Der Planer 5 - Der Logistik-Manager12.10.2012, Bodo Naser
Der Planer 5 - Der Logistik-Manager

Im Test:

Der letzte Planer ging voll in die Hose – unsere Wertung: Mangelhaft, 39%. Nun versucht sich Rondomedia noch einmal an der Logistikfront und verspricht mit Der Planer 5 eine komplette Neuentwicklung. Ist dieses Mal etwa mehr drin als eine Laster-Billigsimulation?

Billigheimer schlägt zurück

Wird nun alles besser? Schon das wiederum bilige Menu legt anderes nahe.
Wird nun alles besser? Schon das wiederum bilige Menu legt anderes nahe.
Der Planer 4 war einfach nur schlecht, das simple Wirtschaftsspiel von Rondomedia konnte weder vom Umfang noch inhaltlich oder gar von der Präsentation her überzeugen. Von den früheren Der Planer-Teilen, die noch einen gewissen Eindruck vom echten Transportgewerbe boten, war das Billigspiel äonenweit entfernt. Statt wirtschaftlichem Anspruch mit Höhen und Tiefen gab‘s nur die immer gleichen Büroabläufe, die schnell langweilig wurden. Abwechslung bot auch nicht der Kontakt nach draußen: Zwar konnte man seine Fahrer auf der Karte sehen, aber eben nicht mit ihnen reden, was in Teil drei noch ging.     

Auf die Kritik hat der Billigheimer unter den deutschen Publishern insofern reagiert, dass er umfassende Besserung versprach. Der vierte Teil sollte laut Verpackungsaufschrift eine komplette Neuentwicklung sein, alles besser werden und man wollte wieder zu alter Stärke auflaufen. Im fünften Teil soll quasi aus Mist Gold werden – fast wie im Märchen. Woher die Macher plötzlich jenen Zündfunken haben sollen, den sie jahrelang nicht mal im Ansatz hatten, blieb unklar. Stattdessen gab man PR-Sprech zum Besten, dass man „besonderen Fokus auf Wirtschaftsteil, Gamedesign und Spiel-Atmosphäre“ legen wolle.

Immer gleicher Beginn

Europa ist groß. Dennoch startet man immer in Berlin.
Europa ist groß. Dennoch startet man immer in Berlin.
Und wie weit ist Rondomedia mit seinen Heilsverspechen gekommen? Nicht  weit, denn Der Planer 5 wirkt trotz etwas anderer Kulisse ebenso oberflächlich wie sein direkter Vorgänger. Es existiert gerade mal eine Möglichkeit, ein neues Spiel anzufangen. Dass man hier den Namen wählen kann, ist auch schon die Krönung der Wahlfreiheit. Andere Spielmodi fehlen ebenso wie ein anderer Ort, denn es gibt nur Berlin. Wer also außerhalb der Hauptstadt spielen möchte, schaut ebenso in die Röhre wie jemand, der mit Freunden spielen will. Das Spiel startet zudem stets am 1. Oktober 2012, was nicht gerade von Flexibilität zeugt.     

Ziel ist der Aufstieg zum Transportmagnaten, ohne dass es dafür große Anreize geben würde.  Die Belohnungen dienen nicht als besondere Motivation, da sie eher lächerlich sind. Konkurrenz fehlt ebenso wie echte Herausforderungen, wenn man von Kleinigkeiten wie Pannen, Strafzetteln oder Wartung mal absieht. Niemand von der Belegschaft wird krank, es gibt keine Unfälle oder Wirtschaftskrisen. Dieses Mal läuft der Aufstieg sogar noch eine Ecke glatter, da man schon anfangs ein paar Laster und Fahrer hat. Man kann es auch nicht über die Optionen anspruchsvoller gestalten, da es nur einen Schwierigkeitsgrad gibt.

Fracht bis zum Abwinken

Die Haupttätigkeit ist in etwa so spannend wie ein echter Job bei der Spedition.
Die Haupttätigkeit ist in etwa so spannend wie ein echter Job bei einer Spedition.
Einziger Spielinhalt ist nach wie vor das Disponieren der zuvor angenommenen Frachtaufträge, die man im entsprechenden Menü bekommt. Immerhin muss man hier mal etwas aufpassen, damit man sich nicht übernimmt. Wer z.B. einen Auftrag über 10.000 Liter Heizöl von Buxtehude nach Tirana meistern will, braucht auch den richtigen Tanklaster samt geschultem Fahrer. Das Zuteilen der Fracht flutscht dann wieder fast von alleine, so dass die Fahrer immer gleich losbrausen können. Auf der zoombaren Karte kann man dann sehen, wo die LKW-Nummer in Europa grad rumfährt, was aber auch eher steril ausfällt, da man den Kollegen nicht anfunken kann.      

Realistisch ist ausnahmsweise, dass man die Bezahlung für die erledigten Aufträge nicht gleich bekommt. In einer Firma gibt es oft derartige Ausstände, die schon so manchen Betrieb ins Wanken gebracht haben. Allerdings kann man leider nicht versuchen, das Geld einzuklagen, da die Option dafür fehlt - wie so manches in diesem Spiel. Wer nun zur Überbrückung einen Kredit aufnehmen möchte, darf ebenfalls nicht aktiv werden. Man darf Darlehen zwar pflichtschuldigst zurückzahlen, wofür es extra eine Funktion in der Bilanz gibt, aber sich -warum auch immer- nicht auszahlen lassen.

Laster einsetzen

Die paar Laster hat man bald durch, auch weil Lizenzkisten oder Hingucker fehlen.
Die paar Laster hat man bald durch, auch weil Lizenzkisten oder Hingucker fehlen.
Es gibt zwar 25 Lastwagen, die allerdings auch nicht faszinieren, weil echte Lizenzfahrzeuge fehlen. Absolute Traumkisten sind somit nicht darunter, da alles auf reine Zweckdienlichkeit getrimmt ist.  Es gibt Kleintransporter, Sattelschlepper und Kühllastwagen, von denen manche nur eine Fracht befördern. Stückgut passt in jeden Laster rein, während man für Flüssigkeiten einen extra LKW braucht. Allerdings darf man nicht selber ans Steuer, so dass auch das Thema „Laster“ schnell abgefrühstückt ist.          

Zudem kann man noch Leute einstellen und entlassen, was allerdings auf LKW-Fahrer beschränkt ist.  Auch das wirkt oberflächlich, da man keine echte Wahl hat. Man stellt halt jemanden ein, damit er da ist. Wer er ist, spielt keine Rolle, obwohl Alter und Erfahrung da etwas anderes vorgaukeln. Man sollte lediglich drauf achten, dass der Angestellte auch die Qualifikation mitbringt, um einen neuen Laster zu besetzen. Ab einem bestimmten Datum ist er dann da.

Büromäßiger Offenbarungseid

Mit seinem leicht verdienten Geld kann man nur Mist kaufen, den keiner will.
Mit seinem leicht verdienten Geld kann man nur Mist kaufen, den keiner will.
Auch finanztechnisch ist das Spiel ein Totalausfall, denn es bietet kaum Möglichkeiten. Die fehlende Kreditaufnahme spricht da Bände, denn wie soll man sonst an Geld kommen, wenn es mal nicht läuft. Zwar kann man sich selbst ein Gehalt zahlen, aber das braucht man eigentlich gar nicht, da man eh nur Mist kaufen kann. Für Motivation sorgen Gummiboot, Schirm oder Gebrauchtwagen jedenfalls nicht, für die man nicht nur zahlen muss sondern die auch noch billig aussehen. Fehlt nur noch ein Furzkissen! Die fehlende Langzeit-Motivation stärkt das nicht gerade, da man eher schnell wieder raus will.

In Sachen Statistik bietet es kaum mehr, da gerade mal das Nötigste angezeigt wird. So wird das Auf und Ab der monatlichen Kosten angezeigt, was aber schon die einzige Statistik ist. Es fehlen auch die ganzen Verträge, Akten und Papiere, die dem Spiel früher zumindest ein geschäftsmäßiges Flair verliehen. Obwohl eine Nuance moderner, ist nun alles noch kahler und leerer als beim ohnehin schon nicht prickelnden Vorgänger.

Fazit

Kaum zu glauben, aber Der Planer 5 ist noch eine Ecke mieser als sein Vorgänger! Zwar sieht alles etwas anders aus, aber von der versprochenen Neuentwicklung ist nichts zu merken. Alles wirkt  nicht nur ebenso simpel, billig und oberflächlich wie beim vierten Teil, sondern noch eine Ecke schlechter, da man von einer Neuauflage doch etwas mehr erwartet. Von einer richtigen Transportsim ist das Billigspiel weit entfernt, so dass auch dieses Mal keine Rückkehr zu alten Tugenden gibt. Außer den immer gleichen Abläufen von  Lastwagen Fracht zuweisen, losschicken und auf der Karte verfolgen gibt es nichts zu tun. Vom tatsächlichen Geschehen in einer Spedition ist nichts zu merken, auch weil  elementare Geschäftsinhalte wie die simple Darlehensaufnahme fehlen. Die Simulation ist anspruchslos, was sich partout nicht ändern lässt, da man Konkurrenz oder Wirtschaftsdynamik vergessen hat. Klar dass die Motivation da schnell gegen null tendiert und man das Spiel rasch wieder löschen möchte. Da vermögen auch ach so tolle Belohnungen wie eine aufblasbare Gummiente nicht mehr viel zu ändern. Einmal mehr wird mit dem traditionsreichen Namen „Der Planer“ auf billige Art Kasse gemacht.

Pro

Frachtaufträge bearbeiten
leichte Bedienung
ausstehende Zahlungen sind realistisch
optisch etwas modernisiert

Kontra

versprochene Neuerungen nicht zu erkennen
wieder Billigeindruck
geringer Umfang
keine Herausforderung
keine Kredite aufnehmen
nur ein Modus
nur ein Startort
nur ein Schwierigkeitsgrad
lächerliche Belohnungen
kein gescheites Tutorial

Wertung

PC

Unterm Strich noch schlechter als der vierte Teil. Es bleiben leere Versprechungen und verschwendete Lebenszeit.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.