, finden sich zwischen den Völkern weniger Unterschiede als die exotischen Namen zunächst vermuten lassen.

Im Kampf entscheidet neben überlegener Technologie auch die Größe und Erfahrung der Truppen, die bis Stufe 12 reichen kann. Die großen Schlachten selbst laufen wieder in Echtzeit ab; die Taktik müsst Ihr aber erneut schon vor dem Aufeinandertreffen festlegen. Wer einmal eine Einheit ins Verderben schickt, muss tatenlos zusehen wie sie untergeht. Späteres Eingreifen ist nämlich nicht erlaubt!

Sinnlose Diplomatie

Mit den mäßig intelligenten Computergegnern ist auch diplomatischer Austausch möglich. Schön gedacht, da Ihr einfach einen Emissär in die gegnerische Stadt entsendet, der Euch dort am Hof dann vertritt. Mit der Zeit steigt sogar dessen Erfahrung, was aber leider nicht dazu führt, dass dann auch die Beziehungen automatisch besser werden. Der gegnerischen KI ist selbst mit Verhandlungen nicht beizukommen, da sie Euch so oder so angreift - ob nun Frieden herrscht oder nicht! Zum Glück sind ihre sinnlosen Attacken bald zurückgeschlagen und Ihr könnt zum Gegenangriff blasen, der meist mit der Vernichtung der schwachen Stämme endet.

__NEWCOL__Verbesserte Grafik

Grafik und Design haben sich deutlich verbessert, auch wenn alles auf Ägypten getrimmt ist: Extra Designs für Hethiter, Nubier oder Babylonier fehlen. Dennoch hinterlässt das Spiel nun zumindest äußerlich einen gepflegten Eindruck. Gefällige Menüs anstatt der nüchternen Statistiken des Vorgängers. Wenig verändert wurde hingegen die fitzelige 2D-Schlachtoptik, die mit ihrer isometrischer Perspektive kaum beeindruckt. Mit den lebhaften Massenschlachten aus der Total War-Reihe hat das in etwa so viel gemein wie ein altassyrisches Wandrelief.

Sprachliches Kauderwelsch

Der Begriff "Kauderwelsch" bezeichnet einen unverständlichen Zungenschlag; so bezeichneten einst unsere Vorfahren die Sprache ihrer rätoromanischen Nachbarn, die sie schlicht nicht verstanden. Schon in Legion brachten Euch die Entwickler mit ihrem keltischen Sprachgewirr, das in Wahrheit nichts als Kauderwelsch war, zum Schmunzeln.

Weil aber niemand weiß, wie nun etwa im alten Mesopotamien wirklich gesprochen wurde, wurde auch dieses Mal wieder eine frei erfundene Sprachausgabe integriert. Auch die Hintergrundmusik bleibt irgendwo zwischen Indianer, Buschtrommeln und Chorgesängen stecken.

Fazit


Zugegeben: Slitherine und Paradox haben den Nachfolger von Legion äußerlich etwas aufgewertet. Inhaltlich ist er aber fast dasselbe geblieben, was in erster Linie an dem pomadigen, rundenbasierten Gameplay liegt, das zwar einfach zu verstehen ist, aber eben auch nur kurzzeitig Spaß bereitet. Wichtige Optionen wie Diplomatie und Handel, die etwa bei Civ 3 das Salz in der Suppe sind, sind bei Chariots of War nur bloßes Beiwerk ohne große Bedeutung. Insgesamt ist auch die Darstellung der alten Hochkulturen wenig historisch und verdient daher nicht viel mehr Aufmerksamkeit wie der römische Vorgänger. Für Profistrategen gibt Chariots of War hingegen spielerisch zu wenig her, nicht zuletzt weil ein Multiplayer-Modus fehlt.

Pro

<li>unverbrauchtes Szenario: alter Orient</li><li>einfaches Gameplay</li><li>sechs historische Szenarien</li><li>gepflegtes Design</li> <li>komplett lokalisiert</li>

Kontra

<li>wird rasch langweilig</li><li>kaum Handelsoptionen</li><li>Diplomatie zwecklos</li><li>umständliche Bedienung</li><li>wenig historisch</li><li>Befehle nur vor der Schlacht</li><li>schwache KI</li><li>nur auf Ägypten getrimmt</li><li>2D-Schlachtdarstellung</li><li>Auflösung nicht veränderbar</li><li>Sprachausgabe</li>

Wertung

PC

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