Im Test:
Die Grenze zur Realität verschwimmt...
Fußball ist Kopfsache
Gleich geblieben ist die nach wie vor spröde Präsentation. Auch wenn die Navigation überarbeitet wurde, muss man anfänglich zu lange wühlen oder sich wild durch die Gegend klicken, bis man in den trockenen Tabellen und Bildschirm füllenden Statistiken schließlich das findet, was man sucht. Doch für mich als halbwegs Fußballverrückten dauert es nicht lange, bis Bilder in meinem Kopf entstehen, Emotionen aufwallen und die Namen und Zahlenkolonnen zu Persönlichkeiten werden.
Electronic Arts hält die Bundesliga-Lizenz hierzulande exklusiv. Dementsprechend darf Sega diesen Manager schon seit einigen Jahren nicht mehr offiziell in Deutschland veröffentlichen.
Auf was muss man verzichten?
Hinsichtlich der Profivereine der deutschen Bundesliga gibt es keine Wappen. Spielerkader, Trainerstäbe, Stadien, Funktionäre etc. sind komplett und akkurat vorhanden. Denn es gibt in dieser knallharten Trainer-Simulation viel zu tun, wobei man vieles auch durch im Allgemeinen gut agierende Assistenten erledigen lassen kann, wenn man z.B. noch kein Gespür für bestimmte Ursache-/Wirkung-Prinzipien hat. Trainingspläne müssen erstellt und ggf. angepasst werden, damit auch individuelle Bedürfnisse der Spieler befriedigt oder ihre Schwächen ausgemerzt werden. Auch Pressekonferenzen, persönliche Gespräche oder Motivationsreden an die Mannschaft darf man nicht außer Acht lassen. Dabei kommt es dieses Mal nicht nur auf den Inhalt an, sondern auch, mit welcher Tonalität man das Gesagte zu Protokoll gibt. Ist man zurückhaltend, erzielt man andere Ergebnisse als bei einer forschen Herangehensweise. Ist man ruhig, erreicht man vielleicht schneller das gewünschte Ziel als aggressiv. Das Schöne: Man hat den Eindruck, dass diese Nuancierungen wirklich Auswirkungen haben und bekommt teilweise umgehend Feedback: Spieler reagieren positiv auf Lob in Pressekonferenzen, aber fordern auch mal zu einem persönlichen Gespräch auf, bei dem durchaus die Fetzen fliegen können.
Doch der Coach ist natürlich nicht nur für die körperliche Fitness oder die Weiterentwicklung der ihm anvertrauten Spieler verantwortlich, sondern sollte tunlichst Siege einfahren. Denn nur Erfolg (im Rahmen der von Verein zu Verein unterschiedlichen Rahmenbedingungen) gewährleistet eine kontinuierliche Weiterbeschäftigung sowie hoffentlich die Freigabe des Vorstands bzw. Aufsichtsrates für Verstärkungen und
Fußball ist Emotion
Hat man, möglicherweise nach dem Studium der zuverlässigen Scout-Berichte über den Gegner, seine favorisierte Aufstellung mit dem bestmöglichen Kader gefunden (Spielsysteme werden umso erfolgreicher umgesetzt, je besser die Mannschaft sie durch Praxis verinnerlicht hat), geht es auf den Platz. Natürlich nicht ohne die Möglichkeit, Sonderanweisungen zu verteilen, um z.B. Manndeckungen vorzunehmen, den Spielmacher sowie weitere spielrelevante Details festzulegen oder dem Team vor Spielbeginn noch ein paar motivierende Worte mit auf den Weg zu geben.
Und sobald der Anpfiff erfolgt, bin ich mit Leib und Seele dabei, um das Geschehen zu verfolgen. Ich fluche vor dem Monitor, ich freue mich, wenn meine Mannschaft ein Tor erzählt und schimpfe wie ein Rohrspatz, wenn ich eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters vermute. Denn hier kann es in der Tat passieren, dass Abseitstore gegeben oder reguläre Tore wegen vermeintlicher Abseitsstellung aberkannt werden. Es kann zu ungerechtfertigten Elfmetern und ebenso unberechtigten roten Karten kommen. Und so sehr ich es im Rahmen des Fairplay-Gedankens nachvollziehen kann, dass man dem Schiedsrichter abseits der Pressekonferenzen nach dem Spiel seine Meinung nicht kundtun kann, so sehr vermisse ich diese Möglichkeit während des "Live-Spiels". Da man sowieso
Der Fokus liegt auf dem Wesentlichen
Wie die Menüstrukturen wird auch die Matchdarstellung keinen Schönheitspreis gewinnen und sieht selbst neben dem überalterten 3D-Modus des Managers von EA wie das sprichwörtliche hässliche Entlein aus. Aber: Darauf allein kommt es nicht an. Denn die mitunter kruden Animationen, das hässliche Publikum oder die Tatsache, dass Spieler mitunter gleiten, anstatt zu laufen, sind zwar ärgerlich, aber für mich letztlich vernachlässigbar. Gleiches gilt für die seit jeher spröden Texte, die manche Aktion auf dem Spielfeld begleiten. Wieso ich in diesem Fall wenig Wert auf die audiovisuelle Präsentation lege? Weil all das nur mal mehr, häufig weniger schmückendes Beiwerk für die Berechnung der Ball-, Team- und individuellen Spieler-Bewegung ist. Und in diesem Bereich überzeugt Sports Interactive. Die angezeigten Laufwege und Positionen werden authentisch und
Dazu kommt, dass die im Hintergrund laufenden Berechnungen für jede Darstellungsform identisch sind. Egal ob man sich für die „alte“ 2D-Draufsicht entscheidet, die 3D-Option wählt, nur Highlights oder das gesamte Spiel ansehen und für Änderungen des Trainingsplanes etc. studieren möchte: Hier gibt es nicht mehrerlei Maß, sondern nur eine Methode der Ergebnisermittlung. Zwar sind die Eingriffsmöglichkeiten eines Trainers während des Matches beschränkt, doch mit Hilfe zuschaltbarer, inhaltlich teilweise konfigurierbarer Infoboxen (dank derer der Bildschirm durchaus wie die Kommandozentrale eines F1-Rennstalls aussieht), kann man sich haufenweise Informationen einholen. Diese betreffen nicht nur die Ergebnisse auf anderen Plätzen, sondern z.B. auch Analysen der individuellen Leistung der Mannschaft oder Körpersprache, Vorschläge bzw. Anmerkungen des Co-Trainers und vieles mehr.
Klassischer Zeitmangel
Der Football Manager ist traditionell ein Zeitfresser. Doch nicht jeder Fußballbegeisterte kann Wochen und Monate investieren oder will einfach nicht so sehr ins Detail gehen, so sehr in die Tiefe abtauchen. Diesen Spielern dürfte der frische Modus namens "Football
Alternativ kann man sich auch am Herausforderungsmodus versuchen. Hier warten verschiedene Aufgabenstellungen, die sich meist nur über einen kurzen Zeitraum erstrecken und daher auch eher für den Kick zwischendurch geeignet sind. Dabei kann es um das Aufrechterhalten einer Serie ohne Niederlage gehen oder auch darum, eine Saison, in der man von Verletzungspech gebeutelt wird, doch noch zu einem positiven Ende zu bringen.
Geld schießt doch Tore?
Es ist passiert. Auch Sports Interactive und Sega kommen nicht mehr um die häufig für Diskussionen sorgenden Mikro-Transaktionen herum. Beim FM2013 halten sich die für den Spieler entstehenden Vorteile jedoch in Grenzen. "Pay-to-shortcut" heißt das Zauberwort in diesem Falle, denn von dem Dutzend freischaltbarer Optionen kann man zehn auch über Aktionen im Spiel bekommen. Die zwei, die man bislang nur im
Wesentlich bedenklicher stufe ich die Möglichkeit ein, das Budget seines Clubs über bare Münze aufzubessern. Man kann quasi zum virtuellen Roman Abramowitsch werden und sich als Privatinvestor seinem Verein verschreiben. Das geht bei einem Finanzzuschuss von 1,5 Millionen Euro für 79 Cent los und staffelt sich bis 75 Millionen Euro für 5,99 Euro. Auf der einen Seite spiegelt dies in einer morbiden Form die Realität wieder, in der von Scheichs und Oligarchen unterstützte Clubs in der gleichen Liga spielen wie "normal" geführte Vereine. Auf der anderen Seite ist dies eine bedenkliche Entwicklung, bei der ich hoffe, das Sports Interactive zusammen mit Sega gute Entscheidungen trifft und den gegenwärtigen, für mich gerade noch grenzwertigen Status nicht komplett ins "Pay-to-Win" überführt. Gar nichts auszusetzen habe ich hingegen an der Option, neue Herausforderungen zu erwerben.
Fazit
Uff! Wieder einmal hat der Zeitfresser aus dem Hause Sports Interactive enorm zugelegt. Oberflächlich betrachtet tut sich inhaltlich zwar ähnlich wenig wie bei der deutschen Konkurrenz, doch man muss nicht lange suchen, bis man über die ersten Änderungen stolpert wie z.B. beim umfangreichen Trainingssystem oder den neuen Nuancierungen bei den Mannschaftsgesprächen. Und irgendwann beginnt man sich zu fragen, ob der Football Manager 2013 hinsichtlich Detailfreude und Eingriffsmöglichkeiten nicht über die Ufer schlägt. Doch sobald man sich in die immer noch nicht optimalen Navigationsstrukturen eingefunden und begriffen hat, wie alle Elemente ineinandergreifen und selbst das Justieren kleiner Schräubchen zu wichtigen Auswirkungen führen kann, nimmt die Motivation derart unnachahmlich Fahrt auf, dass selbst Arjen Robben nicht mehr nacheilen kann. Wer nicht so viel Zeit investieren oder vielleicht erst einmal reinschnuppern möchte, wird hingegen mit dem neuen, inhaltlich reduzierten, aber nicht minder spannenden Klassik-Modus optimal bedient. Klar: Technisch wirkt der englische FM nicht so durchgestylt wie sein Kollege aus Deutschland. Aber nach zig Jahren habe ich mich zum einen an die maue Soundkulisse und die oberflächlich scheinende 3D-Darstellung der Matches gewöhnt. Und zum anderen ist die Berechnung und Illusion trotz mitunter schwacher Animationen ungleich glaubhafter und realistischer als bei der versammelten Konkurrenz, Sprachbarriere hin oder her. Und obwohl es in manchen Details (Stichwort: Interaktion mit Schiedsrichtern) noch Luft nach oben gibt sowie der erste Schritt hin zu Mikro-Transaktionen gemacht wird, stellt der FM2013 das Nonplusultra der Trainersimulationen dar und ist auf Wochen und Monate ein Motivationsgarant.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Viele kleine und einige große Änderungen sorgen dafür, dass der britische Manager seinen Titel unangefochten verteidigen kann.
Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.