Panzer Corps: Afrika Korps28.11.2012, Bodo Naser
Panzer Corps: Afrika Korps

Im Test:

Rommels Afrikafeldzug fehlte bekanntlich in Panzer Corps. Aber Slitherine holt das jetzt nach. Erstmals liegt Afrika Korps auch auf Deutsch von dtp vor, das gewohnt komplexe Rundenschlachten inszeniert. Kann man die Militärgeschichte gar neu schreiben und die Briten um Montgomery schlagen?

Dynamischer Feldherr

Rommel hat schon mal seinen eigenen Kopf. So können sich plötzlch die Ziele ändern.
Rommel hat schon mal seinen eigenen Kopf. So können sich plötzlich die Ziele ändern.
Als Erwin Rommel am 11 . Februar 1941 in Nordafrika eintraf, hatte er eigentlich nur den Auftrag, die Front zu stabilisieren. Die Italiener waren bei einer alliierten Gegenoffensive aus der wichtigen Stadt El Agheila vertrieben worden, die den Zugang zur Kyreneika bildete. Diese eroberte der General flugs wieder und machte sie zur Basis für seinen weiteren  Feldzug. Der Kommandeur des Afrikakorps dachte nämlich nicht daran, in El Agheila stehen zu bleiben. Er befahl seinen anfangs nur zwei Panzerdivisionen vorzustoßen. Das ging so weit, dass das bewegliche Afrikakorps plötzlich vor Tobruk auftauchte, um es zu belagern.               

Einen eigenen Kopf kann man auch in Panzer Corps Afrika Korps (PCAK) unter Beweis stellen, denn wie Rommel bekommt man auch nur den Auftrag, die Front zu festigen. Da die Briten aber in diesem Gebiet ebenso dünn gesät sind wie damals, verlockt es natürlich, weiter vorzurücken. Macht man das, schaltet das Spiel auf andere Ziele um, was einem schriftlich mitgeteilt wird. Man braucht also keine Angst haben, dass man vors Kriegsgericht kommt. Auch Rommel landete nicht im Knast, sondern wurde für die Belagerung Tobruks von der deutschen Propaganda gefeiert. Allerdings gelang es ihm zunächst nicht, die Stadt einzunehmen  – das kam erst ein Jahr später.

Historische und hypothetische Schlachten

Wer bis Persien vorstößt, wo Rommel nie war, hat eine schlagkräftige Armee geformt.
Wer bis Persien vorstößt, wo Rommel nie war, hat eine schlagkräftige Armee geformt.
Das Afrikakorps musste sich also Ende 1941 zurückziehen, um nicht von den Briten aufgerieben zu werden. Dass das nicht zur heillosen Flucht ausartete, lag auch an Rommel. Zudem war die Moral der Truppe in Ordnung, da sie eine Rechnung mit den Briten offen hatten: Sie wollten Tobruk nehmen. Auch in PCAK geht es nicht nur immer vorwärts, da man sich auch mal zurückziehen muss. Allerdings ist der Verlauf zunächst linear: Es geht also nicht, dass man als Belohnung für einen entscheidenden Sieg vor Tobruk gleich in Ägypten landet. Man muss vielmehr alle Schlachten gewinnen, um nach El-Alamein zu kommen, erst danach spaltet sich die Kampagne auf.   

Dafür sind die Schachtfelder teils riesig, wie an der Gazalla-Linie, wo man 32 Runden quasi wie im Grabenkrieg des Ersten Weltkriegs um den Sieg ringt. Ganze 24 neue Schlachten bietet das Standalone-Add-On, die man auch zu mehreren online oder an einem Rechner spielen kann. Der Konflikt mit den Briten führt einen nicht nur nach Nordafrika, sondern auch nach Palästina, Arabien und Indien. Die Geschichte lässt sich wie bei Panzer General ändern, etwa wenn man die Schlacht von El-Alamein gewinnt und auf den Suezkanal vorstößt, was Rommel nicht vergönnt war. Wer hingegen verliert, muss sich zurückziehen. Leider gibt es bislang keine Kampagne der Engländer, weitere Downloads sind aber wahrscheinlich.

Blitzkrieg in der Wüste

Immer wieder gilt es, Durchbrüche in Festungen zu schaffen, wobei man auf Minen trifft.
Immer wieder gilt es, Durchbrüche in Festungen zu schaffen, wobei man auf Minen trifft.
Es gilt wie im Grundspiel Durchbrüche der Front zu schaffen und auszunützen, um rasch ins Hinterland vorzustoßen, wo man dann den Nachschub blockiert. Die Wüste bringt es mit sich, dass man auch mal den Feind verfehlt, weshalb Aufklärung noch wichtiger wird. Da viel Platz ist, kann man auch plötzlich von der Seite attackiert werden. Allerdings gibt es auch das genaue Gegenteil, wenn man die stark befestigte feindliche Linie überwinden muss. Erstmals gibt es riesige Minenfelder, in denen die Orientierung schwer fällt. Hier ist es besonders schwer, den Gegner zu umgehen, um ihn von hinten anzugreifen. Denn oft ist die Rückseite ebenso geschützt, so dass man sich die Zähne ausbeißt. Bisweilen bleibt dann nur noch das Bombardieren durch die Luftwaffe. 

Die Rundenschlachten erfordern immer die richtige Taktik, die dieses Mal variiert. Wenn man angreift, sollte man die Waffen möglichst sinnvoll einsetzen: Ihre Kombination ist Trumpf. Zuerst mit der Arti die Flak bearbeiten, um dann mit den Stukas die Feindgeschütze zu vernichten. Dann kommt die Infanterie, um die Stellung niederzukämpfen. Bei Begegnungsschlachten wie  El-Alamein sollte man versuchen, den Schwachpunkt des Feinds auszunutzen. Zudem wird die Strategie durchs jeweilige Ziel bestimmt: Wenn man den englischen Nachschub eliminieren soll, muss man sich rasch im Gebiet sammeln und ihn dann suchen. Sonst können sich Ziele ändern, was einen Hauch von Dynamik bringt. Wenn man noch mal spielt, bemerkt man, dass es wieder so läuft. 

Historische Gefährte                  

Viele Waffen kennt man noch aus Panzer Corps. Manche sind neu.
Viele Waffen kennt man noch aus Panzer Corps. Manche sind neu.
Auch waffentechnisch gibt’s einen Mix aus Bekannten und Neuem. Neu gegenüber dem Grundspiel  sind etwa Kradschützen oder Pioniere mit Flammenwerfer, die besonders gegen Bunker gut sind. Die Minenfelder sind daher nicht unüberwindbar, da man sie mit Infanterie und Artillerie niederkämpfen kann, was aber eine Weile dauert. Ein Minenräumpanzer fehlt leider obwohl es einen Flammenwerfer-Panzer gibt, der ähnlich wie die Pioniere gut gegen Festungen ist, aber Probleme gegen andere Panzer hat. Die neuen Kräfte sind hauptsächlich für die Offensive gedacht, nach dem Angriff sollte man sie zurückziehen.            

Ansonsten tauchen wieder die britischen Waffen auf, die schon bei Urahn Panzer General das Fürchten lehrten: Mathilda II-Panzer, Spitfire-Jäger und die schwere Infanterie, die sich auch nach zehn Runden Beschuss und Sturmangriff von Panzergrenadieren nicht zurückweicht. Gegen alle Feinde ist aber ein Gegenmittel gewachsen, denn den schweren Tanks rückt man mit einer Kombination aus 8,8er-Pak, Panzer III J mit Langrohr und Stukas an die Pelle. Die starken Spitfire sollte man mit Flak und Messerschmidt Bf. 109 G bekämpfen, aber keinesfalls mit den italienischen Jägern, die schwächer sind.                   

Durchwachsene Gegner       

Wenn die KI stürmt, gibt's kaum Probleme. Nur in der Defensive verhält sie teils seltsam.
Wenn die KI stürmt, gibt's kaum Probleme. Nur in der Defensive verhält sie sich teils seltsam.
Die KI ist immer noch recht unterschiedlich. Wenn man selber angreift, verhält sie sich oft dämlich, da sie aus Städten abzieht. Wieso wird etwa eine schwere Flak aus der Stadt abgezogen, wenn sie doch darin mehr aufhalten würde? Derart verwirrt, besiegt man sie auch auf höchster Schwierigkeit leicht. Verzögerungstaktik ist nicht ihre Sache, sie kann nur richtig verteidigen oder offensiv vorgehen. Wenn die Computersoldaten richtig eingegraben sind, sind sie schwer auszumanövrieren. Ein Problem ist allerdings, dass die KI irgendwann urplötzlich in die Offensive geht, wenn sie eigentlich fast schon am Ende ist. Der Sinn ist fraglich, da sie sich nur aufreibt.  

Wenn sie in der Überzahl ist, kann die KI sogar richtig gefährlich werden, auch wenn sie nicht immer schlau vorgeht. Allein die schiere Masse ist schon eine Gefahr wie etwa in El-Alamein, wo die Briten zum ersten Mal zahlenmäßig überlegen sind. Zudem verfügen sie über neue Sherman-Panzer, viele erfahrene Truppen und die Airforce kann auch mithalten. Zunächst beißt man sich an ihnen die Zähne aus, dann gehen sie zum Gegenangriff über, der dann das Ende ist. Vor allem die schwächeren Italiener werden regelrecht aufgerieben, so dass nur Rückzug bleibt. Um den Feldzug für die Deutschen zu gewinnen, braucht man so auch eine Portion Glück.          

Fazit

Panzer Corps Afrika Korps ist die ideale Ergänzung für das Grundspiel Panzer Corps, das man noch nicht mal installieren muss. Das spannenden Add-On bietet einen neuen Kriegsschauplatz in Afrika, wo das Kriegsglück hin- und herschwankt. Ein Durchmarsch ist das auch deshalb nicht, weil die teils großen Schlachten nur mit der richtigen Taktik zu gewinnen sind. Das gilt insbesondere für El-Alamein, wo die Briten zum ersten Mal richtig gefährlich sind. Wer trotzdem weiter siegt, darf mit seiner immer besser werdenden Armee im Gegensatz zur tatsächlichen Militärgeschichte auch in Arabien und Indien weiterkämpfen. Allerdings bleiben die Macher trotz der Fiktion im Rahmen des Authentischen. So gibt es neue Waffen wie Flammenwerfer, die man insbesondere für Belagerungen braucht. Keine große Änderung gab es bei der KI, die immer noch von panisch bis beinhart variiert - eine durchgehende Linie ist kaum zu erkennen. Aber Veteranen werden das aus dem sehr guten Grundspiel kennen, wo man auch damit leben konnte. Unterm Strich eine lohnende Anschaffung!                  

Pro

taktische Rundenschlachten
Ziele können sich ändern
Geschichte verändern
Einheiten mitnehmen
sehr authentisch
teils neue Waffen
Retrolook

Kontra

schwankende KI
keine alliierte Kampagne

Wertung

PC

Anspruchsvolle Kampagne für Strategen, die Rommel in Afrika nacheifern wollen.

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