Im Test: Auf der Jagd nach Seelen
Knapp sechs Wochen nach dem Start auf Xbox 360 und PlayStation 3 erscheint Dark Souls 2 (
ab 19,98€ bei kaufen) auch auf dem PC. Und Bandai Namco hat aus den Fehlern der Umsetzung des Vorgängers gelernt: Diesmal können sich Abenteurer auch ohne Userpatches sofort in zig Auflösungen austoben. Warum die hübschere Kulisse aber gar nicht das Entscheidende ist und warum sich letztlich kein Spieler diesen Tanz mit den tausend Toden entgehen lassen sollte, klärt der Test.
Spieldesign schlägt Technik
Es war technisch nicht optimiert und es gab ärgerliche Beschränkungen hinsichtlich der Auflösung – trotzdem habe ich Dark Souls vor zwei Jahren dieselbe Wertung von 90% auf dem PC gegeben wie auf den Konsolen. Warum? Nicht in erster Linie, weil es mehr Inhalte bot als auf 360 und PS3, sondern weil wir nicht stoisch nach einer festen Liste auf- oder abwerten. Wir betrachten immer das Spiel als Ganzes. Theoretisch kann also auch ein Abenteuer mit Rucklern hier und Texturproblemen da Platin erobern. Egal ob Pixel oder Virtual Reality: die Kulisse ist nur eine Facette an der Oberfläche.
Auch wenn Dark Souls 2 auf dem Rechner etwas knackiger aussieht - an der grundsätzlichen Stimmung und Beleuchtung hat sich nichts geändert.
Denn je großartiger und intensiver das Erlebnis darunter, desto mickriger wird der technische Kram am Rande. Und Dark Souls erreichte schon 2012 eine einzigartige inhaltliche Qualität hinsichtlich Atmosphäre, Kampfsystem und Immersion, die es auf dem PC in den letzten Jahren leider viel zu selten gibt. Umso schöner ist es natürlich, dass Bandai Namco aus den Fehlern gelernt hat und den Nachfolger von Beginn an gewissenhafter umsetzt. Aber noch wichtiger als diese Anpassung an das leistungsfähigere System war die Erkenntnis auf 360 und PS3 im März, dass dieses Dark Souls 2 hinsichtlich des Spieldesigns ein würdiger Nachfolger ist – und kein weichgespülter Aufguss.
Hunderte Stunden Abenteuerspaß
Ich spiele Dark Souls 2 immer noch. Es ist das einzige Abenteuer, das ich seit Wochen immer wieder zuhause anwerfe. Action-Rollenspieler werden über hundert Stunden auf höchstem Niveau unterhalten – und man entdeckt immer wieder Neues. Warum das so ist und warum dieses Dark Souls 2 trotzdem nicht ganz an die Faszination des Vorgängers anknüpfen kann, wo es seine kleinen Macken und Defizite hat, habe ich in diesem zehnseitigen Test erläutert. Hier geht es nur kurz um die technische Umgebung, die visuellen Veränderungen sowie die Steuerung am PC. Gleich das Wichtigste vorweg: An der generellen Bleuchtungspolitik hat From Software auf dem Rechner nichts geändert. Die grundsätztliche Lichtstimmung, das also alles etwas heller ist als noch in einigen Videos und Versionen vor Release, entspricht der auf den Konsolen. Aber keine Bange: Auch dieses Dark Souls 2 hat pechschwarze Areale, die ihr nur mit Fackeln erkunden könnt - sie kommen nur etwas später.
Trotzdem kann man im Vergleich zu 360 und PS3 einiges manuell verschönern: Ihr könnt unter siebzehn Auflösungen
Ab in den Nebel: Freut euch auf über hundert Stunden packende Unterhaltung.
wählen - von 800x600 bis 1920x1080 oder so weit euch euer Monitor trägt. In den erweiterten Grafikeinstellungen lassen sich dann Textur-, Schatten- und Effektqualität sowie Kantenglättung, Bewegungs-, Tiefen- und Kameraunschärfe regeln. Ihr könnt anisotropes Filtern, Wasseroberflächen, Rendering sowie Modellqualität anpassen. Und wenn man alles so hoch schraubt wie möglich, geschieht was? Richtig: Die PC-Version sieht – welche Überraschung – hinsichtlich Figuren und Oberflächen schärfer und hübscher aus. Aber trotz HD hier und Glättung da liegen keine Welten zwischen DirectX und Konsolen. Ein
Ryse: Son of Rome sieht auf Xbox One wesentlich besser aus, was Körnigkeit, Plastizität, Licht & Co angeht. Aber was hat es dem Sandalenprügler mit seinem 08/15-Kampfsystem gebracht? Einen Verriss.
Die Kulisse behält auf dem PC trotz aller aufgedrehten Regler auch ihre kleinen Schwächen, was etwa einige verschwommene Hintergründe in der Distanz, physikalische Inkonsequenzen, Clippingfehler oder so manchen Fransenschatten angeht. Dafür läuft das Spiel super flüssig, sackt selbst bei höchsten Detailstufen nie unter 30 Bilder pro Sekunde, und die Ladezeiten wurden reduziert. Bei der Steuerung könnt ihr zwar zu Maus und Tastatur greifen, wobei ihr die Tastenbelegung für dutzende Lauf-, Kampf-, Zauber- und Kamera-Aktionen ändern könnt. Empfehlenswerter ist jedoch ein Gamepad, das auch umgehend erkannt wird und wo man wie schon auf den Konsolen die Sprungsteuerung, die Vibration oder das Zielen anpassen kann. Übrigens lässt sich nicht nur das 360-, sondern auch das PS4-Gamepad nutzen.
Fazit
Höhere Auflösungen hin, bessere Bildraten her – das ist alles schön, aber bei einem Spiel dieser Qualität sind das letztlich Peanuts. Freut euch einfach auf dieses Abenteuer am PC! Es gibt aktuell nichts Besseres für Action-Rollenspieler. Ihr werdet über hundert Stunden versinken, ihr werdet immer wieder fluchen, ihr werdet laut jubeln, voller Fragen ins Dunkel stolpern und mit pochendem Herzen an Abgründen kämpfen. Was will man mehr? Auch wenn Dark Souls 2 nicht ganz an die Faszination des Vorgängers heran kommt: Würden wir jetzt das Spiel des Jahres 2014 wählen, hätte es sehr gute Chancen. Natürlich sieht die PC-Version hübscher aus, außerdem läuft sie flüssiger und lädt kürzer. Aber hier liegen keine Welten zwischen den Systemen - sprich: Ein Ryse sieht auf Xbox One z.B. wesentlich besser aus, was Körnigkeit, Plastizität, Spiegelungen & Co angeht. Aber was hat es dem 08/15-Sandalenprügler gebracht? Einen Verriss. Denn From Software spielt da, wo es drauf ankommt, nämlich hinsichtlich Kampfsystem, Atmosphäre und Immersion in einer ganz anderen Liga. Und ab sofort seid ihr unter DirectX dabei. Ich wünsche euch lange Seelenjagden und angenehme Tode!
Pro
add_circle_outline Souls bleibt Souls: gnadenlos, aber fair
add_circle_outline rätselhafte Fantasywelt macht neugierig
add_circle_outline monumentale Spielwelt mit toller Architektur
add_circle_outline klasse Lichteffekte bei Fackelschein
add_circle_outline Storytelling über Anekdoten und Kulisse
add_circle_outline freie Charakterentwicklung, jeder Wert spürbar
add_circle_outline Krieger, Magier und Mischungen spielbar
add_circle_outline Nebenfiguren mit Eigenleben, helfen im Kampf
add_circle_outline kleinere Rätselelemente über Schalter/Apparate
add_circle_outline geniales Kampfsystem inkl. Traglast, Konter etc.
add_circle_outline jede Waffen fühlt sich anders an, zig Hiebe
add_circle_outline sehr gute Animationen und Bewegungsabläufe
add_circle_outline enorme situative Spannung
add_circle_outline fordernde Bosskämpfe
add_circle_outline Feinde klettern Leitern hoch, brechen Türen auf
add_circle_outline tolles Figuren-, Waffen- und Rüstungsdesign
add_circle_outline mehr Platz für Ringe und Waffen
add_circle_outline viele neue Eide, Items & Features Online-Spiel
add_circle_outline erstmals Voice-Chat im kooperativen Spiel
add_circle_outline böse oder gut spielen mit Online-Konsequenzen
add_circle_outline Maus oder Gamepad nutzbar (PC)
add_circle_outline läuft flüssig mit höchsten Details (PC)
add_circle_outline geringere Ladezeiten (PC)
Kontra
remove_circle_outline Welt nicht mehr so offen und vernetzt wie in Dark Souls
remove_circle_outline es gibt irgendwann leere Gebiete ohne Gegner
remove_circle_outline Teleports sind zu früh zu sichere Reisemöglichkeit
remove_circle_outline in manchen Gebieten wenig Gegnervielfalt
remove_circle_outline stark vereinfachtes Schmieden
remove_circle_outline Reparaturen nahezu überflüssig
remove_circle_outline Potenzial der Fackeln wird nicht ausgenutzt
remove_circle_outline Riposte dauert zu lange, raubt Rasanz im Kampf
remove_circle_outline einige fade beleuchtete, schwach texturierte Areale
remove_circle_outline physikalische Inkonsequenzen & Ragdoll-Satire
remove_circle_outline Saulden & Hüterin wirken wie schwache Kopien
remove_circle_outline kniehohe Hindernisse nicht überwindbar
remove_circle_outline etwas fummeliger Waffenvergleich
Wertung