Amenophis - Die Auferstehung14.04.2003, Bodo Naser
Amenophis - Die Auferstehung

Im Test:

Das klassische Krimi-Adventure Amenophis - Die Auferstehung erzählt die mysteriösen Ereignisse rund um die Ausgrabung der Mumie eines altägyptischen Königs. Ob das aus Schnipseln bekannter Filme hergestellte Abenteuer der Adventure Company, dessen exotische Schauplätze sich von Kairo über den Nil bis zu den Gräbern der Pharaonen ziehen, zu fesseln vermag, verrät Euch unsere Review.

Cameron am Nil

Der Privatdetektiv Alan Parker Cameron ist ganz ausgefuchsten Point & Cklick-Fans vielleicht noch ein Begriff von seinem eher unterdurchschnittlichen Abenteuer am schottischen Loch Ness. Jetzt hat es den Chicagoer Privatschnüffler ins Ägypten der 30er-Jahre verschlagen, wo er seine alte Freundin Moira McFarley sucht, die -für Adventures typisch- natürlich spurlos verschwunden ist.

Zuletzt hat Moira für einen undurchsichtigen Kurator altägyptische Fundstücke im Museum von Kairo untersucht. Hat er etwas mit ihrem Verschwinden zu tun? Oder sind die beiden aufbrausenden Deutschen in die Sache verwickelt, die scheinbar mit einem alten Fluch der Pharaonen in Verbindung steht?

Die Umgebung

Fragen über Fragen - nun ist es an der Zeit, dass Ihr Cameron etwas zur Hand geht und ihm beim Suchen helft. Ab sofort lauft Ihr durch die unbewegte Szenerie in Kairo, die aus um 360 Grad drehbaren, unscharf abgebildeten Standbildern besteht. Bewegung findet darauf kaum statt: So rührt sich auch der Barkeeper im Hotel nicht die Bohne!

__NEWCOL__Überall dort, wo es in den nächsten Raum geht, zeigt Euch das ein roter Pfeil an. So gelangt Ihr ins archäologische Museum, auf einen Ausflugsdampfer im Nil und zu den Gräbern der Pharaonen. Aktionen sind immer nur dort möglich, wo sich der Mauszeiger in ein entsprechendes Symbol verwandelt. Hier könnt Ihr Gegenstände einsammeln oder anbringen bzw. mit Personen sprechen. Also alles wie gehabt!

Lineares Gameplay

Das öde Spielgeschehen, dessen durchsichtige Story buchstäblich aus Versatzstücken von Filmen wie "Indiana Jones", "Die Mumie" oder "Tod auf dem Nil" mit dem guten Hercules Poirot zusammen geschnipselt ist, ist sklavisch linear aufgebaut. Alternative Lösungswege finden sich daher nicht. Dem Handlungsstrang müsst Ihr schon ganz genau folgen, sonst lauft Ihr Gefahr, ganz den Anschluss zu verlieren.

Denn immer wieder werden an ganz bestimmten Orten geskriptete Ereignisse ausgelöst. Wer diesen bestimmten Punkt im Spiel nicht erreicht, findet ein Geheimnis möglicherweise nie heraus und wirft entnervt die Flinte ins Korn. Ein wenig mehr Spannung bringen Aufgaben, die Ihr unter Zeitdruck lösen müsst.

Teils unlogische Rätsel

Schwer sind die Rätsel in Amenophis eigentlich nur, weil Ihr bisweilen nicht so recht wisst, was nun wohl wieder zu tun ist. Zwar sind die Gegenstände alle fein säuberlich in Eurem Inventar aufgereiht, wo sie denn einzusetzen sind, ist aber oft unklar. Manchmal müsst Ihr nämlich erst mehrmals zu einem bestimmten Ort zurückkehren, bevor Ihr dort endlich ein Rätsel machen dürft!

So dürft Ihr etwa gleich drei Mal zum Museum hinschlappen, wo dann mehrere Gegenstände hintereinander angewendet werden müssen. Das ist weniger schwer, da Ihr es leicht durch Ausprobieren herausfinden könnt. Warum dann plötzlich etwas zu finden ist, wo vorher nur Leere gähnte, bleibt ein Geheimnis des Spiels.

Schaurige Grafik

Besondere Verärgerung erzeugt leider die ziemlich verwaschene 2D-Darstellung der Umgebung, die Brillenträger vielleicht daran erinnert, wie die Welt ohne ihr Nasenfahrrad aussieht. Wie schon bei Loch Ness sieht die in einer Auflösung von 800 x 600 gehaltene Szenerie schlicht künstlich aus, Details hingegen gibt es nur wenige.

__NEWCOL__Wenig Schwung bringen da, obgleich grobkörnig und farblich daneben, nur die gerenderten Filmchen (insgesamt etwa 20 Min.), die ganz gelegentlich die langweilige Story voranbringen. Leider sehen darin die Personen eher wie Gliederpuppen, denn wie lebendige Wesen aus.

Kaum Krimi-Atmosphäre

Insgesamt kommt daher nur wenig Atmosphäre beim nicht komplett lokalisierten Amenophis (nur deutsche Untertitel) auf. Das liegt wohl auch daran, dass es kaum Musik zu hören gibt, welche die Spannung steigern könnte. Die wenigen Geräusche, wie Schritte oder Stimmen, versetzen den Spieler auch nicht gerade in helle Aufregung.

Schuld daran ist vor allem das pomadige Gameplay, bei dem Überraschungseffekte durch die Unbeweglichkeit der Szenerie ausgeschlossen sind. Und sterbt Ihr unerwartet doch einmal, weil Cameron wieder einmal seine Nase in gefährliche Dinge gesteckt hat, dann ladet Ihr flugs und weiter geht`s.

Fazit


Der Trip von Detektiv Cameron an den schönen Nil ist leider ebenso misslungen wie sein letzter Auftritt vom Loch Ness. Die Story von Amenophis - Die Auferstehung, die sich als misslungenes Potpourri so ziemlich aller in Ägypten spielender Abenteuerfilme der letzten 60 Jahre herausstellt, ist schlicht mau, die Rätsel oft wirr und die Präsentation ziemlich unschön. Die Adventure Company sollte sich wirklich überlegen, ob es weise ist, den Markt weiter mit derartigen Billig-Abenteuern zu überschwemmen. Das könnte leicht zum Bumerang werden, denn so gerät das eigentlich spannende Genre langsam immer mehr in Verruf. Wer also ein wirklich ansprechendes Adventure sucht, kann es ja mal mit Runaway oder Post Mortem versuchen.

Pro

<li>Krimi-Adventure</li><li>Aufgaben unter Zeitdruck</li><li>übersichtliches Inventar</li><li>15 Stunden Dauer</li><li>relativ günstiger Preis</li>

Kontra

<li>aus Versatzstücken bekannter Filme</li><li>austauschbare Handlung</li><li>wenig Tiefgang</li><li>wenige Schauplätze</li><li>verwirrende Rätsel</li><li>öde Latscherei</li><li>viel zu linear</li><li>automatisch ablaufende Gespräche</li><li>unbewegliche Szenerie</li><li>verschwommene Umgebung</li><li>lachhafte Render-Filme</li><li>nur deutsche Untertitel</li>

Wertung

PC

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