Salammbo30.05.2003, Bodo Naser
Salammbo

Im Test:

Viele Männer begehren die Karthagerin Salammbo (ab 16,95€ bei kaufen) wegen ihrer exotischen Schönheit. Doch ihr Herz gehört nur einem: dem Söldneranführer Matho. Leider ist es ausgerechnet der, der ihre Heimatstadt infolge des Krieges mit Rom belagert, die wiederum von ihrem Vater Hamilkar verteidigt wird. Genug Stoff also für das neueste Abenteuer der Adventure Company. Ob das durchgestylte Spiel tatsächlich Träume wahr werden lässt, erfahrt Ihr aus unserer Review.

Druillets dunkle Visionen

Weder mit Atlantis 3 noch bei Ring 2 konnte der französische Comic-Zeichner Phillipe Druillet als künstlerischer Leiter wirklich begeistern. Zwar waren die Spiele optisch von seinem unnachahmlichen Stil geprägt, spielerisch konnte aber keines seiner Adventures richtig überzeugen.

Zusammen mit DreamCatcher Europe setzte er nun Gustave Flauberts berühmten historischen Roman Salammbo als düsteres und wuchtiges Render-Adventure um. Was vielversprechend beginnt, wird im weiteren Spielverlauf immer mehr zum gewöhnlichen Point&Click - allerdings zu einem von der besseren Sorte.

Die schöne Salammbo

Im ersten punischen Krieg (264-241 v.Chr.), in dem das bisher karthagische Sizilien an Rom ging, gelang es den Legionen zeitweise sogar das stolze Karthago selbst zu bedrohen. Nur mit Hilfe barbarischer Söldner konnten die Karthager überhaupt ihre Stadt retten. __NEWCOL__Nach der Schlacht verweigerten sie jedoch die Auszahlung des Solds, worauf die Söldner rebellierten. In dieser chaotischen Lage erfährt der eben entflohene Sklave Spendius von der bezaubernden Salammbo, Tochter des Oberkommandierenden Karthagos und Hohepriesterin der Tanith, dass sie Matho, den Anführer der Söldner, liebt.

Der schlaue Spendius

Spendius soll nun die frohe Botschaft an Matho überbringen, der mit seinen Mannen vor der Stadt lagert. Nach der kurzen Flucht aus dem karthagischen Gefängnis geht es zunächst ins Lager der Söldner, wo Spendius das Vertrauen eines der Häuptlinge erringen muss.

Gelingt es ihm mit Hilfe seiner Redekunst, Barbaren und Karthager geschickt gegeneinander auszuspielen, kann er sich auf die Suche nach einem heiligen Artefakt machen. Diesen Gegenstand müssen die Söldner unbedingt erlangen, um den Widerstand des stolzen Händlervolks zu brechen.

Simple Rätsel plus Action

Salammbo ist eine leicht zugängliche Mixtur aus Rätseln und Action, wobei die oft ziemlich einfachen Logik-Puzzles den überwiegenden Teil ausmachen, die meist in die Hintergrundstory integriert sind.

So müsst Ihr beispielsweise mehrmals einen starken Trank brauen, der eigentlich nur für Kriegselefanten gedacht ist und die Wachen gleich reihenweise aus den Latschen kippen lässt.

Ohne Grundfähigkeiten beim Helmwerfen oder Bogenschießen, was an das Comic-Adventure Thorgal erinnert, kommt Ihr aber nicht weit. Grundsätzlich ist das ungefähr 15 Stunden lange Grafik-Adventure damit auch für Einsteiger ins Genre geeignet, die vielleicht noch nie etwas von Myst gehört haben.

Einfache Bedienung

Wie die meisten Adventures verfügt auch Salammbo über eine intuitive Steuerung per Maus, die einfach zu erlernen ist. An Stellen, wo etwas zu tun ist, verändert sich die Form des Mauszeigers. Erfreulich ist, dass das Spiel sogar über einige Karten verfügt, damit Ihr Euch im Gassengewirr der nordafrikanischen Metropole nicht verfranst. Ebenfalls einfach sind die Mutiple-Choice-Dialoge mit den animierten Akteuren, die sogar Auswirkung auf das Geschehen haben.

__NEWCOL__Wer sich hier tölpelhaft anstellt und zu schnell verrät, wer er wirklich ist, landet schneller am Kreuz als eigentlich gedacht. Ein "Game Over" weist dann den Weg zum erneuten Versuch, da Ihr so oft probieren könnt, wie Ihr wollt.

Schatten über Karthago

Wie bereits in der Ringreihe setzt Druillet wieder auf düsteres Ambiente, das irgendwie nicht von dieser Welt zu sein scheint. Bei Salammbo erinnert die Darstellung des gerenderten Karthagos eher an die Hauptstadt eines blutrünstigen Schattenreiches, denn an eine sonnendurchflutete Hauptstadt am Mittelmeer. Die cartoonhafte Optik ist also reine Geschmackssache, Freunde historisch korrekter Darstellung sollten sie jedenfalls besser meiden. Ansonsten ist die Grafik beeindruckend detailliert, wenn man sich die einzelnen Gebäude, die Zelte der gallischen Söldner oder einfach nur den zerrissenen Himmel anschaut. Render-Filme sind leider Mangelware; die Chronik der Ereignisse erlebt Ihr im unbewegten Comicheft-Look.

Klassische Musik

Die bedeutungsschwangere Szenerie erinnert an das Bühnenbild einer Wagner-Oper - irgendwie wuchtig, viel zu dunkel und gar nicht leicht zu verdauen. Daher passt die klassische Hintergrundmusik (u.a. Mozarts Requiem) auch perfekt zur dunklen Grundstimmung. Ebenfalls professionell ist die deutsche Sprachausgabe, für die sich DreamCatcher Europe dieses Mal nicht -wie so oft zuvor, als es nur deutsche Untertitel gab- lumpen ließ.

Fazit


The Adventure Company und Phillipe Druillet präsentieren Euch mit Sallambo ein optisch beeindruckendes Point & Click-Adventure, das vor allem durch sein unverbrauchtes antikes Szenario besticht. Leider hat das düstere Abenteuer spielerisch weniger Neues zu bieten: So sind es wieder die üblichen Logik-Puzzles, die das eher durchschnittliche Gameplay charakterisieren. Gerade für Einsteiger ins Genre ist das atmosphärische Spiel dennoch gut geeignet, da die vergleichsweise leichten Rätseleien keinen großen Spielfrust erzeugen. Wer andere Adventures von Druillet aufgrund der besonderen Stimmung und der klassischen Musik mochte, wird hier ebenfalls gut bedient. Trotzdem insgesamt nicht der ganz große Wurf!

Pro

<li>Karthago-Adventure</li><li>nach Roman von Gustave Flaubert</li><li>auch für Anfänger</li><li>einfach zu bedienen</li><li>unverbrauchtes Szenario</li><li>ungewöhnliche Darstellung</li><li>düstere Render-Hintergründe</li><li>tolle klassische Musik</li><li>deutsche Sprachausgabe</li><li>gelungene Lokalisation</li><li>durchgestylte Box</li>

Kontra

<li>recht simple Rätsel</li><li>für Profis zu einfach</li><li>spielerisch wenig innovativ</li><li>teils unhistorisch</li><li>wuchtige Comic-Optik ist Geschmacksache</li><li>kaum Render-Filme</li>

Wertung

PC

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